Red Princess - Die Suche nach...

By RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 37

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By RealNez

Belle

Ich musste mich bemühen, meine ganzen Gefühle runterzuschlucken, mir nicht anmerken zu lassen, wie viele Gedanken mich plagten. An einem einzigen Tag war so viel geschehen. So viel.

Mein Kopf brummte, tat mir weh von all dem Denken, dass ich die Tränen, die dauernd ausbrechen wollten, nur mit großer Kraft zurück drängte. Erst die unschuldigen Menschen, die wir überfielen, die Begegnung mit Shelly im blauen Krankenhaus, in das wir uns heimlich geschlichen hatten, der tote Farblose im Keller, die Experimente und zu allem Überfluss schliefen wir auch noch in dem fremden Haus der Menschen, dessen Leben wir ruiniert hatten. Nichts war okay.

Ich hätte eigentlich in meinem weichen Bett im Palast sein müssen, aber eine einfache falsche Fehlentscheidung, nämlich das Verlassen meines Zuhauses, hatte mich zu diesem Punkt geführt gehabt. Vielleicht hätte ich wirklich nie den Palast verlassen dürfen, vielleicht hätte ich nie meinem Vater widersprechen sollen und vielleicht war das die Bestrafung, die ich verdiente, die mir deutlich machen sollte, was für einen Fehler ich begangen hatte und dass ich nicht von meinen Verpflichtungen einfach so wegrennen konnte...

... Aber, wenn das alles ein dummer Fehler war, hätte ich denn je die Möglichkeit gehabt, die Sterne von so nah zu bewundern? Hätte ich je die Möglichkeit bekommen in einem Wald zu spazieren? Wäre ich je über mich selbst gewachsen, hätte für mich selbst gestanden oder je einen Blauen geschlagen? Nein. Und selbst wenn mir all die negativen Ereignisse im Kopf herumirrten, klopfte mein Herz bei dem Gedanken an Freiheit und Unabhängigkeit schneller. Das war ich weder im schwarzen Viertel, noch im roten, bemerkte ich.

Doch wo konnte ich für immer dieses Gefühl tief in mir festhalten? Wo konnte ich mich sorgenlos unter dem klaren Himmel an Leinwänden austoben?

Ich drehte mich nur halb zu Jack, als ich ihm das Desinfektionsmittel und die verpackten Pflaster und Verbandrollen, die ich vorhin aus dem Badezimmer mitgenommen hatte, fast ins Gesicht schleuderte. Überrascht schoss sein Kopf in die Höhe und seine Augen funkelten mich sofort böse an, da er kurz vorm Einschlafen gewesen war. Schnell wand ich mich wieder dem Kamin zu.

Und an der Tatsache, dass wir gerade nicht aneinander gefesselt schlafen gingen, ging ich davon aus, dass er die Türen verriegelt hatte. Ob er an die Fenster gedacht hatte, wusste ich nicht, aber ich hatte sowieso keine Kraft heute Nacht abzuhauen. Vielleicht in der nächsten. Denn vielleicht hatte er auch gar nicht vor einzuschlafen. Bei Jack wusste man nie und zu erwarten war das von ihm.

»Es tut mir leid.«, sagte ich schwer schluckend. Ich sprach nicht vom Aufwecken. »Ich... Ich wollte eigentlich nicht fliehen, aber...« Ich schluckte. »Ich hatte Angst, dass es meine einzige Chance sein würde, mein Zuhause je wieder zu sehen.«

Da meine Augen fest am Feuer hingen, registrierte ich Jacks Reaktion nicht, aber ich konnte mir sehr gut bildlich vorstellen wie er die Verbandsrollen verwirrt begutachtete. Ich wollte ihn nicht ansehen, wollte nicht sein Gesicht, das von Kratzern und blauen Flecken übersät war, sehen. Ich hatte auch so schon ein ausreichend schlechtes Gewissen. Über alles.

»Und es tut mir auch leid, dass du meinetwegen in diese Prügelei verwickelt wurdest.«

Allein bei dem Gedanken, was alles in diesem Wald hätte passieren können, wenn Jack mich nicht gefunden hätte, wurde mir schlecht. Und bei dem Gedanken, dass meine beste Freundin über das, was in ihrem Krankenhaus geschah, Bescheid wusste, wurde mir sogar noch schlechter. Shelly war aber kein solcher Mensch, sie wusste es sicherlich nicht, aber ihr Vater, Jason, war bestimmt nicht unschuldig.

Wieder durchzuckte mich ein Frösteln von innen heraus und brachte meinen gesamten Körper zum Erzittern. Ich schlang die Arme fester um meine Beine, blendete alles in meinem Umfeld aus und konzentrierte mich allein auf das Feuer, das mich nicht zu erwärmen schien. Auch wenn ich erneut näher heran rückte.

