Panic

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„Könntest du irgendwas vielleicht genauer definieren?" Meine Stimme hatte einen gereizten Unterton. „Naja, viel weiß ich nicht, nur dass sich der Gesundheitszustand wohl verschlechtert hat und der Arzt nicht all zu viel Hoffnung hat, dass dein Onkel aus dem Koma wieder aufwachen wird..." Ich hatte begonnen, im Zimmer auf und ab zu laufen.

„Und mein Vater?", wollte ich wissen. „Ähm...er kommt nur noch selten nach Hause und wenn dann ist es spät in der Nacht. Nachdem er mit dem Arzt gesprochen hat...nun ja...die Alkoholbestände in diesem Haushalt reduzieren sich zunehmend, wenn du verstehst, was ich meine." Ich blieb stehen. Ich hatte meinen Vater noch nie mehr trinken sehen, als abends mal ein Glas Wein, ein wenig Scotch oder Whisky, aber so richtig betrunken? Das gefiel mir nicht.

Aber was sollte ich tun? Ihn anrufen? Seitdem ich hier war, hatte er sich doch auch nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet! Es machte mich traurig zu sehen, wie unwichtig ich ihm doch war.

„Soojin? Ich erzähle dir das nicht, damit du den nächsten Flieger zurück nimmst, aber...ich dachte, du solltest das wissen." Ich ließ mich wieder auf die Bettkante sinken. „Keine Ahnung. Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Natürlich mache ich mir jetzt Sorgen, aber...ich habe auch nicht das Gefühl, es wäre hilfreich für ihn, wenn ich morgen früh vor seiner Haustür stehe und per Handy ein ernsthaftes und ausführliches Gespräch zu führen, würde auch nicht den Nagel auf den Kopf treffen.

Noch viel weniger weiß ich, ob ich meiner Mutter hiervon Bericht erstatten sollte...ich will nicht, dass sie sich Vorwürfe oder Ähnliches macht. Aber ist es okay, jetzt nichts zu tun?" Nein, war es sicher nicht!

Dennoch...wusste ich nicht, WAS ich tun sollte. „Hey! Mach dir keine überflüssigen Sorgen. Ich behalte die ganze Sache im Auge und halte dich auf den neuesten Stand. Wenn was passiert, lasse ich es dich sofort wissen. Also regle erstmal dein Leben da drüben und belaste dich nicht mit noch mehr. Dein Vater ist erwachsen und wird ja wohl noch genug Verstand haben, um auf sich selbst aufzupassen. Gut, wäre das also geklärt. Und wenn ich das nächste Mal anrufe, will ich hören das zwischen Stray Kids und dir wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, haben wir uns verstanden?" Ich seufzte.

„Aber wenn was ist, dann rufst du SOFORT an, okay?", fragte ich, immer noch nicht überzeugt. „Jaja, hast mein Wort. Also dann, auf mich warten eine Tüte Chips, ein Glas Käsedipp und die siebte Staffel Pretty Little Liars. Man hört sich...und Finger weg von Lia!" Damit legte sie auf. Sie konnte echt verdammt besitzergreifend sein...

Am nächsten Tag wusste ich nicht, worüber ich mir mehr Sorgen machen sollte...über meinen Vater oder das mir bevorstehende Gespräch mit SKZ. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, meiner Mutter von den Vorkommnissen in Deutschland zu erzählen. Sie hatte gerade erst meinen Vater hinter sich gelassen und ist nun dabei mit Jack ein neues Leben aufzubauen.

Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war ihr besoffener Ex-Ehemann. „Soojin!" Ha? Verwirrt sah ich Olivias Gesicht vor mir. Warum stand sie vor mir? „Was?", fragte ich verwirrt. „Es hat gerade zum Stundenende geklingelt und da es unsere letzten für heute waren, müssen wir jetzt los." Es hatte geklingelt?

„Ja, sorry." Olivia sah mich weiterhin an. „Alles okay? Du bist schon den ganzen Tag woanders mit den Gedanken habe ich das Gefühl." Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein, alles gut. Hab nur nicht so viel Schaf gehabt diese Nacht." Naja, komplett gelogen war es nicht. „Hier!" Suji hielt mir einen ihrer Schokoriegel entgegen, während sie genüsslich auf ihrem eigenen rum kaute.

„Ähm danke?" Sie zuckte die Achseln. „Schoki beruhigt die Nerven." Schnell stopfte ich meine Sachen in den Rucksack und zu dritt verließen wir das Schulgebäude. Während der U-Bahnfahrt aß ich den Schokoriegel, den Suji mir gegeben hatte.

Apropos, da Suji eh schon Bescheid wusste und offensichtlich den Rest des Tages nicht besseres vorhatte, hatte sie uns gefragt, ob sie mitkommen dürfe.

Stray Kids und Itzy würde zwar nicht so begeistert sein, aber im Endeffekt wusste sie eh schon alles und mal ehrlich...sie war jetzt nicht so der Gossipgirl-Typ. Wir waren fast an ihrem Haus.

Nicht einmal Chris wusste von unserem geplanten Überfall. Ich wollte es ihm mitteilen, aber bei unsrem letzten Treffen ist es in den Hintergrund geraten und jetzt...standen wir vor der Tür, aus der ich vor drei Tagen rausgekantet wurde.

Ich schaute zu Olivia, die wohl auch ein wenig nervös war. Gerade als ich Zweifel bekam und fragen wollte, ob das wirklich eine so gute Idee ist, hörte ich ein Klingeln. Entsetzt sah ich, wie Suji ihren Zeigefinger vom Klingelknopf nahm. Bevor ich ausflippen konnte, wurde jedoch schon die Tür geöffnet. Natürlich war es keine andere als Chaeryeong, die die Tür geöffnet hatte, immerhin erwartete sie ja ihre Freundin...nur hatte ihre Freundin noch zwei Freundinnen mitgebracht und noch dazu hatte eine davon auch noch Hausverbot.

Wie zu erwarten weiteten sich ihre Augen, sobald sie mich sah. Oh oh! Ich und Olivia sahen uns an. Dann drehte sie sich zu Chaeryeong und wollte gerade alles erklären als... „Schön dich zu sehen." Sie umarmte Olivia und gab ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe. Dann sah sie zu mir. „Hey Soojin, gut dass du da bist. Kommt doch rein." Mooooment! Sie...war nicht sauer?

505-Stray KidsWhere stories live. Discover now