Der Fluch der Topsy-Turvy | W...

By jinnis

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Kalina ap Theron braucht dringend einen Job, um sich und die gemischte Crew ihres Raumfrachters durchzubringe... More

1 - Der kurze Strohhalm
2 - Die Brutkammer
3 - Das Geheimnis von Tanencha sy Tyrin
4 - Der Fluch
5 - Unangenehme Begegnung
6 - Vom Regen...
7 - ... in die Traufe
8 - Kalis Geschichte
9 - Wo ist der Eindringling
10 - Verloren im All
11 - Ruhe vor dem Sturm
12 - Auf Eis gelegt
13 - Neuland
14 - Lebenszeichen
15 - Im Anflug
16 - Topsys Fluch
17 - Erkundungstour
18 - Explosive Entdeckung
19 - Missgeschick
20 - Schatten der Vergangenheit
21 - Verzweifelte Pläne
22 - Von Schleudern und Vertrauen
23 - Topsilina
24 - Das Herz von Ajs an'Hlj
25 - Höllenritt
26 - Ausstieg aus dem fahrenden Zug
27 - Wie Zuckerwatte
28 - Das Lied von Sqia'lon Sieben
30 - Ein Epilog

29 - Teamwork

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By jinnis

Ich rätselte immer noch daran herum, wie wir ausschließen konnten, den ominösen Pilzbefall weiterzuschleppen, als Ajs an meiner Sessellehne hochklettete. „Cap Kali, ich könnte die Schleuse nach dem Transfer desinfizieren, mein Schleim müsste gegen eine Verunreinigung genauso funktionieren wie derjenige der Nestlinge."

Entgegen ihren Beteuerung schien die Tyrinianerin also doch so etwas wie eine Gedankenleserin zu sein. Oder sie kannte mich nach dieser kurzen Zeit bereits gut genug, um meine unausgesprochene Besorgnis richtig zu interpretieren. Aber ihre Idee hatte Hand und Fuß — oder Schleim, in diesem Fall. Der Vorschlag hatte nicht nur Potential, er würde uns auch eine Menge Ärger ersparen, falls der sqianische Frachter kontaminiert war.

Ich lächelte ihr zu. „Guter Plan. Vielleicht könntest du sogar die Kiste durch die Schleuse bringen? Wenn Hijac sie auf einem Frachtschlitten montiert, könntest du die Steuerung bedienen. Dann müsste sich eine Kontamination ganz verhindern lassen. Bist du sicher, dass der Pilz dir nichts anhaben kann?"

„Ja, die Proteine in meiner Haut und insbesondere in meinem Schleim schützen mich. Die Tanencha hätte sonst niemals eingewilligt, eine Brut ihrer Nestlinge zu schicken."

„Also gut. Dann lass es uns versuchen."

„Schon unterwegs." Wie ein blauer Blitz flitzte die kleine Tyrinianerin davon, stolz auf ihre neue Aufgabe.

Bens nach oben zeigende Mundwinkel sagten mir, dass auch er seine üble Laune wieder abgelegt hatte. „Du magst sie auch, nicht wahr?"

„Ja, natürlich. Sie erinnert mich an dich, als wir dich damals an Bord nahmen. Nun ja, nicht in Sachen Schleim, natürlich, und sie wird wohl auch keinen so flauschigen Bart entwickeln, wie du."

Bens ungezwungenes Lachen bestätigte, dass er mir längst verziehen hatte, ihn zum Singen verdonnert zu haben. „Du hast recht, vielleicht mag ich sie deshalb so gut. Die Begeisterungsfähigkeit der Jugend. Ich bin sicher, dass sie sich gut machen wird, hier an Bord."

Aalyxh erübrigte ein Auge, um es demonstrativ zu rollen. „Ich habe euch doch gleich gesagt, dass ihr nett zu ihr sein sollt."

In dieser Sache ließ ich ihr gerne das letzte Wort. Vor allem, da der versprochene sqianische Transporter sich uns nun näherte.

