Midnight Games - Begierde ✔️

By EvelynR_Fox

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TEIL 2 DER MIDNIGHT-TRILOGIE Durch seine skrupellosen Taten, hat Kian Joyce aus seinem Leben verscheucht. V... More

Prolog
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
Kapitel Fünfzehn
Kapitel Sechzehn
Kapitel Siebzehn
Kapitel Achtzehn
Kapitel Neunzehn
Kapitel Zwanzig
Kapitel Einundzwanzig
Kapitel Zweiundzwanzig
Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Eins

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By EvelynR_Fox

Joyce

Stumm starrte ich seit einer gefühlten Ewigkeit an die Decke. Eigentlich war ich bereits seit über einer Stunde wach und eigentlich spürte ich richtigen Hunger. Doch ich hatte einfach keine Kraft, um aus meinem Bett zu steigen und in die Küche zu gehen.

Ich hatte keine Kraft mehr seit Wochen. Es fiel mir schwer, so wie immer, voller Elan in den Tag zu starten. Zu essen und zu schlafen. Es fiel mir schwer in den Club zu fahren und meiner eigentlichen Leidenschaft nachzugehen. Alles fiel mir einfach nur schwer und ich hasste es.

Die Last auf meiner Brust begann mich langsam zu ersticken und ich war jeden Tag kurz davor in tausend Stücke zu zerbrechen.

Er fehlte mir. Seine Blicke, seine Stimme, sein verfluchtes Lachen. Er fehlte mir so sehr, dass ich bereits viel zu oft kurz davor war ihn anzurufen oder zu ihm zu fahren. Doch ich tat es nicht. Ich blieb standhaft. Musste es sein.

Tagelang hatte ich darüber nachgedacht. Darüber was ich in dieser Nacht erfahren hatte, was ich fühlte, doch vor allem dachte ich darüber nach, was geschehen würde, falls ich vielleicht doch noch einknicken sollte.

Es war zum verzweifeln. Ich war verzweifelt. Und zwar so sehr, dass ich mir sogar eine verdammte Pro und Kontra Liste gemacht hatte. Ja, so weit war es bereits gekommen. Und leider hatten die Kontras auch noch gesiegt. Es war nicht so, dass ich angst vor ihm und dem was er tat hatte. Ich hatte bereits so vieles in meinem Leben gesehen und miterlebt, dass ich leider recht abgehärtet war, was solche Dinge anging. Aber darum ging es auch nicht. In erster Linie ging es darum, welche Gefahr ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Eine, die nicht von Kian ausging. Eine, die viel gefährlicher als er selbst war.

 Ich brauchte einige Zeit, um überhaupt richtig zu realisieren, dass dieser Mann zu solch einer gefährlichen Gruppe gehörte. Eigentlich war es noch immer nicht so leicht für mich mir vorzustellen, dass Kian – der Mann, der so unglaublich liebevoll und so charmant, so kalt und gnadenlos sein konnte.

Noch immer überkamen mich eiskalte Schauer, wenn ich an seinen Ausdruck dachte, den er in dieser Nacht aufgesetzt hatte. Als wäre er jemand anderes. Als wäre er ein Fremder. Im Nachhinein war er es zum Teil ja auch, denn eigentlich kannte ich ihn auch nicht wirklich. Alles was ich kannte war das, was er mir in unserer gemeinsamen Zeit gezeigt hatte. Und leider wusste ich tief in mir, dass nichts was er mir von dieser wunderbaren Seite gezeigt hatte gelogen war, was das alles für mich nur noch erschwerte.

Ich zuckte stark zusammen, als mein Handy eine eingehende Nachricht meldete. Augenblicklich schlug mein Herz stärker und viel schneller und ich fürchtete mich davor das Gerät überhaupt in die Hand zu nehmen.

Seit dieser Nacht hatte Kian immer wieder versucht mich zu erreichen, rief mich an und hinterließ mir unzählige Nachrichten, die mein Herz nur noch mehr zerbrach. Einige male war er sogar vor meiner Haustür aufgetaucht, doch ich hatte diese nie geöffnet.

