Midnight Games - Begierde ✔️

By EvelynR_Fox

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TEIL 2 DER MIDNIGHT-TRILOGIE Durch seine skrupellosen Taten, hat Kian Joyce aus seinem Leben verscheucht. V... More

Prolog
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
Kapitel Fünfzehn
Kapitel Sechzehn
Kapitel Siebzehn
Kapitel Achtzehn
Kapitel Neunzehn
Kapitel Zwanzig
Kapitel Einundzwanzig
Kapitel Zweiundzwanzig
Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Zehn

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By EvelynR_Fox

Joyce

Völlig ausgelaugt lagen wir nebeneinander im Bett und genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen.

Seit Monaten hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt. Es war wirklich so, als wäre ich dieses mal so richtig frei. Nicht mehr eingesperrt in meinem eigenen inneren Gefängnis.

Immer wieder fuhr Kian federleicht mit seinen Fingerspitzen an der nackten Haut meines Oberschenkels entlang, was mich jedes mal leise und wohlig seufzen ließ. Etwas hatte sich in der letzten Zeit zischen uns verändert. Alles war so intensiver und gefühlvoller geworden.

Seine Worte schwirrten noch immer in meinem Kopf herum. Dieses mal stärker, als im Moment, in dem er sie ausgesprochen hatte. Erst nach diesen perfekten Stunden mit ihm, begann ich sie überhaupt richtig zu realisieren.

>Du bist alles<, hatte er gesagt. Wieder mal zeigte er mir damit eine vollkommen andere Seite an sich. Ich hatte es in seinen Augen gesehen; wie wichtig ich ihm tatsächlich war, welche Gefühle er mir gegenüber hatte. Es war schon beinahe wie eine Liebeserklärung und doch waren diese drei kleinen Worte für mich irgendwie bedeutender als ein einfaches Ich liebe dich.

Trotz seiner Vergangenheit und der Taten, die Kian vollbracht hatte, fühlte ich mich wohl bei ihm. Sicher und geborgen. Für andere eigentlich kaum vorstellbar. Für mich jedoch unheimlich wichtig. Ich konnte seltsamerweise viel zu leicht darüber hinwegsehen. Konnte vergessen, dass sein Bruder praktisch nach Ärger roch. Ob mich das alles blind für potenzielle Gefahren machte? Mit großer Wahrscheinlichkeit. Aber das alles war mir langsam unwichtig geworden, denn ich wusste, dass Kian da sein würde. An meiner Seite.

Während wir weiterhin still beieinander lagen und ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, fiel mir mit einem mal etwas auf. Fragend stützte ich mich leicht auf und sah zu ihm. Augenblicklich lag auch sein Blick auf mir.

>>Du rauchst nicht mehr?<<, fragte ich aus heiteren Himmel. Beinahe jedes mal, wenn ich ihn vor unserer Trennung gesehen hatte, hielt er eine Zigarette zwischen den Lippen. Doch nun hatte ich ihn kein einziges mal mit einer gesehen. Roch auch keinen Rauch an ihm, was seinen eigenen Duft noch mehr hervorbrachte und mich umso mehr faszinierte.

>>Ich habe vor zwei Monaten aufgehört<<, meinte er ehrlich. Lächelnd näherte ich mich seinem Gesicht und gab ihm einen kurzen und dennoch intensiven Kuss auf die Lippen.

Nicht, dass mich seine Angewohnheit gestört hatte, aber so war es eindeutig besser.

>>Ah, da fällt mir noch was ein<<, sagte ich, was ihn nur fragend gucken ließ. >>Du hast Fotos von mir auf deinem Handy?<< Ein verschmitztes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit.

Ertappt setzte sich Kian auf und fuhr sich leicht gestresst durch die Haare. >>Nein.. Ich meine ja. Ich bringe diesen Idioten um<<, seufzte er zum ende hin, was mich zum lachen brachte.

>>Na los. Zeig her.<<

Etwas überrascht sah er zu mir. Vermutlich hatte er erwartet, dass ich einen riesigen Aufstand deshalb machen würde. Aber eigentlich war ich recht neugierig darauf, was für Fotos es waren.