Offenbar hatten sie einen kleines Orbitshuttle umdirigiert, das geradewegs auf uns zusteuerte. Der Anruf erfolgte eine Oktave tiefer als die bisherige Kommunikation, und ich hatte zunächst Mühe mit der Übersetzung. Deshalb ließ ich Ben um eine Wiederholung bitten. Immerhin erwies sich der Shuttlepilot als zuvorkommend und bemühte sich, unseren Anweisungen Folge zu leisten. Er dirigierte sein Gefährt zuverlässig an unsere Schleuse heran. Allerdings konnte ich bereits auf dem Schirm erkennen, dass diese nicht mit seinem altertümlichen Modell kompatibel war.

Ich betätigte die interne Kommtaste. „Jac, wir haben ein Problem. Das Shuttle hat keine Standardschleuse."

„Das habe ich auch gerade festgestellt. Wir werden eine Frei-Raumübergabe machen müssen." Er klang nicht im mindesten beunruhigt. „Ich bekomme das hin, mit einer Sicherungsleine und einem Manöverstrahl."

Allerdings würde das unseren schönen Plan zum Schutz vor Pilzsporen zunichte machen. Für Ajs hatten wir nach wie vor keinen geeigneten Raumanzug, ganz abgesehen davon, dass dieser ja die Wirkung des Schleims neutralisieren würde. „Negativ, Jac, dann riskierst du eine Kontamination."

„Wir haben keine andere Möglichkeit, Captain. Und ob ich mich kontaminiere oder jemand von euch den Anzug, ändert nichts an der Sache."

Er hatte natürlich recht, Ajs konnte nun mal keinen Raumspaziergang unternehmen. Hijac war der einzige, der das Schiff ohne Anzug verlassen konnte. Ich seufzte. „Ajs, gibt es eine Möglichkeit, wie du Jac nach seiner Rückkehr dekontaminieren kannst?"

Das Komm blieb verdächtig still. Schließlich, ich war schon bereit, mich auf den Weg in den Frachtraum zu machen, meldete sich Hrrovr. „Jac wird sss'sich nicht dagegen wehren, dafür ss'sorge ich."

Damit musste ich mich wohl zufrieden geben. Aalyxh gab ein würgendes Geräusch von sich. „Mir wird übel schon beim Gedanken an die Düfte, die Jac nun gerade absondert."

Ich grinste. „Trotzdem bleibt uns nicht viel anderes übrig. Außer dass ich selbst gehe, und das macht die Sache vermutlich auch nicht besser. Jac, alles in Ordnung da unten?"

„Er is'sst bereits'ss unterwegs'ss. Und Ajs'ss bereitet ss'sich ss'seriös'ss auf ss'seine Rückkehr vor."

Ich wollte mir gar nicht zu genau vorstellen, wie diese Aktion vor sich gehen sollte. Auf dem Schirm konnten wir nun beobachten, wie Hijac die hermetisch verschlossene Kiste mit den Nestlingen aus unserer Frachtluke manövrierte. Er war durch eine Leine gesichert, die ihn fest mit der Topsy verband. Trotzdem hielt ich während dem Manöver den Atem an.

Eine kurze, hektische Melodie des Shuttlecaptians kündete die Öffnung ihrer eigenen Luke an. Hijac zögerte nicht, sich in die Schleuse des sqianischen Schiffs zu begeben und die Fracht dort zu sichern. Kurz darauf war er auf dem Rückweg und verschwand in unserer eigenen Frachtschleuse.

Hrrovr bestätigte seine Rückkehr. „Schleus'ssentür geschloss'sen. Ajs'ss hat den Innenraum der Kammer vors'ssorglich aus'ssgeschleimt."

„Danke. Ajs, denkst du, dass das reicht um die Pilzsporen abzutöten?"

„Sobald Jac aus der Schleuse kommt, werde ich ihn nachbehandeln, Cap Kali, und dann auch die Kammer noch einmal desinfizieren."

