13 ♣ Kapitel

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Pain is only relevant, if it still hurts.

Ed Sheeran



Ich esse, wenn Owain mich zwingt und starre an die Plane des Wagens, wenn ich schlafen soll. Eigentlich atme ich nur, ich existiere aber leben ist das nicht. Ich bin ziellos und ohne Hoffnung. Ich weiß nicht, wohin wir unterwegs sind und es interessiert mich nicht. Owain habe ich gesagt, dass es besser ist wenn er mich hier lässt, bis der Händler mich ausliefert aber er hat abgelehnt und mich nur wütend angesehen. Mit einem gleichgültigen Schulterzucken habe ich seine Entscheidung hingenommen. Es ist mir unwichtig. Zumindest möchte ich, dass es das für mich ist und so lasse ich die Zweifel nicht zu, ersticke sie sofort ehe sie in mir wachsen können.

Ich sitze die Zeit ab, es ist eine Woche vergangen seit ich aufgewacht bin. Zwei Wochen seit ich Ayla verloren habe, aber es schmerzt, als wäre es nur wenige Augenblicke zuvor gewesen. Meine Wunden heilen, zumindest die äußerlichen. Unwillkürlich habe ich einen Wall errichtet und alle Gefühle dahinter verschlossen, die Scherben, die Trümmer, das was ich noch bin.

„Okay. Das reicht. Steh auf." Owain baut sich über mir auf, ich liege mit der Seite an einen Fels gelehnt und schaue zu wie die Sonne den Tag beendet.

„Was?" Fragend blicke ich auf. Seine Augen funkeln herausfordernd, ich schnaube und wende mich ab.

„Dieses Nichts tun. Das muss aufhören. Du musst wieder hochkommen, Sly. Willst du in diesem Selbstmitleid untergehen?" er klingt sauer. Ich merke, dass er mich aus meinem Panzer locken will und gehe nicht darauf ein. Nur ein winziges Fleckchen stimmt ihm zu aber auch das ignoriere ich.

„Was willst du von mir, Owain? Es gibt nichts, wofür ich hochkommen könnte."

„Ach ja? Ist Ayla etwa tot?" Er sticht erbarmungslos in die Narben. Zornig werfe ich den Kopf zurück und schaue ihn an. Diesmal schaue ich ihn wirklich an und registriere, wie schlecht er aussieht. Tiefe Augenringe und blaue Flecke an den Armen, aufgeplatzte Lippen und staubiges Haar. Aber dieses Funkeln in den Augen.

„Sie ist weg" fauche ich und richte mich mühsam auf. Mein Rücken brennt und ich ziehe scharf die Luft ein.

„Aber nicht verloren. Du solltest sie suchen. Das ist besser als das hier. Willst du warten, bis dich irgendjemand davon erlöst? Ich werde das nicht und der Händler tut es auch nicht. Steh auf!", bei den letzten Worten wird er lauter. Ich straffe mich, dann sehe ich wie ein kurzes zufriedenes Glitzern in Owains Augen erscheint und entspanne mich wieder. Das ist es, was er will. Aber seine Worte prallen von mir ab. Ich drehe mich um und will zum Wagen gehen doch er packt mich am Arm. Fest. Er lässt nicht los.

„Sly, du hast es ihr versprochen." Meine Augen weiten sich ungläubig. Die Zeile bricht mit einem Mal die Schutzmauer hinter der ich mich verkrochen habe, und immer noch zwischen den Trümmern des Spiegelraums verharre. Wie oft hat Ayla das in meinen Träumen gesagt? Wie oft war es ein Vorwurf oder ein Flüstern, welches sich leise immer wieder in meine Gedanken stiehlt? Ich konnte es verbannen, tagsüber mit Mühe aber nachts kommen sie wieder, gleiten durch mich hindurch als wäre ich nichts.

„Es ist zu spät" flüstere ich und meine Lippen zittern.

„Du bist stärker als du denkst und du bist nicht daran zerbrochen. Sie bringen sie nicht um, Sly. Sie schaffen sie in eins der Lager, sie brauchen die Kinder, wozu auch immer aber Ayla lebt und wartet auf dich." Owian sagt es ruhig und entschieden. Aufgewühlt versuche ich meine Fassung wiederzuerlangen. Ich schüttele langsam den Kopf, eher zu mir selbst als zu dem was Owain sagte. 

Du wolltest dir nicht erlauben das dich etwas noch einmal verletzt. Lass es nicht an dich ran. Es ist vorbei. Sie ist weg und es ist deine Schuld, akzeptiere es einfach und fang an damit zu leben. Die Stimme in mir ist drängend doch sie beherrscht mich nicht. Ich lasse es nicht zu. Wie gerne würde ich mich ihr hingeben aber etwas hält mich zurück. Meine Augen suchen einen Punkt an den ich mich klammern kann und finden schließlich das Grün in Owains. Es ergreift mich und hält mich fest.

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