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F A Y E

"T-Tyler?", stammelte ich geschockt. Die Luft in dem Wohnzimmer wurde mit einem Mal stickig und meine Atmung beschleunigte sich. Alles andere in meinem Blickfeld wurde ausgeblendet, meine Augen waren nur auf meinen Bruder gerichtet. Dort stand er. Nicht in Amerika, Nein. Hier, genau hier, vor mir.

Mit seinen vertrauten braunen, verwuschelten Haaren, den liebevollen, warmen braunen Augen und seinen leichten Lächeln auf den Lippen stand er leibhaftig vor mir, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, während meine Hände anfingen zu zittern und ich nicht wusste, ob ich ihn umarmen oder anschreien sollte.

"Hey, Schwesterherz.", lächelte er verunsichert.

Und ab da schaltete sich mein Verstand wieder ein. Wie konnte er Lächelnd vor mir stehen und erwarten, dass ich ihn herzlich empfangen würde? Nachdem, was ich über ihn herausgefunden hatte? Nach all der Enttäuschung, die ich wegen ihm durchstehen musste? Wenn er tatsächlich dachte, dass ich ihm das alles so schnell wieder verzeihen würde, dann kannte er mich nicht. Nicht ein bisschen.

"Verschwinde.", zischte ich leise und ballte die Fäuste an meinen Seiten. Sein Gesichtsausdruck fiel schlagartig und er runzelte verletzt die Stirn. Fast hätte ich bei seinem Blick nachgegeben; vorallem weil ich wusste, dass ich die Person war, die ihn verletzt hatte.

"Faye! Was soll das denn heißen?", rief meine Mum empört und schüttelte den Kopf. Sie stand hinter Tyler, mit einem großen Koffer in der Hand. Augenblicklich wollte ich mich für meinen Ton bei meiner Mutter entschuldigen, doch dann fiel mir direkt wieder ein, wieso ich ihn überhaupt angewendet hatte.

"Er weiß, was ich damit meine.", murmelte ich, während ich Tyler fest in die Augen schaute. Im Hintergrund sah ich, wie Mum und Dad einen fragenden Blick austauschen, dann aber die Köpfe schüttelten. Wahrscheinlich dachten sie, dass es sich hierbei um einer der seltenen Auseinandersetzungen zwischen uns handelte. Aber da musste ich sie leider enttäuschen. Diesmal war es alles andere als eine kleine Auseinandersetzung. Tyler's Schultern sackten runter, als er seufzte.

"Faye...", fing er an, "Können wir kurz reden?" Ich konnte deutlich sehen, dass ihm dieses Thema unbehaglich war.

"Und wieso sollte ich dir zuhören?", fragte ich verbittert. Es würde nichts daran ändern, dass er ein Drogendealer war.

"Ich will, dass du es verstehst. Ich kann dir alles erklären, aber du musst mir zuhören.", antwortete er bittend.

"Was willst du mir erklären? Was!? Dass du ein verdammter-"

Ich wurde sofort unterbrochen, als er hervorsprang und mich zum Schweigen brachte, indem er seine Hand auf meinen Mund presste.

"Bist du verrückt geworden? Wenn Mum und Dad das gehört hätten...", wisperte er aufdringlich und schenkte mir einen wütenden Blick.

Mindestens genauso wütend machte ich mich von ihm los und funkelte ihn an. "Und wenn schon! Dann wüssten sie es wenigstens!"

"Faye, es reicht jetzt. Komm mit." Und damit zog er mich am Handgelenk durch das Wohnzimmer, den Flur und die Treppen hoch. Meinen Eltern begegneten wir nicht, wahrscheinlich waren sie gerade in der Küche. Die ganze Zeit versuchte ich, mein Handgelenk aus seinem Griff zu entfernen, doch er hielt es so fest, dass es schon fast wehtat. Der Gedanke, warum Tyler eigentlich so plötzlich hier war, ging irgendwie in meinen anderen Gedanken unter, als Tyler die Tür seines Zimmers aufschlug.

"Hinsetzen.", manövrierte er mich auf sein Bett, während er sich seinen Stuhl vom Schreibtisch schnappte und sich genau vor mir platzierte.
"Und jetzt möchte ich, dass du mir zuhörst. Ohne dass du mich unterbrichst, mich anschreist oder sonstiges. Hör einfach nur zu, Verstanden?", sagte er und schaute mich ernst an. So Ernst, wie ich ihn selten gesehen hatte. So sehr ich ihn wirklich anschreien wollte, konnte ich es nicht. Irgendwas tief in mir drinnen sagte mir, dass ich zuhören musste. Vielleicht nicht für ihn, aber wenigstens für mich selbst, damit ich verstehe, warum.
Langsam begann ich zu nicken, woraufhin er erleichtert seufzte und die Augen schloss. Wenn ich ehrlich sein sollte, war ich gespannt was er als nächstes sagen wird.

Danger ↣ l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt