Sternenlicht - Legolas FF

By Sternchen_Starlet

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Ivriniel ist jung - kaum mehr als einhundert Jahre alt - und als Elbenprinzessin kümmert sie sich vor allem u... More

Kapitel 1: Der Überfall
Kapitel 2: Böses Erwachen
Kapitel 3: Der Befehl
Kapitel 4: Eine trauernde Prinzessin
Kapitel 5: Die Reise beginnt
Kapitel 6: Ein alter Bekannter
Kapitel 7: Die Stadt des weißen Zauberers
Kapitel 8: Von Königen und Ratten
Kapitel 9: Der König von Rohan
Kapitel 10: Geschichten am Kamin
Kapitel 11: Von Schwertern und Äxten
Kapitel 12: Ein Lied in der Dunkelheit
Kapitel 13: Ein gefährlicher Weg
Kapitel 14: Nähe
Kapitel 15: Die Schlinge zieht sich zu
Kapitel 16: Vor der Schlacht
Kapitel 17: Die Schlacht beginnt
Kapitel 18: Zehntausend Feinde
Kapitel 19: Die Sonne geht auf
Kapitel 20: Gefunden
Kapitel 21: Das Festmahl
Kapitel 22: Palantír
Kapitel 23: Fern ab von Edoras
Kapitel 24: "Ich will, dass das niemals endet."
Kapitel 25: Die Leuchtfeuer brennen
Kapitel 27: Korsaren
Kapitel 28: Vor den Toren Gondors
Kapitel 29: Dem Ende entgegen
Kapitel 30: Ein nächtlicher Besuch
Kapitel 31: Der Berg spuckt Feuer

Kapitel 26: Der Weg ist versperrt

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By Sternchen_Starlet

Schon von Weitem hatten sie das Lager gesehen, das am Fuße des Berges entstanden war. Nach dem Ritt durch die weiten, kahlen Ebenen bot das geschäftige Treiben zwischen den kleinen, weißen Zelten durchaus eine willkommene Abwechslung. Vor einigen Zelten waren Kochstellen errichtet worden, Pferde standen angebunden nebeneinander und Menschen liefen in dem Wirrwar hin und her. Neugierig und ehrfürchtig sahen Männer aus den verschiedensten Regionen Rohans zu ihrem König und dessen Gefolge auf.

"Grimboldt, wie viele?", verlangte Théoden von einem dieser Männer zu wissen.

"Ungefähr fünfhundert Männer aus der Westfold, mein Herr!", antwortete der Angesprochene.

"Wir haben dreihundert weitere aus der Fennmark, Théoden, König", gab ein anderer Auskunft, während sie weiterritten.

"Wo sind die Reiter vom Schneeborn?"

"Es sind keine eingetroffen, Herr", erhielt er als Antwort.

Ivriniel konnte zwar das Gesicht des Königs nicht sehen, doch sie wusste, dass es ihm nicht gefiel. Sie hatten zu wenig Männer. Das war auch Aragorn klar, der eine besorgte Mine zur Schau trug.

In einer langen Schlange machten sie sich daran, hinauf auf den Berg gelangen. Der Weg war recht steil und kurvig, aber die Pferde fanden dennoch guten Halt. Nach einiger Zeit hatten sie die freie Fläche erreicht, die ihnen als Lagerplatz dienen würde. Ivriniel saß ab und verschaffte sich einen Überblick. Man hatte bereits Zelte für den König und seine Heerführer aufstellen lassen, die um einiges größer waren als jene, die den Männern am Fuß des Berges als Unterschlupf dienten. Vor einem dieser Zelte, das direkt neben dem größten, dem des Königs, stand, sah sie Éowyn, die sich darum kümmerte, dass man die mitgebrachten Habseligkeiten in die richtigen Zelte brachte. Der Hobbit, Merry, wenn sie sich richtig erinnerte, saß in der Nähe der jungen Frau im bereits plattgetretenen Gras und sah zu Boden. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen um seinen Freund.

Ivriniel ließ ihren Blick schweifen. Selbst wenn sie nicht direkt an die Kante herantrat, konnte sie die vielen Zelte auf der Ebene erkennen, die sich dicht aneinader drängten. Dennoch: Es waren zu wenig Krieger. Wenn sie Gondor helfen wollten, würden sie die Linien Mordors durchbrechen müssen und dafür mussten sie den Feind förmlich überrennen können, sonst würden sie keine Chance haben, gegen ihn anzukommen.

