18. Kapitel

4.3K 263 40
                                    

„Er ist ein Südler!"

Side spukte die Wörter regelrecht aus.

Das Festmahl war in vollem Gange, doch sie hatte sich mit Risac in eine Ecke zurückgezogen, damit die anderen sie nicht hören konnten. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass der Südler einfach so in die Königsfamilie aufgenommen worden war. Man kannte diese arroganten Menschen vom Süden und dieser Kerl würde bestimmt nicht anders sein. Das hatte sie ja schon bei der Begrüßung gesehen, als Karosh sie und ihre Kinder beleidigt hatte.

„Ich verstehe nicht, wie Karosh ihn überhaupt um sich dulden kann. Sieh dir seine dunkle Haut an. Und seine herrischen Züge! Er ist so anders als wir Nordler!"

Risac nickte.

„Ich weiß, Mutter! Aber er ist nun mal der Sohn von Sucatrap und damit der Nachfolger von Karosh. Er steht sogar im Rang über Katur!"

Side wische ihren Sohn über die Schulter, als ob sie ihm eine Fussel entfernen wollte. Aber es fiel etwas härter aus. Sie war wütend, obwohl Risac die Wahrheit sprach.

„Unsere ganzen Pläne hat er mit seinem Erscheinen über den Haufen geworfen. Du hättest Orravs Platz einnehmen können. Orrav ist ein Hitzkopf. Ihn hätte niemand als Großkönig akzeptiert und das Volk hätte dich liebend gerne angenommen!"

Risac atmete tief ein.

„Zumindest wäre ich eine bessere Wahl gewesen als er und Nevo! Aber den Südler...ich kann ihn nicht einschätzen."

Side schnaubte.

„Er sagt nicht viel. Ich bin mir sicher, dass er ein Dummkopf ist. Männer, die nicht viel reden haben meist nichts zu sagen und sind deswegen lieber stumm!"

Risac verzog den Mund.

„Sei nicht so voreilig, Mutter. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht mehr ist, als es den ersten Anschein hat."

Side schüttelte arrogant den Kopf.

„Sein Vater ist ein Südler!"

Risac hob eine Hand.

„Aber er war der Großkönig!"

Sie schnaubte leise.

„Trotzdem. Sucatrap hätte sich nie mit ihm einlassen dürfen! Und dann noch einen Sohn zu empfangen, dass ist nicht die Art der Nordler! Ich frage mich, ob sie überhaupt noch einen Funken Ehrgefühl in sich gehabt hatte!"

Risac lachte leise.

„Das soll nicht unsere Sorge sein, Mutter! Ich werde versuchen, ihn etwas aus der Reserve zu locken. Bei Orrav hat es auch funktioniert. Er hat keinen guten Ruf und ich werde dafür sorgen, dass der Südler nicht mehr so hoch in der Gunst seines Großvaters steht!"



„Du schlägst wie ein Mädchen!"

Orrav hatte den Schild kaum anheben müssen, um den Schlag von Makuc abzuwehren.

„Das liegt an dem vielen Bier, das ich gestern trinken musste."

Orrav lachte.

„Jetzt erzähle mir nicht, dass du nie gesoffen hast!"

Makuc rieb sich über die Stirn.

„Das hätte dir gestern schon klar werden sollen! Warst du nicht derjenige, der mich gestern Nacht ins Bett geschleift hat?"

Orrav prustete los.

„Laufen konntest du eigentlich noch. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich deine Muttersprache war, die du da von dir gegeben hast. Und jedes zweite Wort war Meri. Wenn einer einen Zweifel gehabt hatte, dass du diese Frau begehrst, hast du ihn gestern davon überzeugt!"

Meridea - Dienerin der Dunkelheit Where stories live. Discover now