Kapitel Einundzwanzig

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Joyce

Ein wenig nervös wartete ich vor dem Café und starrte immer wieder auf die Uhr meines Telefons. Ich war verunsichert, ob er überhaupt kommen würde.

Als ich Roy am vorherigen Tag angerufen hatte, war er wirklich wütend auf mich gewesen. Ich hatte ihn ignoriert und in Sorge versetzt. Deshalb hatte ich ihn zum Kaffee eingeladen, um mich zu entschuldigen. Zwar hatte Roy meiner Einladung zugesagt, doch glücklich hatte er dabei nicht wirklich gewirkt. Jedenfalls hatten wir seit dem Anruf keinen Kontakt mehr zueinander gehabt, wodurch ich auch nichts genaueres wusste.

Immer wieder schaute ich mich um und begann vor dem Café auf und ab zulaufen. Elf Uhr hatten wir ausgemacht, doch Roy war noch immer nicht da. Dabei war er der pünktlichste Mensch, den ich kannte.

Meine Hoffnung schwand von Minute zur Minute, in der er nicht auftauchte und als es bereits halb zwölf und irgendwann der große Zeiger auf zwölf Uhr zeigte, glaubte ich nicht mehr daran, dass er überhaupt noch kommen würde.

Jedoch gerade als ich mich umdrehte und gehen wollte, sah ich ihn. In einiger Entfernung stand er nur da und starrte mich an. Eine riesige Erleichterung erfasste mich und doch spürte ich das ungeheure schlechte Gewissen, welches in mir erneut hervorkroch.

Ich sah zu, wie Roy tief durchatmete, so als würde er überhaupt nicht hier sein wollen. Als würde er sich zu diesen Treffen zwingen wollen. Anschließend kam er auf mich zu, doch er sagte kein Wort, grüßte mich nicht, sondern ging an mir vorbei, nur um das Café als erster zu betreten. Wortlos folgte ich ihm und setzte mich zu ihn, an eines der Tische, welches er ausgesucht hatte.

Unsere Bestellungen wurden schnell aufgenommen und nun saßen wir da. Schweigend. Die Stimmung zwischen uns war angespannt. Zu gerne hätte ich in seinen Kopf gesehen, seine Gedanken gelesen. Doch sein ernster Gesichtsausdruck sagte mir, dass ich keine Chance hatte es auch nur zu versuchen.

>>Ich hab schon befürchtet, du würdest nicht kommen<<, sagte ich zurückhaltend und durchbrach die erdrückende Stille zwischen uns.

>>Im ersten Moment wollte ich es auch nicht.<< Die Antwort kam kühl und distanziert und riss mir damit ein kleines Loch in mein Herz.

Und dennoch.. >>Ich kannst dir nicht verübeln.<<

>>Was hast du denn erwartet? Du warst Tagelang verschwunden, hast nichts von sich hören lassen, mich komplett ignoriert, während ich vor Sorge fast durchgedreht bin. Ich hatte keine Ahnung, was mit dir los ist und du bist dir nicht mal zu fein genug mir wenigstens eine knappe Mitteilung zu schicken, dass du überhaupt noch lebst.<<

Die Vorwürfe waren schwer, doch berechtigt. Ich war so sehr mit Kian und den Dingen mit der Mafia beschäftigt, dass ich keinen einzigen Gedanken an meinen besten Freund verschwendet hatte.

>>Ich weiß, dass mein Verhalten unmöglich war. Und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen, Roy. Du hattest mir immer beigestanden, mich bei meiner schwersten Zeit begleitet. Ich hatte kein Recht dazu dich so zu behandeln.<<

>>Nein, das hattest du nicht.<<

Bedrückt starrte ich auf den Tisch und anschließend auf die Kaffeetasse, die mir vor die Nase gestellt wurde. Ganz gleich, wie gut dieser roch, er würde die Sache zwischen Roy und mir nicht so einfach aus der Welt schaffen.

>>Wie kann ich das wieder gut machen?<<, fragte ich gleich. Es war besser, er würde es mir sagen, anstatt dass ich mich unnötig bemühte und vielleicht nur noch mehr ruinieren würde.

>>Für den Anfang würde mir eine plausible Erklärung reichen.<<

 Eine Erklärung.. Wie konnte ich ihm alles erklären, ohne ihn in die ganze Geschichte einzubeziehen? Ohne Kian zu verraten? Es würde nicht so einfach funktionieren. Dafür war viel zu viel geschehen, was nicht gerade dem Gesetz entsprach.

Midnight Games - Begierde ✔️Where stories live. Discover now