Wieso muss ich denn jetzt auf ein Internat? Bitte erst nächstes Jahr...
„Wann?", frage ich traurig. Wieso tut sie mir das an? Ich war doch immer ganz gut in der Schule...
„Am Samstag fährst du mit Jake dorthin.", sagt sie und lächelt mich entschuldigend an. Wie kann sie denn jetzt lächeln... Sie verliert gerade ihre Tochter... Warte. Ich soll mit Jake dahin? Nein! Ganz sicher nicht! Ich kenne ihn doch gar nicht. Außerdem mag ich ihn nicht. Er ist so kalt und schlecht gelaunt. Und am Samstag? Was ist mit Ferien? Hallo? Ich meine Ferien! Und Claire?! Sie sehe ich dann ja nur noch ein paar Tage und wenn sie krank ist, noch weniger!
„Aber- wo ist das Internat denn?", frage ich. Wenn es nur in der nächsten Stadt oder so ist, dann kann ich sie ja alle besuchen kommen...
„In Seattle.", sagt meine Mum und ich starre sie einfach nur an. Das sind 19 Stunden Autofahrt! Wieso?! Wieso nach Seattle? Das ist am anderen Ende von Amerika! Zumindest fast...
„Mum, ist das ein Scherz? Wenn ja, hör auf. Das sind 1300 verdammte Meilen! Weißt du, wie weit das weg ist?!", schreie ich sie mit Tränen in den Augen an. Ich will nicht nach Seattle! Ich will hier bleiben...
Wütend springe ich auf und renne nach oben in mein Zimmer. Das ist zu viel. Erst passieren irgendwelche komischen Dinge und dann muss ich einfach auf ein Internat! Wieso? Ich weiß nicht einmal wieso?!!
Ich muss mit Claire reden.
(Telefonat: E=Eve, C=Claire)
C: Hallo?
E: Claire, ich muss mit dir reden...
C: Eve, was ist passiert?!
E: Kannst du vorbeikommen?
C: Ich würde extrem gerne kommen, aber ich habe Fieber und meine Mum steht vor meiner Zimmertür und lässt mich nicht raus. „Nicht, dass du nicht noch kränker wirst, Clairy-Schatz."
E: Deine Mum nennt dich Clairy-Schatz? Echt?
C: Ja, voll witzig. Also, was ist los?
E: Also, ich-
C: Du bist verknallt? OMG, wer ist es?!!
E: Nein, Claire. Ich bin nicht verknallt. Ich muss auf ein Internat...
C: Was? Wieso?!
E: Ich weiß es nicht...
C: Wenigstens können wir uns gegenseitig besuchen!
E: Eben nicht, Claire. Dieses dumme Internat ist in Seattle!
C: In Seattle? Aber das ist doch in Washington! Das sind über 1000 Meilen! Aber-
E: Ja, ich weiß... Hör mal, ich muss auflegen. Es hat gerade an der Tür geklopft. Wir sehen uns morgen?
C: Ich glaube, ich kann morgen noch nicht kommen. Ich habe immerhin noch fast 40 Grad Fieber.
E: Okay. Dann gute Besserung.
C: Danke. Viel Glück!
E: Danke.
(Telefonat Ende)
Die Tür fliegt auf und Jake steht in der Tür. Was macht der hier?! Ich hätte gewettet, dass das meine Mum ist.
„Ich soll dir alles erklären. Deine Mutter meint, dass du bestimmt viele Fragen hast.", sagt er und steht unschlüssig im Zimmer herum. Klar habe ich Fragen. Wer hätte denn jetzt keine?
„Dann fang an.", zische ich, aber er schaut mich nur stur an. Was? Ich bin halt immer noch wütend.
„Also, erst einmal: So rede ich nicht mit dir. Zweitens, kann ich mich hier irgendwo hinsetzen? Außer auf den Boden?", gibt er ruhig zurück und starrt dabei aus einem Fenster. Also den Boden fände ich persönlich den besten Platz für ihn. Aber nein, da will er ja nicht hin!