Mit der Zeit hatten die Nachrichten und die Anrufe nachgelassen, hörten jedoch nie ganz auf. Ich wusste auch, dass er derjenige war, der jedes mal vor dem Club auf der anderen Straßenseite wartete.

Zum ersten mal, als ich das fremde Auto sah, dachte ich mir nichts dabei, doch als es jedes mal, wenn ich arbeitete an der gleichen Stelle stand, war ich mir sicher, dass es Kian war. Keine Ahnung, wieso ich es wusste, doch dem war so. Dennoch ignorierte ich diese Tatsache und tat so, als würde ich es nicht bemerken. Ich wollte einfach, dass er es endlich aufgab. Ich wollte, dass er mich losließ, denn so verstrickte er sich noch mehr in die Sache und das wollte ich nicht.

Mit zittrigen Händen griff ich nach dem Handy und als ich Angies Namen auf dem Display sah, stieß ich erleichtert die Luft aus. Jenevieve hatte mal wieder neue Kostüme bestellt und wir sollten sie wie üblich abholen. Das hieß, dass Angelique binnen einer Stunde hier sein würde, um mich mitzunehmen. Und das bedeutete wiederum, dass ich zu meinem eigenen Leiden das Bett verlassen und unter die Dusche gehen musste.

Schwer seufzend, ließ ich meinen Arm, gemeinsam mit dem Handy schlapp auf die Matratze fallen. Ich hatte so gar keine Lust aufzustehen. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Bett geblieben und wäre weiterhin in meinem Selbstmitleid versunken. Aber ich wusste auch, dass Angie es nicht erlauben würde.

Nach dieser Sache hatte sie es irgendwie geschafft mir meinen Ersatzschlüssel zu klauen. Seitdem tauchte sie immer mal wieder unangemeldet bei mir auf und hatte mich nicht nur einmal aus dem Bett geschmissen. Aber eigentlich konnte ich dankbar für diese Grobheit sein, denn nur so schaffte ich es in den Tag zu starten. Irgendwie.

Bevor es jedenfalls wieder geschehen und ich wieder einmal drei Tage lang einen schmerzenden Hintern haben würde, stand ich auf und schleppte mich ins Badezimmer, um dort unter die Dusche zu steigen.

-

Den ganzen Weg über war Angie recht enttäuscht darüber, dass ich bereits vor ihren Erscheinen aufgestanden war und sie daher keine Chance hatte mir richtig Dampf zu machen. Aber sie überspielte es dann doch recht gut und konzentrierte sich auf etwas anderes.

>>Gehen wir heute Abend essen?<<, fragte sie mich und fuhr weiter, als die Ampel auf grün schaltete.

>>Geht nicht. Roy und ich gehen später ins Kino.<<

Angie sah mich von der Seite an und lächelte. >>Er tut dir gut.<<

>>Naja, er ist mein bester Freund<<, erwiderte ich und lehnte mich noch immer recht erschöpft zurück.

Es war wie ein kleines Wunder, als Roy so plötzlich aufgetaucht war. Über ein Jahr lag war er in Europa gewesen, um dort Arbeit in seiner neuen Tochterfirma zu erledigen. Zu Anfang hatten wir oft miteinander telefoniert oder geschrieben. Leider wurden die Telefonate mit der Zeit immer knapper, da wir beide zu tun hatten.

Roy war mein bester Freund seit dem Sandkasten. Er kannte mich besser als ich mich selbst und hatte mich stets in meinen schwierigen Phasen begleitet. Meine Schwester mal ausgeschlossen, war er schon immer meine Stütze gewesen. Sogar nachdem ich die Schule geschmissen hatte, als mein Leben den Bach runterging. Neben seinen eigenen Verpflichtungen und seinem Leben, war er dennoch für mich da und dafür war ich ihm noch bis heute so unendlich dankbar.

Als er vor zwei Wochen auf einmal vor meiner Tür stand, hätte ich nicht glücklicher sein können. Ich hatte endlich meinen besten Freund zurück und ohne, dass ich ihm überhaupt darum gebeten hatte, war er wieder einmal für mich da, als meine Welt zum gefühlt tausendsten mal zusammenbrach.

