Borderline

By schlummern

294K 23.9K 7K

„Wenn deine arme Seele diese Zeilen gerade liest und es vor Neugier auch nicht sofort wieder sein lassen kann... More

WICHTIG
Verkaufe Borderline für 0.03€
Prolog
1. Vegane Äpfel
Eins
2. Rassistische Studentenfreude
Zwei
3. Niedliche Bastarde
Drei
4. Inzest-Befürworterinnen
Vier
5. Betrunkene Götter
Fünf
6. Übergroße Sweater
Sechs
7. Überflüssige Scheinfreundin
Sieben
8. Dramatische Umarmungen
Acht
9. Lustige Outfits
Neun
10. Reiherndes Muttersöhnchen
Zehn
11. Problematische Gesichter
Elf
12. Pubertierender Bengel
Zwölf
13. Heterosexuelles Kuscheln
Dreizehn
14. Perverses Flair
Vierzehn
15. Der Test
Fünfzehn
16. Einsame Schwestern
Sechszehn
17. Einfallslose Katzen
Siebzehn
18. Listige Müdigkeit
Achtzehn
19. Wütende Russen
Neunzehn
20. Staubiges Leder
Zwanzig
21. Eiserne Blicke
Einundzwanzig
22. Orangene Gurken
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
24. Ganztägiges Essen
Vierundzwanzig
25. Unvergessliche Gefühle
Fünfundzwanzig
26. Ungewöhnliche Vorlieben
Sechsundzwanzig
27. Gebügelte Socken
Siebenundzwanzig
28. Spontane Ideen
Achtundzwanzig
29. Unordentliche Verhütung
Neunundzwanzig
30. Besoffene Prinzessinnen
Dreißig
31. Missbrauchte Feen
Einunddreißig
32. Minderjährige Veganerinnen
Zweiunddreißig
33. Höschenfreie Pos
Dreiunddreißig
34. Gewichtige Gürtel
Vierunddreißig
35. Sahnige Gespräche
Fünfunddreißig
36. Nötiges Alkverbot
Sechsunddreißig
37. Blöde Unterhosen
Siebenunddreißig
38. Glühende Wangen
Achtunddreißig
39. Intensiver Körperkontakt
Neununddreißig
40. Krankenhausreife Befriedigung
Vierzig
41. Erwachsene Julie
Einundvierzig
42. Romantische Hassgefühle
Zweiundvierzig
43. Perfekte Momente
Dreiundvierzig
44. Verschossene Ellie
Vierundvierzig
45. Hässliche Weihnachtsgeschenke
Fünfundvierzig
46. Überdramatisches Äffchen
Sechsundvierzig
47. Weinender Amor
48. Unangenehme Anspannung
49. Instant Karma
50. Knallige Eismaschine
51. Oxford Street
52. Durchgedrückte Wirbelsäule
53. Knallende Türen
54. Leergefegte Köpfe
55. Widerhallende Worte
56. Perfekte Parallelwelt
57. Kleines Geheimnis
Danke

23. Begeisterte Tratschtanten

2.7K 222 188
By schlummern

Bitte check ob du die neue Version liest, indem du sicherstellst, dass der Titel des Kapitels auch wirklich im Kapitel vorkommt. X

Seufzend warf ich meinen Rucksack in die nächste Ecke und meine Jacke gleich dazu. Unten wartete leckeres Mittagessen auf mich, aber jetzt musste ich mich erstmal seufzend auf mein Bett werfen und an mein zweites Date mit Ava denken. Mrs Grace meinte es ernst und unsere Mütter auch.

Brummend machte ich es mir gemütlich und spürte dabei, wie etwas Spitzes in meine Seite stach. Verwundert schlug ich die Decke zurück und hielt für einen Moment inne, bis ich den Gegenstand wieder erkannte.

Es war das hässliche Notizbuch. Eigentlich hatte ich heute Morgen vorgehabt, ein bisschen zu schnüffeln, aber dann hat plötzlich mein Handy geklingelt. Ava musste unsere Stunde am Wochenende vorziehen und eigentlich war mir das nur recht so.

Englisch konnte nur so verdammt anstrengend werden, wenn man jeden Buchstaben analysieren musste. Aber bei diesem Schätzchen könnte es vielleicht doch ganz spaßig werden.

Neugierig stemmte ich mich hoch und klappte es auf. Die Schrift war verschmiert und nicht wirklich leicht zu entziffern, aber das lag wahrscheinlich eher daran, dass die Seiten feucht und verwelkt waren. Stinken tat der Kleine auch, aber was soll's.

