Meridea - Dienerin der Dunkel...

By MaikeWillmer

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Ein Palast in dem Intrigen, Verrat und Mord herrschen! Hier wird Meridea hin verschleppt. Sie soll die Gelieb... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
Stammbaum der nordischen Königsfamilie
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
Epilog
Notuk und Ravley

26. Kapitel

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By MaikeWillmer

Ibero kam in das Gasthaus. Er wirkte gehetzt.

Kazur sah ihn fragend an.

„Was ist los?"

Ibero setzte sich zu ihm, Makuc und Orrav an den Tisch. Er starrte die Männer kurz an, dann nahm er einen Krug Bier und trank einen großen Schluck.

„Es ist kein Geheimnis mehr! Die Krieger von Sumek suchen euch!"

Orrav erstarrte.

Makuc war nicht überrascht.

„Du meinst, sie suchen nach mir und Makuc? Woher weiß Sumek, dass wir hier sind!"

Ibero nahm erneut einen Schluck.

„Sie suchen euch nicht direkt. Ich denke, sie können auch nicht einfach den Namen des Prinzen heraus posaunen. Aber sie suchen zwei Männer mit Wölfen. Offenbar habt ihr den nordischen Prinzen ermordet!"

Orrav verschluckte sich beinahe.

„Was haben wir?"

Ibero zuckte mit den Schultern.

„Sumek hat es verkünden lassen. Dieser Risac ist heute Morgen tot im Palast aufgefunden worden. Und er hat euch beschuldigt!"

Makuc schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Er hat es schon wieder getan! Sumek versucht es mit allen Mitteln!"

Orrav hob eine Augenbraue.

„Wie meinst du das?"

Makuc schnaubte.

„Ich bin mir eigentlich ganz sicher, dass Sumek etwas mit dem Tod meines Vaters zu tun hatte. Aber man konnte es ihm nie beweisen! Er hat es seiner Mutter in die Schuhe geschoben, um sie los zu werden. Ich nehme mal an, dass die Wachen von Eloc und Uleb erzählt haben. Und Risac wird seine Vermutung geäußert haben, dass einer der Wölfe meiner ist und ich damit in der Stadt bin!"

Er wandte sich an Ibero.

„Ist er erstochen worden? Risac meine ich!"

Ibero nickte zögernd.

„Woher wissen seine Majestät..."

Dann wurde ihm alles klar, was Makuc ihm sagen wollte.

„Euer Vater wurde auch erstochen!"

Makuc nickte.

„Ich habe immer gesagt, dass ich Genia nicht zutraue einen Menschen zu erstechen. Sie hat ihre Gegner vergiftet, aber nie Gewalt angewendet. Das hat sie andere machen lassen!"

Orrav atmete heftig aus.

„Dann sind wir in Gefahr! Jeder wird uns suchen! Und verzeihe mir, wenn ich es so offen sage, aber du siehst nun wirklich nicht mehr wie ein Südler aus. Die Leute werden dich nicht mehr erkennen und einfach losbrüllen, sobald sie uns sehen!"

Makuc nickte.

„Das ist richtig. Verdammt! Und unsere Männer wissen von nichts!"

Kazur schüttelte den Kopf.

„Ihr vergisst, dass ihr hier nicht alleine seid. Wo befinden sich eure Männer?"

Makuc erklärte ihm, dass sie alle in seinem Palast waren. Auch teilte er mit, dass seine anderen Vettern ebenfalls sich dort aufhielten und er ihnen uneingeschränkt vertraute.

Kazur nickte.

„Ihr bleibt hier bei Ibero und haltet euch bedeckt. Ich werde sie informieren. Vielleicht habe ich Glück und finde Destraw. Er kann sich mit euren Vettern zusammensetzen und angreifen!"

Makuc nickte.

„Ich versuche in der Nacht aus der Stadt zu kommen und euch zu treffen!"

Ibero hob seine Hand.

