Kapitel 20: Gefunden

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Als sie wieder in die Halle trat, hatte sich der Trubel gelegt. Die Familien hatten einander gefunden, man hatte seine Toten vom Schlachtfeld geborgen und die Menschen waren erschöpft. Sie hatten damit begonnen, ihre Schlafplätze überall dort aufzubauen, wo sie Platz fanden. Nur vereinzelt drang leises, gedämpftes Schluchzen an ihr Ohr. Die meisten Menschen starrten nur bewegungslos geradeaus, wenn sie nicht bereits vor Erschöpfung in den Schlaf gefallen waren. Die Tränen waren versiegt, was blieb, war die Leere.

Die verbliebenen Elben aus Lothlórien waren bereits fort. Direkt nach der Schlacht hatten sie sich auf den Heimweg begeben. Ihre Aufgabe war erfüllt.

Ivriniel fühlte sich einsam, als sie an den Schlafstätten der Menschen vorbeilief. Die Schlacht hatte sie einiges an Kraft gekostet. Wie gern würde sie in diesem Moment zu ihrer Mutter gehen und sie umarmen, wie sie es als Kind getan hatte, wenn sie sich bedroht und allein gefühlt hatte. Ihre Mutter hatte ihr dann über das Haar gestrichen und ihr beruhigende Worte gesagt. Doch ihre Familie war nicht hier. Auch konnte sie nicht mit Anion über die Schlacht und ihre Erschöpfung sprechen, da ihr bester Freund noch immer tot war und nie wieder mit ihr würde reden und lachen können. Sie war einsam, umgeben von Menschen, nicht von ihrem Volk.

Ihr eigener Schlafplatz befand sich etwas abseits, in der Nähe des des Königs.

Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf waren bereits vor ihr eingetroffen. Der Zauberer saß etwas abseits, zog an seiner Pfeife und schien in Gedanken versunken zu sein, während die drei übrigen sich rege unterhielten.

„Nicht noch einmal in den Wald", hörte sie Gimli maulen.

Die anderen beiden lachten.

„Ivriniel." Der Zwerg hatte sie entdeckt.

„Setz dich zu uns", forderte er sie auf und sie kam dem nach.

Eine Ablenkung von ihren düsteren Gedanken kam ihr gerade recht. Vielleicht war sie ja doch nicht allein. Immerhin war da etwas, ein zartes Band, das sie mit den Gefährten der Ringgemeinschaft, die in diesem Raum saßen, verband. Zu einigen von ihnen war es fester, zu anderen loser, aber das gemeinsame Kämpfen hatte ihr das Gefühl beschert, irgendwie zu ihnen zu gehören – wenn auch nur für die Zeit dieser Reise.

„Wenn Gandalf sagt, dass wir sie dort finden werden, werden wir noch einmal in den Fangorn reiten", sagte Aragorn.

„Um eure Hobbitfreunde zu finden?", fragte Ivriniel interessiert.

Legolas nickte bestätigend.

„Ich wünschte, Gandalf würde sagen,dass sie sich in einer Höhle versteckt halten", brummte Gimli.

Ivriniel schmunzelte. Der Zwerg musste eine ziemliche Angst vor den Bäumen haben. Zwar waren die alten Wesen bei ihrem letzten Besuch nicht freundlich gestimmt gewesen, aber sie hatten ihnen auch nichts getan.

Es wurde kein besonders langer Abend mehr. Die Erschöpfung griff scheinbar auch bei Helden um sich und so dauerte es nicht allzu lange, bis ein jeder auf seinem Lager lag und der Atem aller ruhig und regelmäßig ging.

Ivriniel sah an den grauen, von den Strahlen des Mondes, die durch ein kleines Fenster fielen, beleuchteten Stein. Eine Melodie kam ihr in den Kopf.


„Und wenn der Mond des Abends scheint,

dann schlafe beruhigt ein",


sang sie leise einen kleinen Teil des Kinderliedes.

„Das hat mir mein Vater einmal vorgesungen, als ich ein kleines Kind war", hörte sie Legolas' Stimme aus einem Winkel des Raumes.

Sternenlicht - Legolas FFWhere stories live. Discover now