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"Was ist mit Jace?", fragte ich und räusperte mich. "Gibt es irgendetwas Neues?" Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zu ihm.

Louis saß nun neben mir, auf dem schmalen Krankenbett und spielte gedankenverloren mit einer meiner Haarsträhnen. Ich wusste nicht, wann er damit angefangen hatte, aber mir gefiel es und es lenkte mich von seinen Lippen ab, die vor ein paar Minuten noch auf meinen gelegen hatten.

"Nein, er hat sich verpisst", murmelte er und starrte in die Dunkelheit. Als ich erleichtert aufseufzte, drehte er seinen Kopf zu mir. "Das heißt aber noch lange nicht, dass er vom Feld ist. Ich kenne Jace, der Mistkerl wird nicht locker lassen."

"Tyler meinte, er hätte eine Idee, wie er uns Jace fernhalten könnte", sagte ich und runzelte die Stirn, sein plötzlicher Abgang noch genau vor meinen Augen.

"Und ich kann jetzt schon sagen, dass das nicht klappen wird", erwiderte Louis und ich hörte aus seiner Stimme heraus, wie genervt er von Tyler war.

"Was hast du gegen Tyler?", fragte ich deshalb und schaute auf meine Finger.

"Er hat dich mit dorthin genommen", war alles, was er dazu sagte.

"Ja, aber nur, weil ich das wollte. Ich habe ihn quasi dazu gezwungen. Hätte er das nicht getan, hätte ich unseren Eltern von dem ganzen Kram erzählt."

"Ihm sollte dein Leben wichtiger sein, als Ärger von deinen Eltern."

"Louis, das war meine Schuld. Ich wollte mit. Tyler wollte das nicht, ich wollte das", seufzte ich.

"Ich habe auch nicht gesagt, dass ich allein Tyler die Schuld dafür gebe. Du willst nicht wissen, wie verdammt wütend ich eigentlich auf dich bin, glaub' mir", antwortete er und spannte seinen Kiefer an. Ein Schauder rannte meinem Rücken hinab.

"Tut mir leid", murmelte ich und schaute überall hin, nur nicht zu Louis. Er hatte mir vorher noch gesagt, dass ich nirgends hingehen sollte und ich hatte an dem Tag nichts besseres zutun, als seine Bitte gleich in den Wind zuschlagen.

"Hör' auf damit."

"Womit?", fragend wandte ich doch meinen Kopf zu ihm. Er funkelte mich an.

"So verdammt unschuldig zu tun."

"Was?", fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn. Ich hatte doch gar nichts getan?

"Ich kann so nicht sauer auf dich sein", gab er zu und schaute mich an. Seine Hand hob sich zu meinem Gesicht, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Seine Ringe fühlten sich kalt, aber angenehm an meiner Haut an und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Wieso verhielt sich Louis auf einmal so anders? Er war so ruhig und gelassen, nicht so, wie sonst. Ich bemerkte, wie meine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen und öffnete wieder meine Augen.

"Meintest du das eigentlich Ernst?", rutschte es mir heraus und ich wünschte, ich könnte die Worte wieder zurücknehmen. Eine Falte nahm zwischen seinen Augenbrauen platz und er starrte mich fragend an. "Was meinte ich Ernst?"

"Ist egal", sagte ich schnell - zu schnell - und fixierte meinen Blick beschämt wieder auf meine Hände. Es folgte eine lange Stille, in der ich dachte, Louis würde es auf sich beruhen lassen. Doch plötzlich spürte ich seinen kalten Zeigefinger an meinem Kinn und wider meines Willens drehte er meinen Kopf zu seinem Gesicht, damit er mir in die Augen schauen konnte.

"Was meinte ich Ernst?", wiederholte er mit seiner heiseren Stimme.

"Ich-" Ich wusste nicht, wie ich das sagen sollte, ohne dass ich mich verzweifelt anhörte. Flehend sah ich ihn an, hoffte, dass er es doch noch darauf beruhen lassen würde. Stattdessen hob er eine Augenbraue - ein Zeichen dafür, dass ich weiterreden sollte. Ich seufzte einmal leicht und starrte auf seine Brust, anstatt in seine Augen, während ich die Frage stellte.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt