Kapitel Neunzehn

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Kian

So gut ich konnte, versuchte ich den Feigling einzuholen, doch er war schneller als ich und zu allem viel gewiefter. Er schlängelte sich zwischen den Menschen und kriegte jede Kurve ohne Probleme. Da brauchte ich all meine Konzentration und mein Können, um nicht gleich gegen den nächsten Passanten zu krachen.

Schließlich bog dieser Kerl erneut ab und rannte in die Gassen, die abgelegen waren und sich dort kein anderer verirrte. Das war meine Chance. Jetzt musste ich ihn mir nur noch schnappen und ihn so lange verprügeln, bis er mir all meine Fragen beantworten würde.

Kurz sah er sich um, um sich zu vergewissern, ob ich noch hinter ihm war. Und das war ich, denn so leicht gab ich nicht auf. Auch wenn mir langsam echt die Puste ausging.

Gerade sah er wieder nach vorne, als plötzlich dieser verdammte Punk hinter der nächsten Ecke auftauchte und den Typen mit einem heftigen Faustschlag zu Boden schlug.

Abrupt stoppte ich, stützte mich mit beiden Händen an meinen Oberschenkeln ab und rang nach Luft. >>Verdammt.. Was.. Was hast du getan?<<, fragte ich und sah auf den bewusstlosen Kerl am Boden. So konnte ich keine Antworten bekommen.

>>Du wirst alt, Bruderherz<<, meinte Jax frech und ging auf meine Frage gar nicht erst ein, was meine Laue nicht gerade verbesserte.

>>Du hast ihn K.O. geschlagen. Wieso hast du das getan, Verdammt?!<< Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und richtete mich wieder auf. Meine Ausdauer hatte in letzter Zeit ein wenig nachgelassen. Allerdings, musste ich noch nie jemanden so lange zu Fuß verfolgen.

>>Hätte ich ihn etwa entkommen lassen sollen? Du hättest ihn niemals erwischt, alter Mann.<<

Seufzend sah ich meinen Bruder an und ignorierte seine große Klappe und die eigentliche Tatsache, dass er gerade mal ein paar Jahre jünger war als ich. Es war hoffnungslos mit ihm darüber zu diskutieren. >>Okay. Und was hast du dir vorgestellt, wie du ihn verhören willst? Ein Bewusstloser kann nicht sprechen.<<

Jax sah zu dem Mann runter und begann sich am Hinterkopf zu kratzen. So wie es aussah, hatte er die missliche Lage endlich kapiert. >>Ja.. Das hatte ich vielleicht nicht so ganz durchdacht.<<

>>Was du nicht sagst<<, erwiderte ich genervt und deutete auf den Typen vor uns. >>Los schnappe ihn dir. Wir müssen ihn hier wegbringen.<<

>>Warum ich?<<

>>Weil du mir etwas versprochen hast.<<

Mein Bruder verdrehte die Augen, tat aber anschließend das, was ich ihm aufgetragen hatte.

Seit beinahe zwei Wochen waren wir wieder in Vegas. Allerdings war meine Wut auf meinen Bruder noch immer nicht ganz verschwunden. Doch Joyce hatte mir immer wieder zu Verstehen gegeben, dass ich die Sache mit dem Verräter nicht alleine durchziehen sollte. Und ich musste zugeben, dass sie recht hatte. Mein eigenes Ego beiseite lassend, hatte ich mich mit Jackson - so gut es eben ging - ausgesprochen und wir hatten einen Deal beschlossen. Wir beide würden nach dem Verräter suchen, doch dafür musste er tun, was ich ihm sagte. Keine Alleingänge und kein unnötiges töten. Er sollte endlich lernen sich zu kontrollieren und nicht gleich bei dem erstbesten aus der Haut zu fahren und ohne zu denken zu handeln.

Zugegeben, der Faustschlag musste nun wirklich nicht sein, aber immerhin hatte er ihn nicht gleich abgeknallt. Das war schon mal ein Fortschritt.

Ich sah zu, wie Jax den Bewusstlosen über die Schulter warf und mit ihm hinter der Ecke verschwand. Als ich ihm folgte, sah ich das Auto, welches er dort geparkt hatte.

Midnight Games - Begierde ✔️Where stories live. Discover now