Wenn meine Mutter heute noch am Leben wäre, hätte sie keine Sekunde gezögert, mich zu retten. Sie hätte keinen zweiten Gedanken daran verschwendet, das ganze Land auf den Kopf zu stellen, um mich zu finden. Im Gegensatz zu meinem Vater, liebte sie mich und hätte es geschafft mich zu beschützen ohne mich in diesem Palast zur Gefangenen zu machen, ohne von mir zu verlangen in ihre Fußstapfen zu treten. Sie hatte mich bedingungslos geliebt. Ich nahm den kleinen Anhänger um meinem Hals zwischen die Finger und drückte ihn. Aber mein Vater... Er war schon immer anders als sie, das komplette Gegenstück zur emotionalen, liebreizenden Frau, die meine Mutter war. Wie hatten sie sich gefunden, wie verliebten sich zwei so unterschiedliche Menschen ineinander? Das verstand ich nicht, das konnte nicht möglich sein. Die Brutalität in Dads Stimme, wenn er den Anführer in ihm rausließ, wenn er konsequente Maßnahmen durchnahm, war meist beängstigend. Und doch hatte er mir versprochen an meiner Seite zu bleiben, möge kommen was wolle.

Also warum dann suchte er nicht intensiver nach mir? Eine Handvoll Soldaten? War das sein Ernst oder ein schlechter Scherz? Vielleicht hatte Shelly sich verhört? Ich hoffte inständig, dass sie es missverstanden hatte, aber wieso dann hatte man mich nicht ausfindig machen können? Es war überhaupt ein Wunder, dass Dad nicht heimlich ein Chip in mein Armband einbauen ließ, um meinen Aufenthaltsort stets kontrollieren zu können.

Ob er heute morgen ganz normal aufstehen und mit seiner Familie frühstücken würde, ohne den leeren Stuhl zu seiner linken Seite zu bemerken? Oder hatte Emily sich diesen Platz geschnappt? Zu seiner rechten Seite saß seine Frau und auf der anderen seine Tochter. Ich fehlte und es schien ihm nichts auszumachen, wenn er sich noch nicht einmal dazu herablassen konnte, mehr Suchtruppen loszuschicken. Bedeutete ich ihm wirklich so wenig? War das schon immer so? Hatte ich etwas verpasst? Oder lag es an dem Streit, den wir hatten bevor mich die Farblosen aus seinen Armen rissen? Wie-

Erschrocken schnappte ich nach Luft als mich plötzlich etwas am Kopf traf. Ich fasste mir an die Stelle und entdeckte das Etwas, das mich erwischt hatte und hob überrascht die Augenbrauen als ich eine Packung Taschentücher erkannte. Mein Blick wanderte zu Jack, der noch seine rechte Hand mit dem Verband einwickelte. Sein Blick lag nicht auf mir als er sagte: »Ich weiß nicht warum du rum heulst, aber du wirst eines Tages zurück nachhause kommen.« Erst jetzt löstet er den Blick von seinen Fingern und sah mir in die Augen. »Versprochen.«, fügte er ernst hinzu.

Erst jetzt bemerkte ich, dass mir stumme Tränen über die Wangen rinnen. Ich schloss den Mund, der sich in der Überraschung geöffnet hatte, wieder und schluckte. Er dachte, ich würde mein zuhause vermissen und nahm meine Angst nie wieder meine Familie zu sehen ernst. Und er versuchte mir diese Angst zu nehmen - auf seine Art. Das hätte ich nicht erwartet. Langsam, ganz langsam nahm ich die Packung Taschentücher in die Hand und zog eins heraus. »Du hättest es mir nicht an den Kopf werfen müssen.«, murmelte ich während ich mir die Tränen trocknete.

»Ich weiß«, sagte er schulterzuckend. »Aber ich wollte« Demonstrativ hob er die Flasche mit dem Desinfektionsmittel, die vorhin auf seiner Brust gelandet war.

Ich biss mir auf die Lippe, um nicht breit zu grinsen und schüttelte den Kopf. Dann hatte ich das wohl verdient. Ich versteckte mein Gesicht, indem ich mich wieder von ihm abwandte und die kleine Packung in meinen Händen inspizierte.

Mein laut rasendes Herz hätte mich verraten können, wenn das Knistern des Feuers nicht bereits laut genug gewesen wäre. Ich atmete tief ein und aus, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen und schälte mich aus der Decke, da mir plötzlich zu warm wurde. Vielleicht war ich jetzt zu nah am Feuer. So nah, dass ich mich verbrennen könnte, wenn ich mich nur noch ein bisschen weiter nach vorne lehnte. Aber das tat ich nicht, stattdessen stand ich auf und ließ mich auf der großen Couch, schräg zu Jack, nieder und deckte mich nur bis zur Hüfte zu.

Da sich Jack weiter um seine Verletzungen kümmerte, nutzte ich die Gelegenheit aus. »Hast du herausfinden können wo sie deinen Freund festhalten?«

Diese Frage spukte schon seit längerem in meinem Kopf. Wenn wir ihn nicht im Krankenhaus finden konnten, war das doch ein gutes Zeichen oder nicht?