Seufzend begann ich zu lesen.

Wenn deine arme Seele diese Zeilen gerade liest und es vor Neugier auch nicht sofort wieder sein lassen kann, wird sie schon bald all meine armseligen Probleme und Sorgen kennen.
Du wirst merken, dass mein eisernes Schweigen der lauteste Schrei meines gesamten Lebens war. Und du wirst dich fragen, wer bitte so angeknackst sein kann, ohne es sich auch nur ansatzweise anmerken zu lassen.

Denn du wirst nie erfahren, wer ich bin oder warum ich verdammt nochmal wie eine aus dem Takt geratene Uhr ticke.
Ich weiß es nämlich selbst nicht.

PS. Falls du dieses Büchlein finden solltest, dann nur, weil ich nicht mehr drauf aufpassen konnte. Und solange ich nicht tot bin, kann ich das sehr wohl.

Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich den fetten Punkt am Ende des letzten Satzes an und blätterte weiter. Das nannte ich mal eine Einleitung. Noch nie zuvor hatte ich ein sympathischeres Bild von einem Autor durch sein Vorwort erhalten.

Der nächste Eintrag war weniger brutal und sogar mit Datum und Uhrzeit versehen. Anfang August wurde er verfasst. Ich übersprang den Rest bis zur letzten Seite und checkte das Datum.

25. Oktober 2016. Das ist vor genau 9 Tagen gewesen. Also hatte Mr oder Miss X es erst vor Kurzem verloren. Dann musste ich mich auch nicht mehr um den Satz „Falls du dieses Büchlein finden solltest, dann nur, weil ich nicht mehr drauf aufpassen konnte. Und solange ich nicht tot bin, kann ich das sehr wohl." kümmern. Falls jemand in meiner Nachbarschaft in den letzten zwei Wochen verstorben wäre hätte ich das ja wohl mitbekommen.

Vielleicht sollte ich es Julie zeigen und sie fragen, wem es wohl gehören könnte. Denn mittlerweile fühlte ich mich nicht mehr so wohl dabei, es zu lesen und legte es deswegen seufzend in die unterste Schublade meiner Kommode.

* * *

„Oh, verdammt ist es kalt", fluchte Lucien leise und schlug fröstelnd den Kragen seines Mantels hoch, um seinen Nacken vor dem Wind, der uns von hinten eiskalt in den Rücken schnitt, zu schützen. Trotz Jacke fror ich und fragte mich, weshalb ich diesem Idioten überhaupt in die Stadt gefolgt war – insbesondere nach seinem gestrigen Auftritt. Außerdem sollte ich langsam mal hinterfragen, wohin die Reise führte, da er mich schon wieder irgendwohin lotste.

„Ah!", machte er plötzlich und rieb erfreut die Hände aneinander. „Da ist es ja endlich! Wir kommen hier ständig hin, also so gut wie jeden Tag, aber diesen Weg habe ich noch nie genommen."

Neugierig folgte ich seinem Blick und hätte beinahe genervt aufgestöhnt, als ich realisierte, was er gerade gesagt hatte.

Ungläubig sah ich von dem vegetarischen Restaurant zu ihm und wieder zurück. „Wir?"

Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen nickte er und griff nach der Klinke der Eingangstür. Von einem leisen Glockenspiel begleitet, betraten wir den kleinen, in hellen Farben gestrichenen, Laden. Sofort umhüllte mich wohlige Wärme, sodass ich aufseufzte. Lucien packte mich am Arm und zog mich mit zu einer Gruppe von Menschen, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Überschwänglich begrüßte er sie und dann wurde mir klar, dass das seine Unifreunde sein mussten.

Neugierig betrachtete ich die 4-köpfige Clique, von denen keiner reagierte, abgesehen von dem pinkhaarigen Mädchen. Sie sah kurz auf, trennte somit den Blick von ihrem Handydisplay, nur um ihn gleich darauf wieder – ohne auch nur ein Wort zu sagen – auf ihn zu richten.

„Wie schön, dass ihr euch alle freut mich zu sehen! Ganz besonders du, Nat", gab Lucien dann bissig von sich und stampfte rüber zu einem Typen, bei dem mir als erstes die mit Tattoos übersäten Hände und Arme auffielen, und boxte ihm gegen den Oberarm. Er sah verwirrt hoch und musterte ihn fragend, so als würde er ihn gar nicht kennen.

„Oh", machte er dann. „Wurde aber auch langsam Zeit. Wir warten hier schon seit einer Stunde."