„Setz dich einfach irgendwohin. Mir egal.", erwidere ich und er setzt sich auf meinen Schreibtischstuhl. Interessante Wahl. Ich hätte mich, glaube ich zumindest, in den Sessel vor dem Fenster gesetzt. Wobei, dann könnte er mich ja gar nicht sehen...
„Okay. Also, du kommst mit mir auf das >>Espen-Internat<<. Wir fahren am Samstag zum Flughafen und nehmen den Flug um 16:07 nach Seattle. Dann fahren wir zum Gebäude. Am Montag geht dann der Unterricht los. Noch Fragen?", erklärt Jake und ich starre ihn ausdruckslos an. Ernsthaft? Klar habe ich noch Fragen!
„Ja. Was ist an dem Internat so besonders?", will ich wissen und schaue ihm dabei forschend in die Augen. Ich meine, irgendwas muss an der Schule doch besonders sein, oder? Sonst wäre ich nicht genau auf diese gekommen...
„Okay, also du darfst niemandem davon erzählen. Schwörst du das?", fragt er. Ich nicke stumm und schaue ihn erwartungsvoll. Was darf ich nicht erzählen?
„Gut. Das Espen-Internat ist eine Schule für Spione."
„Echt jetzt? Wie cool! Hast du mich deswegen gestalkt?", frage ich weiter und er nickt.
„Ja, ich sollte weitere meiner Art aufspüren und dann mit ins Internat bringen."
„Wie, weitere deiner Art?", will ich wissen und schaue ihn fragend an. Was meint er damit? Shit, was wenn er gar kein Mensch ist, sondern ein Alien?! Das wäre schlecht. Oder warte, wenn ich auf dieses Internat muss, dann gehöre ich doch seiner Art an... Ich will kein Alien sein!
„Also, du bist- Nein, ich fange anders an. Auf dem Internat werden Menschen mit besonderen Kräften unterrichtet, zu Spionen ausgebildet und ihnen geholfen ihre oder seine besondere Kraft zu beherrschen. Ich gehöre zu den Lunos, genauso wie du. Alle Lunos haben eine gute Beobachtungsgabe und scharfe Sinne. Außerdem kann jeder oder jede Lunos ein Element beherrschen."
Was? Das geht mir zu schnell. Ich bin eine Lunos und habe ein paar Kräfte. Und anscheinend die Fähigkeit, Feuer zu beeinflussen. Ach du Scheiße. Was ist das denn?
„Dann ist aber dieses Internat nicht so toll...", flüstere ich.
„Wie meinst du das?", fragt Jake. Hat der mich gehört? Achso, ja klar. Er hat ja gute Sinne. Ups.
„Naja, wenn ihr zu Spionen ausgebildet werdet, dann lernt ihr nicht viel davon. Oder du bist einfach nur schlecht...", meine ich und schaue ihn an. Er sieht ein bisschen verunsichert aus. Wieso das jetzt?
„Also eigentlich bin ich der Beste der Schule...", flüstert Jake und ich erstarre.
„Was?! Aber- Hä?"
„Du bist besonders, deswegen ist es wichtig, dass du mitkommst und wir dein ganzes Potenzial ausschöpfen können."
„Aha.", sage ich nur und starre weiter vor mich hin. Ich bin besonders? Sag ich doch, das Schicksal ist ein mieser Verräter. Wieso ich?
*Briiiiing*
Das war wohl mein Handy. Ich hole es aus meiner Hosentasche und schaue darauf. Eine neue Nachricht.
Hey, Eve. Meine Mum lässt mich morgen noch nicht wieder in die Schule. Ich habe doch noch einmal gefragt. Hätte ja sein können, dass ich wieder komme. Viel Glück dir und bis bald. <3 Claire
Och, Menno. Echt jetzt? Muss ich dann auch noch beim Wandern morgen alleine rumlaufen, oder was?