>>Es tut einfach gut ihn wieder in meiner Nähe zu haben. Er lenkt mich ab, ist für mich da.<<

Mit einem mal seufzte Angie und parkte direkt vor dem Kostümladen. Doch bevor sie ausstieg, drehte sie sich zu mir herum und sah mich an. >>Ich verstehe noch immer nicht, wieso ihr euch getrennt habt. Du warst doch so glücklich mit ihm.<<

Wieder einmal spürte ich diese Enge um meine Brust und merkte, wie sie mir die Luft raubte. Ich schaffte es einfach nicht darüber zu sprechen. Geschweige davon darüber nachzudenken. >>Bitte.. ich flehe dich an, frage mich nicht mehr danach. Es hat einfach nicht mehr gepasst okay. Ich will auch nicht weiter darüber reden. Ich kann es nicht.<<

>>Ich weiß, es tut mir leid. Aber ich kapiere es einfach nicht<<, seufzte sie und wir stiegen beide aus.

Ich konnte ja verstehen, dass sie neugierig auf diese Geschichte war, immerhin kam es für sie recht plötzlich. Außerdem hatte ich ihr nie erzählt was wirklich passiert war. Nicht, dass ich Angie nicht vertrauen würde, aber ich wollte nicht auch noch sie in diese Sache hineinziehen. Deshalb log ich sie an.

Hoffnungslos sah sie mich an. Ich sah ihr an, dass sie mich weiter ausfragen wollte, doch ich ließ es nicht zu und ging auf den Laden zu. Je schneller wir es hinter uns brachten, umso schneller wurde ich sie und ihre Neugier los.

-

Als auch das erledigt war, fuhren wir in den Club, um die Kostüme der Chefin zu übergeben. Diese saß vor der Bühne und koordinierte die Probe von einem der Mädchen. Einige waren bereits viel früher im Club, um ihre neuen Schritte einzustudieren. Andere waren noch nicht einmal in Sichtweite.

Gleich als mich Jenevieve entdeckte, stoppte sie die Tänzerin, stand auf und kam auf mich zu. Was sie jetzt wieder von mir wollte, wusste ich nicht, aber es fühlte sich so an, als hätte sie es in letzter Zeit echt auf mich abgesehen.

>>Galler. Ich habe mir für dich eine neue Nummer überlegt<<, sagte sie ohne weiteres und scheuchte die Tänzerin von der Bühne runter. Ich hingegen stand komplett überrumpelt und ohne Plan da. Das sagte sie mir einfach so aus heiterem Himmel.

>>Komm. Ich will, dass du es in zwei Wochen aufführen kannst. Ich will, dass du es sogar im Schlaf kannst.<<

Das war doch nicht ihr verdammter ernst?! Am liebsten hätte ich los geschrien und mich mit Händen und Füßen dagegen gewährt, doch ich blieb still; machte keinen Mucks.

Hetzend klatschte sie in die Hände und trieb mich an, wobei ich noch immer wie angewurzelt da stand. Vor nicht mal fünf Minuten hatte ich meinen Fuß in den Club gesetzt und schon trieb sie mich, wie ihre Sklavin an. Dabei war ich noch immer nicht richtig wach, verdammt!

Ich sah zu Angie rüber, die mich nur mitfühlend betrachtete. Jenevieve war gnadenlos, das wussten wir beide und hatten es leider nicht nur einmal am eigenen Leibe gespürt.

Lustlos stellte ich mich neben die Chefin und sah sie an. Diese stand voll konzentriert da und setzte wieder einmal ihre eiserne Miene auf. Würden vor ihr unsere Gäste sitzen, hätte sie einen ganz anderen Ausdruck aufgesetzt. Sexy, verführerisch. Doch im Moment sah sie, wie eine eiskalte Hexe aus.

>>Ich zeige es dir vor und du machst es mir nach, also konzentriere dich<<, wies sie mich streng zurecht.