„Oh, bist du Carter?", mischte sich plötzlich die Pinkhaarige ein und lächelte auf einmal breit. „Sorry, hab dich gar nicht gesehen", sie stand schnell auf und gab mir eine flüchtige Umarmung. Danach setzte sie sich wieder hin, zu einem schüchtern hochblickenden Typen, der mich leise begrüßte. Ich nickte nur und sah wieder zum lebenden Tattoo an ihrer linken Seite.

Dieser Nat, von dem ich aufgrund seines Akzents stark ausging, dass er Amerikaner war, zuckte nur mit den Schultern, weshalb Lucien sich wieder an mich wandte.

„Setz dich, Cat. Aphra und Zakie waren anständig genug, um Hallo zu sagen, doch Nathaniel weiß nicht, was Höflichkeit ist. Er kann aber nichts dafür, in den Vereinigten Staaten haben reiche Weiße keine Kultur."

Nathaniel verdrehte die Augen. „Ach, du bist der High School-Junge? Klein Kitten?", frech grinsend nippte er an seinem schwarzen Kaffee, und am liebsten hätte ich ihm die heiße Brühe ins Gesicht geschüttet.

„Klappe, Nat", meldete sich plötzlich die Pinke, Aphra, zu Wort und seufzte dann. „Du bist bestimmt nur ein Jahr älter als er. Sei doch einmal freundlich."

„Carter nimmt mir das doch nicht übel, oder?"

„Nein", antwortete ich gleichgültig und musterte seinen Nasenring skeptisch. Da würde ich gerne mal dran ziehen.

Lucien neben mir schien zu merken, dass ich nicht so wirklich begeistert von dem Kerl war und hob eine Augenbraue. Im nächsten Moment meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort.

Wir drehten uns überrascht um und entdeckten eine brünette Frau. Sie lächelte mich zaghaft an. „Hey, Carter. Ich bin Liw."

Ich erkannte sie bereits von dem Foto, das Lucien mir gezeigt hatte, bevor sie sich vorstellen musste und sah sofort zu ihm. Er warf mir nur einen kurzen Blick zu und presste leicht die Lippen aufeinander. „Hi."

„Ihr seid aber spät dran. Ist was passiert?", fragend umrundete sie unseren Tisch und setzte sich dazu.

Lucien seufzte und wirkte überraschender Weise gar nicht nervös. „Ja und gleich beginnt auch schon meine Schicht", er zwinkerte Aphra an. „Unsere Schicht."

Diese stöhnte genervt und nickte. Liw lächelte nur und machte bisher einen ruhigen Eindruck auf mich. Lucien hatte mal erwähnt, dass er auf der Suche nach einem Nebenjob war, aber dass er bereits einen gefunden hatte, habe ich nicht gewusst.

„Ich brauche 'ne Kippe, bin gleich wieder da", warf der Amerikaner plötzlich ein und stand auf, nachdem er ein letztes Mal an seinem Kaffee genippt hatte.

Genauso schnell wie er das gesagt hatte, war er auch schon aufgestanden und hatte sich seine Jeansjacke geschnappt. Die zog er sich über sein T-Shirt und ich fragte mich, ob er lebensmüde war. Falls ja, war der Tod durchs Erfrieren nicht gerade die schnellste oder angenehmste Weise, zu sterben. Aber so ein harter Kerl wie er würde wahrscheinlich nicht so schnell eingehen, oder?

Es herrschte Stille, bis sich der Schüchterne überraschender Weise zu Wort meldete. „Eigentlich ist er nicht so drauf", versuchte er Nathaniel in ein besseres Licht zu rücken und zuckte die Achseln.

„Ja, sonst benimmt er sich nur so, wenn er mit seinen Eltern telefoniert hat", fügte Aphra hinzu und rollte die Augen. „Wahrscheinlich haben sie ihm wieder zu viel Geld geschickt."

Ich hob überrascht eine Augenbraue. „Zu viel?"

Oliwia griff hastig ein und nahm Nathaniel in Schutz. „Wir wollen jetzt nicht über unseren Freund lästern, oder Leute?", ungläubig betrachtete sie die Pinkhaarige, welche nur die Unterlippe vorschob, und seufzte anschließend.

Diese Oliwia benahm sich wie meine Mum. Der Typ aus meinem Jahrgang musste dann wohl meinem Vater ähnlich sehen. Oder er war er unglaublich stolz darauf, eine Studentin zu knallen. Wenn ich Lucien wäre, würde ich mit Sicherheit auch Komplexe bekommen.

