Red Princess - Die Suche nach...

By RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 6

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By RealNez

Belle

Als Kind liebte ich es durch den Wald zu spazieren, auf Bäume zu klettern und der Natur dann von oben zuzusehen. Von oben schien alles so, als würde mich nichts von alldem, was da unten geschah, betreffen. Denn so war es doch auch, oder nicht? Nur von Bäumen und dem pfeifenden Wind umgeben, hatte ich das Gefühl der Unantastbarkeit. Ich kletterte erst dann wieder runter, wenn meine Mutter jemanden nach mir schickte, um mich zum Essen zu rufen.

Viele Freunde hatte ich nicht, aber mit den Wenigen, die ich hatte, verbrachte ich meine ganze Kindheit. Doch wie jedes andere Kind, hatte auch ich den naiven Wunsch, so schnell wie möglich erwachsen zu werden. So schnell wie möglich groß zu werden, so schnell wie möglich eigene Entscheidungen zu fällen, so schnell wie möglich Geld zu verdienen. Hätte nicht gedacht, dass alles viel schneller passieren würde. Wer hätte als Kind je gedacht, dass das Erwachsenwerden einem alles nehmen wird, was man nicht wiedererlangen konnte?

Auch wenn ich mit allem aufwuchs, das sich ein Kinderherz nur wünschen konnte, traf ich einmal auf ein Mädchen aus der Außenwelt, das nicht das gleiche Glück hatte wie ich. Sogar ganz im Gegenteil. Ihre Familie hatte nichts, während ich alles hatte.

Ich konnte mich glücklich schätzen, dass es bei mir an nichts mangelte. Ich wollte ein Fahrrad, das bekam ich. Ich wollte ein Pferd, das bekam ich. Ich wollte sogar ein eigenes Stück Land. Auch das bekam ich. Einfach so. Einfach weil mein Vater sich das leisten und mir bieten konnte. Doch als ich nach meiner Mutter fragte, schaltete er ab. Er verdrückte sich, versuchte mich mit anderen überteuerten Geschenken abzulenken. Jetzt im Nachhinein war ich mir sicher, dass er nicht mich ablenkte, sondern sich selbst. Er konnte mit den größten Geschäftspartnern aus aller Welt verhandeln und seinen Willen überall durchziehen, aber er konnte es nicht ertragen, dass seine Tochter nach ihrer verstorbenen Mutter fragte. Er war ein starker und mächtiger Mann, aber im Endeffekt war auch er nur ein Mensch. Er hatte auch einst Eltern gehabt, die ihn so sehr liebten. Er hatte auch Schwierigkeiten. Er hatte nicht nur Höhepunkte im Leben, sondern auch Tiefpunkte. Und meine Mutter war eine davon.

In Angesicht der Tatsache, dass er es auch nicht geschafft hatte mich vor den Farblosen zu beschützen, gehörte dies auch zu einem seiner Tiefpunkte. Ich nahm seine ganzen Sicherheitsmaßnahmen auf leichte Schulter. Jetzt bezahlte ich dafür.

»Bitte«, hörte ich mich selbst betteln. »Bitte lasst uns gehen, wir sind ganz normale Bürger.« Mir rinnen Schweißperlen über die Stirn als ich diese Worte aussprach.

Was wenn sie bereits wussten wer ich war und mich suchten? Was wenn sie diesen Angriff schon seit Monaten geplant hatten und mich nun holen kamen? Vielleicht hatten wir die ganze Zeit einen Spitzel im Palast, der meine Informationen rücksichtslos an die Farblosen übermittelt hatte?

Hinter dem Farblosen erschien gleich eine ganze Horde Männer. Sie trugen keine Masken. Sie hatten sie abgenommen. Und wir hatten nun ihre Gesichter gesehen. Toll! Und jeder, der nur einige Filme angeschaut hatte wusste, dass dies nicht gut für uns enden würde. Wir waren so gut wie tot.

»Wir sind doch nur ganz normale Bürger!«, versuchte ich es erneut und wischte mir über die Stirn und dann über die feuchten Wangen.

»Armbänder.«, trat einer hervor und kam uns unglaublich nahe. Ich hielt den Atem an. Noch nie war ich einem Farblosem so nah wie gerade in diesem Moment gewesen.

Nickend schob ich die Ärmel meines Mantels höher, um mein violettes Armband zu entblößen. Mit einem knappen Blick darauf nickte er und schenkte seine Aufmerksamkeit nun Mia, die sich seit deren Auftritt kein einziges Mal gerührt hatte. Ich könnte schwören sie atmete nicht einmal. Und auch als der Farblose sie erneut aufforderte, ihr Armband zu zeigen, zuckte sie nicht einmal mit der Wimper. Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen.