Obwohl ich das erste mal in meiner Laufbahn so gar keine Lust hatte zu proben und noch weniger eine neue Nummer einzustudieren, atmete ich dennoch tief durch und versuchte all meine Konzentration aufzubringen, um ihren Befehlen folge zu leisten. Stellte ich die Chefin zufrieden, ließ sie mich in ruhe. Meistens jedenfalls.

Also nickte ich einfach nur und sah zu, wie sie mit der kleinen Fernbedienung in ihrer Hand, die Musik anstellte und sich zu bewegen begann. Ich beobachtete ihren Körper, die Schritte die sie tat und versuchte sie mit meinem kaum noch funktionierenden Gehirn zu reproduzieren. Nur sahen die Schritte für mich in diesen Moment so ungeheuerlich schwer aus, obwohl sie es überhaupt nicht waren.

Normalerweise war es nicht schwer für mich mir neue Schritte zu merken, doch in letzter Zeit konnte ich überhaupt nichts in meinem Kopf behalten. Alles drehte sich um Kian und mich und es machte mich fertig. Es laugte mich aus. Und leider bemerkte es auch jeder in meiner Umgebung. Vielleicht hatte es die Chefin ja deshalb so auf mich abgesehen. Sie wusste, dass ich in diesen Moment schwach war und stürzte sich auf mich, wie ein Raubtier auf ein verletztes Kalb.

Ich hasste es. Und noch mehr hasste ich es, dass mich das alles so sehr beeinflusste. Früher wäre mir sowas nie passiert, aber bei Kian schienen die Gesetzte – meine Gesetze nicht länger zu existieren. Er hatte meine gesamte Welt auf den Kopf gestellt und das hatte ich jetzt davon.

>>Konzentration!<<, fuhr mich Jenevieve an und ich zuckte stark zusammen. Ihr Blick loderte vor Wut und ich musste zugeben, dass es mir doch etwas Angst einjagte.

Mich gleich bei ihr entschuldigend, sammelte ich meine letzten Kräfte erneut und atmete mehrmals tief durch.

Als sie sich sicher war, dass ich wieder bei der Sache war, begann sie erneut mit den neuen Schritten und dieses mal versuchte ich wenigstens ansatzweise mit ihr mitzuhalten. Einfach war es jedoch nicht.

Nach einigen Stunden und tadelnden Geschrei, erlaubte mir Jenevieve endlich eine Pause zu machen. Es war die Hölle. Diese Frau hatte mir keine Sekunde Ruhe gegönnt, stauchte mich immer wieder vor den anderen zusammen, wenn ich wieder mal etwas falsches gemacht hatte. Sie ließ wirklich nichts anbrennen. Und nach dieser nervenzerfetzenden Probe fühlte ich mich noch schlimmer.

>>Geht es dir gut?<<, fragte mich Angie besorgt und stellte mir eine Flasche Bier vor die Nase, nachdem ich mich an die Bar gesetzt hatte.

Sofort nahm ich diese in die Hand und nahm einen kräftigen Schluck. >>Nein, tut es nicht. Diese Frau hat sie echt nicht mehr alle. Heute ist sie viel schlimmer, als an ihren schlechten Tagen<<, brummte ich erledigt. Ich wollte einfach nur noch nach Hause und mich in meinem Bett verschanzen.

>>Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie sich so sehr an dir auslässt.<<

>>Sie hat auch nichts besseres zu tun<<, meinte ich leicht wütend und trank erneut aus der Flasche. Das sie es so sehr auf mich abgesehen hatte, brachte mich wirklich auf die Palme. Wenn man sah, dass es einem nicht gut ging, dann achtete man doch auf dessen Gefühle. Aber Jenevieve stampfte nur noch mehr auf ihnen herum.

>>Vielleicht will sie dich einfach nur fordern<<, bemerkte meine beste Freundin, doch ich lachte nur trocken auf und sah die Chefin wütend an.

>>Ganz bestimmt nicht. Sie braucht einfach nur einen guten Fick.<< Laut stellte ich die Flasche auf dem Tresen ab, stand auf und zog mich in die Garderobe zurück. Dort schnappte ich mir mein Handy und schrieb Roy, um ihn zu fragen, ob er mich früher abholen könnte, denn ich konnte in dieser Hölle nicht länger bleiben, ohne die Nerven vollkommen zu verlieren und den Laden vielleicht auch noch kurz und klein zu schlagen.