Noch immer nicht so ganz von meiner lockeren Reaktion überzeugt, griff er nach seinem Handy, welches er in seiner Hose vergraben hatte und reichte es mir rüber. Natürlich nachdem er die Bildschirmsperre gelöst hatte.

Prüfend sah ich mir jedes Bild an. Es waren zwar nicht viele, doch sie zeigten mich von einer Seite, die ich nie von mir erwartet hätte. Kian hatte sie anscheinend alle vor unserer Trennung geschossen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Und auf jeden einzelnen lächelte ich. Nicht nur oberflächlich. Dieses Lächeln war real, aufrichtig und wirklich glücklich. Hatte mich jeder andere in meiner Umgebung etwa so strahlend und so glücklich wahrgenommen? Ich selbst hatte das kein bisschen bemerkt. Klar, zwar fühlte ich mich glücklich, aber diesen Anblick hätte ich nicht geglaubt.

>>Dieses leuchten in deinen Augen und dein Lächeln machen dich noch schöner, als ohnehin schon<<, sagte Kian plötzlich leise.

Ich spürte die Röte in meinem Gesicht. Es war merkwürdig mich selbst so zu sehen. Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass ich meine Gefühle gut verbergen und unter Kontrolle halten konnte, aber das hier.. Es zeigte mir, dass jeder in meiner Umgebung über diese Bescheid wusste. Es war für jeden klar gewesen, was ich für diesen Mann empfand.

>>Ich.. ich weiß nicht, was ich sagen soll.<<

Kian nahm mir das Handy ab. >>Wenn du willst, lösche ich sie.<<

Ohne groß nachzudenken schüttelte ich mit dem Kopf. Das wollte ich nicht. Durch diese Fotos sah ich mich selbst von einer anderen Seite. Einer wunderschönen. In diesen Augenblick fühlte ich mich wirklich schön. Nicht nur von außen, sondern auch in innen.

>>Du bist nicht sauer, weil ich sie gemacht habe?<<, fragte er vorsichtig.

Leise lachend schüttelte ich den Kopf erneut. >>Warum sollte ich?<<

Kian zuckte mit den Schultern. Gut, wären es irgendwelche peinlichen Fotos gewesen, hätte ich ihm den Kopf abgerissen, aber diese Bilder waren wirklich toll. Deshalb konnte ich nicht wütend auf ihn sein.

>>Aber ein wenig unheimlich ist es schon. Das musst zu selbst zugeben<<, neckte ich ihn und grinste frech.

Mit einem mal legte er sich über mich, was mich kurz aufschreien ließ. >>Ich bin doch dein persönlicher Stalker. Da muss ich etwas unheimlich sein.<<

Kichernd zog ich ihn zu mir und küsste ihn mit Gefühl. Das hatte mir gefehlt. Diese Blödeleien mit ihm. Das er meine Art und meine Worte nicht ernst nahm und sogar noch Konter gab. Das war eines der besten Eigenschaften an ihm.

Als mein Telefon zu klingeln begann, lösten wir uns ungewollt voneinander. Ich deutete ihm kurz zu warten, woraufhin er genervt seufzend auf die Matratze zurückfiel.

Schlagartig erinnerte ich mich an eine Verabredung, als ich Roy's Namen auf dem Display meines Handy lesen konnte. Verdammt! Wir wollten heute etwas zusammen unternehmen. Ich hatte es ihm versprochen, da ich ihn letzte Nacht versetzt hatte.

Schnell ging ich dran und setzte mich auf. >>Hey<<, meldete ich mich, wobei ich mir das Bettlacken an meinen noch immer nackten Körper presste.

>>Wo steckst du? Ich sollte doch früher kommen und jetzt bist du nicht zu Hause<<, meinte er vorwurfsvoll.

Ich sah auf die Uhr und fluchte. Es war spät. Kian und ich waren so sehr ins geschehen vertieft gewesen, dass ich vollkommen die Zeit vergessen hatte.

