Red Princess - Die Suche nach...

By RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 12

3.7K 258 1
By RealNez

Belle

Dieser Jack brachte mich in ein anderes Zimmer, welches etwas größer war, aber dennoch nicht groß genug für all die Menschen, die sich darin aufhielten. In der Mitte des Raums befand sich ein großer länglicher Holztisch, der schon mehr als abgenutzt und kaputt war. An diesem Tisch hatten sich geschätzt zwanzig Leute niedergelassen gehabt. Doch nur einer erweckte mein Interesse. Der alte Mann am Ende dieses Tischs. Er starrte mich erwartungsvoll an. Sofort ordnete ich ihm den Namen Bill zu. Das musste er sein. Seine Aura, trotz seines hohen Alters, strahlte Macht und Dunkelheit aus. Ich schluckte. Noch immer war die Angst, erkannt zu werden viel zu hoch.

»Setz dich.« Die Stimme des höchsten Anführers war sehr kühl und für einen Farblosen sehr neutral. Keinerlei Anflug von Hass im Tonfall. Dennoch verpasste es mir einen ungeheuren Schauer über den Rücken.

Ich suchte den Raum nach Mia ab und fand sie auf der rechten Seite des Tischs zwischen zwei Farblosen. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Hatte sie sich an unsere Abmachung gehalten? Oder hatte sie geplaudert? Mir schlug das Herz bis zum Hals bei dem Gedanken. Ich sah zu Jack, der neben mir stand und auf mich wartete. Er nickte mit dem Kopf auf den Stuhl zwischen zwei Farblosen auf der linken Seite. Gegenüber von Mia.

Tief durchatmend nahm ich Platz und starrte die Tischplatte an. Ich wartete darauf, dass jemand anfing zu sprechen. Bis dahin hielt ich den Blick gesenkt. Vielleicht hatten sie dann Mitleid mit mir und die Konsequenzen für vorhin fielen aus? Obwohl... Wen versuchte ich zu täuschen? Mich oder Farblose? Mitleid war doch ein Fremdwort für sie. Verdammt! Langsam gingen mir die Ideen aus. Ich spielte jede Karte aus und ein Ass im Ärmel hatte ich auch nicht. Vielleicht hätte ich Jack sagen sollen, dass ich es bereute, auch wenn es gelogen wäre.

»Wie heißt du?« Die erste Frage...

Ich blickte auf. »Belle« Verdammt. »-a. Bella.«

Einige runzelten die Stirn, aber sagten nichts darauf, sondern schrieben es auf. Verwirrt versuchte ich einen Blick auf das Papier zu erhaschen, jedoch erfolglos. Der Farblose neben mir reichte den Zettel weiter damit jemand Anderes für ihn weiter schrieb als er meinen Versuch zu spicken entdeckte. Unschuldig rieb ich mir den Arm und vermied den Blickkontakt.

»Nachname?« Die zweite Frage...

Mir kam der Name, den mir mein Trainer in den Kopf gepflanzt hatte, in den Sinn: »Jones.« Ich hätte niemals gedacht, dass ich den in einem echten Verhör verwenden müsste. Dafür standen die Chancen schlecht, aber hier war ich nun. Im berüchtigten schwarzen Viertel.

»Alter?« Die dritte Frage...

»Ähm« Ich zögerte, aber entschloss mich für die Wahrheit. »Achtzehn.«

Bill nickte. »Farbe vor Violett?« Jetzt fingen die richtigen Fragen an...

Die Farbe Violett war tatsächlich etwas Besonderes. Aus den fünf Hauptfarben wurden die besten und vertrauenswürdigsten Arbeiter im Bereich der Hauswirtschaft und Sicherheitsmanagement ausgesucht, getestet und auf Probe gestellt bevor sie im roten Palast als Violette arbeiten durften. Auch dort stand man noch lange unter Beobachtung. 

Bevor ich darauf antwortete, versuchte ich mir die trainierten Antworten ins Gedächtnis zu rufen.

»Grün.« Diese Farbe gehörte zu den eher harmlosen Farben. Sie hatten nicht viel im Rat zu sagen und auch das Volk verhielt sich stets unauffällig.

Erneutes Nicken und Notieren.

