Faint

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Als ich das nächste Mal zu mir kam, war ich allein. Eine Schwester kam ins Zimmer und sah mich mitleidig an.

Ich ahnte schlimmes, aber das hatte ich dann doch nicht erwartet. Wie ich mir bereits dachte, hatte mein Knie den größten Schaden davongetragen.

Ich weiß nicht wie das passiert ist aber laut der anderen bin ich nachdem ich bewusstlos wurde runtergefallen. Die Bühne schien kaputt zu sein. Scheinbar bin ich auf meinem Knie aufgekommen.

Eine Operation hätte jedoch alles wieder richten können und nach ein paar Monaten Reha wäre alles wieder fast so gewesen, wie es war.

Bloß gab es in der Familie meines Vaters ein Gen, dass eine allergische Reaktion auf Narkosemittel hervorrief. Mein Onkel, also der Bruder meines Vaters, hatte dieses Gen ebenfalls und kam mit schweren Verletzungen nach einem Autounfall ins Krankenhaus.

Er kam sofort in den OP, nur wusste man da nicht, dass er allergisch auf die Narkose reagieren würde. Während der Operation erlagt er einem Schock und liegt seitdem im Koma. In meinem Fall könnte demnach eine Operation ähnlich enden. Ohne eine Operation jedoch würde es Jahre dauern, bis mein Knie wieder vollständig geheilt wäre.

Noch dazu wäre ich nie wieder in der Lage normal Sport zu machen, sei es Basketball, Tanzen oder einfach nur Rennen über einen längeren Zeitraum. Dennoch waren meine Eltern sich seit langem mal wieder einig. Eine Operation käme nicht in Frage! Ich habe nicht widersprochen.

Ich war immer ein aktives Kind und liebte es rumzutollen. In der Schule habe ich begeistert bei den Volleyball- oder Basketballstunden mitgespielt und das Tanzen hatte mir immer unglaublich Freude bereitet. Ich wollte das nicht aufgeben. Niemals! Aber...mein Onkel liegt seit 7 Jahren im Koma und...ich will leben!

Ich will Tanzen UND ich will leben, aber beides scheint nicht möglich zu sein. Ich saß fast drei Jahre im Rollstuhl und bekam Rehabilitation, damit mein Knie wieder verheilen kann. Ich habe erneut laufen gelernt und jeder, der mich jetzt sieht, würde sagen, ich sei kerngesund...ich wünschte das wäre so.

Dieses Jahr werde ich achtzehn und kann selbst entscheiden, ob ich so weiterlebe oder ob ich einer Operation zustimme. Ich weiß, dass ich so, wie ich jetzt bin und lebe, nicht glücklich bin, aber ich will eine OP nicht riskieren, wenn ich zu fünfundneunzig Prozent nie wieder aufwachen werde." Hatte ich was vergessen zu erwähnen?

„Ach ja! Der Grund, warum ich im Park geweint habe, ist, dass ich heute erfahren hatte, dass sie ihren Freund heiratete.

Sie war sowieso schon gereizt weil ich gestern mit meinen Freunden Inlineskaten war und meine Mutter deswegen ausgeflippt ist. Was natürlich kein Wunder ist, aber ich brauche das von ihr nicht hören. Meint sie nicht, ich bin mir den Risiken bewusst?

Aber was soll ich denn machen? Es besteht Tag täglich die Gefahr, dass ich stolpere und auf meinem Knie lande, aber deswegen in Watte gepackt das Haus nicht mehr verlassen? Ich habe es einfach satt, übervorsichtig zu sein!" Gut, jetzt war alles draußen.

Ich seufzte noch einmal und schaute dann auf. Hikaro starrte mich für kurze Zeit einfach nur ernst an.

„D-Die Bühne, etwas stimmte damit nicht.. Du hast das ein paar mal erwähnt.."

Wow, er schien mir genau zugehört zu haben. Ich nickte langsam.

„Im Nachhinein stellte man fest, dass das die Decke defekt war und das Holz deshalb begonnen hatte durch den Regen feucht zu werden.

Mein Vater hat natürlich Klage eingereicht und als Entschädigung bekamen wir eine hohe Menge an Geld, aber was soll's? Davon kann ich mir auch kein neues Knie kaufen."

Hikaro wollte etwas sagen, doch jemand anderes kam ihm zuvor. „Entschuldigen Sie bitte, aber wir schließen jetzt.", sagte einer der Angestellten und guckte uns entschuldigend an. Als wir den kleinen Laden verlassen hatten, schaute ich auf meine Armbanduhr...Shit, es war schon nach Mitternacht!

(Titel-Faint, Linking Park)

505-Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt