Reflection

By Elli__Spirelli

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Ein Zomdado Adventskalender mit ein bisschen Kürbistumor, lasst euch überraschen! :D boyxboy dont like it, do... More

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By Elli__Spirelli

Es war kalt. Der in Massen fallende Schnee versperrte ihm die Sicht, und trotzdem suchte er weiter. Dabei wusste er nicht mal genau wonach er suchte. Seine Füße versanken immer mehr im Schnee und mit jedem Schritt wurde es ihm schwerer gemacht sein Ziel zu erreichen, doch da sah er sie. Eine Silhouette. Und ohne zu wissen welcher Person diese zugehörig war, wusste er, dass es sie war, die er suchte. Seine Schritte verschnellerten sich trotz der erschwerten Situation und er kam seinem Ziel immer und immer näher. 6 Meter, 5 Meter, 4 Meter, 3 Meter, 2 Meter...

"We wish you a merry chrismas, we wish you a merry chrismas, we-" genervt haute er auf seinen Radiowecker. Schon jetzt kotzten ihn die Weihnachtslieder, welche immer in Dauerschleife gespielt werden würden einfach nur an. Wie sollte er bitte die nächsten Wochen überleben?

Müde setzte er sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch sein verwuscheltes braunes Haar. Sein Blick ließ er durch sein Zimmer schweifen. Über seine Tür, an der 24 Socken hingen, die sicher seine Mutter dorthin gehängt hatte, während er noch schlief.

Zu seinem Spiegel, über den Schrank, zu dem Jungen welcher auf diesem saß, hinüber auf seinen Schreibtisch, bis hin zu seiner Box mit der geheimen Kuscheltiersamm- Moment. Langsam wanderte sein Blick zurück zum Schrank und daran hinauf.

Ungläubig rieb er sich die Augen. Da saß doch tatsächlich ein blonder Junge auf seinem Schrank, in seinem Zimmer, in seinem Haus! Er hatte den Kopf in beide Hände gestützt und sah ihn gelangweilt an.

Einen kurzen Moment dauerte es bis er die Fakten verarbeitet hatte und wusste was zu tun war. Er schrie, nicht gerade männlich und auch nicht wirklich kurz. Der Fremde verdrehte die Augen und steckte sich die Finger in die Ohren.

Wenige Sekunden dauerte es, da stürmte seine Mutter panisch in das Zimmer und schaute sich suchend darin um, danach wendete sie sich zu ihrem Sohn. "Michael? Was ist denn los?" er hatte aufgehört zu schreien und schaute sie stattdessen fassungslos an.

Mit zitternder Hand zeigte er zum Schrank hinüber, Sie folgte seinem Blick. "Oh Mann und ich dachte, das mit dem Schrankmonster hätte sich erledigt, als du 6 warst!" Schnellen Schrittes ging sie zum Schrank, öffnete ihn und zeigte sein Inneres.

"Siehst du! Kein Monster." sie hob einen Haufen Wäsche hoch mit allerlei Socken, Pullis und Jogginghosen und bei genauerem Hinsehen konnte er auch seine missglückte Mathearbeit darin erkennen.

"Aber das ist wirklich gruselig! Heute Nachmittag räumst auf!" mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ einen ratlosen Micha und einen nun belustigten Fremden in seinem Zimmer zurück.

"So siehts aus! Niemand sieht mich außer du mein lieber. Du Glücklicher!" Wie versteinert saß Michael da und starrte ihn an. Mit einem Knall verschwand der Blonde und hockte plötzlich auf seinem Bett. Hektisch wich er zurück.

"Meine Begrüßung war nicht besonders höflich vorhin. Ich würde es vorziehen, mich erstmal vorzustellen. Maurice." er hielt ihm seine Hand hin. Micha schüttelte nur perplex den Kopf. "Wie unfreundlich! Aber war ja zu erwarten."

"Wa-wa-was, wie?" brachte er nun heraus. Nachdem Maurice ihm einen erwartenden Blick zugeworfen hatte versuchte er es nochmal. "Was- also was bist du? Und wie zur Hölle bist du hier reingekommen!?"

"ich bin ein Mensch würde ich sagen. Und wie ich hier her gekommen bin musst du doch wissen! Du bist der, der nicht existente Wesen sieht! Als Außenstehender würde ich spontan sagen, du hast ne komplette Vollmeise!"

"Aber ich, aber was zur Hölle-" "Pass auf. Ich hab keine Ahnung warum gerade ich hier bin, das musst du selbst entschieden haben und der Grund...... naja es ist Weihnachten und du scheinst ein Arschloch zu sein und was macht man mit Arschlöchern an Weihnachten?"

Michael schaute ihn verständnislos an. "Oh man du hast ja echt ne Erleuchtung nötig. Man kehrt sie zum Besseren natürlich! Puh das wird doch schwerer als erwartet."