„Ich kenne einen geheimen Gang. Schmuggler haben ihn vor ewigen Zeiten benutzt. Ihr könntet ihn benutzen, müsstet aber warten bis es Nacht ist. Der Tunnel endet direkt vor den Stadtmauern und man könnte euch sehen! Die Wölfe sind nicht gerade unauffällig. Ich könnte eure Pferde in den Abendstunden wegbringen!"

Makuc nickte dankbar.

„Dann sollten wir die Truppen herholen. Bleibt nur noch die Frage, ob das Volk mit zieht!"

Sie hörten Schritte auf sich zukommen.

Die Frau kam langsam in den Schankraum. Orrav stand sofort auf und stützte sie.

„Dummes Frauenzimmer. Was macht ihr hier?"

Sie lachte leise.

„Ich habe Schlimmeres erlebt! Glaubt mir, Prinz Orrav. Unter Sumek hatte ich nicht so eine lange Erholung!"

Er schnaubte und setzte sie auf einen Stuhl.

„Sumek...er ist ein Tier! Ich würde so etwas nie einer Frau antun!"

Sie lächelte ihn an.

„Das weiß ich!"

Makuc sah grinsend zu Ibero und Kazur. So wie es aussah bahnte sich da etwas zwischen Orrav und Edisin an. Orrav war bisher nicht so fürsorglich mit Frauen umgegangen.

„Wenn du dich mal von Edisin losreißen könntest, dann würden wir vielleicht erfahren, warum sie hierher gekommen ist. Ich nehme mal an, es hatte einen Grund!"

Orrav schnaubte leise, setzte sich dann aber an den Kamin mit genügend Abstand zu ihr.

Edisin nickte leicht.

„Ich kann helfen, das Volk zu mobilisieren. Es wartet nur auf ein Zeichen und ich kann es ihm geben."

Kazur beugte sich vor.

„Wie willst du das machen? Sobald dich die Wache sieht, bist du schneller bei Sumek als dir lieb ist!"

Sie nickte erneut.

„Deswegen müsst ihr euch beeilen! Ich kenne einige Kinder, die unauffällig an der Stadtmauer entlang laufen könnten. Wenn sie eure Armee sehen, werde ich mich auf den Marktplatz stellen und Sumek anklagen. Ich werde alles herauslassen, was ich erfahren habe. Den Mord an eurem Vater. Dass er nur der Sohn eines Stallburschen ist. Alles Dinge, die ihn schaden. Sie werden mich gefangen nehmen, aber wenn ihr euch beeilt..."

Orrav sprang auf.

„Sie werden dich töten!"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Dann beeile dich halt!"

Orrav schnaubte, dann verließ er fluchend den Schankraum.

Makuc sah ihm nachdenklich hinterher.

Das war nicht gut!

Er kannte seinen Vetter.

Im Moment war er wieder der Hitzkopf. So etwas konnte Makuc im Moment nicht gebrauchen.

Edisin stand stöhnend auf. Seltsamerweise kam Uleb zu ihr und stellte sich an ihre Seite. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter.

„Bring mich zu deinem Herrn, Uleb. Aber langsam!"

Die Männer starrten ihr und dem Wolf hinterher, wie sie ebenfalls den Schankraum verließ.

Ibero erholte sich als Erstes.

„Kann es sein, dass ich gerade neben den zukünftigen Königen auch noch eine zukünftige Großkönigin beherbergt habe?"

Makuc lachte leise.

„Es sieht beinahe so aus!"



„Du bist der bockigste Mann, der mir je begegnet ist!"

Orrav schnaubte, drehte sich aber nicht zu Edisin um. Er war wütend und hatte sich vor dem Kamin aufgebaut. Der hatte zwar kein Feuer in sich, aber er erinnerte Orrav an zu Hause.

Dieses Weib brachte ihn beinahe zum Wahnsinn! Hatte sie nicht schon genug getan? Kazur hatte Makuc und ihm Edisins Geschichte erzählt. Er konnte nicht fassen, dass sie das alles auf sich genommen hatte, nur um Makuc zu helfen, den sie bis gestern noch nicht einmal gesehen hatte.