„Die beiden geben doch eigentlich ein ganz süßes Paar ab, findest du nicht auch, Zakie?", murmelte Aphra plötzlich fragend und schmunzelte. „Und mit süß meine ich definitiv heiß."

Zakie neben ihr starrte sie mit großen Augen an und wäre ich nicht so verwirrt gewesen, hätte ich genauer ausmachen können, ob er gerade wirklich rot geworden war. Doch der merkwürdige Kommentar der Pinken ließ mich verwundert zu Lucien sehen, der schlagartig das Thema wechselte.

„Ich habe Hunger. Carter, teilen wir uns eine Pizza, bevor ich die Seiten wechseln muss?", er seufzte. „Die Schürzen hier sind echt nicht sexy."

Aphra ignorierte ihn vollkommen und beugte sich etwas vor. „Bist du etwa nicht schwul?"

Ich runzelte die Stirn und starrte sie sprachlos an. Was zur Hölle passierte hier gerade?

„Oh...", sie legte den Kopf schief und lachte peinlich berührt auf. Mein Blick war wohl Antwort genug. Lucien an meiner Seite begann zu grummeln.

„Mir kannst du vielleicht mit dem Thema auf die Nerven gehen, aber lass wenigstens Zakie und Carter in Ruhe."

Völlig perplex stand ich auf, da Lu es zuerst tat und folgte ihm an einen anderen Tisch. „Was war das denn jetzt?", fragte ich mit gesenkter Stimme, doch die Pinke ließ nicht locker.

„Lucien!", hastig eilte sie uns hinterher. Ich drehte mich um und bemerkte Liws besorgten Blick. Aphra schien eher panisch zu sein. „Tut mir Leid! Wirklich. Sonst kannst du immer drüber spaßen. Ich wusste ja nicht, dass es dir neben Carter unangenehm ist."

Lucien drehte sich seufzend um und warf mir einen kurzen, fast schon traurigen Blick zu, bevor er Aphra an den Schultern festhielt, um ihr was ins Ohr zu flüstern. Diese weitete überrascht die Augen und sah zum Rest der Bande, oder vermutlich eher zu Liw. Schwerschluckend nickte sie und murmelte ein leises "Sorry", bevor sie verschwand.

Ich bekam noch mit, wie Liw ihn in Schutz nahm und Aphra anmotzte, doch Lucien achtete gar nicht mehr auf sie. Mit sichtlich schlechter Laune setzte er sich an den nächsten freien Tisch, von denen es hier echt nicht viele gab. Der Laden schien ziemlich beliebt zu sein.

„Willst du mir erklären, was gerade passiert ist?", fragte ich schließlich und zog mir nach gefühlten Jahren die Jacke aus. Er war auch noch nicht dazu gekommen und schwieg starrköpfig, bis eine Kellnerin neben uns auftauchte.

„Lucien, mein Lieber", als ich aufsah, bemerkte ich, dass sie schon etwas älter war. „Möchtest du eben Energie tanken, bevor deine Schicht beginnt?", fragte sie mit einem spanischen Akzent.

Er zwang sich ein Lächeln auf und nickte. „Dasselbe wie immer. Wir teilen", er dachte kurz nach. „Und eine Coke für mich, bitte."

Sie nickte und blickte mich erwartungsvoll an. „Für mich auch, bitte."

Lächelnd notierte sie sich kurz was und wollte sich wieder abwenden, da fiel Lucien noch was ein. „Ach, und Pia, das ist Carter. Ich habe dir von ihm erzählt."

„Der Carter, der in Swindon mit dir zusammen gekellnert hat?", fragte sie interessiert und stellte sich mir freundlich vor. „Ich bin Pia. Da hinten steht William, er ist mein Mann. Uns gehört dieser bescheidene Laden hier", lächelnd schüttelte sie meine Hand, während ich mich innerlich fragte, was Lucien plante.

„Und, was denkst du?", fragte dieser augenbrauenwackelnd. „Willst du ihm 'ne Chance geben?"

Pia verengte leicht die Augen und fasste mir plötzlich sanft ans Kinn. Nachdenklich betrachtete und analysierte mich. „Hübsches Gesicht... starke Arme... Wie groß bist du, Jungchen?"

Ich versuchte nicht allzu verschreckt dreinzublicken. „1,87 Meter groß, Ma'am."

„Mhm", machte sie. „Gestern war ein anderer Junge hier, aber er hatte nicht diese Wangenknochen", zwinkernd ließ sie mich los.

