3. Kapitel

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Makuc hatte schlechte Laune.

Nicht nur, dass er seit Wochen nur den Wegelagerern hinterher jagte, nein, er hatte auch von dieser Sklavin nichts mehr gehört.

Er konnte schon nicht mehr sagen, wie oft er sich ins Badehaus geschlichen hatte, in der Hoffnung, sie allein an zu treffen. Oder er war im Garten gewesen, aber sie war wie vom Erdboden verschluckt. Beinahe kam es ihm so vor, als ob sie ihm aus dem Weg ging.

Natürlich war das besser, das war ihm selbst bewusst. Und eigentlich sollte er froh sein, dass wenigstens sie vernünftig genug war. Aber er war es nicht. Er wollte wieder ihre Stimme hören. Und ja, er wollte sie sehen. Er wollte so viel mehr!

Zu allem Überfluss hatte sein Vater ihn auch noch heute Abend zu sich einbestellt. Er wusste nicht, was der König wieder von ihm wollte. Er konnte nur hoffen, dass es keine Vorwürfe waren, die er seinem Sohn entgegen schleudern wollte. So frustriert wie Makuc war, würde er bestimmt irgendetwas erwidern, dass er später bereute.

Als er aber in die Halle kam, bemerkte er, dass es wohl nicht die üblichen Vorwürfe geben würde. Die Familie war anwesend und es war nur der kleine Tisch für das Abendessen gedeckt worden. Es waren nur wenige Sitzkissen platziert, also sollte es familiär zugehen. Der einzige Wermutstropfen war die Anwesenheit von Genia, der ersten Frau. Sie sah Makuc arrogant an, während Makuc sich umblickte. Er fand es sehr seltsam. Eigentlich war es schon ewige Zeiten her, dass König Otek so ein Familienessen veranstaltete.

Was hatte der alte Mann nur vor?

Makuc ging nach vorne, verneigte sich vor dem König und sein Vater zeigte auf den Platz neben sich.

„Setz dich, Makuc! Ich habe von meinem Hauptmann erfahren, dass sich die Situation mit den Räubern geklärt hat. Und das dank deiner Hilfe! Deswegen möchte ich dir mit diesem Essen Ehre erweisen. Ich weiß ja, dass du nicht auf eine große Geste bestehst! Deswegen ist heute nur die Familie anwesend und es gibt Gesang und Tanz! Ich wollte mich doch etwas dankbar zeigen, da du es geschafft hast, was andere nicht konnten."

Makuc schaute vorsichtig zu seinem Bruder, der auf der anderen Seite seines Vaters saß. König Oteks Geste musste ihm sauer aufstoßen und ein Blick genügte, um Makuc zu zeigen, dass er Recht hatte.

Sumek blähte seine Nasenflügel auf und seine Hand wurde zu einer Faust. Er sah nicht zu Makuc, sondern stur gerade aus. Sein Kiefer trat hart hervor. Makuc konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Bruder war wütend, aber er hatte es sich selbst zuzuschreiben. 

Makuc verneigte sich erneut leicht vor seinem Vater. Dann setzte er sich auf den angebotenen Platz.

„Es war nicht nur mein Verdienst, mein König. Die Männer tragen auch einen großen Anteil daran.", versuchte er seine Rolle herunter zu spielen. Es war gefährlich seinen Bruder zu ärgern. Vielleicht würde ihn das etwas besänftigen. Daran glaubte Makuc aber eigentlich nicht.

Otek nickte nur, dann klatschte er in die Hände und das Essen wurde aufgetragen.

„Keine Sorge. Deine Männer haben auch schon ihre Belohnung erhalten. Ich habe sie nicht vergessen, wie es sonst der Fall war. Aber heute wollen wir deinen Erfolg etwas feiern."

Er klatschte erneut in die Hände und einige Tänzerinnen kamen in den Raum. Außerdem hatte man einen Paravent aufgebaut. Dahinter saß eine Frau, die eine Harfe in den Armen hielt. Man konnte nur einen Schatten erkennen, aber als sie anfing zu singen, erkannte Makuc sie sofort. Es war das Mädchen, das er so sehr vermisst hatte. Sein Kopf ruckte nach oben. 

Sie war hier!

Er schloss kurz die Augen und versuchte normal weiter zu essen, damit man ihm nicht ansah, wie aufgeregt er war. Vor allem nicht sein Bruder!

Meridea - Dienerin der Dunkelheit Where stories live. Discover now