„Ich bin nicht bockig! Ich verstehe es nur nicht!"

Sie lachte leise hinter ihm.

„Was verstehst du nicht?"

Er drehte sich um und einen Moment verschlug es ihm die Sprache.

Edisin stand mitten im Raum. Sie stützte sich auf Uleb, der ruhig stehen blieb um ihr zu helfen. Uleb ließ es eigentlich nie zu, dass jemand anderes als er ihn berührte. Und nun ließ er es zu, dass Edisin ihn nicht nur berührte, sondern sich auch auf ihn stützte.

Orrav räusperte sich etwas.

Das Bild von dem Wolf und der Frau hatte ihn etwas aus dem Konzept gebracht.

„Nun, ich verstehe nicht, warum du dich schon wieder in Gefahr bringen willst! So wie Ibero erzählt hat, hast du Sumek angeklagt, als du an den Pfahl gebunden wurdest. Keine Menschenseele hat dich befreit oder dir zugehört! Warum glaubst du, dass es dieses Mal anders sein wird?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Weil ihr vor den Toren steht. Die Leute werden mutiger werden, wenn sie wissen, dass Makuc sie beschützen kann! Es wird eine ganz andere Situation sein!"

Orrav war nicht überzeugt.

„Und wenn sie dich doch gefangen nehmen?"

Sie lachte.

„Deswegen habe ich gesagt, ihr sollt euch beeilen. Aber selbst, wenn es so kommen würde. Sumek ist dann so damit beschäftigt, euch zu bekämpfen, dass er nicht an mich denkt!"

Auch davon war Orrav nicht überzeugt.

Sie trat einen Schritt vor und Uleb blieb an ihrer Seite.

Edisin lächelte leicht.

„Ich bitte euch nur um eines, Hoheit! Wenn ihr vor den Toren seid, dann bitte beeilt euch und versucht in den Palast zu kommen! Denn sobald ich eure Truppen sehe, werde ich beginnen. Vielleicht lenkt das auch Sumek etwas ab."

Orrav schloss kurz seine Augen.

„Ich halte das immer noch für keinen guten Einfall! Aber ich denke, ich werde dich nicht umstimmen können!"

Edisin schüttelte den Kopf. Sie wirkte beinahe fröhlich, was ihn wieder zur Weißglut brachte.

„Nein! Das werdet ihr nicht, Hoheit!"

Er schnaubte.

„Hör auf mich so zu nennen!"

Er seufzte und drehte sich wieder zum Kamin um.

„Gut! Dann soll es so sein! Du bringst dich in Lebensgefahr und ich werde mich beeilen, deinem Tod noch zu zusehen!"

Er legte beide Hände auf den Sims. Dann kam ihm ein Einfall und er lächelte schelmisch.

„Gut!"

Seine Stimme wurde dröhnend.

„Ich werde es zulassen. Aber dafür will ich auch etwas!"

Er war sich sicher, dass sie ablehnen würde.

„Wenn du meinen Forderungen nicht zustimmst, werde ich dich persönlich vor meinem Weggang fesseln und in eine Kammer einsperren! Und ich werde dich erst wieder hinaus lassen, wenn wir die Stadt eingenommen haben!"

Er blickte nach hinten. Edisin hatte fragend den Kopf schräg gestellt. Selbst Uleb schien sich zu fragen, was sein Herr vorhatte.

„Wenn du das durchziehen willst und wir haben Erfolg, begleitest du mich!"

Sie hob eine Augenbraue.

„Wohin?"

Er lachte leise. Es klang nicht fröhlich, sondern herausfordernd.

„Du kommst mit mir in den Norden!"

Sie holte erschrocken Luft.

„Und was soll ich im Norden?"

Verdammt! Musste sie alles hinterfragen? Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie es schon ablehnen würde. Aber er durfte jetzt nur nicht nachgeben.