„Also?", Lucien biss sich leicht auf die Unterlippe und war aufgeregter als ich. „Soll er sich gleich eine Schürze umbinden und sich beweisen?"

„Von mir aus", sie zuckte die Achseln. „Solange du nichts kaputt machst, kriegst du auch eine Bezahlung, aber wenn Lucien hier mich auf den Arm genommen hat und gelogen hat, was deine Kellnerkünste angehen, dann reicht dein hübsches Gesicht auch nicht."

Ihre spanische Seite gewann die Übermacht und so musterte sie mich nochmal prüfend, bis ich nickte. Was sollte ich schon sagen? Ich wollte keine leeren Versprechungen machen. Stattdessen bedankte ich mich nur mit einem aufgezwungenen Lächeln.

„Schön. Und jetzt wird erstmal gefuttert", mit einem Omalächeln klopfte sie mir kurz auf die Schulter und wandte sich dann amüsiert ab. Mein Blick schoss schlagartig zu Lucien, der nur breit grinste.

„Willst du mich jetzt undankbar anmotzen?"

Ich räusperte mich. „Du hast wohl vergessen, dass ich zwei Wochen lang gekellnert habe und dann in die Küche geschickt wurde. Insgesamt habe ich dort nichtmal drei Wochen gearbeitet, weil es so ekelhaft war."

Lucien zuckte die Achseln. „Trotzdem warst du gut. Und obwohl du weder einen tiefen Ausschnitt gezeigt noch goldene Locken gehabt hattest, hast du am meisten Trinkgeld eingesteckt."

„Kann sein", ich musste lachen. „Die Mädels da waren alle blondiert, oder?"

Lucien grinste. „Und die Jungs auch. Du und deine dunklen Locken wart trotz deiner milchigen Haut sehr exotisch im Vergleich zum Rest."

Ich schüttelte innerlich amüsiert den Kopf und lehnte mich zurück. „Naja, wenn ich mich heute Abend nicht blamiere, dann bin ich dir dankbar. Spritkosten und Julie mit ihren Extrawünschen machen mich arm."

Er nickte verständnisvoll und verschränkte die Arme vor der Brust. Als er kurz nach links, in die Richtung der anderen schielte, fiel mir wieder ein, was wir hier eigentlich machten. Zögerlich öffnete ich das Thema wieder.

„Warum hat Aphra das alles überhaupt gesagt... Und weshalb hat sie mich gefragt, ob ich schwul bin?", fragend betrachtete ich ihn und erkannte an der Art, wie er sich anspannte, dass es ihm unangenehm war darüber zu reden.

„Lange Geschichte", seufzte er nach ein paar Sekunden der Stille schließlich. „Ich weiß nicht, ob das der richtige Ort ist, um darüber zu reden."

„Das weiß ich auch nicht", murmelte ich nur, weswegen er das Gesicht verzog und den Kopf hängen ließ. „Hey, Lucien, ist schon okay."

Er antwortete nicht. Stattdessen schwieg er und sah auch gar nicht auf, als uns unser Wasser gebracht wurde. Ich bedankte mich flüchtig und stupste ihn dann an.

„Ich war besoffen", erzählte er plötzlich und wandte noch immer den Blick ab. „Gestern, auf einer Party. Mit Liw. Es war ganz spontan. Isaiah hatte eigentlich keine Zeit, aber dann ging es doch und es war so scheiße mit den beiden, dass ich weg musste."

Er nahm tief Luft und senkte seine Stimme etwas. „Ich wollte nach Hause gehen. Aber jemand anderes wollte mir lieber Gesellschaft leisten. Jemand, der nicht auf den Namen Liw hört." Lucien sah mir langsam ins Gesicht. „Ich schäme mich nicht vor dir und Angst habe ich ganz sicher auch nicht vor deiner Reaktion, also nimm es nicht persönlich... Aber ich habe noch nie ernst darüber geredet. Ohne blöde Witze zu reißen oder mich selbst wie eine Witzfigur darzustellen."

Ich nickte langsam und wusste das alles in gewisser Weise schon. Mit einem tröstenden Lächeln stand ich auf und setzte mich an seine Seite. „Wir scherzen auch ständig über meine Sexualität, weil sie zum Lachen ist. Du siehst doch wie zickig ich mich benommen habe, als du gestern versucht hast, ein ernstes Gespräch mit mir zu führen."

Lucien lachte leise und stupste mich leicht an. „Nähere dich mir nicht so, du Schwuchtel."

