Kapitel Acht

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Joyce

Müde stand ich in der Küche vor meiner Kaffeemaschine und wartete, bis dieser endlich durchgelaufen war. Dieses mal musste ich zugeben, dass es sich gelohnt hatte so lange aufzubleiben.

>>Morgen<<, hörte ich hinter mir Kians verschlafene Stimme und begann zu schmunzeln.

>>Wieso bist du schon wach?<<, fragte ich und füllte zwei Tassen mit dem frischgebrühten Kaffee, ehe ich diese auf dem Tisch abstellte, an dem sich Kian gähnend setzte.

>>Du warst nicht mehr neben mir, da bin ich aufgewacht.<< Als ich an ihm vorbei ging, um mich ebenfalls zu setzen, packte er mich an der Taille und zog mich zu sich, sodass ich mich kurz darauf auf seinem Schoß befand. Seine Armen schlangen sich um meinen Bauch, während ich mich mit dem Rücken gegen ihn lehnte.

Kurz schloss ich die Augen und atmete tief durch; genoss diese Ruhe und den Frieden, der sich um uns gebildet hatte.

Mit einem schlechten Gewissen hatte ich, bevor ich mit der Arbeit fertig war, meinem besten Freund abgesagt und ihm mitgeteilt, dass er mich dieses mal nicht abholen brauchte. Anschließend hatte ich Kian mit zu mir genommen.

Zu meinem Glück war Stanley bereits verschwunden und hatte sogar aufgeräumt, wie befohlen. Ich war noch nicht dazu bereit gewesen irgendjemanden meinen nutzlosen, Drogen dealenden und frisch aus dem Knast entlassenden Vater vorzustellen. Es war einfach nur beschämend so jemanden in meiner Familie zu haben.

Jedenfalls hatten Kian und ich viel Zeit füreinander gehabt. Obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte, etwas anderes mit ihm anzustellen – vor allem nach so langer Zeit – hatten wir beide dennoch so einiges zu besprechen. Ich musste noch so vieles wissen und Kian hatte mir versprochen meine Fragen zu beantworten. Zugegeben, hatte er sich bei einigen geweigert, aber auch nur aus Selbstschutz.

Ich hatte bemerkt, dass es ihm zusetzte über einige Themen zu sprechen, also hakte ich nicht weiter nach. Am schlimmsten war, als ich ihn über die letzten Monate angesprochen hatte. Es war uns beiden nicht gut gegangen, doch in dieser Nacht hatte ich bemerkt, dass Kian mehr gelitten hatte als ich. Dass er bei seinem Job etwas sehr düsteres und schlimmes erlebt haben musste. Es hatte mir das Herz gebrochen zu sehen, wie sehr es ihm mitgenommen hatte. Und zwar so sehr, dass wir irgendwann aufgehört hatten zu reden und er irgendwann, aus Erschöpfung, in meinen Armen eingeschlafen war.

Ich hingegen konnte überhaupt nicht mehr schlafen. Stattdessen hatte ich ihn einfach nur angesehen, wie eine durchgeknallte Stalkerin. Aber in dem Moment war ich wirklich glücklich. Glücklich darüber, dass das alles endlich vorbei war und ich ihn wieder bei mir hatte.

>>Jenevieve wird es mir ewig nachtragen, dass weißt du<<, murmelte ich und legte meine Hände auf seine.

Nachdem er mir gestanden hatte, dass er meine Chefin viel Geld geboten und quasi dazu genötigt hatte ihn in den Club zu lassen, hätte ich ihm am besten erwürgt.

Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass diese Frau so verzweifelt war. Dass sie so dringend Geld für eine Tanzschule in Frankreich brauchte. Aber, dass es ausgerechnet Kian sein musste, der sie finanzierte, war für ihren Stolz ein unglaublicher Schlag gewesen. Damit war ich auf ihrer Beliebtheitsskala noch weiter nach unten gerutscht.

>>Sie kriegt sich schon wieder ein<<, murmelte er und legte seine Lippen an meinen Nacken.

 Mit einem wohligen Kribbeln im Bauch, biss ich mir auf die Unterlippe und seufzte leicht. >>Ich kann es trotzdem nicht fassen, dass du das getan hast.<<

>>Wie hätte ich sonst in deine Nähe kommen sollen? Du hast mich ja komplett abgeblockt.<<

Wohl wahr. Und wenn ich es nicht getan hätte, hätte Kian vermutlich nicht das getan, was er nun mal getan hatte, um auszusteigen.

Midnight Games - Begierde ✔️Where stories live. Discover now