Sternenlicht - Legolas FF

By Sternchen_Starlet

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Ivriniel ist jung - kaum mehr als einhundert Jahre alt - und als Elbenprinzessin kümmert sie sich vor allem u... More

Kapitel 1: Der Überfall
Kapitel 2: Böses Erwachen
Kapitel 3: Der Befehl
Kapitel 4: Eine trauernde Prinzessin
Kapitel 5: Die Reise beginnt
Kapitel 7: Die Stadt des weißen Zauberers
Kapitel 8: Von Königen und Ratten
Kapitel 9: Der König von Rohan
Kapitel 10: Geschichten am Kamin
Kapitel 11: Von Schwertern und Äxten
Kapitel 12: Ein Lied in der Dunkelheit
Kapitel 13: Ein gefährlicher Weg
Kapitel 14: Nähe
Kapitel 15: Die Schlinge zieht sich zu
Kapitel 16: Vor der Schlacht
Kapitel 17: Die Schlacht beginnt
Kapitel 18: Zehntausend Feinde
Kapitel 19: Die Sonne geht auf
Kapitel 20: Gefunden
Kapitel 21: Das Festmahl
Kapitel 22: Palantír
Kapitel 23: Fern ab von Edoras
Kapitel 24: "Ich will, dass das niemals endet."
Kapitel 25: Die Leuchtfeuer brennen
Kapitel 26: Der Weg ist versperrt
Kapitel 27: Korsaren
Kapitel 28: Vor den Toren Gondors
Kapitel 29: Dem Ende entgegen
Kapitel 30: Ein nächtlicher Besuch
Kapitel 31: Der Berg spuckt Feuer

Kapitel 6: Ein alter Bekannter

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By Sternchen_Starlet


Bald schon hatten sie das Schlachtfeld vom vergangenen Tag erreicht. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie zu der Stelle hinübersah, an der sie die Leichen von Arminas und Anion gefunden hatte. Einzelne Bilder kamen ihr wieder in den Kopf: die im Schmutz liegenden Körper der beiden toten Elben, eine Grimasse eines Uruks, ein aufblitzendes Schwert. Schnell drehte sie ihren Kopf wieder nach vorn, ehe die Erinnerungen zu präsent werden konnten. Dabei fing sie Legolas' Blick auf, der zu ihr hinübersah. Stolz erwiderte sie diesen Blick. Es ging ihr gut. Mit einem kurzen Nicken wandte er sich wieder ab. Gut so. Niemand musste nachsehen, ob alles in Ordnung mit ihr war. Immerhin war sie kein kleines Kind mehr!

Sie hatten nur eine kurze Strecke hinter sich gebracht, als ein kleiner Berg in ihr Blickfeld rückte. Erst als sie näher herankamen wurde Ivriniel bewusst, was es war: Vor ihr türmte sich ein Leichenstapel auf. Halb verkohlt ragten die aufgeschichteten Leiber der Uruk-hai wie ein Mahnmal in die Höhe. Im Inneren des Haufens schwelte es noch. Der Regen am vergangenen Tag schien das Feuer nicht ganz gelöscht zu haben. Dafür qualmte und stank es nun umso mehr.

Kurz vor dem grotesken Scheiterhaufen stiegen Aragorn und Legolas von ihren Pferden. Während der blonde Elb auch Gimli wieder auf festen Boden stellte, begann Aragorn mit der genauen Betrachtung des Untergrundes. Auch Ivriniel stieg von ihrem Braunen ab. Sie beobachtete jede Bewegung des dunkelhaarigen Menschen genauestens.

„Wir müssen ihre Spuren wiederfinden. Wenn wir nicht wissen, an welcher Stelle sie in den Fangorn geflohen sind, können wir ewig suchen", kommentierte dieser seine Arbeit mehr für sich selbst als für die Umstehenden.

„Wenn wir nicht ein gewisses Prinzesschen hätten retten müssen, wäre das alles gar nicht nötig gewesen", brummte Gimli unwirsch.