Als der erste Schock überwunden war, dachte Michael über das Gesagte des seltsamen Typen nach. Dann schüttelte er vehement den Kopf und stand auf um sich fertig zu machen. "Na sowas, von den geistig Toten auferstanden?" Er lachte nur.

"Zu wenig Schlaf und zu viel durcheinandergetrunken gestern, du bist nur eine Mangelerscheinung oder sowas und morgen bist du wieder weg." sagte er selbstsicher und lächelte, bevor er den Raum verließ.

"Na hör mal! Ich werde den nächsten Monat nicht weggehen. Und dass du dich besäufst da kann ich auch nichts für!" redete er auf ihn ein, nachdem er ihm durch die Wand gefolgt war. Er war sich sicher und das Geschwätz des Fremden konnte ihn auch nicht mehr umstellen.

"Tschö Mom!" rief er noch durch das Haus. Das Toast hatte er sich beim Vorbeigehen am Küchentisch  zwischen die Zähne gesteckt und sein kleiner Bruder hatte noch einen Nackenklatscher kassiert. In der Gadarobe stand der Blonde gelangweilt am Türramen gelehnt und sah ihm beim Schuhe anziehen zu.

"Jacke" meinte er, als Michael drauf und dran war das Haus zu verlassen. Entschlossen nicht auf den Jungen zu hören öffnete er die Tür und schlug sie direkt wieder zu. "Kalt was?" Der Braunhaarige atmete hörbar aus, ein Anzeichen dafür, dass er gerade seine Agressionen zurück halten musste.

Nachdem er seine Winterjacke übergestreift hatte wollte er sich erneut zum Gehen wenden. "Schultasche." "Hab ich grade selber dran gedacht." meinte er ehe er nochmal in sein Zimmer verschwand um wenig später mit seiner schwarzen Tasche wieder hinaus zu kommen.

"Klar." Meinte Maurice belustigt. Ohne ihn auch nur noch eines Blickes zu würdigen, steckte er sich seine Kopfhörer in die Ohren und lief zur gerade mal ein paar Ecken entfernten Schule. Schon von weitem erkannte er seine Gruppe auf dem Hof stehen.

Alles war wie immer, die immer selben Gespräche wurden geführt, als Micha zu seinen Freunden trat. Gespräche über Partys und Wochenende und wie immer hörte Micha nur halb zu, da gerade zwei neue Gestalten auf dem Hof auftauchten.

Wie gesagt. Alles war wie immer, wäre da nicht dieses ätzende Etwas, dass einfach nicht von Michas Seite weichen wollte. Ein paar Mal musste er sich sichtlich zusammenreißen ihn nicht anzufahren, doch mitten auf dem Schulhof mit etwas zu reden, was für alle anderen nicht sichtbar war, wäre glatter Selbstmord gewesen.

Man durfte sich hier ja keine Fehler erlauben, sonst war man schnell unten durch bei allen. An der Spitze dieser Schule zu sein war ein einziger Kampf und, dass er schon über so lange Zeit mithalten konnte, war zuerst ein Wunder für ihn gewesen, doch jetzt schon Gewohnheit.

So hoch angesehen zu sein war eine Position, die er unter keinen Umständen verlieren wollte. Erst Recht nicht wegen einem blonden Scheinwesen, dass durch Wände gehen kann und anderen abgefahrenen Scheiß machte.

"Uhh wer kommt denn da?" sein bester Freund legte einen Arm um Michaels Schulter und zeigte mit der anderen in Richtung der beiden Gestalten. "Ahhh hat sich das Prinzesschen auch getraut wieder zu kommen, nachdem es so lange 'krank' war!" kam es von einem anderen weiter Hinten.

"He! Hat dir die letzte Gehirnwäsche nicht gereicht!?" schrie der nächste diesmal direkt in Richtung der Jungen. Abrupt blieb der eine stehen und lief kurz darauf in die Richtung der Schreie. "Patrick bleib stehen." sagte der andere, doch lief ihm ein paar Sekunden später schon hinterher.

"WART IHR DAS?" schrie der kurzhaarige, der gerade bei der großen Gruppe angekommen war. "Wir wissen nicht wovon du redest." antwortete sein bester Freund scheinheilig, was Patrick nur noch mehr zum kochen brachte.

"Fasst ihn noch einmal an und ich schwöre euch-" "Ach du meinst das da!" Unterbrach Phillip ihn und zeigte auf das Gesicht des Langhaarigen, der gerade ebenfalls dort eingetroffen war. Es wies ein paar Kratzer vor und eine ehemals aufgeplatzte Lippe, über welche sich mittlerweile ein Grind gelegt hatte.

"Woher willste wissen, dass er das nicht selber war? Der kleine Psycho!" bei den letzten Worten hatte Phillip sich vor zu dem Verletzten gebeugt und ihn mit gespielt bedauernden Blick gemustert. Er allerdings lächelte ihn nur warm an.