Jack ließ seufzend die Hände in den Schoß sinken und sagte »Im roten Viertel«, weswegen mir das Herz kurz stehen blieb und dann im doppelten Tempo weiter schlug. »Sie verhören ihn dort.«

»Im roten Viertel?!« Fast hätte ich geschrien, aber hielt mich gerade noch im Zaun. Er wollte mich höchstpersönlich in mein Heimatviertel führen. Soweit konnte er mir auf keinen Fall vertrauen. Da musste es einen Haken geben!

»Ja«, murmelte er und schien bereits jetzt zu bereuen, es mir gesagt zu haben. Er verdrehte die Augen. »Wenn du mir hilfst, Matt zu befreien, kannst du im roten Viertel, in deinem zuhause bleiben während wir uns auf den Weg ins schwarze Viertel machen werden.«

Ich richtete mich auf, meine Augen so groß wie noch nie zuvor starrte ich ihn ungläubig an. »Das ist nicht lustig, Jack.«, krächzte ich in der Hoffnung, dass er nicht mit mir scherzte.

Jack schnalzte mit der Zunge. »Ich weiß«

Mein Herz pochte nun so laut, dass das Blut in meinen Ohren rauschte. Er meinte es ernst. Er wollte mich gehen lassen. Er schenkte mir meine Freiheit. Meine Atmung ging schneller, wenn ich daran dachte, meinen Vater wieder zu sehen. Bestimmt war alles nur ein Missverständnis gewesen, Shelly hatte es falsch verstanden, und Dad suchte wie wild nach mir. Er machte sich bestimmt unendlich große Sorgen um mich und bald würden wir uns wieder sehen!

Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich ließ mich zurück auf die Couch fallen. Ein immer breiter werdendes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, mein Herz hämmerte aufgeregt gegen meinen Brustkorb. Das war eine gute Nachricht, ich konnte mich freuen, ich würde nicht wieder zurück ins schwarze Viertel müssen, ich müsste Layla nie mehr wieder sehen, würde von diesem Bill zu keinen weiteren Fragen unterzogen werden und diesem böse dreinblickenden Drake würde ich auch nicht mehr begegnen.

Jack und... und Mia würde ich auch nie wieder sehen. Ich würde ihn nie wieder sehen, nie wieder seinen Drohungen ausgesetzt sein... Wir wären auch nie wieder gezwungen draußen in der Wildnis unter den strahlenden Sternen zu schlafen und... ich würde nie wieder aus dem Palast kommen, um das alles nochmal zu tun.

Das war doch gut oder nicht?

Zuhause warteten meine Familie, meine beste Freundin, mein warmes Bett und frische Mahlzeiten auf mich. Ich konnte wieder in meinen Alltag zurückkehren, nach dem ich mich so gesehnt hatte. Shane würde sich sicherlich auch freuen, mich wiederzusehen.

Das war gut. So gut. Das wollte ich. Ich wollte wieder zurück.

»Stimmt was nicht?«, ertönte Jacks Stimme wie aus dem Nichts und riss mich aus meinen trübseligen Gedanken.

Ich blinzelte verwirrt, hatte gar nicht gemerkt wie das Lächeln aus meinem Gesicht schwand und sich meine Stirn runzelte.

Schnell räusperte ich mich. »Doch! Es- ich freue mich endlich nachhause gehen zu können.«, zwang ich mir wieder Freude ins Gesicht.

Wieso musste ich es mir überhaupt aufzwingen? Ich war glücklich über diese Nachricht. Nur hatte ich Zweifel, glaubte nicht ganz an seine Worte, konnte nicht anders als in seinem Gesicht nach einer Lüge, einem Trick oder einer Masche zu suchen.Er konnte mir nicht einfach so die Freiheit schenken.

»Was ist mit Mia?« Wie konnte ich sie einfach so zurücklassen?

Jack zuckte die Achseln. »Ich glaube, sie ist sehr zufrieden mit ihrem neuen Leben. Ihr wird nichts geschehen.«

Ihr neues Leben. War es das? Hatte sie ihr altes Leben, uns, einfach so zurückgelassen und ein neues Kapitel aufgeschlagen? Und das für Farblose? Wenn ich so darüber nachdachte, gab ich Jack recht.

Sie war zufrieden. So zufrieden, dass ich nach einer geraumen Zeit zum Dorn in ihrem Auge wurde. Zustimmend presste ich die Lippen zu einem schmalen Strich und nickte.

»Du wirst frei sein, aber es gibt eine Bedingung.«, fügte er schließlich hinzu und bestätigte meine Vermutung, dass er nichts Gutes ohne Grund tat.

Er fing an zu sprechen, ich hörte ihm aufmerksam zu. Er offenbarte mir gegenüber Einiges und umso mehr er von sich gab und umso länger ich ihm zuhörte, umso unruhiger wurde ich.

Wie sehr konnte ich ihm wirklich vertrauen?







Los geht's. Morgen kommt gleich das nächste Kapitel :)
Würde mich sehr über eure Meinungen freuen. Was denkt ihr, ist diese Bedingung?

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