Zu meinem Glück schrieb er mir zurück und erklärte sich sofort dazu bereit. Er war und blieb für mich der Beste.

Erleichtert darüber, steckte ich das Handy wieder in meine Tasche und setzte mich an meinen Schminktisch, nur um mich anschließend im Spiegel anzusehen. Dieser Anblick hatte mich selbst erschreckt. Ich sah total erledigt aus. Nicht nur, weil ich viel zu wenig schlief, sondern, weil mich diese Probe nur noch mehr zerstört hatte.

>>Galler!<<, hörte ich die Chefin nach mir rufen und rollte gleich mit den Augen. Die Pause war dann wohl vorbei. Vielleicht sollte ich sie mal mit jemanden verkuppeln, damit sie mal bessere Laune kriegen würde.

>>Komme!<<, keifte ich zurück, nachdem sie mich erneut rief. Sie war ein verdammtes Monster.

-

Nachdem ich diese Tortur irgendwie überstanden und sich Jenevieve bereits ihr nächstes Opfer ausgesucht hatte, packte ich schnell meine Sachen und verabschiedete mich, noch bevor sich diese Frau etwas anderes für mich ausdenken konnte.

Ich war so erleichtert endlich dieses Höllenloch zu verlassen - und das obwohl der Club abends mein Lieblingsort war - sodass ich draußen erst einmal stehen blieb, die Augen schloss und ganz tief Luft holte.

Der Gedanke an den heutigen Abend mit Roy, ließ mich leicht lächeln und ich öffnete die Augen wieder, mit der Erwartung meinen besten Freund zu sehen und ihm sofort in die Arme zu springen.

Doch als ich zur Straße sah, wurde meine Erwartung mit einem mal in tausend Stücke gerissen. Mein Lächeln verschwand abrupt und ich spürte, wie etwas meine Brust von innen zerfetzte. Warum? Wieso nur?

Als ich in diese faszinierend verschiedenfarbigen und erschöpften Augen sah, wurde mir übel. Seit Wochen hatte ich ihn nicht mehr gesehen, doch gerade jetzt fühlte es sich so an, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Ich spürte den eiskalten Schweiß, der mir den Rücken runter lief, merkte das viel zu starke hämmern meines gebrochenen Herzens und meine weichen Knie.

>>Joy<<, sagte er leise, doch für mich war es wie ein lautes Grollen, welches mich beinahe in die Knie zwang. Doch ich blieb standhaft, hielt mich aufrecht und spielte ihm eine Stärke vor, die ich schon lange nicht mehr besaß.

>>Verschwinde<<, meinte ich kühl, obwohl alles in mir danach schrie, ihm in die Arme zu fallen und nie wieder loszulassen.

Kian machte einen Schritt auf mich zu, doch ich wich automatisch zurück. Er durfte mir nicht näher kommen. Also drehte ich mich um und wollte wieder in den Club, mit dem Gedanken, dass er mir dort nicht folgen würde.

>>Ich bin verabredet, also entschuldige mich<<, fügte ich kurz darauf hinzu.

>>So schnell wird dein Freund hier nicht auftauchen.<<

Als ich seine Worte hörte, blieb ich wie erstarrt stehen und mir rutschte das Herz in die Hose. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihn schockiert an. >>Was.. Was hast du getan?<<, fragte ich ihn leise, denn ich traute mich nicht in dem Moment lauter zu sprechen.

>>Keine Sorge, es geht ihm gut. Ich habe Talia angewiesen ihn ein wenig aufzuhalten, damit ich mit dir alleine sprechen kann.<<

Ungläubig starrte ich ihn an, spürte jedoch die riesige Erleichterung, dass Roy unverletzt war. Merkte jedoch die Wut, die ganz langsam in mir aufstieg.

