4. Kapitel

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Meridea wurde in einen Raum geführt, der von Kerzen erleuchtet war. Es gab keine Fenster, nur Nischen, die nach außen kleine Öffnungen hatten, um die Sonnen, die beinahe rund um die Uhr schienen, ab zu schirmen. Trotzdem war es nicht stickig in dem Raum und Meridea hätte gerne gewusst, warum das so war. Sie traute sich aber nicht zu bewegen. Jeder Schritt konnte falsch sein, das wusste sie!

Deswegen stand sie nun zitternd mitten im Raum und wartete auf den König.

Ängstlich schaute sie auf das große Bett, dass zu ihrer Rechten war. Seidenlaken und Kissen, kostbare Goldverzierungen und ein schwerer Baldachin zeigten, dass es das Bett eines Königs war. Pure Verschwendung in Merideas Augen. Schon alleine die Goldverzierungen, die nach Merideas Meinung echt waren, hätte eine Familie monatelang ernähren können.

Doch heute Nacht war es dafür bestimmt, es einen König bequem zu machen, während eine junge unerfahrene Frau ihn verwöhnen musste. 

Meridea verzog das Gesicht, während sie das Bett weiter betrachtete.

Sollte sie sich schon darauf legen und warten?

Sie wusste es nicht!

Sie entschied sich dagegen und blieb lieber stehen.

Bald hörte sie Schritte, die auf sie zukamen und sie warf sich schnell auf die Knie und senkte den Kopf.

Die Schritte stoppten und sie hörte ein heiseres Lachen.

„Mädchen, du siehst aus, als ob du zur Schlachtbank geführt werden sollst! Erhebe dich und komm zu mir!"

Meridea schluckte hart.

Auch wenn der König lachte, so war sie wohl nicht gut genug für ihn. Zumindest hatte er gelacht! Das konnte nicht richtig sein. Vorsichtig hob sie den Kopf, dann stand sie auf und ging einige Schritte.

Der König hatte sich zu einem Sessel begeben und setzte sich schwer fällig hinein. Er bemerkte, wie sie sich ihm nur zögernd näherte.

Er winkte sie näher und zeigte auf die Sitzkissen, die um den Sessel verteilt waren.

„Nur keine Angst, Meridea. Ich bin alt und möchte dich nicht in mein Bett zerren. Du hast vielleicht schon davon gehört, dass es mit meiner Manneskraft nicht mehr allzu gut bestellt ist! Nur meine Vertrauten wissen davon!" Er lachte laut. "Ich habe schon seit Jahren keine Frau mehr glücklich machen können!"

Meridea setzte sich ihm gegenüber.

„Aber warum habt ihr mich herkommen lassen?"

Er lächelte sie an. Es sah unwirklich aus, denn er tat es wohl nicht oft. Es sah eher wie eine Grimasse aus.

„Nun, ich weiß nicht, was man dir alles über mich erzählt hat. Aber vielleicht hast du von Melasea gehört. Sie war Makucs Mutter und ich denke, sie war die einzige Frau, die ich gerne mochte. Kazak gehört zu meinen Vertrauten und er muss sich dabei etwas gedacht haben, dass er ausgerechnet dich kaufte. Denn du siehst ihr sehr ähnlich! Da er weiß, wie es um mich bestellt ist, wird er dich für meine Söhne gekauft haben."

Sie senkte den Kopf.

„Ich weiß nicht viel von euren Söhnen."

Otek schnalzte mit der Zunge.

„Mädchen! Ich habe Augen im Kopf. Und mein Gehör ist ausgezeichnet. Ich habe euch beide gehört...dich und Makuc! Schon an deinem ersten Abend im Harem. Es war wohl Zufall, dass ich auch baden wollte und dich und meinen Sohn gehört habe."

Sie starrte ihn entsetzt an.

„Ich versichere euch, eure Hoheit, er hat mich bis zum heutigen Tage nie gesehen! Er ist ein loyaler Sohn. Bitte bestraft ihn nicht, nur weil wir..."

Meridea - Dienerin der Dunkelheit Donde viven las historias. Descúbrelo ahora