10. Kapitel

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Die zweite Sonne brannte unbarmherzig auf sie beide.

Meridea versuchte wach zu bleiben, denn trotz der Schmerzen, die der heftige Sonnenbrand in ihrem Gesicht verursachte, nickte sie andauernd ein.

Die Pferde liefen auch immer langsamer und Makuc hielt in regelmäßigen Abständen an um sie zu tränken. Er wollte auch ihr immer Wasser geben, aber sie lehnte ab.

Sie wusste genau, wie wichtig das Wasser war und Makucs Nicken bestätigte ihr, das die nächste Oase noch weit entfernt war.

„Wir haben es beinahe geschafft, Meri! Es dauert nicht mehr lange, dann geht die erste Sonne unter und es wird nicht mehr so schlimm! Versuche wach zu bleiben. Ich verspreche dir, dass ich bald einen Unterschlupf finde, wo du dich ausruhen kannst!"

Seit geraumer Zeit redete er immer auf sie ein, damit sie wach blieb, aber es fiel ihr zunehmend schwerer, sich überhaupt auf seine Stimme zu konzentrieren. Sie wusste auch, dass er log. Die erste Sonne würde noch eine ganze Weile am Himmel bleiben!

Am Anfang hatte er sie noch gezwungen, mit ihm zu reden, doch das hatte er nun aufgegeben. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu gehabt, ihm zu antworten. Außerdem hatte ihre Haut gespannt, dass auch das Reden schon weh tat.

Sie wusste auch so, dass das Schlimmste noch lange nicht vorbei war. Die dritte Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen und wenn sie noch weiter wanderte, dann würde die Hitze unerträglich werden. Meridea wollte sich gar nicht ausmalen, welche Schmerzen sie dann zu ertragen hatte. Schon jetzt schwanden ihr ab und zu die Sinne und sie konnte ihre Bewegungen kaum kontrollieren.

Sie sackte nach vorne und konnte sich kaum mehr auf ihrer Stute aufrecht halten.

Makuc fluchte leise, dann zog er sie zu sich auf den Hengst.

„Du gibst jetzt nicht auf, Meri! Das kommt überhaupt nicht in Frage, hörst du?"

Er band sie an seinen Körper und holte den Wasserschlauch, den er ihr an die Lippen hielt.

Sie schüttelte leicht den Kopf, aber er drängte sie dazu, zu trinken.

„Oh nein, Meri. Du wirst trinken! Denkst du wirklich, ich schaue zu, wie du langsam verdurstest, nur weil ich nicht daran gedacht habe, dass die Nordler es nicht lange in der Wüste aushalten können? Auch wenn du in der Wüste gewohnt hast, ist es doch etwas anderes, wenn du darin herum wanderst."

Sie lachte leise.

„Du bist selbst ein Halbnordler.", flüsterte sie. Selbst ihre Stimmbänder schienen geschwollen zu sein.

Er lachte.

„Ja, aber ich habe wohl mehr Gene von meinem Vater geerbt, als ich zugeben will. Außerdem wurde ich darauf trainiert längere Zeit ohne Wasser aus zukommen. Also, du trinkst jetzt!"

Seufzend nahm sie einen Schluck. Das Wasser war warm und bestimmt nicht erfrischend wie das frische Quellwasser aus der Oase. Doch der erste Durst verschwand und es ging ihr besser.

„Jetzt trinkst du auch! Sonst werde ich nicht einen Schluck mehr zu mir nehmen, bis wir an einer Oase sind."

Er lachte schallend und nahm einen Schluck. Sie bemerkte jedoch, dass er sehr wenig nahm und das Wasser im Mund hin und her bewegte, ehe er es schluckte.

Sie fragte sich, wozu das gut sein sollte und versuchte es selbst.

Sie grinste, als sie merkte, wie sie damit ihren Körper austricksen konnte, der meinte, sie würde viel mehr Wasser zu sich nehmen, als es in Wirklichkeit der Fall war.

Meridea - Dienerin der Dunkelheit Where stories live. Discover now