„Wie bitte?" Ivriniel baute sich zu ihrer ganzen Größe, die zwar für eine Elbin nicht unbedingt stattlich war, aber ausreichte, um den Zwerg bei Weitem zu überragen, vor ihm auf.

„Ich habe nicht um eure Hilfe gebeten", zischte sie ihm entgegen.

„Und doch war sie bitter nötig." Feindselig sah Gimli sie an.

Was sollte sie darauf antworten? Sie konnte ihn schlecht der Lüge bezichtigen, immerhin stimmte, was er da von sich gab. Glücklicherweise unterbrach Aragorn ihre Auseinandersetzung ehe sie etwas hätte erwidern können.

„Hier hinüber", rief er und winkte sie zu sich heran.

Gimli sah sie grimmig an, bevor er sich abwandte und zu dem Menschen hinüber stapfte.

Ivriniel folgte in einigem Abstand.


Der Wald war unheimlich. Obwohl er so nah an ihrem Reich gelegen war, hatte sie selbst nie einen Fuß hineingesetzt. Normalerweise fühlte sie sich wohl unter dem schützenden Blätterdach, das die Bäume über den Kreaturen, die an ihren Wurzeln und Stämmen lebten, aufspannten, aber dieser Wald war anders als die Wälder, die sie kannte. Kaum ein Lichtstrahl brach durch die Kronen der Bäume und von überall schienen sie unsichtbare Gestalten aus den Schatten heraus anzusehen.

Sie war so sehr damit beschäftigt, auf jedes Knacken im Unterholz, jedes Rascheln und jeden Windhauch zu achten, dass sie gar nicht mitbekam, dass der vor ihr laufende Gimli stehen geblieben war. Beinahe wäre sie in ihn hineingerannt.

Mit seinem Zeigefinger wischte er über ein Blatt und hielt anschließend seine Zunge an den Finger, ehe er ausspuckte.

„Orkblut", verkündete er und lief weiter.

Angeekelt sah Ivriniel erst das Blatt und dann den Zwerg an, ehe auch sie sich wieder in Bewegung setzte. Das Blätterdach musste auch den Regen teilweise fernhalten, wenn das Blut seit dem vergangenen Tag dort klebte.

In einiger Entfernung hörte sie einen Bach oder einen kleinen Fluss rauschen. Während sie weiter ihre Umgebung beobachtete, bemerkte sie, dass der Wald auch ihre Weggefährten nicht kalt ließ. Immer wieder beobachtete sie, dass Legolas sich angespannt umblickte. Es ging also nicht nur ihr so, dass jedes noch so kleine Geräusch sie verunsicherte.

Aragorn, der sich an die Spitze ihrer kleinen Gruppe gesetzt hatte, blieb schließlich stehen und kniete sich hin. Aufmerksam betrachtete er den Boden.

„Das sind seltsame Spuren", stellte er fest.

Die Beklemmnis, die sie mit dem ersten Schritt unter diesen Bäumen umfasst hatte, wuchs.

„Die Luft ist so stickig hier", verlieh auch Gimli seinem Unbehagen Ausdruck.

Tatsächlich kam es Ivriniel ebenso vor, als gelange mit jedem Atemzug weniger Luft in ihre Lungen. Ein dünner Faden der Angst wickelte sich langsam, aber stetig um ihr Herz.

Schließlich sprach Legolas das aus, was auch sie selbst spürte.

„Dieser Wald ist alt. Sehr alt. Voller Erinnerungen und Zorn."

Wie um den Worten des Elben Nachdruck zu verleihen, begannen die Äste um sie herum zu knarren und zu ächzen.

„Die Bäume, sie sprechen miteinander!", rief Legolas aus.

