Kapitel Zwei

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Kian

Mit ganzer Kraft versenkte ich den Schlagring, der sich um meine Fingerknöchel schmiegte, im Gesicht des Widerlings, der auf dem Stuhl gefesselt saß.

Sein blutiges Gesicht fuhr durch die Wucht des Schlags zur Seite und er krachte gemeinsam mit dem Stuhl auf den Boden.

Vollkommen von meinem Zorn übernommen, sah ich schwer atmend zu, wie er durch den Schmerz aufwimmerte und einen seiner Zähne, gemeinsam mit Blut und Spucke ausspuckte.

Einerseits tat es gut diese Wut loszuwerden und mich an diesen Kerl abzureagieren. Andererseits jedoch merkte ich die Übelkeit, die bei jeden weiteren Schlag in mir aufstieg. Dieses ekelhafte Gefühl das Monster zu sein, für welches mich Joyce hielt. Allein schon der Gedanke daran ließ mich beinahe durchdrehen und ich würde am liebsten weiter auf den Kerl einprügeln.

Dieser Moment in der Gasse hatte meine Welt zerstört. Noch nie in meinem Leben hatte ich einen solch ungeheuren Schmerz gefühlt. Es war als hätte man mir beim lebendigen Leibe mein Herz rausgerissen und es vor meinen eigenen Augen in Stücke zerfetzt. Ich hatte sie verloren und doch wollte ein kranker und masochistischer Teil von mir noch immer nicht aufgeben und bis zum Schluss kämpfen. Und sollte mich doch der Teufel höchstpersönlich holen.. Ich würde es tun.

Neben mir merkte ich, wie der Boss näher kam und sich mit einem nachdenklichen Blick neben mich stellte.

Gleich als ich ihn sah, spürte ich erneut den Hass in mir aufkommen und hätte den Wicht, der am Boden lag am liebsten gleich geköpft. Aber ich musste mich zurückhalten, denn Cooper – so nannte er sich – ließ mich noch nicht.

Nicht gerade der Name, den man sich für den Big Boss vorstellte, aber sein Name tat nichts zur Sache. Genauso wie sein Aussehen. Cooper war eigentlich in meiner Größe, jedoch war er um einiges Stämmiger als ich. Recht ungepflegter und machte sich nichts daraus, wie er mit seinem Aussehen auf andere wirkte. Dadurch sah man ihm überhaupt nicht an, wie kaltblütig und gnadenlos er doch eigentlich war.

Er legte mir seine widerliche Hand auf die Schulter und zog mich hinter sich, damit er in den Vordergrund treten konnte. Ich hingegen zog mich schon beinahe freiwillig zurück und atmete mehrmals tief durch, um mich wieder zu beruhigen.

Ich merkte selbst, dass ich in letzter Zeit nicht gerade labil war, was meine Gefühle anging und meine Emotionen mit mir durchgingen. Aber, verdammt! Wem wäre es in meiner beschissenen Lage nicht so ergangen?

Angewidert blickte ich auf meine blutbeschmierten Hände. Noch nie in meinem bisherigen Leben hasste ich mich so sehr dafür, was ich tat, wie in diesen Moment.

Der Anblick trieb mir die Galle hoch und ich wischte meine Hände schnell an meiner Hose ab, doch das Gefühl wollte nicht weichen. Ich wollte, dass es endlich aufhörte. Ich wollte, dass dieses zerschmetternde Gefühl in mir endlich verstummte und ich wieder richtig leben konnte. Doch im Moment fühlte ich mich einfach nur gefangen. In meinem armseligen Dasein eingesperrt, wie eine Laborratte im Käfig.

Zum ersten mal in meinem Leben wollte ich mit diesen Scheiß hier aufhören. Ich wollte niemanden mehr verletzen, niemanden mehr töten. Ich wollte nichts von alldem. Das was ich vor dem Club zu Joyce gesagt hatte, war die Wahrheit. Ich wollte raus aus diesen Mafia-Scheiß. Endlich frei sein.

 Und sobald ich frei war, würde ich Joyce beweisen, dass sie bei mir sicher war. Dass ihr nichts und niemand etwas antun würde. Ich würde sie mit meinem Leben beschützen.

>>Also du kleiner Bastard. Sagst du mir jetzt, wo du meine Mädchen verfrachtet hast?<<, fragte Cooper und hockte sich vor dem Kerl hin.

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