Sie drehte sich um und entdeckte Gimli und Legolas. Je weiter sie sich ihnen und der Felswand näherte, desto unruhiger wurde sie. Da war eine Macht, die auf ihren Schultern lastete und ihren Schritt verlangsamte. Sie kam bei ihren Gefährten an, als diese gerade ein Gespräch mit Eomer begonnen hatten.

"Dieser Weg dort, wo führt der hin?", hörte sie Gimli fragen, als sie bereits fast bei ihnen war.

Sie folgte dem Blick, den Eomer hinter sich warf und machte in dem Felsen einen tiefen Spalt aus, durch den ein schmaler Pfad führte. Die hohen Wände zu beiden Seiten ließen keinen Sonnenstrahl darauf fallen.

"Das ist die Straße zum Dimholt, zum Tor unter dem Berg", erklärte Legolas.

Eomer nickte. "Niemand, der sich dorthin begibt, kehrt jemals zurück. Dieser Berg ist voller Bosheit", sagte er und wandte sich ab.

Ivriniel hatte davon gehört. Es hieß, dort lebte das, was von den Menschen aus Ered Nimrais übrig geblieben war, die Isildur die Treue geschworen und diesen Eid gebrochen hatten: Geister, die keine Ruhe fanden.

Sie trat näher an Legolas heran. Durch seine bloße Anwesenheit fühlte sie, wie das Unheimliche sie weniger beeinflusste. Es verschwand in einem bedrohlichen Gefühl im Hintergrund, das sie weder am Tag, noch in der Nacht ganz verließ. Es ließ sie nicht schlafen, auch wenn bereits die Sterne über den Himmel zogen. Sie streifte ziellos durch das Lager, bis ihr die Blicke lästig wurden, mit denen man ihr nachsah. Nicht, dass sie negativ gewesen wären - im Gegenteil: Sie waren sogar beinahe ehrfürchtig, doch es störte sie. Wie gerne wäre sie wieder unter ihresgleichen gewesen, wo man zwar zu ihr aufsah, ihr aber nicht mit den Blicken folgte.

Näher am Abhang erkannte sie schließlich eine vertraute Gestalt und gesellte sich zu ihr.

"Wir bekommen Besuch", sagte Legolas, als sie sich neben ihn setzte.

Erst dachte sie, er meinte sie damit, dann jedoch folgte sie seinem Blick hinunter zum Lager, wo in unregelmäßigen Abständen Feuer brannten. Das weiße Fell des Pferdes, das zwischen den Zelten entlangschritt, war auch von dieser Entfernung aus gut zu erkennen. Langsam, ohne Hast aber mit festem Ziel lenkte der Reiter des Pferdes sein Tier schließlich den gewundenen Pfad hinauf.

Es war nicht schwer, herauszubekommen, wer der Neuankömmling war, denn von allen Feuern flüsterte es: "Elben, Elrond"

"Wir sollten die Pferde bereit machen", sagte Legolas und stand auf.

Sie tat es ihm gleich, sah ihn aber verwundert an.

"Wenn er hier ist und man uns noch nicht gerufen hat, ist sein Ziel Aragorn. Etwas geschieht heute Nacht und ich ahne, was es ist."

Was genau, wollte er ihr jedoch nicht verraten. Gemeinsam informierten sie also Gimli, der es sich vor einem der Feuer bequem gemacht hatte, dass sie wohlmöglich bald mit Aragorn aufbrechen würden und wandten sich zu der Stelle hinüber, wo sie die Pferde angebunden hatten. Als sie zu dem Zwerg zurückkehrten, sahen sie Aragorn, der mit ihm sprach.

"Du bleibst, Gimli. Diesmal nicht", hörte sie ihn sagen.

Inzwischen waren sie ganz an die beiden herangetreten. Legolas verzog den Mund zu einem Lächeln.

"Eigentlich solltest du die Sturheit der Zwerge langsam kennen", sagte er.

"Du musst dich damit abfinden, wir kommen mit dir, Junge", triumphierte Gimli und ließ sich von Legolas auf das Pferd heben, während Ivriniel ihrerseits auf ihr Pferd stieg.