Auch Ivriniel hörte ihre Stimmen. Sie sprachen nicht in Worten, die sie hätten verstehen können, doch ihre Sprache war dafür umso mächtiger und ausdrucksstärker. Sie erzählten von Zeiten, die kamen und vergingen, von einem warmen Windhauch, einem Frühlingsregen und dem ersten Schneefall im Winter; von Mäusen und Kaninchen, von Fröschen, Füchsen und Hirschen; vom ersten Sonnenstrahl am Morgen, vom kalten Licht des Mondes; von Werden und Vergehen und einer tief liegenden Wut; von Feuer und von Eisen.

„Gimli, zügele deine Axt", unterbrach Aragorns Stimme ihr Lauschen.

Furcht war auf dem Gesicht des Zwerges zu erkennen, als er der Aufforderung nachkam und die Waffe in seinen Händen sinken ließ.

Ivriniel beobachtete, wie Legolas zu Aragorn aufschloss. Was sie miteinander sprachen, konnte sie nicht verstehen. Dafür war sie zu weit entfernt und die Stimmen der beiden zu leise.

Es war still geworden um sie herum. Die Bäume waren verstummt, als warteten sie auf etwas. Die Faszination, die sie ergriffen hatte, als sie den uralten Geschöpfen zugehört hatte, wich nun wieder der Angst. Sie waren nicht allein. Eine mächtige Präsenz lag über dem Erdboden und hatte sich in den Zweigen eingenistet. Auch Gimli schien sie zu spüren, denn er trat näher an seinen Gefährten heran. Ivriniel folgte seinem Beispiel.

„Der weiße Zauberer, er nähert sich", sprach Legolas aus, was sie selbst nicht hatte fassen können.

Saruman also. Der Mann, der für den Tod von Anion verantwortlich war. Wut erfasste sie. Er hatte ihr wehgetan, nun wollte sie ihm auch weh tun. Sie war nicht so anmaßend zu denken, den Zauberer besiegen oder gar töten zu können. Dafür reichten ihre Fähigkeiten bei Weitem nicht aus. Doch würde nur ein einziger ihrer Pfeile, die sie im Köcher auf ihrem Rücken trug, ihn treffen können, wäre dies eine große Genugtuung für sie.

Das Zeichen zum Angriff war kaum mehr als ein kleines Nicken von Seiten Aragorns. So schnell wie es ihr nur irgendwie möglich war, nahm sie ihren Bogen zur Hand und legte einen Pfeil auf die Sehne. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Möglicherweise war dies die einzige Chance, die sie hatte, den Zauberer zu treffen.

Sie fuhr herum und schoss ihren Pfeil dorthin, wo sie ihren Feind vermutete. Es war ein Risiko, doch für genaues Zielen reichte die Zeit nicht aus. Das Geschoss flog in ein gleißendes Licht hinein. Irgendwo in seinem Inneren meinte sie, den Pfeil brechen zu sehen. Die Intensität des Lichtes nahm zu. Es blendete, sodass sie Mühe hatte, ihre Augen nicht von der Gestalt abzuwenden, die sie im Inneren des leuchtenden Weiß auszumachen glaubte. Sie wollte ihrem Feind im Auge behalten.

„Ihr verfolgt die Spuren zweier Hobbits", stellte der Zauberer fest.

Er kannte also die Absichten der Gemeinschaft. Legolas hatte ihr auf dem Ritt zum Fangorn eine kurze Zusammenfassung gegeben: Zu neunt waren sie losgezogen, den Einen Ring zu zerstören. Bei dem Versuch, das Nebelgebirge durch die Mienen von Moria zu passieren, hatten sie ihren ersten Gefährten verloren. Ein Balrog hatte Gandalf mit in die Tiefe gerissen. Ivriniel hatte den Zauberer gekannt. Er war ein Wanderer und Geschichtenerzähler gewesen. Auch am Hofe ihrer Mutter hatte er das eine oder andere Mal Halt gemacht und war als Gast herzlich aufgenommen worden. Als Kind hatte sie an seinen Lippen gehangen, wenn er von Drachen, Trollen und Schätzen, von Zwergen und Hobbits und den großen und kleinen Wundern dieser Welt erzählt hatte. Eine Schande, dass er nun nicht mehr unter den Lebenden weilte. Aber vielleicht war das die Zeit, in der sie lebten: eine grausame Zeit, die einem Freunde und Bekannte nahm, deren Zeit zu gehen noch lange nicht gekommen war. Heftig schob sie den Gedanken an Anion, der wieder in ihr aufstieg, beiseite. Emotionen waren an dieser Stelle hinderlich. Sie brauchte einen kühlen Kopf, wenn sie den Künsten des weißen Zauberers widerstehen wollte. Ihre Reisegefährten hatten auch Freunde an Sarumans Uruk-hai verloren. Die Ungeheuer töteten den zweiten Menschen, der mit ihnen gereist war und entführten die beiden Hobbits, nach denen die drei nun suchten.