Schnaubend griff der Farblose nach ihrem Arm und sah sich das Band selbst an. Zitternd fuhr ich mir über das Gesicht.

Bitte Mia, Komm wieder zu dir!, flehte ich innerlich.

»Beides violett.«, gab er den Anderen Bescheid.

»Jackpot!«, rief einer aus der Menge und schlug feierlich die Faust in die Luft. Die Menge jubelte, aber der Farblose, der unsere Armbänder abgecheckt hatte, brachte alle mit einem kurzen Handzeichen zum Schweigen. Hiermit bestätigte sich meine Vermutung, dass er hier das Sagen hatte.

»W-Wir tun euch nichts und verraten euch auch nicht. Bitte lasst uns einfach gehen.« Meine Stimme bebte. Mit aller Kraft versuchte ich meine Angst zu verstecken.

Ein belustigtes Schmunzeln erschien für eine Millisekunde auf dem Gesicht des Anführers als er mich ansah. Die Luft wurde dicker als es schon war.

»Ihr kommt mit uns.«

Für ihn klang das einfach, aber für mich waren es entscheidende Worte. Sie bestimmten gerade über mein Leben.

Im nächsten Moment wurde ich von einem anderen Farblosen am Arm gepackt und aus der Höhle gezogen. Instinktiv schrie ich los. Shane war vielleicht in der Nähe. Er hatte doch gesagt nur zwei Minuten. Nur zwei verdammte Minuten! Das waren mehr als zehn, die wir alleine verbrachten!

Eine dreckige Hand legte sich auf meinen Mund und erstickte meine Schreie. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Mia, die sich weiterhin regungslos von jemanden ziehen ließ. Was war nur los mit ihr?

Ich schlug wild um mich, trat mit den Füßen wohin ich nur konnte und machte den Farblosen alles schwerer, um Zeit zu schinden. Alle Techniken, die ich in meinem Kampftraining erlernt hatte, wand ich hier an. Wenn nicht jetzt, wann dann? Für solche Situationen trainierte man mich. Hätte ich gewusst, dass dies auch eintreffen würde, hätte ich die dummen Kampfstunden ernster genommen. Ich schämte mich plötzlich für meine Dummheit.

Plötzlich hielt ich in der Bewegung inne. Ich hörte das Atmen auf und starrte in zwei böse funkelnde Augen, die mir ein Messer an die Kehle hielten. Mein Mund trocknete.

»Die Regel ist einfach: Bleib ruhig und du bleibst am Leben. Also tu nichts, was du später bereuen könntest.«

Meine Nasenflügel blähten sich auf, ich biss mir auf die Lippen, um einen Schluchzer zu verhindern. Dad hatte recht als er mir sagte, dass sie kriminell und gefährlich waren. Er hatte mich immer gewarnt.

Ganz vorsichtig nickte ich. Die Tränen in meinen Augen erschwerten mir die Sicht. Ich konnte nicht ganz erkennen ob ich da gerade Zufriedenheit in seinen Gesichtszügen sah.

Doch sobald er das Messer wieder senkte, schmiss ich mich achtlos zu Boden. Egal was passierte, ich würde nicht mitgehen. Sie sollten mich also lieber gleich lassen oder umbringen. Ich- Ich wollte nicht mit. Wer wusste, was sie mit uns tun würden?

Die Panik trieb mich an. Es war der Wahnsinn, was für Gedanken mir in binnen Sekunden durch den Kopf schossen! Noch während ich rücklings auf dem Boden lag, nutzte ich die Chance dem Anführer zwischen die Beine zu treten als er sich mir widmete. Stöhnend krümmte er sich. Aber die Anderen sprangen stattdessen ein, zerrten mich gewaltig auf die Beine und schliffen mich regelrecht in den Wald. Ich schrie mir wohl die Seele aus dem Leib. Es waren nur meine Schreie, die den Wald erfüllten. Der Rest ging unter. Das gewöhnliche Zirpen der Grillen, das Rascheln der Blätter und die singenden Vögel gingen in meinen Hilferufen unter. Doch nicht lange und sie brachten mich zum Schweigen.

Es verstrichen Stunden, in denen wir nur durch den Wald wanderten. Stunden, in denen mein Vater hoffentlich etliche Suchtruppen nach uns geschickt hatte. Denn in diesem Moment war er meine einzige Hoffnung, mein einziger Lichtstrahl in dieser Dunkelheit. Ich vertraute ihm. Ich musste. Seit ich klein war, legte er sehr hohen Wert auf Vertrauen. Er hielt sich an fast all seine Versprechen. Wie das Versprechen, das er mir gab als meine Mutter starb. Er versprach mir, immer an meiner Seite zu sein und mich vor allem zu beschützen.

