Prolog

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Kian

Immer wieder tippte ich mit dem Finger gegen das Lenkrad, bewegte mein Bein nervös auf und ab und hielt meinen Blick ohne Unterbrechung auf die Tür gerichtet, während ich darauf wartete, bis sich diese endlich öffnen würde. Ich wartete darauf, bis sie endlich dieses verdammte Gebäude verlassen würde. Wartete darauf, bis ich endlich wieder ihr schönes Gesicht sehen konnte.

Es war krank, was ich hier tat, sogar für mich. Vor ungefähr drei Wochen hatte sie die Wahrheit erfahren. Hatte erfahren, was für ein Mann ich war - ein Monster - und es hatte sie vertrieben.

Nie hatte ich gewollt, dass es soweit kommen würde. Gerade deshalb hatte ich alles darauf gesetzt mein anderes Leben vor ihr verborgen zu halten, denn ich wusste, dass es alles zwischen uns zerstören würde.

Und nun stand ich hier, jede zweite verfluchte Nacht auf der anderen Straßenseite zum Club und hoffte nur auf einen einzigen Blick auf sie. Auf Joyce.

Obwohl ich dazu ein anderes Auto benutzte, um nicht erkannt zu werden, wusste sie dennoch mit Sicherheit, dass ich es war. Sie war nicht auf den Kopf gefallen, das hatte sie mir oft genug bewiesen. Dennoch ignorierte sie es. Tat so, als wüsste sie von nichts und trat damit nur noch fester gegen meine Gefühlswelt.

Ich konnte es nicht. Konnte sie einfach nicht loslassen. Diese Frau hatte etwas in mir verändert. Etwas, was meinen Selbsthass für mein zweites Leben ein wenig milderte. Joy schenkte mir etwas großartiges. Ich fühlte mich unglaublich gut bei ihr.. geborgen und erwünscht. Sie hatte mir im Unwissen klar gemacht, dass etwas gutes in mir steckte. Sie brachte ruhe in mein Leben ein und es gefiel mir. Genauso, wie es mir gefiel die Abende und vor allem die Nächte mit ihr zu verbringen. Joyce war etwas besonderes, das hatte ich schon lange vor unserer etwas abgedrehten Beziehung bemerkt. Und mit der Zeit wurde sie unglaublich wichtig für mich. Sie ging mir wirklich unter die Haut.

Doch ich Idiot, musste es natürlich zerstören. Die Harmonie zwischen uns, die Geborgenheit, die Freude.

Gerade deswegen stand ich beinahe jeden Abend vor dem Club, wie ein verdammter Stalker. Ich musste alles wieder in Ordnung bringen.

Gleich nachdem sie gegangen war, hatte ich versucht es zu tun. Hatte sie angerufen und sie beinahe angefleht wenigstens zurückzurufen und irgendein Zeichen von sich zu geben. Wie es sich herausstellte, hätte ich es im Nachhinein nicht tun sollen. Wie ein Volltrottel, hatte ich sie eingeengt, weshalb ich es dann doch fürs erste sein gelassen hatte.

Die Tatsache ignorierend, dass ich dennoch hier stand und lauerte, gab ich ihr trotzdem genug Freiraum, um nachzudenken. Gab ihr Zeit.

Joyce war nicht so wie die meisten Frauen. Sie war tough, bissig, verrückt, lebensfroh - trotz ihrer schweren Vergangenheit - und konnte manchmal auch ein richtiges Biest sein, wenn ihr jemand auf die Nerven ging. Sie kam gut alleine zurecht und konnte sich wehren. Außerdem war sie verständnisvoll - meistens jedenfalls, wie es sich in dieser Nacht herausstellte. Doch ich hoffte darauf, dass sie gerade diese Eigenschaft dazu bringen würde mit mir zu reden. Damit ich ihr erklären konnte, dass ich alles andere in den Wind schießen würde, nur um bei ihr sein zu können. Ich hoffte es wirklich.

Und auch, wenn meine Hoffnung darauf, nach drei Wochen etwas geringer wurde, wollte ich dennoch nicht aufgeben. Den Teufel würde ich tun! Sie musste mir nur fünf Minuten geben, um mich zu erklären. Und ich würde diese Chance bekommen, um jeden Preis.

Als ich sah, wie ein schwarzer Kombi direkt vor der Gasse parkte, setzte ich mich sofort aufrechter hin und spannte mich an. Dieser kleine..

Ganz voller Selbstbewusstsein stieg er aus und stellte sich auf die andere Seite, nur um sich gegen den Wagen zu lehnen und zu warten. Pünktlich zur Mitternacht, wie jedes mal.