„Wo sind sie?", schrie Aragorn das Licht an.

Die Stimme des Zauberers in seiner Mitte antwortete ihm.

„Sie sind hier durchgekommen. Sie trafen jemanden, den sie nicht erwartet hatten. Tröstet euch das?"

Offensichtlich tat es das nicht, denn Aragorns Stimme klang aggressiv, als er erwiderte: „Wer seid ihr? Zeigt euch!"

Ivriniel traute ihren Augen nicht, als sie sah, dass das Licht tatsächlich schwächer wurde. Weshalb sollte der weiße Zauberer seine Deckung aufgeben? Noch überraschter allerdings war sie, als das Licht schließlich eine ihr bekannte Gestalt preisgab.

Voller Ehrfurcht fiel sie auf die Knie. Woher dieses Gefühl kam, wusste sie nicht, doch es schien in der Luft zu liegen, denn neben sich sah sie auch Gimli und Legolas, die den Zauberer ebenfalls demütig ehrten.

„Du bist gefallen", vernahm sie Aragorns ungläubige Stimme.

„Durch Feuer und Wasser", bestätigte Gandalf und erzählte von seinem Kampf mit dem Balrog, den er letztendlich besiegte, von dem Dunkel, in das er gefallen war und dass er ins Leben zurückgeholt wurde um seine Aufgabe zu vollenden.

Während er erzählte, war Ivriniel wieder ein Kind. Sie freute sich, dass sie am Abend noch mit bei den Erwachsenen sitzen durfte, was sonst so gut wie nie der Fall war. Die Truppeneinteilungen und die Tagesgeschäfte einer Königin seien viel zu langweilig für ein kleines Mädchen, hatte ihre Mutter immer behauptet. Doch wenn Gäste kamen, dann wurde sie nicht weggeschickt. Sie brachten Geschichten mit – Erzählungen über die Dinge, die in der großen, weiten Welt vor sich gingen. Nicht alle davon waren interessant, doch die von Gandalf waren es immer. Stundenlang hätte sie ihm zuhören können. Ihre Schwester hatte sich darüber lustig gemacht und gesagt, dass sie sich wünschte, der Zauberer wäre ihr Lehrer, damit sie während des Unterrichts weniger abgelenkt war. Aber tatsächlich war es ja so gewesen, dass sie bei Gandalfs Geschichten gar nicht hinaus gehen wollte um Abenteuer zu erleben. Die Abenteuer, von denen er sprach, waren so präsent, dass sie nicht einmal aufstehen musste, um ihnen beizuwohnen. Er konnte selbst Dinge in ihrem Kopf lebendig werden lassen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.

„Gandalf", sprach Aragorn schließlich den Namen des Zauberers aus. Damit schien ein Bann gebrochen zu sein, der den alten Mann aus ihrer Welt entrückt hatte. Der greifbare Freund, der er den anderen scheinbar war, trat nun wieder in den Vordergrund.

„Gandalf. Ja, so hat man mich früher genannt. Gandalf der Graue, das war mein Name". Es schien, als würde der Zauberer sich erst beim Sprechen an all dies wieder erinnern.

„Gandalf!" Gimli klang überglücklich.

„Ich bin Gandalf der Weiße. Und ich kehre zurück zu euch. Am Wendepunkt der Gezeiten."

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