Nothings New

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„Mir reicht es jetzt endgültig! Mit dir lässt sich einfach nicht reden, ohne dass du sofort die Nerven verlierst."

Ein Türschlagen und dann herrschte wieder Stille. Ich nahm das Kissen, welches ich mir auf die Ohren gedrückt hatte und schmiss es in die nächste Ecke.

Jeden verdammten Morgen seit Wochen weckte mich nicht Wannabe, dass Lied meiner Liebling Kpop Gruppe, welches ich auf meinem Handy als Weckton eingestellt hatte, sondern das Geschrei meiner Eltern.

Das Wort Ehekrise wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich seufzte.

Nur mit Mühe quälte ich mich aus meinem riesigen, kuscheligen Bett und taumelte ins Nebenzimmer, welches mein komplettes Sortiment an Klamotten beherbergte.

Es war Montagmorgen und meine Stimmung lag schon im Keller. Das sollte eine lustige Woche werden, dachte ich ironisch und versuchte meine zerzausten Haare zu ordnen.

Es klopfte an der Tür. „Miss, ihr Frühstück steht im großen Saal bereit.", rief eine zarte Frauenstimme von draußen.

„Ich komme gleich!", kam meine Entgegnung. Die Frauenstimme gehörte einer unserer Bediensteten. Und ja, wir waren keine stinknormale Alltagsfamilie.

Meine Eltern leiteten beide große Unternehmen, die Unterfirmen überall auf der Welt und in sämtlichen Ländern hatten. Kurz gesagt, ich wuchs in einer Familie auf, die wörtlich in Geld hätte schwimmen können.

Ich zog schnell meine Schuluniform an, schnappte mir meine Schultasche und verließ mein Zimmer.

Ich lief die Treppe hinunter und betrat den Essensraum. Raum war vielleicht das falsche Wort, Ballsaal traf es deutlich besser.

Der Raum war riesig, genau wie der Tisch. Zwölf Leute konnten daran sitzen und essen. Ich konnte es nicht ausstehen hier zu essen.

Meine Eltern waren längst zur Arbeit gefahren und Geschwister besaß ich auch keine. Alleine in einem großen Raum und einen riesigen Tisch sitzend, machte mich schon fast depressiv und ließ mir den Hunger vergehen.

Ich nahm das Tablett mit Brötchen, Croissant, Tartes und was sonst noch an leckeren dort rumstand und für eine Person viel zu viel war und machte mich auf den Weg zur Küche.

Zwei der Dienstmädchen unsrer Familie wuschen gerade Geschirr ab. Ich ließ mich an dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes nieder. „Guten Morgen Lynn und Lara."

Verwundert drehten sich die beiden um. „Aber Miss, die Küche ist doch nur für Personal. Ihr Vater hat ausdrücklich gebeten den Tisch im großen Saal zu decken." meinte Lara. Lara war schon etwas älter, was man ihrem grauen Haar ansah.

Trotz der Falten strahlten ihre Augen mit Freundlichkeit, aber auch Intelligenz. „Wie oft soll ich euch denn noch sagen, dass ihr mich nicht dauernd mit „Miss" anreden sollt! Nennt mich einfach Ariah, dass ist immerhin mein Name seit 17 Jahren. Außerdem frühstücke ich lieber mit euch zusammen, sonst sterbe ich noch vor Langerweile allein essend."

„Also eigentlich ist dein Name ja-„ wollte Lara beginnen doch ich schnitt ihr das Wort mit einer einfachen Handbewegung ab.

Ich grinste die beiden an. „Ihr habt doch auch noch nichts gegessen oder?" Lynn, die vielleicht vier Jahre älter war als ich schaute zu Lara. Diese schüttelte nur den Kopf, musste aber auch grinsen.

Lynn nahm das als Zustimmung und ließ sich neben mich auf den Stuhl fallen. Keine Sekunde später war ihr Teller beladen mit allem möglichen Schnickschnack.

„Lara, du bist echt die beeeeste Köchin, die ich kenne." schmatzte Lynn vor sich hin. Mit einem Seufzen gab Lara sich geschlagen. „Was mach ich nur mit euch beiden?"

So sah unser täglicher Frühstücksprozess aus. Ich mochte beide und für mich gehörten sie schon fast zur Familie. Oder besser, sie waren mehr Familie als meine eigentlichen Eltern.

„Aber etwas fehlt noch! ", mit diesen Worten sprang Lynn auf und schaltete das kleine Radio auf dem Küchentresen ein. Die CD, die darauf hin anfing zu spielen, kannte ich nur zu gut.

„Ohooo, du hast dir jetzt auch das neue Itzy-Album gekauft wie ich höre. UUUUUnd? Welcher ist dein Lieblingssong?"

„Was für eine Frage! Natürlich Mr. Vampire! Haaaach, Lia ist einfach eine Göttin, was das singen angeht! Ich gäbe alles, um sie auch nur einmal live zu sehen. Ich kann alle ihre Parts in und auswendig!"

„So oft wie diese CD am Tag hoch und runterläuft, kann ich die auch schon...", klagte Lara und verdrehte die Augen. „Die Jugend von heute und deren komischen Musikgeschmack, werde ich mein Leben lang nicht mehr verstehen."

Lynn und ich kicherten, gingen aber nicht weiter auf ihren Kommentar ein. Meine Laune besserte sich im Verlaufe unserer Itzy Schwärmerei, doch das sollte nicht so bleiben.

Nur kurze Zeit später meldete sich Lara. „Ariah, du musst los!" Ach ja, Schule, da war ja was.

Nicht gerade energiegeladen stand ich auf. „Bis später dann." Am Türrahmen winkte ich Lynn und Lara noch mal zu, dann setzte ich meinen Weg fort.

(Titel- Nothings New (Rio Romeo)

505-Stray KidsWhere stories live. Discover now