„Das werden wir sehen, was du im Norden tun wirst!"

Sie kniff ihre Augen zusammen.

„Ich werde bestimmt nicht deine Sklavin, du nordischer Hund!"

Er stieß verblüfft seinen Atem aus. Hatte sie es tatsächlich gewagt, ihn zu beleidigen? Schnell drehte er sich um! Sie hatte ihre Arme vor der Brust gekreuzt, die Augen wütend zusammen gekniffen und ihr Mund zu einer schmalen Linie zusammen gezogen. In dem Moment sah sie für ihn wunderschön aus. Nicht nur, dass sie ihm widersprach, sie wagte auch etwas und knickte nicht vor ihm ein, nur weil er ein Prinz war. Seine Eltern würden sich lachend auf die Schenkel schlagen, wenn sie ein Streitgespräch zwischen ihnen einmal erleben durften.

„Ich halte keine Sklaven! Ich mache alles selbst. Ich habe zwei gesunde Hände, musst du wissen!"

Sie riss verblüfft die Augen auf.

„Du kochst deine eigenen Mahlzeiten? Du wäscht deine Wäsche selbst? Du hältst deinen Raum sauber?"

Er hob fragend eine Augenbraue.

„Meinen Raum? Ich habe ein eigenes Haus. Und ja, ich halte es selbst sauber! Ich koche, aber ich esse auch manchmal bei meiner Mutter oder bei Nana. Und die Wäsche...nun gut, ich muss zugeben, dass ich es nicht immer schaffe, sie selbst zu waschen. Aber ich bezahle die Frau, die es macht!"

Ihr Gesicht veränderte sich bei jedem Wort, dass er von sich gab. Als er endete lachte sie leise.

„Weißt du was, Hoheit? Ich komme mit dir in den Norden. Und wenn es nur deswegen ist, dass ich dich am Herd sehen will!"

Er stieß seinen Atem aus.

„Deswegen kommst du mit?"

Sie nickte ernst.

„Noch nie hat ein Mann für mich gekocht! Und das lasse ich mir doch nicht entgehen!"

Er schloss kurz die Augen. Das war ja mal gewaltig nach hinten losgegangen. Aber wenigstens würde sie mitkommen. Das war doch schon einmal etwas, was er durchaus positiv betrachtete.

Er reichte ihr die Hand.

„Dann ist es abgemacht. Wenn du dich in Gefahr bringst, werde ich dich retten, aber du kommst mit mir in den Norden!"

Sie ergriff seine Hand.

„Abgemacht!"



In der Nacht waren sie aus der Stadt geflohen.

Wie Ibero es versprach, hatte er die Pferde an einem sicheren Ort untergebracht. Er selbst war wieder in die Stadt zurückgekehrt, um auf ihre erneute Ankunft zu warten.

Auf halben Weg kamen ihnen schon Makuc Truppen entgegen. Zu den Nordlern hatten sich auch einige seiner ehemaligen Armee dazugesellt. Destraw hatte sie im gesamten Land zusammen suchen müssen. Sobald sie hörten, dass Makuc Solimar von Sumek befreien wollte, waren sie mit ihm gegangen, ohne Fragen zu stellen. Schon jetzt waren sie eine beeindruckende Armee, aber was dann noch auf sie zukam, verschlug Makuc die Sprache.

Sie hatten ein Lager aufgebaut und Makuc war in seinem Zelt, als die Ankunft einer weiteren Armee gemeldet wurde.

Keiner wusste, woher sie kam, aber sie waren gekommen, um sich ihnen anzuschließen.

Die Plane des Zeltes wurde zurückgeschoben und seine Vettern kamen in Begleitung von Korath hinein.

Er breitete die Arme aus.

„Ich grüße den zukünftigen König von Solimar!"

Makuc riss die Augen auf.

„Korath. Ich sollte dich eher so ehrenvoll begrüßen. Schließlich bist du im Rang weit über mir!"

Korath lachte und umarmte Makuc.