Sie ritten durch das Lager. Die Männer, die sich an den Feuern versammelt hatten, wurden auf sie aufmerksam und bald schon säumte eine kleine Menschenmenge ihren Weg. Sie wollten sehen, was vor sich ging und begannen untereinander zu murmeln. Ivriniel erhaschte Aussprüche der Verwirrung, aber auch Wut und das Gefühl, betrogen worden zu sein, mischte sich unter die vielen Stimmen. Sie hätte die Menschen gerne beruhigt und ihnen mitgeteilt, dass sie sie nicht verließen, aber etwas schnürte ihr den Hals zu.

Sie sprachen nicht, während sie den engen Pfad entlangritten. Das ungute Gefühl wuchs mit jedem Schritt ihres Pferdes auf dem felsigen Untergrund. Links und rechts von ihr ragten die Wände weit in den Himmel hinauf. Kein Geräusch drang zu ihnen, nicht einmal der Ruf eines Nachtvogels.

Mit der Zeit wurde der Pfad breiter. Spitze Felszacken stießen in den langsam heller werdenden Himmel. Verkrüppelte und verdorrte Bäume säumten den Weg. Doch die Stille blieb.

Das Licht ließ die Gegend weniger bedrohlich erscheinen, dafür wurde sie unwirklich. Dennoch löste sich das, was sie am Sprechen gehindert hatte, auf.

"Wir holen also Verstärkung", stellte sie das fest, was ihr auf dem Weg hierher klar geworden war.

Die Stille schluckte den Klang ihrer Stimme.

"Was für ein Heer sollte sich an solch einem Ort aufhalten?", fragte Gimli ungläubig.

"Eines, das verflucht ist", antwortete ihm Legolas. "Vor langer Zeit schworen die Menschen des Gebirges dem letzten König von Gondor einen Eid, ihm beizustehen im Falle des Kampfes. Doch als die Zeit kam und Gondor in höchster Not war, flohen sie und verbargen sich an dunklen Orten im Gebirge. So verfluchte Isildur sie, niemals Ruhe zu finden, bis ihr Eid erfüllt sei."

Das Tor lag in einer Felswand unter dunklen Nadelbäumen, wohin man nur gelangte, wenn man den Hauptweg verließ. Die Macht, die vom Inneren der dahinter gelegenen Höhle ausging, war beinahe überwältigend.

"Sogar die Wärme meines Blutes scheint sich davongestohlen zu haben", fasste Gimli dieses Gefühl in Worte. Hier herrschten Kälte und Stille. Hier herrschte der Tod.

Von der Zeit abgetragene, aber dennoch sichtbare Zeichen waren über dem Tor zu erkennen.

"Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt von jenen, die tot sind und die Toten halten ihn. Der Weg ist versperrt", sagte Legolas.

Eine eisige Brise wehte ihnen aus der Höhle entgegen, das erste Anzeichen von Bewegung, das sie bemerkte, seit sie das Lager verlassen hatten. Der Luftzug kündete von Tod. Die Pferde zerrten an den Zügeln und rissen sich los. Sie unternahmen nur einen halbherzigen Versuch, die Tiere am Fliehen zu hindern.

"Brego!", rief Aragorn seinem Pferd hinterher, doch es kam nicht zurück.

Ivriniel beobachtete, wie Aragorn sich umdrehte und die Schultern straffte.

"Ich fürchte den Tod nicht", sagte er und betrat festen Schrittes die Höhle.

Sie war sich nicht sicher, ob sie das Gleiche von sich sagen konnte, als Legolas ebenfalls durch das Tor trat und die Dunkelheit dahinter ihn schluckte. Wenn er dort hineinging, würde sie es auch tun. Sie warf einen kurzen Blick auf Gimli, der immer noch mit sich haderte, folgte Legolas und Aragorn dann aber nach.

Im Inneren der Höhle war es dunkel und ihre Augen brauchten einen kurzen Moment, bis sie sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Hinter ihr sah sie Gimli durch das Tor treten. Der Hall, den sie draußen vermisst hatte, war hier durchaus vorhanden, doch beruhigte er sie in keinster Weise. Sie würden gehört werden. Sie vernahm das Geräusch von Stein, der auf Stein schlägt und mit einem Mal wurde es heller. Aragorn hatte eine Fackel gefunden und entzündet. Ohne auf sie zu warten, lief er los. Ivriniel wechselte einen kurzen Blick mit Legolas, ehe sie ihm hinterherliefen.