>>Roy, es tut mir leid. Ich bin noch immer bei Kian. Gib mir eine Stunde. Ich komme so schnell ich kann.<< Neben mir setzte sich Kian wieder auf, doch ich ignorierte ihn und konzentrierte mich auf meinen besten Freund, den ich wieder mal versetzt hatte. Roy war die letzte Zeit so oft für mich da gewesen und ich schaffte es nicht einmal eine einfache Verabredung einzuhalten. Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen.

>>Ihr seid also wieder zusammen<<, bemerkte er trocken. Mir war bewusst, dass er Kian nicht leiden konnte. Das musste ich unbedingt ändern.

>>Ich erkläre es dir später. Ich mache mich sofort auf dem Weg. Wir treffen uns im Diner. Tut mir leid. Wirklich.<< Mit einem einfachen >Alles klar<, legte er auf, was mein Gewissen nicht gerade leichter machte.

>>Du gehst?<<, fragte Kian mit einem seltsamen Unterton. Ich merkte gleich, wie die bisherige Stimmung zu kippen begann.

>>Entschuldige. Ich habe es ihm versprochen.<< Mit einem weiteren Kuss stand ich auf und zog mir meine Unterwäsche an.

>>Ich mag ihn nicht.<<

Fragend drehte ich mich herum. Kian stand ebenfalls auf und kam zu mir. Seine Finger fuhren an meinen Armen entlang und seine Lippen landeten sanft auf meiner Schulter, auf der er liebevolle Küsse verteilte.

Es fühlte sich wirklich schön an, doch damit konnte er mich nicht kriegen. >>Du kennst ihn nur nicht<<, meinte ich und entfernte mich von ihm.

>>Es reicht mir schon, dass er ein Kerl ist und sich ständig in deiner Nähe herumtreibt<<, knurrte er genervt. Es war irgendwie süß, dass er eifersüchtig war. Nur war Roy mein bester Freund und nicht mein Geliebter. Für Kian sollte er eigentlich keine Konkurrenz darstellen.

Da fiel mir etwas ein und ich wandte mich mit dieser Idee zu ihm um. >>Komm doch mit und lerne ihn kennen.<<

Bockig schnaubte er und zog sich seine Boxershorts an. >>Niemals.<<

>>Ah komm. Was ist schon dabei? Wenn du ihn kennenlernst, siehst du, dass von ihm aus keine Gefahr kommt. Bitte.<< Ich näherte mich ihm und legte ihm meine Hand an den Nacken, um dort an seinen Haaren zu kraulen. >>Tue es für mich. Ich möchte, dass ihr euch versteht.<< Dabei konnte er mir diesen Wunsch nicht abschlagen, dessen war ich mir sicher.

Lange sah er mich an, zog genervt seine Augenbrauen zusammen und schnalzte anschließend mit der Zunge. >>Warum machst du das? Du bist ein Monster<<, seufzte er, doch ich grinste umso breiter.

>>Weil ihr mir beide wichtig seid<<, meinte ich und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe ich von ihm zurücktrat.

Doch Kian packte mich am Arm und zog mich wieder zu sich zurück. >>Wow, Moment. Was soll das jetzt bedeuten.<<

Innerlich rollte ich mit den Augen. >>Keine Sorge, du stehst ganz weit oben. Aber ich kenne Roy seit dem Sandkasten und hatte vieles mit ihm durchgestanden. Also tu' mir den gefallen und sei nett.<<

Kian erwiderte nichts, sondern stand einfach nur da und sah zu, wie ich mich anzog. Er hatte keine Lust auf dieses Treffen, das sah ich ihm an, aber früher oder später wären sie sich sowieso über den Weg gelaufen. Also hielt ich es besser, sie würden es jetzt tun und unter meiner Aufsicht.

-

Unter riesigen Protest, hatte ich Kian dazu gebracht mich zu dem Treffen zu begleiten. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so sehr dagegen stäuben würde, doch mir zuliebe zwang er sich dazu meinem Roy gegenüberzutreten. Roy war ein wichtiger Teil meines Lebens, hatte mich durch so viele schwere Zeiten begleitet. Und nun, da Kian ebenfalls zu meinem Leben gehörte, war es mir wichtig, dass sich, die mir beiden wichtigen Männer, kennenlernten.