„Genauso bescheiden wie seine Frau. Ich mag das sehr!"

Makuc löste sich aus seiner Umarmung.

„Du kennst Meridea?"

Korath nickte lächelnd.

„Eine sehr mutige Frau, das muss ich sagen! Sie kam zu mir vor ein paar Tagen und bat mich um Hilfe. Sie wusste nicht, dass ich dir sowieso zur Hilfe eilen wollte!"

Makuc fluchte leise.

„Meri ist nicht mehr im Norden?"

Das hätte er sich eigentlich denken können. Er schnaubte leise. Diese Frau würde ihn noch vorzeitig ins Grab bringen. Wenigstens war sie zu Korath und nicht zu ihm gereist.

Seine Vettern grinsten wissend. Auch sie schienen es geahnt zu haben.

„Keine Sorge, Makuc. Deine Frau weilt zurzeit in meinem Palast. Sie wäre gerne mitgekommen, aber ich lehnte es ab. In meinem Palast ist sie in Sicherheit!"

Das beruhigte Makuc etwas.

Er bot Korath einen Platz an und er setzte sich mit ihm auf die Sitzkissen, die seine Männer ausgebreitet hatten. Seine Vettern setzten sich zu ihnen.

„Du hast gesagt, sie kam zu dir, aber du hättest dich schon vorbereitet gehabt?", fing Makuc das Gespräch nach einer Weile wieder an.

Korath nickte.

„Ich bekam eine seltsame Nachricht von Sumek. Eigentlich war es eher ein Befehl! Ich sollte ihm eine Armee zur Verfügung stellen, um den Norden zu befreien. Der angeblich wahre Großkönig des Nordens wollte seine Herrschaft übernehmen!"

Nevo zog scharf den Atem ein.

„Risac! Er war wirklich bei Sumek!"

Orrav schnaubte.

„Hattest du wirklich Zweifel daran? Wahrscheinlich wollte er uns alle umbringen und die alleinige Herrschaft über den Norden übernehmen. Eigentlich können wir Sumek dankbar sein, dass er Risac umgebracht hat. So bleibt uns eine Menge Ärger erspart!"

Koraths Lächeln löste sich in Luft auf.

„Er hat ihn umgebracht?"

Makuc zuckte mit den Schultern.

„Wir nehmen es an. Er wollte mir und Orrav den Mord in die Schuhe schieben! Er stellt es wie immer sehr geschickt an. Er hat unsere Namen nicht erwähnt. Er hat nur verlauten lassen, dass zwei Nordler Risac umgebracht hätten!"

Korath beugte sich nach vorne und nahm einen Becher mit Wasser. Keiner von den Männern rührte heute Alkohol an.

„Dann weiß er also, dass du hier bist? War das klug?"

Makuc schüttelte den Kopf.

„Nein! Aber er rechnet wahrscheinlich nicht damit, dass du hier bist! Ich nehme einmal an, dass du ihm keine Antwort geschickt hast?"

Korath schüttelte den Kopf.

„Ich lasse mir nichts befehlen von ihm! Aber er hat auch Spione bei mir. Er wird schon erfahren haben, dass ich Truppen ausgehoben habe."

Makuc lachte leise.

„Und das ist unser Vorteil. Er denkt wahrscheinlich, dass du es wegen ihm getan hast! Er ist so arrogant, dass er gar nicht daran denkt, dass du dich ihn verweigern könntest. Das sollten wir ausnutzen!"

Korath lehnte sich zurück.

„Dann wirst du erfreut sein, noch eine Nachricht zu hören. Auch die anderen Könige werden sich dir anschließen. Sie sind ebenfalls unterwegs."

Makuc lachte erfreut.

„Und sie schließen sich auch nicht Sumek an?"

Korath lachte.

„Er hat es befohlen. Du hast nichts dergleichen getan. Was denkst du? Wir Könige sind doch alle arrogant in der Hinsicht! Wir lassen uns nicht gerne etwas befehlen!"

Makuc nickte.