„Ich schätze mal, ich darf dich nicht so nennen", lachte ich und stand wieder auf. Er hielt meinen Arm fest und zog mich wieder runter.

„Doch, aber nicht, wenn du wütend bist. Sonst weine ich."

„Naja, ich bin nicht scharf drauf", murmelte ich und unterdrückte ein Schmunzeln. Lucien seufzte leise.

„Jedenfalls hat sie mich gesehen und magischer Weise weiß es mittlerweile auch der Rest der Gruppe. Liw meint, dass Isaiah es ihnen erzählt hatte, ohne zu wissen, dass das Thema noch privat war."

Ich hätte vermutlich was erwidern sollen, doch stattdessen runzelte ich die Stirn und rutschte von ihm weg. „Warte mal", ungläubig öffnete ich den Mund und dachte angestrengt nach. „Isaiah? Ich kenne einen Typen aus meinem Jahrgang, der so heißt", begann ich aufgeregt zu erzählen, realisierte jedoch dann, dass er mit Ava zusammen war.

„Oh, vergiss es, er hat eine Freundin. Sie gibt mir Nachhilfe, ihr Name ist Ava."

Lucien zog eine Augenbraue hoch und schnaubte verächtlich. „Das hat noch nie jemanden davor abgehalten, zweigleisig zu fahren."

„Stimmt", ich runzelte die Stirn. „Sie wirkten aber ziemlich glücklich, wenn du mich fragst. Ava und ich hatten gestern unsere erste Stunde und er hat sie mittendrin angerufen, um sich nochmal zu entschuldigen, weil er... doch nicht mit ihr ausgehen konnte... Heilige Scheiße", ich suchte Halt bei Lucien. „Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Carter Holmes, ich lebe in der 2–"

„Er hat ihr gestern abgesagt?", unterbrach mich Lucien aufgeregt und blickte ungläubig zu Liw. „O mein Gott."

Wie starrten uns wie zwei begeisterte Tratschtanten an, bevor wir gleichzeitig den Blick abwandten und schwer schluckten.

„Ich sage ihr kein Wort", hauten wir dann auch noch parallel raus und weiteten die Augen.

„Wem?"

Lucien stöhnte genervt, als es schon wieder passierte und schnipste mir gegen die Stirn. „Ava", murrte ich und sah zu den anderen.

„Es geht mich schließlich nichts an."

Er nickte langsam und seufzte frustriert. „Ich werde es Liw auch nicht verraten. Auf die Art will ich ihr Herz nicht gewinnen. Es erst brechen und dann bei der Heilung helfen. Das ist mies."

Ich stand auf und stimmte ihm zu. Das wäre wirklich armselig. Gerade, als ich mich hinsetzte, stand eine andere, jüngere Kellnerin bei uns mit unserer hübschen Pizza. Der himmlische Duft ließ mich die Beziehungsprobleme meiner Nachhilfelehrerin schlagartig vergessen und auch Lucien dachte nur noch an eine Runde Frustessen, bevor es gleich richtig losging.


.
.
.
HEY kiDs 💓 wer von euch losern geht wieder zur Schule?? LOL ?kidding (im not:)

Zum Kapitel: hab mich nicht selbst eingebaut lmao aphra ist ein Charakter by havelostmyself (buch "cigarettes")

Genauso wie nat, zakie, ava und isaiah

Liw gehört mir, aber sie spielt natürlich eine größere Rolle in ihrem Buch (Carter und Lucien kommen dort auch vor hihi)

Ps. Ich hab eine neue Kurzgeschichte hochgeladen. Sie heißt Dr. Nacht. Lest rein wenn ihr euch traut

;) bye

Continue Reading

You'll Also Like

50.9K 2.7K 16
In diesem Buch findet ihr alles über Themen wie Selbstverletzung, Depressionen, Agressionen etc, wie man damit umgehen kann und was andere tun können...
536K 12.6K 75
Sie ist ein bad girl mit dunkler Vergangenheit . Er der Bad Boy und Herzensbrecher . Beide wollen nur ihr Leben genießen. Sie schließen eine Wette...
12.7K 383 47
ich schreibe aus spaß und weiß nicht worauf das hinauslaufen wird aber nix mit diese trauma mauma geschichten #ozfauf1🏴‍☠️
6.6K 305 31
Ein muslimischer 18-Jähriger Junge namens Bilal fühlt sich in seiner Umgebung nicht mehr wohl und möchte was verändern. Also entschied er sich den We...