Nachdem wir das Auto verlassen hatten, stellte ich mich vor Kian und sah ihn ernst und gleichzeitig bittend an. >>Gib ihm eine Chance.<<

Leise knurrend fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und blickte zu mir runter. >>Nur, weil du es bist.<<

Seine Worte brachten mich zum lächeln. Es machte mich glücklich, dass er das für mich tat. >>Und bitte, sei nett.<<

>>Das kann ich nicht versprechen<<, erwiderte er.

Die Augen verdrehend, nahm ich seine Hand und wir beide betraten das kleine Diner, in dem ich mich mit meinem besten Freund verabredet hatte.

Ich sah ihn bereits gleich beim eintreten. Roy saß hinten im Raum und starrte wartend auf sein Handy, während er nebenbei noch einen Kaffee trank.

>>Roy<<, rief ich ihm zu, noch ehe wir ihn erreichten. Mit einem Lächeln im Gesicht hob er den Kopf und wandte sich in meine Richtung. Doch als er den Mann neben mir sah, war sein Lächeln auf einen Schlag verschwunden und machte Platz für etwas grimmiges und leicht gereiztes.

>>Warum ist er hier?<<, fragte er kurz darauf, würdigte Kian jedoch keines Blickes. Diese Reaktion war schon beinahe vorhersehbar.

Ruhig bat ich ihn mit mir kurz zur Seite zu gehen, was er einfach hinnahm, jedoch nicht ohne Kian einen weiteren bösen Blick zuzuwerfen.

>>Was soll das? Ich dachte das wir beide alleine sein würden.<<

>>Ich weiß. Aber ich habe mir gedacht, dass ich ihn mitbringe, damit ihr miteinander redet. Damit ihr euch kennenlernt. Sei mir nicht böse.<< Ich sah ihn mit einen flehenden Blick an. Der hatte schon immer bei ihm funktioniert und auch dieses mal ließ er mich nicht im Stich.

Resigniert seufzend ließ er den Kopf hängen und warm mir einen hoffnungslosen Blick zu. >>Hast du so schnell vergessen, was er dir angetan hat?<<

Augenblicklich schüttelte ich den Kopf. >>Natürlich nicht. Aber wir beide haben uns lange unterhalten. Wir wollen es noch einmal versuchen und dieses mal richtig. Also bitte.. bitte tue mir den Gefallen.<<

Roy war wirklich nicht begeistert von meiner Entscheidung - in jeglicher Hinsicht. Dennoch hoffte ich so sehr darauf, dass sie sich bei diesen Treffen etwas mehr verstehen würden.

Etwas vor sich hinmurmelnd, kratzte er sich am Nacken und seufzte ergebend. >>Also schön.<<

Zufrieden mit seiner Antwort kehrten wir wieder zu Kian zurück, der seinen Arm gleich um meine Taille legte und mich an sich zog. Sein stummer Kampf, der sich zwischen Kian und Roy abspielte, ließ mich abermals innerlich die Augen verdrehen.

Nachdem wir uns gesetzt und uns Getränke bestellt hatten, entstand um uns herum eine sehr unangenehme Stille. Die Stimmung hätte nicht übler sein können. Beide starrten sich nur an, als würden sie sich gegenseitig mit den Blicken töten wollen. Und säße ich nicht bei ihnen, hätten sie es vermutlich auch getan. Ich musste irgendwie das Eis zwischen ihnen brechen. Nur war das schwierige daran die passenden Worte zu finden.

>>Ehm Roy. Du handelst doch ab und zu mit Aktien. Kian kennt sich bestens damit aus. Vielleicht kann er dir ja beim nächsten mal dabei helfen, die beste Investition zu finden<<, warf ich ein. Zugegeben.. es war ein richtig schlechter versuch, aber ich hielt diese ungeheure Anspannung überhaupt nicht aus.