„Sehr schön! Dann lehren wir Sumek Respekt!"



Sumek hielt das Gejammer nicht mehr aus.

Side war zusammen gebrochen, als er ihr die Nachricht vom Tod ihres Sohnes überbrachte. Und seitdem heulte sie herum.

Die Speichellecker, mit denen er die alten Minister ersetzt hatte, waren alle der Meinung gewesen, dass er selbst die Nachricht des Todes von Risac seiner Mutter selbst übermitteln sollte. Das hatte er nun davon, dass er auf sie gehört hatte.

„Wie ist er gestorben?"

Endlich mal ein vernünftiger Satz aus ihrem Mund. Sumek war beinahe erleichtert. Endlich konnte er ihr eine Geschichte aufbrummen.

„Es waren Nordler in der Stadt. Wir nehmen an, dass sie von Risacs Plänen gehört hatten und hierher kamen, um ihn daran zu hindern.

Sie zog die Nase undamenhaft nach oben.

„Nordler? Wie das? Niemand wusste, dass wir hierher geflohen sind!"

Sumek machte ein bedauerndes Gesicht, innerlich grinste er aber. Nun konnte er damit beginnen, erneut Hass gegen Makuc zu säen. Denn wenn Risac diese Geschichte mit den Wölfen glaubte, dann auch Side.

„Es wurden zwei Nordler in der Stadt gesehen. Sie hatten zwei Wölfe bei sich. Sagt dir das etwas?", gab er sich ahnungslos.

Side riss die Augen auf. Doch zu seiner Verwunderung schüttelte sie den Kopf.

„Nordler mit Wölfen? Nein, das sagt mir nichts!"

Sumek trat näher an sie heran.

„Wirklich nicht? Es müssen beeindruckende Exemplare gewesen sein. Männer wie Wölfe."

Side schüttelte abermals den Kopf und wieder traten Tränen in die Augen.

Sumek unterdrückte ein Fluch.

Was hatte das Weib vor? Wollte sie ihn zum Narren halten?

„Ich habe eine Geschichte gehört! Nur einige Mitglieder der Königsfamilie besitzen einen sogenannten Eiswolf. Und das sollen die wahren Herrscher sein!"

Sie schniefte leise.

„Wer hat euch so einen Unsinn erzählt?"

Sumeks Wut steigerte sich ins unermessliche. Aber er versuchte es nicht zu zeigen.

„Dann stimmt es also nicht, dass Makuc einen Eiswolf besitzt?"

Side wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. War sie vor ein paar Sekunden noch von Trauer befallen, so kam wieder die Arroganz zum Vorschein.

„Es gibt eine Legende, die besagt, dass der einzig wahre Großkönig und die würdigen Nachfolger einen Eiswolf besitzen können. Aber wie ich schon gesagt habe, es ist nur eine Legende. Ich habe auf Edoc keinen Eiswolf gesehen. Und das ist auch gut so! Eiswölfe sind Bestien. So groß wie ein kleines Pferd und sie können einen Mann mit Leichtigkeit den Kopf abreißen, wenn sie es darauf anlegen."

Sumek wusste genau, dass sie log. Ihr Sohn hatte ihm eine ganz andere Geschichte erzählt. Aber warum tat sie es? Sie nahm damit Makuc in Schutz! Ob ihr das klar war? Hatte sie ihm nicht erklärt, dass sie der gesamten Königsfamilie die Schuld an ihrer Verbannung gab?

Warum nahm sie jetzt alle in Schutz?

Er atmete tief ein und aus.

Side hatte sich wieder an das Fenster verzogen und weinte.

Sumek verneigte sich leicht.

„Ich will dich nicht weiter in deiner Trauer stören, Side! Vielleicht können wir morgen besprechen, wie die Trauerfeier auszusehen hat. Ich werde Risac natürlich mit allen Ehren bestatten lassen, so wie es sich für einen Prinzen gebührt!"

Sie nickte ihm dankbar zu, erwiderte aber nichts mehr, sondern starrte wieder aus dem Fenster.