»Seit wann arbeitest du für die Roten?« Eine wichtige Frage...

»Ein...« Ich musste hart schlucken. Es könnte gut möglich sein, dass sie uns schon länger beobachteten und ich mich verriet. Aber ich war so selten draußen. »Seit einem halben Jahr.«

»Eltern?« Eltern... Wussten sie es? 

»Beide tot.«

»An?«, fragte Bill unbeirrt weiter. Ohne einen Funken Empathie. 

Mir stockte der Atem als ich in diesem Moment realisierte, dass sie der Grund für den Tod meiner Mutter waren. Sie hatten meine Mom ermordet. 

Mit dieser Erkenntnis wich mir jede Farbe aus dem Gesicht und mir wurde plötzlich schlecht. Wie auf Knopfdruck fingen meine Gliedmaßen das Zittern an. Wie konnte ich das vergessen? Wie konnte ich vergessen warum ich Farblose eigentlich so sehr hasste? Mir war die Meinung der Gesellschaft egal, ich hatte meine Mutter und sie nahmen sie mir!

Meine Unterlippe fing ungewollt an zu beben. Aber nicht mehr aus Trauer, sondern weil mich mit einem Mal die rohe Wut packte. Ich ballte die Fäuste. Ich nahm mehrmals Anlauf etwas zu sagen, aber schloss den Mund immer wieder. Es käme nichts Gutes dabei raus.

Es war der schlimmste Tag meines Lebens gewesen. Ich war erst zehn gewesen als ich lernen musste wie sich wahrer Schmerz eigentlich anfühlte. Jeder Tag danach wurde zu einer Herausforderung. Jeden Tag versuchte ich die hinterlassene Lücke zu füllen, zu vergessen oder mich abzulenken. All die schönen Momente, die ich mit meiner Mutter teilte, wurden nun nur noch auf Fotos und Videos festgehalten. Meine Erinnerungen reichten nicht mehr so weit zurück. Dennoch war es das schrecklichste Gefühl, wenn ich von ihr sprach... 

»An was sind deine Eltern gestorben?«, wiederholte der Mann, den ich nun als den Mörder meiner Mutter sah. Alle in diesem Raum hatten sie getötet. Alle waren verdammte Mörder!

Und das Schlimmere an dieser Situation war, dass ich nicht wusste wie ich reagieren sollte. Am liebsten würde ich hier und jetzt jedem an den Hals springen, sie anbrüllen und und ... das ganze Viertel niederbrennen! Ich hatte eine so unglaubliche Wut in mir!

Tränen sammelten sich in meinen Augen. Niemand sprach auch nur ein Wort. Eine bedrückende Stille legte sich ganz kurz auf alle ehe Bill beschloss diese zu beenden. »Egal, ist sowieso nicht von Bedeutung. Kommen wir zu den wichtigeren Dingen.« Er räusperte sich. »Wie nah stehst du zu William Night?« Die fünfte oder sechste Frage?

Die Zeit um mich herum blieb stehen. Kaum zu fassen, dass er den Tod meiner Mutter so runterspielte! Arschloch! Mieses Arschloch! Wie gerne ich ihm die wenigen grauen Haare aus dem Kopf zupfen und sie ihm in den schmutzigen Mund stecken würde!

Aber ich blieb weiterhin still. Im Moment traute ich meiner eigenen Stimme nicht. Mit den Gedanken an meine Mutter würde ich nur in Tränen ausbrechen sobald ich auch nur den Mund öffnete. Da hielt ich lieber den Mund und nahm jegliche Konsequenzen auf mich.

»Er hat dir eine Frage gestellt.«, hörte ich Jacks raue Stimme dicht an meinem Ohr.

Meine Emotionen ließen mich im Stich. Ich zuckte nicht einmal zur Seite und warf ihm stattdessen einen vernichtenden Blick zu. Wieso saß er plötzlich neben mir?

Ich richtete meine Augen wieder nach vorne. War es so schwer zu verstehen, dass ich seine Fragen nicht beantworten wollte? 

