Der Fluch der Topsy-Turvy | W...

By jinnis

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Kalina ap Theron braucht dringend einen Job, um sich und die gemischte Crew ihres Raumfrachters durchzubringe... More

1 - Der kurze Strohhalm
2 - Die Brutkammer
3 - Das Geheimnis von Tanencha sy Tyrin
4 - Der Fluch
5 - Unangenehme Begegnung
6 - Vom Regen...
7 - ... in die Traufe
8 - Kalis Geschichte
9 - Wo ist der Eindringling
10 - Verloren im All
11 - Ruhe vor dem Sturm
12 - Auf Eis gelegt
13 - Neuland
14 - Lebenszeichen
15 - Im Anflug
16 - Topsys Fluch
17 - Erkundungstour
18 - Explosive Entdeckung
19 - Missgeschick
20 - Schatten der Vergangenheit
21 - Verzweifelte Pläne
22 - Von Schleudern und Vertrauen
23 - Topsilina
24 - Das Herz von Ajs an'Hlj
25 - Höllenritt
26 - Ausstieg aus dem fahrenden Zug
27 - Wie Zuckerwatte
29 - Teamwork
30 - Ein Epilog

28 - Das Lied von Sqia'lon Sieben

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By jinnis

Bens gequälter Gesichtsaudruck erregte mein Mitleid. Offenbar war ihm klar, was Aalyxh vorschwebte. Aber die Pilot hatte recht, uns blieb keine andere Wahl, als diese Übergabe irgendwie zu organisieren. Und die Stimme des Ingenieurs war eindeutig weit melodiöser als diejenige des Bordcomputers. Leider lag es wohl an mir, ihn auch davon zu überzeugen. „Bitte, Ben. Du hast eine wunderschöne Singstimme, das wissen wir alle. Und was kann ein Versuch schon schaden."

Sein Mund war nur noch eine dünne, verkniffene Linie. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu härteren Mitteln zu greifen. Diese Notlage rechtfertigte sogar, meinen berüchtigten Augenaufschlag einzusetzen. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Mensch meinen großen, dunklen Augen kaum widerstehen konnte. „Hrrovr wird die Worte für dich vor-übersetzen. Du musst dich danach einzig um das Singen kümmern."

Während sich das Stirnrunzeln des Ingenieurs vertiefte, öffnete sich sein Mund — vermutlich um mir eine Abfuhr zu erteilen. Aber da mischte die kleine Ajs sich ein. Mit zitternden Augenstielen und feucht schimmernden Augen kroch sie aus ihrem Versteck. „Kannst du es bitte versuchen, Ben? Für die Nestlinge."

Bens Gesicht wurde zusehends weicher als sein Widerstand dahinschmolz wie ein Komet in Sonnennähe. Interessant. Zwischen uns würden Ajs und ich den Menschen wohl sogar dazu bringen, vor versammelter Crew ein romantisches Gedicht aufzusagen. Ganz ohne die Wirkung von Alkoholdämpfen.

Ihrer Sache sicher, warteten Aalyxh und Hrrovr nicht auf ein verbales Zugeständnis. Sie waren bereits dabei, eine geeignete Antwort für Sqia'lon Sieben zu übersetzen. Immer noch mit gerunzelter Stirn hörte Ben ihren akustischen Versuchen zu. Schließlich weckte das Unterfangen sein Interesse. Bald beteiligte er sich an der Aktion indem er einzelne Passagen der Übersetzung vor sich hin summte.

Das klang deutlich besser als vorher die Computeranimation. Hijac ergriff sogleich die Gelegenheit, Bens Melodiefragmente aufzuzeichnen und in den Computer zurückzuspeisen. Dadurch gelang es ihm, die Übersetzung zu korrigieren und schrittweise zu verbessern.

Die ganze Crew drängte sich inzwischen um Hrrovrs Konsole. Ajs saß mit verzücktem Blick auf der oberen Kante seines Schirms und verfolgte gespannt das Geschehen. Niemand störte sich mehr an ihrem blauen Schleim. So unvorhersehbar diese Mission bisher verlaufen war, zumindest schien sie meine erweiterte Crew noch besser zusammenzuschweißen.

