Kapitel Sieben

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Joyce

Ein lautes Poltern ließ mich vom Bett aufschrecken. Augenblicklich setzte ich mich auf, hielt die Luft an und lauschte. Irgendwie kam es mir so vor, wie ein Déjá-Vu. Nur dieses mal war ich mich vollkommen sicher, dass es Angelique nicht sein konnte, die wieder mal in meiner Küche herumhantierte, denn sie war übers Wochenende bei ihren Eltern. Debbie konnte es ebenfalls nicht sein, denn sie hatte keinen Schlüssel. Außerdem sagte mir ein Blick aus dem Fenster, dass es noch nicht einmal Tag war. Also.. wer trieb sich um diese Uhrzeit in meinem Haus herum?

Vorsichtig stand ich auf, griff nach dem Baseballschläger, den ich hinter meiner Schlafzimmertür gelagert hielt und ging auf leisen Sohlen in den Flur hinaus.

Ich würde lügen, sollte ich sagen, dass ich keine Angst hätte. Jemand war in meinem Haus, mitten in der Nacht und ich war alleine. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich hatte mächtig schiss. Aber ich sprach mir innerlich immer wieder Mut zu, versuchte nicht die Nerven zu verlieren.

Im Wohnzimmer angekommen, griff ich nach meinem Handy, welches ich dort auf der Anrichte hatte liegen lassen und tippte schon mal die Notrufnummer ein.

Das Licht in der Küche brannte und ich hörte, wie der Kühlschrank geöffnet wurde, was wirklich verwirrend war. Ich meine, was für ein Verbrecher brach in ein Haus ein, um sich durchzufuttern?

Bevor ich die Küche betrat, holte ich tief Luft und war bereit meinen Finger auf den Anrufknopf zu legen. Doch als ich dann in den Raum trat, fiel die Angst schlagartig von mir ab und machte Platz für Fassungslosigkeit.

>>Was zur Hölle?<<, stieß ich hervor und ließ das Telefon in meiner Hand sinken.

Mit meinem Essen beladen, drehte sich dieser Vollidiot mit einem breiten Grinsen zu mir um und strahlte mich an, als würde er hier wohnen. >>Spatz! Du bist ja wach. Hast du hunger?<<

Was zum Teufel war denn jetzt los? >>Was machst du hier, verdammt?<<, fragte ich meinen nutzlosen Vater.

Unbekümmert stellte er das Essen auf die Ablage und machte den Herd an. >>Naja, ich dachte ich mache etwas zu Essen.<<

Einfach unfassbar. >>Du brichst bei deiner eigenen Tochter ein? Was ist nur los mit dir?!<<

>>Es war kein Einbruch. Die Gartentür war auf<<, versuchte er sich zu verteidigen. Allerdings war es eine bescheuerte Verteidigung, denn ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich alle Türen und Fenster verschlossen hatte, bevor ich ins Bett gegangen war.

>>Sie war abgeschlossen<<, erwiderte ich trocken und umklammerte den Baseballschläger noch fester. Es wäre so einfach ihm damit eine überzuziehen und dann die Polizei zu rufen. Es wäre immerhin Notwehr. Ich meine was für ein Vater tat so etwas?

>>Und? Hast du jetzt hunger oder nicht?<<, fragte er mich und haute mein gutes Fleisch in die Pfanne.

Warnend hob ich mein Handy wieder an. >>Das ist Einbruch und Hausfriedensbruch. Nur ein Anruf und bist wieder im Knast.<<

Stan seufzte und wandte sich zu mir, wobei er auf mich zukam. >>Ah komm schon, Joyce. Ich bin dein Vater. Verweigerst du deinem eigenen Fleisch und Blut ein warmes Bett und etwas zu Essen?<<

Ja, verdammt! Es war doch immer wieder das gleiche. Er kam jedes mal mit der gleichen Leier an. Aber wäre er mein Vater - mein Fleisch und Blut, hätte er damals nie mit dem Gedanken gespielt mich an einen seiner Käufer, wie eine Prostituierte zu verkaufen. Zu seinem eigenen Glück hatte er es nicht getan, denn dann hätte ich ihn eigenhändig erschlagen.

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