Die Höhle war groß und verwinkelt, doch Aragorn strebte die Wege entlang, als wisse er den Weg. Da ihr nichts anderes übrig blieb und sie ihm und seinem Urteilsvermögen inzwischen recht gut vertraute, folgte sie ihm. Es dauerte nicht lange, bis Mensch und Zwerg die Luft ausging und ihr Schnaufen von den Wänden widerhallte. Dennoch zügelte Aragorn sein Tempo nicht, bis sie zu einer offeneren Stelle kamen, die hallenähnliche Ausmaße und Züge hatte. Ihnen gegenüber ragte ein geschlossenes Tor aus Stein weit über ihre Köpfe hinaus und nahezu bis an die Decke der Höhle.

Eine Gestalt materialisierte sich vor ihnen. Grünlich schimmerte der Geist des Toten vor ihnen. Ivriniel stockte der Atem.

"Wer betritt mein Reich?", verlangte der Tote zu erfahren.

Seine Stimme war klar und deutlich zu verstehen, aber es schien ihr, als höre sie sie nicht nur mit ihren Ohren, sondern als spüre sie sie auch in ihrem Körper nach.

Aragorn ließ sich davon jedoch nicht beirren.

"Einer, der Eure Lehnstreue fordert", antwortete er.

Das, was vom Gesicht des Toten übrig war, verzog sich zu einer gefährlich blickenden Fratze.

"Die Toten dulden es nicht, dass die Lebenden hier gehen", sagte er.

"Doch werdet Ihr mich dulden." In Aragorns Stimme war kein Zweifel.

Ein hässliches Lachen schwoll in der Kehle des Toten an und füllte die Halle. Es war die Macht, die sie dazu brachte, sich umzudrehen. Hinter ihr wurden nun Umrisse von Gebäuden, die einst in den Stein gehauen wurden, sichtbar und weitere Geister fluteten wie eine Welle auf sie zu.

"Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt von jenen, die tot sind und die Toten halten ihn", verkündete der Tote und seine Stimme drang ihr durch Mark und Bein.

Weitere Geister materialisierten sich aus dem Gestein und binnen weniger Augenblicke waren sie umzingelt, die ihren Kreis enger um sie schlossen.

"Der Weg ist versperrt. Nun müsst ihr sterben." Bittere Freude klang in der Stimme des Toten wieder.

Legolas schoss einen Pfeil auf ihn, doch das Geschoss stieß durch die Gestalt wie durch Luft und prallte schließlich wirkungslos gegen die Felswand dahinter. Der Tote schien nicht beeindruckt zu sein.

"Ich fordere euch auf, euren Eid zu erfüllen", warf Aragorn ihm entgegen, doch auch dies schien ihn nicht zu berühren.

"Nur der König von Gondor vermag mir Befehle zu erteilen", antwortete er grimmig und holte zum Schlag aus.

Das Klirren von Metall hallte durch die Höhle, als Aragorns Schwert das des Toten parrierte. Er hielt es seinem Angreifer an die Kehle und Ivriniel fragte sich, ob das den Geist wohl interessieren würde, immerhin war er bereits tot, aber es schien ihn tatsächlich aufzuhalten. Vielleicht war es die Erinnerung eines Lebenden, die besagte, dass man mit der Klinge am Hals bereits so gut wie verloren hatte.

"Diese Klinge ward zerbrochen." Der Tote klang zornig.

"Nun wurde sie erneuert. Kämpft für uns und erlangt eure Ehre zurück." Aragorn ließ eine Pause. Er wartete auf eine Reaktion.

"Was sagt ihr?", verlangte er zu wissen, als diese nicht kam.

Wieder erhielt er keine Antwort. Er schritt auf die Geister zu, die vor ihm zurückwichen und sich weiterhin in Schweigen hüllten. Ivriniel gefiel es gar nicht, dass sich ihre Reihen hinter ihm wieder schlossen. Sie wäre Aragorn jetzt gerne sehr nah gewesen, immerhin hatte er das Schwert, mit dem er die Toten aufhalten konnte. Sie drückte sich näher an Legolas heran und sah in seinen Augen ebenfalls Sorge.

"Was sagt ihr?", rief Aragorn erneut.

"Ah du vergeudest deine Zeit, Aragorn. Sie besaßen keine Ehre im Leben und besitzen auch jetzt keine im Tod", sagte Gimli, doch Aragorn ignorierte ihn.

"Ich bin Isildurs Erbe. Kämpft für mich und ich werde euren Eid als erfüllt ansehen." Er hob das Schwert gegen die Geister und ließ es dann wieder sinken.

"Was sagt ihr?"

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