Ein Seufzen seinerseits. »Du lässt mir keine Wahl« Er wandte sich an Andere. »Wegsperren. Kein Essen, kein Trinken und vor allem kein Kontakt zu irgendwem.«

Bevor ich hierher kam, wäre ich wohl bei seinen Worten durchgedreht und hätte eine Szene veranstaltet. Ich hätte geschrien und geweint und mich sogar entschuldigt. Vielleicht hätte ich dann alle ihre Fragen beantwortet. Aber jetzt, da ich wusste, dass das hier die Monster waren, die mir meine Mutter genommen hatten, war es mir egal. Ich würde ihnen niemals geben was sie wollten. Freiwillig stand ich auf und folgte dem neuen Mann wortlos nach draußen. Stur blickte ich während dem gesamten Weg auf meine Füße, die mich in den Kerker in einem Keller trugen. Dort ging ich wortlos rein und setzte mich auf den kahlen und von Dreck übersäten Boden. Es war ein fensterloser Raum, welcher mit Gittern in der Hälfte des Raums getrennt wurde. Der Fremde sperrte ab und verließ mich auch schon. Ohne Weiteres. Einfach so. Einfach weil Jack es ihm so befohlen hatte. Aber es war mir recht. Solange ich nicht gefoltert wurde und meine Zeit einfach hier absetzen durfte, war es mir recht...

Mit dem Schließen der Tür überfiel die Dunkelheit diesen Raum. Eine Staubwolke wurde aufgeweht und flog mir ins Gesicht. Ich hustete. Und als ich aufhörte zu husten, weinte ich.





Stunden später wachte ich auf, weil mir alles wehtat. Meine Beine brannten wie Feuer. Erschöpft schlug ich die Augen auf und bemerkte, dass mein Atem flach ging. Es war viel zu heiß hier drinnen. Ich fasste mir an den schwitzigen Hals und dann an die heiße Stirn, an der gerade Schweißperlen runterrollten. Stöhnend richtete ich mich auf. Nur schwer konnte ich die Umrisse der grauen Metallstangen ausmachen.

»Hallo?«, krächzte ich in die Leere. Ich war immer noch alleine.

Müde rollte ich mich in einer Ecke wieder zusammen und versuchte einzuschlafen. Anders konnte ich hier die Zeit nicht totschlagen und die Tatsache ignorieren, dass mein Mund staubtrocken und mein Magen leer war. Mir ging es schlecht und keiner kümmerte sich um mich. Wenn ich zuhause krank war, dann sah mindestens jede Stunde mal einer nach mir. Hauptsächlich Dienerinnen, aber auch mein Vater schneite abends bei mir im Zimmer herein. Und dank den vielen Ärzten, die sich dann ausschließlich um mich kümmerten, wurde ich schnell gesund.



»Wach auf«, hörte ich eine Stimme aus weiter Entfernung. Sie war nah, aber auch so entfernt.

»Wach auf« Da! Schon wieder! Er redete weiter und sprach auf mich ein. Kam sogar noch näher, aber ich konnte seine Worte nicht mehr klar verstehen.

Ich wollte ihn bitten zu wiederholen, was er sagte, aber er quasselte weiter nur wirres Zeug. Stattdessen konzentrierte ich mich weiter auf meine Mutter. Sie stand am Ufer und betrachtete gerade das Wasser. Als sie sich zu mir umdrehte und mir ihre Hand reichte, um ihr zu folgen, geschah plötzlich etwas. Sie verschwand. Wie als hätte sie sich in Luft aufgelöst!

»Mom?« Hastig drehte ich mich in alle Richtungen und suchte überall nach ihr. »Mom!« Mein Herz schlug schneller und meine Atmung wurde flacher. Nein, nein, nein. Wo war sie?

Panisch lief ich umher und lief anschließend zurück an das Ufer, wo ich sie schließlich fand. Sie lag auf dem Boden, unter ihr floss das Blut und ihre Augen waren geschlossen. »Mom!«, brüllte ich laut. Doch dann sah ich ihn. Jack. Jack hielt die Waffe in der Hand, mit der er gerade meine Mutter erschossen hatte! Diesmal richtete er sie auf mich. Ich hielt die Luft an. Das konnte er doch nicht... Oder doch?

Zitternd schüttelte ich den Kopf und hauchte: »Nein«. Doch er drückte ab und ich schrie laut auf.

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