Ich konnte das amüsierte Schuppenrasseln von Hrrovr deutlich hören. „Ich komme zs'surück auf die Brücke, Captain, ss'sobald Jac dekontaminiert is'sst."

Während Hijac sein Schleimbad nahm und Ben sich um den Austausch von Höflichkeiten mit der Sprecherin von Sqia'lon Sieben kümmerte, lehnte ich mich in meinem Sessel zurück. Wir hatten es geschafft. Die letze Ladung Nestlinge war abgeliefert und wir hatten unseren Vertrag mit der Tanencha zu fünfzig Prozent eingehalten. „Ben, ich möchte noch wissen, wie das mit der Bezahlung aussieht. Moment — hier ist die Melodie."

Gespannt lauschte ich dem Austausch. Unser Ingenieur hatte offensichtlich inzwischen Spaß daran, sich mit der sqianischen Sprecherin zu unterhalten. Aalyxh zwinkerte mir zu. „Ich bin überzeugt, dass die beiden flirten."

Ben war zu beschäftigt, um auf die Bemerkung zu reagieren. Aber die Übersetzung der letzten Antwort ließ auch Aalyxh und mich aufhorchen.

„Wir haben den vollen Betrag für die Leistung bereits überwiesen, vielen Dank, Topsy-Turvy."

Hrrovr, der soeben die Brücke betrat, zischte zwischen den Zähnen und eilte zu seiner Station. „Das'ss ss'timmt, Captain."

Ungläubig schnappte ich nach Luft. Soviel Vertrauen seitens unserer Handelspartner war ich mir nicht gewohnt. Mit Sqia'lon Sieben würde ich sofort wieder Geschäfte machen. Die volle Bezahlung für diesen Job würde uns erlauben, die Topsy in die Werft von Chichigoon zu fliegen und während der Generalüberholung einige Ferientage zu genießen. Der Planet bot Attraktionen, die meiner gemischten Crew gefallen würden. Darunter einen endlosen, himmelblauen Sandstrand an einem purpurfarbenen Ozean. Ich konnte es kaum erwarten, darin zu schwimmen.

„Was denkst du Lyxh, gönnen wir uns anschließend einen Urlaub?"

„Verdient haben wir uns den auf jeden Fall. Was schwebt dir vor?"

Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern. Einerseits wollte ich Ben nicht stören, der gerade eine bezaubernde Melodie trällerte, um sich bei der Sprecherin von Sqia'lon Sieben zu bedanken, andererseits wollte ich nicht, dass sich bereits alle auf etwas freuten, was vielleicht dann doch nicht zustande kam. Aalyxh würde verstehen. „Ich dachte an Chichigoon. Bei der Werft dort habe ich noch etwas gut."

Das Grinsen meiner Freundin wurde breiter. „Bin dabei. Und danach?"

„Suchen wir uns einen ertragreichen Job. Jetzt, wo die Severills nicht mehr darauf aus sind, uns das Leben zu vermiesen, können wir vielleicht sogar etwas Legales finden."

Ein bestätigendes Schuppenrasseln von Hrrovr zeigte mir, dass ich es wieder einmal nicht geschafft hatte, meine Absichten zu verheimlichen.

Ben schloss den Kommunikationskanal und drehte sich zu mir um. „Sieht so aus als wären wir ein gutes Stück reicher und die Sqias entsprechend glücklicher." Er dehnte seine Rückenmuskulatur, was ein beunruhigendes Knirschen seiner Nackenwirbel zur Folge hatte. „Und ich freue mich auf den Strand von Chichigoon. Bin gespannt, was Ajs dazu sagt."

„Soviel zu meiner Idee, das geheim zu halten — und nicht wieder zu riskieren, dass alles schiefgeht."

Der Mensch zuckte die Schultern. „Wird schon klappen. Manchmal frage ich mich... erinnerst dich doch noch an diese Zigeunerin auf Tyrin? Ich bin fast sicher, dass ihr Fluch uns am Ende nur Glück gebracht hat."

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