>>Kein bedarf.<<; >>Passe<<, sagten beide gleichzeitig, was mich sofort die Schultern sinken ließ. Gleichzeitig verpasste ich Kian einen Tritt unter dem Tisch. Er sah mich sofort an und schüttelte unschuldig den Kopf. Soviel dazu, er sollte freundlich sein. Tja, dieser Versuch war wohl richtig fehlgeschlagen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich tun sollte. Im ersten Moment hatte ich wirklich gedacht, dass es eine gute Idee wäre, doch mittlerweile war ich einfach nur überfordert von dieser Situation.

>>Sag mal, Joyce. Ist dein Vater noch immer bei dir?<<, fragte mich mein bester Freund neugierig, und lenkte damit geschickt von dem eigentlichen Problem ab.

Allein schon der Gedanke an Stan brachte mich zum seufzen. >>Fang bloß nicht damit an. Dieser alte Sack hat gestern schon wieder bei mir eingebrochen, nur um sich breit zu machen.<<

Roy lachte auf. >>Ich sollte ihn mal wieder treffen. Er scheint sich kein bisschen verändert haben.<<

>>Und das wird er auch nicht. Er wird immer der sture alte Bock bleiben, der nur nach Ärger sucht. Ich bin gespannt, wodurch er dieses mal wieder in den Knast wandert<<, erwiderte ich. Dadurch, dass Roy und ich schon so lange befreundet waren, hatte er alles gesehen und miterlebt, was sich meine unmöglichen Elten ausgedacht hatten. Dennoch war es für mich auch so leicht mich darüber zu unterhalten. Wir beide teilten irgendwie diesen Schandfleck meiner Familie. Mit Roy darüber zu reden, war anders als mit Kian, denn es gab noch immer einige Dinge, die mir einfach nur unangenehm waren vor ihm zu offenbaren.

>>Ich weiß noch gut, wie er mich dazu bringen wollte ins Haus eurer Nachbarn einzusteigen, weil sie ihm Geld geschuldet haben.<<

>>Sei froh, dass ich dich davon abgehalten habe, sonst wärst du wahrscheinlich auch noch sein Zellnachbar geworden<<, mahnte ich ihn. Stanley hatte eine wirklich unglaubliche Überzeugungskraft, wenn man nicht bereits immun gegen diese war. Und hätte mich Roy nicht bei sich gehabt, hätte ihn mein dämlicher Vater noch in den Ruin getrieben.

>>Und dafür danke ich dir noch immer<<, grinste er breit. Auch ich konnte ein Lächeln nicht verbergen. Doch dabei merkte ich, wie sich Kian neben mir immer wieder anspannte. Er mochte es nicht hier zu sitzen. Zu sehen, wie ausgelassen ich mich mit Roy unterhielt. Über unsere gemeinsame Vergangenheit. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass es Kian mächtig störte.

>>Oder als wir mit ihm und Debra Campen gefahren sind und er uns einfach im Wald vergessen hat. Du hattest solche Angst und hast dich die ganze Nacht an mich geklammert, wie ein kleines Äffchen.<<

Obwohl es eigentlich eines der schlimmsten Momente war, konnte ich nicht wirklich klagen. Zu dieser Zeit glaubte ich, dass mich Roy vor allem und jeden beschützen würde. Und so hatte er sich auch damals verhalten. Während meine Schwester komplett außer sich war und am liebsten hinter Stan hergelaufen wäre, um ihn zu erwürgen, war Ros bei mir geblieben. Hatte mich getröstet, mir beruhigte Worte zugeflüstert. Zu dieser Zeit war er mein Fels in der Brandung. Deshalb erinnerte ich mich gerne an diese Momente. Gerade weil Roy da war, um die schlimmsten von ihnen, zu den besten zu machen.

Erneut lachend sah er mich an. >>Du hast einfach nicht aufgehört zu weinen.<<

>>Hey! Wir wurden im Wald vergessen. Es war Nacht und es war gruselig<<, wies ich ihn zurecht und sah ihn gespielt böse an. Ich liebte es Zeit mit ihm zu verbringen und in alten Erinnerungen zu schwelgen.

So verging die Zeit immer am besten und die schweren Tage wurden leichter.