Sumek merkte, dass er nichts aus ihr heraus bekam und das ärgerte ihn. Er hatte damit gerechnet, dass Side auf seine Vorgabe ansprang und in der ganzen Stadt erzählen lassen würde, dass Makuc Risac umgebracht hatte. Das hätte wieder Misstrauen unter dem Volk genährt. Doch so konnte er nichts tun, außer diese Nordler weiterhin suchen lassen, die bestimmt schon wieder verschwunden waren.

Aber er würde es noch schaffen, sie aus der Reserve zu locken. Er musste nur hartnäckig genug sein und immer wieder diese Eiswölfe erwähnen. Irgendwann würde sie ihm schon erzählen, was er hören wollte.

Er ging leise aus dem Raum und verschloss die Tür.

Bald würden die Truppen der anderen Könige hier eintreffen. Und dann war er im Vorteil. Seine Spione hatten berichtet, dass sie Männer verpflichteten. Also hatten sie seinem Befehl gehorcht.

Risacs Plan war nicht einmal so dumm gewesen. Aber er, Sumek, würde den Norden angreifen. Und er würde Makuc töten!



Side starrte aus dem Fenster.

Diese verdammten Sonnen waren endlich untergegangen und es war Nacht geworden. Sie würde sich nie an die Hitze und an diese ewig andauernden Tage gewöhnen. In ein paar Stunden würde die erste Sonne schon wieder aufgehen und die Stadt würde langsam wieder zum Leben erwachen.

Doch das würde sie nicht mehr miterleben!

Sie wusste genau, was Sumek vorgehabt hatte.

Er wollte Makuc und dem anderen Nordler die Schuld an Risacs Tod anhängen. Aber sie wusste genau, dass Makuc Risac niemals getötet hätte. Er hätte ihn verletzt und ihn eingesperrt, aber Makuc war ein Ehrenmann. Das musste Side ihm lassen. Er würde niemanden aus seiner eigenen Familie töten! Und vor allem würde er nicht so unvorsichtig sein und es im Palast tun, wo er jederzeit erkannt und gefangen genommen werden konnte.

Nein!

Ihr war klar, dass Sumek hinter all dem steckte.

Sie hatte Risac gewarnt, aber ihr Sohn hatte dieses Mal nicht auf sie hören wollen. Er war so arrogant zu glauben, dass er Sumek beherrschen konnte. Das war ein fataler Fehler gewesen, der ihm sein Leben gekostet hatte.

Sie stand langsam auf.

Ihr war bewusst, dass Sumek weiterhin auf die Geschichte mit dem Eiswolf kommen würde. Und zwar so lange, bis sie zugab, dass Makuc einen Eiswolf besaß.

Das wollte sie verhindern!

Natürlich könnte sie flüchten, aber wer würde sie schon aufnehmen? Teslak auf keinen Fall. Er hatte endlich bewiesen, dass er ein richtiger Nordler war, als er sie und die Kinder verbannt hatte. Das würde er sich nicht mehr nehmen lassen. Karosh und die restliche Familie würde es wahrscheinlich versuchen, aber sie würde sich mit einem geringen Rang zufrieden geben müssen. Und das wollte sie nicht. Sie war eine verdammte Königin!

Sie stieg auf die Fensterbank und starrte nach unten.

Nein!

Sie war eine Königin und so würde sie auch sterben. Stolz, unbeugsam und nach ihrem Willen!

Sie schaute zu den Sternen, die hier ganz anders waren, als im Norden.

Sie sehnte sich nach ihrer Heimat, die sie nie wieder sehen würde.

Sie hatte bestimmt einiges falsch gemacht, aber sie bereute nichts!

Arrogant hob sie das Kinn.

„Seht, hier ist Königin Side! Ehefrau von König Teslak, Gebieterin vom Volk Kazomar! Neigt euren Kopf und ehret sie!"

Mit einem letzten arroganten Lächeln sprang sie!

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