Kapitel 30: Ein nächtlicher Besuch

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Die Nacht war hereingebrochen. Stille legte sich über den Palast am höchsten Punkt der Stadt. Draußen in der Stadt barg man noch immer die Toten und vor den Toren verbrannte man die leblosen Körper der Feinde, doch der Feuerschein drang nicht bis in die hohen Hallen hinauf. Mond und Fackeln beleuchteten die Gänge, auf denen die wachhabenden Soldaten ihre Runden zogen. Einer der Männer gähnte. Dass man ihm nach einem solchen Tag auch noch eine Nachtwache auferlegte, gefiel ihm gar nicht. Wie viel lieber läge er jetzt in seinem gemütlichen Bett etwas weiter unten in der Stadt, in dem kleinen Haus, das seinen Eltern gehörte. Sie lebten noch, das hatte man ihm mitgeteilt. Wieder spürte er die Müdigkeit in sich aufsteigen. Ein Ton entkam ihm, als er das nächste Mal gähnte. Beinahe hätte er dadurch das Geräusch einer sich leise schließenden Tür ganz in seiner Nähe überhört. Alarmiert horchte er auf. Es war von links gekommen, da war er sich sicher. Auf diesen Gängen befanden sich die Gemächer für die mitreisenden Damen, wenn die Herrschaft Besuch bekam. In letzter Zeit hatten diese Räumlichkeiten leer gestanden. Ausschweifende Feste, wie die älteren Wachleute sie erlebt haben wollten, hatte es hier seit Langem nicht mehr gegeben. Doch nun, und das wusste er genau, war eines davon belegt. Sollte er nachschauen gehen, ob mit der Dame alles in Ordnung war? Vielleicht benötigte sie Hilfe. Doch als er sich gerade dazu entschieden hatte, loszugehen, kam sie ihm entgegen. Die Schritte ihrer bloßen Füße auf dem nackten Stein verursachten keinen Laut. Als sie ihn passierte, senkte er ehrerbietig den Kopf. Er sah ihr nach, betrachtete den feine, weißen Stoff, der ihren Körper umspielte und den Glanz, den das hereinfallende Mondlicht auf ihr dunkles Haar warf. Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.

Sie setzte ihren Weg über den Gang fort, wusste ganz genau, wohin sie wollte. Sie hätte niemanden fragen müssen, wo lang sie würde gehen müssen. In der Ruhe, die sie umgab, spürte sie seine Präsenz deutlich. Vor einer Tür hielt sie schließlich an. Sie betrachtete die Maserung des dunklen Holzes vor sich, verfolgte die feinen Linien mit den Augen. Dann hob sie die Hand, um anzuklopfen und ließ sie wieder sinken, als die Tür sich vor ihr öffnete.

Er hatte ihre Anwesenheit vor seiner Tür bereits gespürt. Er wusste, wer ihn dort erwartete. Mit einer Handbewegung deutete er ihr, hineinzutreten. Er sog ihren Duft auf, als sie an ihm vorbei in den Raum schritt, den Hauch von hohen Bäumen, grünenden Wiesen und dem Zwitschern der ersten Vögel, noch ehe die Sonne aufgeht.

Als sie hörte, wie die Tür hinter ihr geschlossen wurde, drehte sie sich zu ihm um und presste stürmisch ihre Lippen auf die Seinen. Fahrig schob sie ihre Finger in sein Haar und spürte bereits seine Hände ihren Rücken hinuntergleiten. Wie eine Ertrinkende, die für einen kurzen Augenblick an die Oberfläche gespült wird, schnappte sie nach Luft, ehe sie seine Lippen erneut mit ihren versiegelte. Sie spürte seine Hände auf ihrem Körper und ließ ihrerseits ihre Finger wandern, versuchte, jeden Zentimeter Haut zu erspüren. Sie fuhr seine Muskeln entlang, folgte den Strängen an seinen Oberarmen hinauf bis zum Rücken. Der Stoff seines Gewandes störte sie. Sie löste die Verbindung ihrer Lippen und öffnete mit fliegenden Fingern die Verschnürung seines Oberteils. Er ließ es sich ohne Gegenwehr abstreifen. Aufmerksam betrachtete sie die ebenmäßige Haut über seinen harten Muskeln und ließ ihre Hände über seine Brust wandern. Sie spürte seine Berührung unter ihrem Kinn, ließ von ihrer Tätigkeit ab und blickte ihn an, sah in das tiefe, klare Blau seiner Augen, ehe seine Lippen wieder auf ihren landeten. Seine Zunge verlangte Einlass. Nur zu bereitwillig ließ sie sich auf das Spiel ein. Schon fühlte sie seine Hände an ihrer Hüfte das leichte Kleid nach oben raffen. Doch auch ihre Hände waren nicht untätig geblieben, wanderten unter den Bund seiner Hose. Sie spürte Haut auf Haut. Ein weiteres Mal löste sie sich von ihm, hob ihre Arme und ließ ihn ihr Kleid darüberziehen. Sie beobachtete, wie seine Augen über ihren Körper flogen. Ungeduld machte sich in ihr breit. Sie wollte ihn jetzt.

Er sah ihr zu, wie sie zu dem ausladenden Bett hinüberging und darauf Platz nahm. Das Licht von Mond und Sternen umspielte ihre Rundungen. In ihren Augen brannte Verlangen.

Sie schloss ihre Arme um ihn, presste ihren Körper eng an seinen und ließ ihre Lippen erneut verschmelzen. Ihre Finger nestelten am Bund seiner Hose und beinahe wäre ihr ein Seufzer der Erleichterung entwichen, als er endlich das letzte Stück Stoff losgeworden war, das ihn von ihr trennte. Die Wärme seines Körpers heizte das Feuer in ihrem Inneren weiter an. Seine Lippen verließen die Ihren und sie wollte sich schon beschweren, als sie die Berührung an ihrem Hals spürte. Sein Mund wanderte tiefer und wandte sich ihrer Brust zu. Ihr Körper reckte sich ihm entgegen. Hitze durchflutete sie. Sie wollte nicht länger warten und drängte ihre Mitte näher an seine. Ungeduldig zog sie ihn wieder zu sich hinauf und verschloss seine Lippen erneut mit ihren. Sie spürte seine Erregung so sehr, wie sie sich ihrer eigenen bewusst war. Erleichterung überkam sie, als er sich endlich mit ihr vereinte. Jede seiner Bewegungen brachten sie der Erlösung näher und Töne der Lust entkamen ihr und ihm. Dann überrollte sie ihr Höhepunkt. Alle Muskeln in ihrem Körper zogen sich zusammen. Haltsuchend krallte sie ihre Finger in das Laken unter sich.

Er spürte, wie sie sich um ihn zusammenzog. Die zusätzliche Enge ließ ihn ihr rasch folgen. Er genoss ihre Wärme und verweilte so einen Augenblick, ehe er sich aus ihr zurückzog. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie sich eng an ihn schmiegte. So wollte er jeden Abend einschlafen.


Sternenlicht - Legolas FFWhere stories live. Discover now