Schließlich blickte Aalyxh auf. „Ich glaube, wir sind für einen neuen Versuch bereit."

„Ben?" Alle Augen richteten sich auf den Menschen.

Der Ingenieur räusperte sich und summte einige Passagen der Melodie, die sie alle gemeinsam entwickelt hatten. „Ich kann's versuchen. Aber gebt mir dann bitte nicht die Schuld, wenn die Sqias beleidigt sind."

Ich nickte ihm zu. „Keine Sorge. Der FORP sagt. dies sei eine ausgesprochen friedliebende Spezies. Sie werden also hoffentlich nicht gleich zu den Torpedos greifen wegen einer falschen Note." Ich hoffte zumindest, dass ich damit recht hatte. Auf manchen Planeten galt für geringere Vergehen die Todesstrafe. „Bereit für die Übertragung, Lyxh? Ben?"

Ben holte tief Luft und summte die komplexe Melodie, als sei es ein Lied, das ihm bereits seine Großmutter vorgesungen hatte. Seine Stimme kletterte dabei mühelos in unbekannte Höhen und Tiefen und beendete die Übertragung mit einem kleinen, fröhlichen Trillern. Ich war beeindruckt.

Gespannt warteten wir schweigend auf die Antwort des Planeten. Als sie kam, konnte ich vor Erleichterung ein lautes Lachen nicht verkneifen. Hijac las die Übersetzung von Hrrovrs Schirm ab. „Willkommen auf Sqia'lon. Dein Akzent ist erfrischend exotisch, Topsy-Turvy."

Bens Blick drohte, mich umzubringen. Deshalb schluckte ich mein unangebrachtes Kichern hinunter und diktierte die nächste Passage des Gesprächs. „Vielen Dank. Wir kommen im Auftrag der Tanencha sy Tyrin mit wichtiger Fracht."

Hrrovr übersetzte, Aalyxh kritisierte, und Ben sang. Ich gab mir große Mühe, einfache Sätze zu formulieren, aber das eine oder andere Missverständnis schlich sich trotzdem ein. Nach einigem Hin und Her begriff unser Gesprächspartner, dass wir nicht mit Gefriertruhen handelten, und auch nicht eine Vertretung für Speiseeis auf Sqia'lon einrichten wollten, sondern dringend unser tiefgefrorene Fracht loswerden mussten. Als dann auch noch klar wurde woher diese stammte, überflutete eine überwältigende Kakophonie von Melodien aus den Lautsprechern unsere Brücke.

Ich war versucht, mir die Ohren zuzuhalten, aber Bens Augen leuchteten. „Die sind besser als die Vereinigten Philharmoniker der Erde." Er wiegte sich im Rhythmus der Nachrichten hin und her. Ajs verfolgte mit schwankenden Augenstielen seine Bewegungen.

Leider konnte unser Übersetzungsprogramm mit diesem Orchester nicht viel anfangen. Immerhin meinte es, die Reaktionen könnten mit einer Wahrscheinlichkeit von 51 % als positiv gewertet werden. Das deckte sich zwar mit meinem Bauchgefühl, brachte uns aber nicht weiter. „Ist ja nett, dass sie ihrer Begeisterung musikalischen Ausdruck geben. Aber wir brauchen jemanden, der uns erklärt, wo wir die Kiste abladen können. Jac, gibt es eine Möglichkeit all diese Stimmen zu filtern?"

Aber die Sqianer hatten wohl selbst begriffen, dass wir mit ihrem melodiösen Ausbruch kaum zurechtkommen würden und dämmten den Choral ein, bis nur noch ein einzelnes, trillerndes Solo übrig blieb.

Hijac studierte Hrrovrs Übersetzungsversuch. „Sieht aus, als würden sie uns als ihre Retter preisen und sich für das Klangchaos entschuldigen."

„Und, dürfen wir landen? Ein Raumdock gibt es ja offensichtlich nicht."

