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F A Y E

Dieser Freitag, der 13.10. , wird in meine eigene Geschichte eingehen. Denn heute, an diesem Morgen, hatte ich tatsächlich, das allererste Mal, die Schule geschwänzt. Wirklich geschwänzt.

Ich war eigentlich immer der Ansicht, dass ich sowas nie im Leben tun würde. Weil es Sinnlos gewesen wäre. Was würde es mir denn bringen, wenn ich danach dann den kompletten Lernstoff nachholen und ihn mir dazu auch noch selbst beibringen müsste?

Ich war nunmal kein Wunderkind, dass alles sofort verstand.

Der Grund, warum ich es heute gewagt hatte war, dass ich erstens nicht in der Fassung war heute zur Schule zu gehen und zweitens, dass ich heute fast den kompletten Schultag verschlafen hatte.

Ich war heute erst um 12:46 Uhr aufgewacht, da ich vergessen hatte, den Wecker zu stellen. Und weil ich so unruhig geschlafen hatte, dass ich, nachdem ich das letzte mal ungefähr um 5:00 Uhr morgens aufgewacht war, danach wieder eingeschlafen war und wie gesagt, erst um 12:46 Uhr wieder aufgewacht bin.

Und als ich mich dann daraufhin aus meiner Jeans und meinem Pullover geschält hatte, war ich unter der warmen Dusche gesprungen. Erst da wurde mir klar, dass ich ganz alleine zu Hause war. Dass meine Eltern in Southhampton bei meiner sterbenden Oma ausharrten. Doch sobald mich diese Erkenntnis traf, schob ich sie ganz weit nach hinten in mein Gedächtnis.

Es war schon schlimm genug. Da wollte ich nicht auch noch den ganzen Tag darüber nachdenken. Als ich mir nach dem Duschen ein Handtuch umgewickelt hatte und vor dem Spiegel im Badezimmer stand, erschrak ich erstmal. Meine Augen waren immernoch rot vom vorherigem Abend und mein Gesicht war so blass wie noch nie. Ich war froh, dass mich in dem Moment niemand sehen konnte.

Als ich dann danach meine Unterwäsche, Jogginghose, Pullover und Socken angezogen hatte, lief ich geradewegs nach unten, wo im Flur immer noch das Licht brannte. Ich schaltete es aus und wusste in dem Augenblick nichts mit mir anzufangen.

Ich konnte mein Magen knurren hören, doch ich wollte nichts essen. Ich wusste, dass ich nichts runterbekommen hätte.
Wann hatte ich überhaupt das letzte mal was gegessen? Es müsste gestern zum Frühstück gewesen sein. Aber das einzige was ich jetzt wollte, war was Trinken. Denn mein Hals fühlte sich trocken und rau an.

Ich tapste in die hell erleuchtete Küche und gähnte. Während ich den Wasserkocher anstelle, schaute ich aus dem Fenster vor mir. Aus diesem Fenster konnte man unseren Garten sehen, in dem im Moment der Baum seine goldfarbenden Blätter verlor. Wenn man genauer hinsah, konnte man hier und dort ein paar kleinere Vögel ausmachen, die auf der Suche nach etwas Essbaren waren.

Ich beobachtete sie eine Weile lang, als auf einmal das Klicken des Wasserkochers mich dabei unterbrach. Seufzend wandte ich den Blick ab und holte mir eine Tasse aus dem Schrank. Nachdem ich den Teebeutel in die Tasse hing und das kochend heiße Wasser hinterher gegossen hatte, schaute ich wieder aus dem Fenster um mir die Wartezeit, bis der Tee fertig war, zu vertreiben.

Als ich die Vögel wieder beobachtete, machte sich ein Gedanke in meinem Kopf breit:

Wie wäre es wohl, als Vogel umherzufliegen und einfach frei zu sein?

Frei von allen Verpflichtungen, frei von all den Sorgen, frei von einfach allem. Ein Vogel kann machen was er möchte. Er muss nicht auf andere hören, muss sich kein Geld verdienen, um Essen zu bekommen. Ein Vogel hat es nicht schwer, seinen Gefährten zu finden. Mit dem er den Rest seines Lebens verbringt.

Und er kann fliegen. Kann die Welt von oben sehen. Wenn es ihm zu viel wird, kann er einfach verschwinden. Etwas, was ich nicht kann, aber liebend gerne tun würde. Denn im Moment wurde es mir einfach zu viel.

Danger ↣ l.tWhere stories live. Discover now