>>Du ziehst deine beste Freundin in diesen Scheiß mit rein? Ist das dein ernst?<<

Mit einem seltsamen Schuldbewusstsein sah er mich an und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wobei er diese anschließen in seinen Nacken gleiten ließ. >>Ich muss sie da gar nicht mit reinziehen<<, gestand er und ich konnte meinen eigenen Ohren kaum trauen.

>>Sie ist eine von euch?<<, bemerkte ich. Das würde vieles erklären. Das hier war das Verbindungsstück zwischen den beiden. Talia war ebenfalls Mitglied, deshalb kannten sie sich. >>Das ist doch krank<<, stieß ich hervor und legte den Kopf in den Nacken. Es war schon wieder zu viel für mich.

>>Joyce, hör zu. Gib mir nur fünf Minuten, damit ich dir das alles erklären kann. Bitte.<<

>>Da gibt es nichts zu erklären, kapierst du das nicht?<<, erwiderte ich sofort und sah ihn erneut an. Wieso tat er mir das an? Wieso konnte er mich einfach nicht in ruhe lassen? >>Wir gehen beide unsere Wege und leben unser eigenes Leben weiter. Das war's Kian. Es reicht mir.<<

Sein verletzter Blick zerriss mir das Herz. Ich wollte ihn wirklich nicht so verletzen, aber es war nun mal besser für ihn. Für uns beide.

Deutlich merkte ich, dass er sich zusammen reißen musste, dass er nicht nur seine Trauer sondern auch seine Wut zu kontrollieren versuchte.

>>Wie kannst du damit nur so leicht umgehen? Wie konntest du unsere gemeinsame Zeit so schnell streichen? Hat dir das alles gar nichts bedeutet?<<, stieß er plötzlich hervor und ballte die Fäuste. Da lag er leider falsch. Und dass er mich für so herzlos empfand, missfiel mir irgendwie und das obwohl ich versuchte ihn auf meine Art von mir zu stoßen.

>>Du glaubst mir geht es gut?! Glaubst du, dass ich wirklich glücklich bin?!<<, schrie ich ihm mit einem mal entgegen. All der Schmerz, der sich in mir versammelt hatte, wollte endlich befreit werden. Und in diesen Moment hatte er es mit seiner Anschuldigung wirklich auf die Spitze getrieben. >>Mir geht es beschissen, Kian! Es geht mir so dreckig, wie noch nie. Ich habe das alles nicht einfach so hinter mir gelassen, denn ich kann das nicht. Es tut weh. Es reißt mich innerlich auseinander!<< Ich spürte Tränen aufkommen, doch ich schluckte sie runter - auch wenn es nicht so einfach war.

>>Wieso gibst du uns dann nicht noch eine Chance?<<

>>Weil du ein Krimineller bist. Du gehörst zu der Mafia! Ich kann nicht mit jemanden zusammen sein, dem die Gefahr jeden Tag auf den Fersen ist! Ich habe eine Familie, Freunde die ich nicht gefährden will und wenn du bei mir bist, dann besteht die Gefahr, dass das alles irgendwann in einem Blutbad endet.<<

>>So weit wird es nicht kommen.<<

>>Ah ja?<< Aufgebracht warf ich die Arme in die Luft und begann vor ihm auf und abzulaufen. Dieses Gespräch führte zu nichts, außer, dass es an meinen, ohnehin schon überstrapazierten Nerven zerrte. >>Wie willst du das verhindern?! Vierundzwanzig Stunden auf mich aufpassen? Mich einsperren? Glaubst du ich habe keine Ahnung, wie das alles läuft? Du verspricht mir, dass du mich beschützen wirst, aber glaub mir, das kannst du nicht. Denn es gibt immer Mittel und Wege, um irgendwelche kranken Pläne durchzuziehen.<<

Kian wagte sich einen weiteren Schritt auf mich zuzugehen. Er streckte seine Hand nach mir aus, wollte nach meinem Arm greifen, doch ich entzog mich ihm sofort und ging auf Abstand. Würde er mich anfassen, wäre es mit mir vorbei. Ich würde einknicken, aber das durfte ich nicht.