Nur leider bemerkte ich dadurch etwas viel zu spät. Bei den ganzen Erinnerungen und den Gesprächen, blieb Kian völlig auf der Strecke. Ich hätte mir selbst deshalb eine verpassen können. Schließlich hatte ich ihn beinahe gezwungen mit mir zu kommen, damit sich die beiden kennenlernen konnten. Doch das ging komplett nach hinten los. Und mein Gewissen war dadurch kein Stück besser geworden. Im Gegenteil.. als es Zeit war aufzubrechen, weil Roy und ich noch ins Kino wollten, nahm ich Kian kurz zur Seite und versuchte das ganze irgendwie noch zu kippen.

>>Es tut mir so leid. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt<<, seufzte ich mit schlechten Gewissen. Welches noch schlechter wurde, als ich in sein unzufriedenes Gesicht sah. >>Wirklich. Entschuldige. Ich mache es wieder gut<<, fügte ich kurz darauf hinzu und legte meine Arme um seine Schultern.

Es dauerte einen Moment, ehe auch er sich zu bewegen begann und seine Hände auf meine Hüften legte. >>Das hier war eine Scheißidee. Bitte mich nie wieder darum.<<

>>Aber-<<

>>Nie wieder, okay?<<, meinte er mit Nachdruck.

Wie ein verängstigter Welpe zog ich den Kopf leichte ein und senkte diesen. Es war wirklich eine beschissene Idee gewesen. Aber in diesen Moment hatte ich wirklich geglaubt, dass eine gute sein würde. Doch ich hatte mich so sehr auf Roy und unseres Gespräch konzentriert, dass ich Kian vollkommen vergessen hatte. Was nie hätte passieren dürfen!

>>Es tut mir so unendlich leid<<, schmollte ich und schob meine Fingerspitzen in sein Haar. >>Wie kann ich das wieder gutmachen?<<

Er sah mich an, ließ nichts von seinen Emotionen durchsickern, sodass ich nicht wusste, was in ihm vorging. Alles was ich wusste war, dass er wütend war.

>>Joy! Beeil dich. Der Film fängt in einer halben Stunde an<<, rief Roy mit einem mal. Augenblicklich merkte ich, die Kians Griff um meine Hüften stärker wurde und er seine Muskeln spannte. Ich konnte seine Kiefermuskeln zucken sehen, als er seine Kiefer stark aufeinander presste. Das war gar nicht gut.

>>Ich frage dich nicht mehr, ob du uns begleiten willst<<, sagte ich leise, um eine mögliche Katastrophe abzuwenden. >>Sehen wir uns später noch?<<

Ich hoffte wirklich, dass er mich nicht abweisen würde. Doch zu meinem Glück und Erleichterung nickte er stumm.

Um das alles etwas zu mildern und wenigstens ein Stück seiner Wut zu mildern, stellte ich mich leicht auf Zehnspitzen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Obwohl er diesen mit keinem Stück, wenigstens etwas, vertieft hatte, konnte ich mich doch glücklich schätzen, dass er mich nicht gleich von sich gestoßen hatte.

>>Es tut mir leid<<, flüsterte ich ihm vor die Lippen, ehe ich mich von ihm entfernte. Dieses mal war ich diejenige, die es so richtig vergeigt hatte. Nun musste ich mir auf jeden Fall eine sehr gute Entschuldigung einfallen lassen.

Mit einem letzten Blick ging ich zu Roy, der bereit auf mich wartete, damit wir gemeinsam ins Kino fahren konnten. Ab jetzt durfte ich es nicht noch schlimmer machen.

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Das erste offizielle Treffen von Roy und Kian. Nur leider ist es dann doch anders verlaufen, wie von Joyce gedacht. 🤔

Was sagt ihr zu dem Verhalten der beiden Männer gegenüber einander?

PS: Ich wollte mich einmal noch ganz kurz bei euch bedanken. Für eure wunderbaren und aufbauenden Worte und für eure Unterstützung. Manchmal ist es doch gut zu hören, dass man keinen völligen Mist fabriziert und ich danke euch wirklich vom Herzen, dass ihr mich dadurch so zum lächeln gebracht habt.❤️

Ich wünsche euch noch eine Schöne Woche und bis zum nächsten Mal!

Eure Eve✌️😎

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