„Wer war das?", will Jake wissen, aber ich ignoriere ihn einfach gekonnt.
„Hallo, Eve, wer war das?", wiederholt er seine Frage und ich antworte: „Geht dich nichts an."
„Doch, geht es. Wer. War. Das?", will er wieder wissen und starrt mich eindringlich an.
„Okay, es war meine Freundin Claire! Was bringt dir diese Information jetzt?", frage ich und blicke genervt und wütend aus dem Fenster. Es wird schon langsam dunkel. Och man. Jetzt ist mein ganzer Tag futsch!
„Was wollte sie?"
„Geht dich nichts an.", zische ich und schaue weiter stur aus dem Fenster.
„Sag. Es. Mir!!"
„Nein."
„Oh, doch! Du sagst es mir jetzt oder du darfst gleich die erste Woche an deiner neuen Schule nachsitzen!" Er steht auf und geht auf mich zu. Was wird das? Nur weil ich ihm nicht sagen will, was Claire geschrieben hat!? Will der mich vielleicht umbringen und die ganze Sache mit dem Internat ist eine große Lüge?
Er steht jetzt direkt vor mir und starrt mich wütend an.
„Nein.", sage ich wieder und schaue ihm trotzig entgegen.
Plötzlich fangen seine Hände an zu brennen.
„Doch. Sag es mir!", zischt er erneut und tritt noch einen Schritt auf mich zu. Mann, es geht ihn nichts an! Ist der begriffsstutzig? Hallo? Hilfe? Ich werde gleich lebendig gebraten! Ahh!! Wieso hilft mir denn niemand??? Bruh. Okay. Dann sag ich es ihm halt!
„Okay, okay! Claire ist krank und kommt morgen nicht in die Schule! Und jetzt komm mal wieder runter!", maule ich ihn wütend an.
„Geht doch. Was macht ihr morgen in der Schule?", fragt er weiter. Echt jetzt? Will der mich verarschen?
„Wieso willst du das alles wissen?", frage ich zurück.
„Ich muss auf dich aufpassen. Laut dem Rektor: >>Mir egal, wer sie ist. Du weichst ihr keine Sekunde von der Seite, hast du mich verstanden?<< Da hast du's. Deswegen. Zufrieden?", will er wütend wissen und setzt sich mit einem kleinen Sicherheitsabstand neben mich auf mein Bett. Mein Bett. Das gehört mir. Nur so als Erklärung: Mein Bett ist mir so wichtig, wie Essen für Claire. Niemand setzt sich auf mein Bett ohne Erlaubnis. Aber genau das macht Jake gerade. Er sollte ganz schnell wieder runter gehen! Oder er hat sein Todesurteil unterschrieben!!
„Jake, runter von meinem Bett!", zische ich ihn an.
„Nö. Erst wenn du mir sagst, was ihr morgen in der Schule macht.", sagt er und grinst. Sein Ernst? Dann sag ich es ihm halt! Aber nur, damit er von meinem Bett runter geht! Sonst würde ich ihm niemals - wirklich niemals - etwas verraten!
„Morgen ist Wandertag. Wir werden in Zweiergruppen durch den Wald gehen und Koordinaten folgen. Die führen zu irgendeinem Punkt, wo weitere Koordinaten sind. Das geht dann so weiter, bis man wieder beim Ausgangspunkt ist. Die erste Gruppe, die dort ankommt gewinnt. So, noch was? Und jetzt runter.", sage ich, schaue immer wieder in seine Augen und dann auf den kleinen Abstand, der zwischen uns ist.
Zufrieden steht er auf und geht ein paar Schritte vom Bett weg.
„Okay. Ich komme mit."
Hey Leute!🤗
Hier ein zweites Kapitel für heute.😃
Wie findet ihr Jake? Ich finde ihn interessant.😁
Was wird am Wandertag passieren?❓
Wie wird Eve auf Jake reagieren?⁉️
Ich freue mich wie immer über Votes und Kommis!☺️
Danke!😘
*Lisa🥰