»Wir legen eine kleine Pause ein.«, verkündete der Anführer und entfernte sich mit einem weiteren Mitglied von der Gruppe.

Uns überließ er den Anderen, die sich nun auf dem Boden niederließen. Sie holten etwas aus ihren Rucksäcken raus, welches nach Wasserflaschen und verpackten Sandwiches aussahen. Ich sah mich um. Wir waren wirklich nur von Bäumen umgeben. Der Mond zeigte sich langsam und die Sonne verschwand allmählich. Die Nacht brach an. Das rote Viertel hatte sicherlich schon die Suche nach mir gestartet. Suchtruppen durchkämmten alle Viertel nach mir und in den Wäldern wurden bestimmt schon Suchhunde losgeschickt. Bei dem Gedanken musste ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt.

Genau als ich mich auch hinsetzen wollte, wurde ich von jemandem angefahren. Ich schaute ihn schräg an.

Durfte man sich als Geisel nicht hinsetzen?

Auch wenn mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, blieb ich auf den Beinen. Die Augen lagen auf mir und Mia. Sie warteten auf etwas. Ich wusste nicht auf was. Unwohl verschränkte ich die Arme vor der Brust und ließ meinen Blick ebenso durch die Menge schweifen. Am Anfang konnte ich es nicht sehen, aber es waren auch ein paar Frauen unter ihnen. Wenn auch überwiegend Männer. Kopfschüttelnd musste ich feststellen, dass die meisten hier noch relativ jung waren. Die Jüngste unter ihnen war vielleicht sogar zwei bis drei Jahre jünger als ich. Sie sah so zierlich aus, dass ich mich fragte, wie es wohl dazu kam, dass das Leben sie in diese Position versetzte.

Naja, das war nicht wichtig. Jetzt war es wichtiger nach einem Ausweg zu suchen.

Suchend sah ich mich nach diesem Anführer um, wurde jedoch nicht fündig. Aber dann entdeckte ich ihn etwas weiter abseits mit jemandem am Diskutieren. Sein strenger Blick lag auf mir, während der Andere aufgebracht auf ihn einredete. Nachdenklich nickte er hin und wieder. Man konnte sie nicht bis hierher hören, auch nicht, wenn ich mich anstrengte.

»Hat Jack dich nicht bereits gewarnt, nichts zu tun, das du bereuen könntest?«, nuschelte ein Blonder und sah mich mit einer hochgezogenen Braue an.

Ertappt presste ich die Lippen aufeinander und sah ihn schweigend an. Mein Herzschlag beschleunigte sich automatisch. Drohte er mir gerade?

Aber wenigstens kannte ich nun den Namen des jungen Mannes, der in Verantwortung dieser Bande war. Der Mann mit den dunklen Haaren und den noch dunkleren Augen. Jack.

»Wie kommt es, dass so hübsche kleine Mädchen wie ihr, alleine in einer Höhle waren? Hat euch etwa niemand vor den lauernden Gefahren dort gewarnt?«, lachte einer amüsiert und präsentierte seine gelben Zähne.

Angeekelt verzog ich das Gesicht. »Welche Gefahr denn?«, rümpfte ich die Nase ohne vorher nachzudenken, was ich da eigentlich von mir gab. Mein Mund reagierte meist schneller als mein Gehirn. Das war somit einer der wenigen mangelhaften Dinge an mir, die ich besaß.

Ich biss mir sofort auf die Zunge als mir die Bedeutung hinter meinen Worten nochmal klar wurde.

»Ganz schön mutig von dir sowas zu behaupten während du unter Verbrechern stehst, findest du nicht?«, betonte er das Wort Verbrecher extra und biss lässig von seinem Brot ab.

Um ehrlich zu sein hatte ich eine ganz andere Reaktion erwartet. Keine Ahnung. Dass man mich zu Boden rang oder mir ein Messer an die Kehle hielt.

»Ähm«, räusperte ich mich, um meine Stimme wieder zu finden. »Ja« Wieso antwortete ich überhaupt darauf?

»Frech, die Kleine.«, murmelte ein etwas älterer Herr und schüttelte seinen Kopf. »Wir sollten sie einfach erschießen.«, zog er plötzlich eine Waffe aus seinem Hosenbund und richtete diese in wenigen Sekunden auf mich.

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