7. Kapitel

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„Makuc!"

Makuc war gerade auf dem Weg ins Gerichtsgebäude, als er seinen Namen hörte. Er drehte sich um und sah Salea auf sich zukommen.

„Salea! Was tust du hier?" Er beugte sich zu ihr hinunter. „Ist irgendetwas geschehen?", flüsterte er.

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein! Es ist alles in Ordnung. Doch ich wollte die Gerichtsverhandlung ansehen. Ich will sehen, wie es Sumek fertig bekommt, seine eigene Mutter dem Volk zum Fraß vor zu werfen! Auch wenn ich ihr den Tod wünsche, für das, was sie anderen angetan hat, finde ich es verwerflich, dass ihr eigener Sohn sie anklagt. Vor allem, weil ich genau weiß, dass sie den König nicht erstochen hat. Das war nicht ihre Art."

Makuc nickte.

Auch er hegte einige Zweifel. Genia vergiftete Leute, aber sie erstach niemanden. Dennoch wollte er Genugtuung, besonders nachdem er erfahren hatte, dass Genia wahrscheinlich seine Mutter auf dem Gewissen hatte.

Die Verhandlung würde wahrscheinlich nicht lange dauern, da Sumek es sehr eilig hatte, endlich König zu werden. Sobald das Urteil gesprochen worden war und Genias Bestrafung beendet war, wollte er aus dem Palast verschwinden.

Er hatte zwar seinem Vater und Kazak versprochen, dass er gleich in den Norden aufbrechen würde, aber ein paar Tage oder sogar Wochen würde er noch bleiben können.

Er sträubte sich davor in den Norden zu gehen.

Er hatte gelernt, dass der Norden primitiv war und nun sollte er an etwas anderes glauben? Das konnte er einfach nicht. Wenn er Glück hatte, konnten er und Meridea auch ein Leben lang in seinem Palast bleiben und Sumek würde sie nicht behelligen. Es war unwahrscheinlich, dass wusste er, aber er kannte den Norden nicht. Er konnte sie dort nicht beschützen.

Salea rüttelte etwas an seinem Arm.

„Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Wir sollten rein gehen und sehen, was heute geschieht."

Makuc riss sich zusammen und sie betraten das Gerichtsgebäude. Die Menschenmenge machte ihnen bereitwillig Platz weil sie ihn erkannten.

Er hörte, wie einige über Genia herzogen, sie beschimpften und über ihre Habgier lachten. Die meisten wünschten ihr den Tod.

Makuc konnte das verstehen, denn auch mit dem einfachen Volk war Genia grob und arrogant umgegangen. Makuc wusste nicht, wie oft ein Händler im Kerker gelandet ist, weil er nicht den Preis geben wollte, den Genia für sie angemessen hielt.

Er führte Salea zu den Zeugenplätzen und setzte sich selbst in den Bereich, welcher der königlichen Familie vorbehalten war. Zu seinem Erstaunen war auch Sumek dort. Seine Miene war nichtssagend.

Makuc wollte schon wieder gehen, aber Sumek hielt ihn auf.

„Bleib hier. Du störst mich nicht!"

Einen Moment dachte Makuc daran, ihn zurecht zu weisen, dass es die Loge für die gesamte Königsfamilie war und Sumek sich bestimmt nicht anmaßen sollte, dass er allein das Recht auf diese Plätze hatte. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass es Sumeks Mutter war, die heute angeklagt wurde. Sie mag eine böse Frau gewesen sein, aber in Sumeks Augen war das bestimmt heute nicht sehr erbaulich. Immerhin war es seine Mutter. Es fiel Sumek bestimmt nicht leicht, sie dem hier aus zu setzen! Oder doch?

Er setzte sich auf einen der Stühle und sah in den Gerichtssaal herab. Ein Diener brachte ihm etwas zu trinken und fragte ihn nach Essen, doch das lehnte Makuc ab. Er fand es geschmacklos, wenn jemand verurteilt wurde und er würde schamlos essen.

Meridea - Dienerin der Dunkelheit Where stories live. Discover now