>>Joy, bitte. Ich will da raus und ich will dich zurück.<<

Fassungslos starrte ich ihn an. Er wollte raus? War er denn irgendwo auf den Kopf gefallen? Ich hatte genug gehört, um zu wissen, wie es dort ablief.

>>Und du glaubst wirklich, dass sie dich einfach aussteigen lassen. Hast du völlig den Verstand verloren?! Das ist die verdammte Mafia. Kian. Du kannst da nicht einfach aussteigen, wie du Lust dazu hast. Das werden sie nicht zulassen. Und sie werden dich mit allen Mitteln dazu zwingen zu bleiben.<< Je weiter ich sprach, umso wütender wurde ich, auch wenn mir eigentlich zum heulen zumute war.

Fest presste ich die Zähne aufeinander und zeigte mit dem Finger auf ihn. >>Und weißt du, wie sie das anstellen werden? Durch mich. Das kann und will ich nicht riskieren. Also hör auf damit. Hör auf mir nachzustellen. Hör auf mit mir reden zu wollen und lass mich in Frieden<<, zischte ich ihn bis zum ende hin an.

Das hatte wirklich gesessen. In diesen Augenblick bemerkte ich, dass etwas in ihm zerbrach. Kian öffnete den Mund, doch es kamen keine Laute heraus, sodass er ihn wieder schloss und mich einfach nur anstarrte. So hatte ich ihn wirklich noch nie gesehen. Wütend, verletzt, gebrochen. Doch es war besser so. Es war besser für ihn, wenn er mich endlich los ließ. Es war besser für uns beide, obwohl ich gerade tausend Tode erlitt. Es war der richtige Weg.

>>Leb wohl<<, sagte ich und ging an ihm vorbei. Innerlich flehte ich wirklich, dass er mich nicht noch einmal aufsuchen würde. Nie wieder.

Erst als ich aus seiner Sichtweite war, brach alles in mir zusammen. Schwer atmend lehnte ich mich an die Hausmauer und legte mir die Hand aufs Herz, welches gerade in Millionen Stücke zersprang. Es wurde schlimmer, als ich Kians laute Stimme hörte. Seinen Zorn, die Flüche, die er herausbrachte. Doch am schlimmsten war die Verzweiflung und der Schmerz, den ich deutlich heraushören konnte.

Das war zu viel für mich und die Tränen, die ich kurz zuvor unterdrückt hatte, brachen mit einer zehnfachen Stärke aus mir heraus. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen, während ich unkontrolliert zu schluchzen begann. Vor einigen Wochen, hatten wir uns beide getrennt, doch heute war es endgültig vorbei. Ich musste den Mann, den ich mehr als mich selbst liebte, aufgeben. Für mein, doch vor allem auch für sein eigenes Wohl.

So schnell ich konnte, riss ich mich ansatzweise zusammen und nahm mein Telefon aus der Tasche heraus, nur um Roy anzurufen. Es dauerte nicht lange und er ging dran.

>>Entschuldige, aber irgend so eine Frau, ist mir hinten reingefahren<<, knurrte er sofort. Ich hingegen schaffte es nicht mal ein Wort herauszubringen und schluchzte erneut auf, was ihn gleich aufhorchen ließ.

>>Joy? ist alles in Ordnung?<<, fragte er voller sorge.

Automatisch schüttelte ich den Kopf, obwohl es nicht einmal nötig war. >>Nein<<, wimmerte ich auf und versuchte mir die fließenden Tränen wegzuwischen. Ohne Erfolg.

>>Bleib wo du bist, ich bin gleich bei dir.<< Er legte auf und ich wusste, dass er in wenigen Minuten bei mir sein würde. Ich brauchte ihn jetzt an meiner Seite. Im Moment war mein bester Freund der einzige, der mein zerrissenes Herz auch nur ansatzweise zusammenhalten konnte. 

-------------------

Nun.. Die erste Begegnung ist nicht gerade glücklich verlaufen 😔

Oje, ob das was wieder wird?? 🤔

Könnt ihr Joyce's Entscheidung nachvollziehen? Oder würdet ihr euch anders entscheiden?

Bis zum nächsten Mal!!

Read ya

Eure Eve 😎✌️

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