Ein öliger Geruch der Besorgnis ging von dem Karjkaner aus, als wir die Antwort auf meine Frage empfingen. „Sie sagen, der Planet stünde leider unter Quarantäne und könne deshalb keine Besucher empfangen."

„Huh. Schon wieder? Zuerst Tyrin, und nun Sqia'lon Sieben. Was ist denn jetzt das Problem?"

Die Übersetzung beanspruchte meine Geduld. Schließlich erklärte Ben selbst, was er verstanden hatte. „Eine Seuche, ein Pilz, der ihre Ernte vernichtet. Ich gehe davon aus, dass die Behörden auf jeden Fall verhindern wollen, dass er in andere Kolonien verschleppt wird."

Das hatte uns noch gefehlt. „Und nun erwarten sie, dass wir die Fracht wieder mitnehmen?"

Ein kurzes Hin und Her zwischen Ben und dem sqianischen Sänger brachte Klarheit. Hrrover grinste. „Ss'sieht aus'ss, als'ss ss'sei der tyrinanische Schleim das'ss einz'ssige wirks'ssame Mittel gegen den Pilz'ss. Er is'sst hochans'ssteckend."

Alarmiert wendete ich mich Ajs zu. War etwa der Plan, die tyrinianischen Nestlinge zu einem Desinfektionsmittel zu verarbeiten? Aber sie beruhigte mich. „Es gab einen ähnlichen Ausbruch einer Pflanzenepidemie in einer abgelegenen Sqia-Kolonie, vor einiger Zeit. Die Tanencha erklärte sich damals bereit, Nestlinge zu senden, um sich dort zu assimilieren. Das hat funktioniert, aber die Nestlinge konnten natürlich nicht nach Tyrin zurückkehren."

Nun war mir auch klar, warum die Tanencha mir nichts von dem Plan gesagt hatte. Sowohl die Allianz Unabhängiger Planeten wie auch die Union der Empfindungsfähigen Wesen hatten Gesetze, die unauthorisierte Koloniegründungen untersagten, besonders wenn es sich um eine offensichtlich invasive Spezies wie die Tyrinianer handelte. Und wenn diese nach der Epidemiebekämpfung nicht zurückkehren konnten, kam das einem Verstoß gegen die Regeln gleich.

Vermutlich war das auch der wirkliche Grund, weshalb Tyrin selbst unter Quarantäne stand. Ich fand es zwar nett, dass die Tanencha mich nicht in ihre politischen Aktivitäten und Spielchen verwickeln wollte, aber mir wäre Klartext doch lieber gewesen. Vor allem da die Raumpatrouille und die Severills ohnehin bereitstanden, um unsere Verfolgung aufzunehmen.

„Nun gut, die Tanencha hätte uns trotzdem informieren sollen, auf was wir uns da einlassen. Vielleicht hätte es einfachere Wege gegeben, ein paar Nestlinge nach Sqia zu bringen, ohne den Umweg über schwarze Löcher, Ionenstürme und Wurmloch-Generatoren. Und wie sollen wir nun die Kiste abliefern, ohne schon wieder eine Quarantäne zu brechen?"

Meine Frage löste einen weiteren komplizierten Sing-Song aus. Ben wurde aber offensichtlich immer besser und die Missverständnisse seltener. Schließlich einigten wir uns darauf, dass ein sqianischer Kleinfrachter die Ladung auf der Topsy abholen würde.

Hijac und Hrrovr gingen nach unten, um die Fracht für den Transfer vorzubereiten, während Aalyxh auf ihrem Posten blieb, um das Dockmanöver durchzuführen. Mir fiel es zu, das Übersetzungsprogramm zu bedienen und Ben die notwendigen Melodien zu liefern. Ajs leistete mit dabei Gesellschaft.

Am meisten Sorgen bereitete mir, dass Hijac bei der Übergabe der Kiste einen unvermeidlichen Kontakt mit dem sqianischen Schiff haben würde. Falls wir diese Krankheit auf einem anderen Planeten einschleppten, würden wir ernsthafte Probleme erben.

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