Er war groß, dunkelhaarig und brachte in mir den Drang ihm eine Kugel in den Schädel jagen zu wollen.

Vor zwei Wochen war dieser Mistkerl urplötzlich aufgetaucht. Ich hatte noch nie etwas von ihm gehört und Joyce hatte ihn auch mit keinem Wort erwähnt.

Doch seither schwirrte er ständig um sie herum. Roy Harrison. Die beiden waren seit dem Sandkasten miteinander befreundet, hatten vieles zusammen durchgemacht, waren zusammen auf der Highschool gewesen und beinahe unzertrennlich. Heute war er ein reicher Unternehmer, mit einer eigenen Firma.

Natürlich hatte ich ihn bis aufs kleinste Detail durchleuchtet. Hatte in seiner Vergangenheit rumgewühlt und gehofft, dass er so richtig Dreck am Stecken hatte, damit ich ihn schnell loswerden konnte. Wie hätte ich es denn nicht tun sollen? Er ließ Joyce ja keine Sekunde aus den Augen. Und es ging mir gehörig auf den Sack. Ich hasste diesen verdammten Schnösel.

Endlich wurde die Tür geöffnet und ich sah diese dunkelhaarige Schönheit in gewöhnlichen Sportklamotten herauskommen. Sie fuhr sich mit ihren Fingern durch ihre Locken und ich merkte gleich, dass mir anders wurde. Mein Herz machte einen riesigen Sprung und mein Magen zog sich wohlig zusammen und dabei sah sie mich nicht einmal an. Allein schon durch ihr Auftreten machte sie mich verrückt. Und noch verrückter machte es mich, dass sie mir so nahe aber dennoch nicht bei mir war.

Am liebsten hätte ich sie gleich in meinen Wagen gesetzt und wäre mit ihr weit weggefahren. Doch sie machte mir einen schnellen Strich durch die Rechnung, an meinen Plan auch nur ansatzweise weiter zu denken, ging auf diesen Lackaffen zu und umarmte ihn erfreut. Ich hätte mich auf der Stelle übergeben können.

Fest ballte ich meine Faust und biss mir in die Fingerknöchel. Dabei wurde mir wieder ganz anders, jedoch nicht auf die gute und angenehme Art und Weise. Ich wollte ihn umbringen. Dafür, dass er meine Joyce anfasste. Dafür, dass er mit ihr redete. Dafür, dass er überhaupt in dieser Stadt war.

Noch mehr ging er mir auf die Nerven, da er mir durch seine ständige Anwesenheit keine Gelegenheit gab, um Joyce wenigsten für eine ruhige Minute abzufangen. Irgendwie musste ich ihn loswerden. Das stand schon mal bombenfest. Und sollte er mir auf irgendeine andere Weise dumm kommen, würde ich ihm vielleicht wirklich eine Kugel in den Kopf jagen.

Total genervt und kurz vorm durchdrehen, sah ich zu, wie sie in sein Wagen stieg und fröhlich mit ihm davonfuhr. Und ich? Ich blieb zurück und versuchte nicht meinen düsteren Gedanken zu erlegen, ihn nicht vielleicht jetzt schon zu töten.

Einzig und allein der Gedanke daran, dass mich Joyce dafür für den Rest meines Lebens hassen würde, hielt mich davon ab gleich hinterher zufahren.

Sogar wenn sie nicht bei mir war, hatte diese Frau eindeutig zu viel Macht über mich - für gewöhnlich handelte ich sofort, ohne über die Konsequenzen nachzudenken - und ich war mir noch nicht sicher, ob ich es mögen sollte oder nicht. Doch fürs erste nahm ich es so hin, denn im Moment gab es wichtigeres.

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Und ich bin zurück 🤘

Ja, meine Lieben, ihr habt richtig gesehen, ab jetzt wird die Geschichte von zwei Seiten erzählt!

Ab jetzt lasse ich auch Kian sprechen und wir tauchen immer wieder in sein düsteres und chaotisches Leben ein😍

Wie ihr es gerade bemerkt habt, geht es meinem Baby nicht gerade hervorragend, und mal schauen, ob alles wieder gut werden kann 🤫

Das erste Kapitel kommt entweder am Samstag Abend oder Sonntag 😁

Also dann, viel Spaß und vielleicht schreibt der ein oder andere von euch ein paar Kommentare,💕

Love ya!

Eure Eve 😎✌️

Midnight Games - Begierde ✔️Where stories live. Discover now