"Lass ihn-" fing Patrick erneut bedrohlich an, doch wurde von dem etwas kleineren unterbrochen. "Ist schon gut, wenn er mich so gerne anschaut, kann er das gerne machen. Ich finde es cool wie offen ihr mit eurer eigenen Homosexualität umgeht."

"Was hast du Schwanzlutscher gerade gesagt?" auch Phillips Gesichtsausdruck wurde nun wütend. "Nenn ihn nicht so!" keifte wieder der braunhaarige. es war ein tolles Schauspiel, dass Micha nur zu gerne beobachtete.

"Ach lass ihn Palle es hat ja doch keinen Zweck." Sein Freund hielt ihn zuerst am Jackenärmel fest und legte dann seine Hand in seine um mit dem Daumen beruhigend über denn Handrücken zu streichen. "Ja hör auf deine Freundin."

Dieser Kommentar kam von Micha. Alle schauten ihn an und er sah überlegen zu Patrick. Manuels warmes Lächeln wanderte hinüber zu ihm und Patricks wutverzerrtes Gesicht ebenfalls. "Warst du das Zombey?" richtete sich Patrick nun direkt an ihn.

"Was ich? Oh na ganz bestimmt nicht, du kennst mich doch Pa~lu~ten. Mit soetwas verschwende ich nicht meine Zeit." angewidert zeigte er auf Manu, dessen Lächeln nicht verschwand. "Was haben sie nur aus dir gemacht?"

Fragte Patrick verständnislos und in seiner Stimme schwang auch ein wenig Trauer mit. "Was hat er-" wieder ein abschätziger Blick zu dem Langhaarigen "Was hat er aus dir gemacht, sieh dich an, du verteidigst.... so jemanden und schlimmer du bist selbst so jemand!"

"Du Feigling kannst es ja nicht mal aussprechen! Ich bin schwul! Hör auf so zu reden, als ob es kein Wort dafür gäbe!" gerade wollte Michael etwas erwidern, da fiel ihm Manuel ins Wort. "Zimbel? Ich wünsch dir von ganzen Herzen, dass du eine Person findest, die dich trotzdem liebt, obwohl du so verkorkst bist."

Niemand aus der Gruppe konnte so schnell antworten, wie Manu seinen Freund hinter sich her von ihnen weggezogen hatte. Das einzige was sie noch tun konnten, war ihnen hinterherzuschreien. "Du wirst deine große Klappe noch bereuen!" rief sein bester Freund.

Für den Rest der Gruppe war der Vorfall schnell wieder mehr oder weniger vergessen, doch Micha war mit den Gedanken noch länger wo anders und das merkte Phillip auch, denn er zog ihn wenig später beiseite.

"He. Ich würde empfehlen, dass du deine beknackten Gefühle aus dem Fall raushälst." Micha runzelte die Stirn. "Wovon redest du?" "Hast du gesoffen? Von dem Vorfall gerade." "Ach! Soll ich also in Zukunft freundlicher zu dem Pack sein?"

"Was du gesagt hast, meintest du nicht so, dass hab ich dir angesehen, DAS HABEN DIR ALLE ANGESEHEN VERDAMMT!" "Ich versteh dein Problem nicht Phillip! Ich hab mich schon lange von denen distanziert, was da früher mal zwischen uns war hat nichts, absolut nichts mehr zu bedeuten!"

Sein Gegenüber rollte mit den Augen. "Klar und trotzdem hörst du noch auf die dämlichen Spitznamen und redest mit ihnen von Früher! Jeder Vollidiot hätte checken können, dass du mal was mit denen zutun hattest. Damit gefährdest du nicht nur dich, sondern auch unseren Ruf, denk mal daran, also krieg dich verdammt nochmal ein und entscheide dich gefälligst für die richtige Seite!"

Mit verschränkten Armen und verbissenem Gesicht machte er noch einen Schritt auf seinen Freund zu. "Das hab ich doch längst, die Seiten waren entscheiden, als der uns eröffnet hat schwul zu sein, denkste ich könnt nach so einer Aussage noch irgendeine Art von Mitgefühl für den empfinden? Die beiden sind für mich gestorben! Du siehst wieder Gespenster Phil!" Schnaubend drehte der Blonde sich um und ging wieder zu dem Rest.

"Witzig, eigentlich bist du doch Der, der Gespenster sieht!" er zuckte stark zusammen. Dieses Problem hatte er für kurze Zeit ja völlig vergessen. "Was willst du eigentlich von mir, lass mich doch einfach in Ruhe."

"Naja, dass wir bei sowas grundlegenden anfangen müssen hätte ich ja eigentlich nicht gedacht, aber du bist echt ätzender als gedacht!" "Kann ich nur zurückgeben!" fauchte er und ein paar Sechstklässler drehten sich verwundert zu ihm um.

"Komm mit." meinte Maurice noch, da war er im Begriff hinter einem Busch zu verschwinden. "Ganz sicher nicht!" sagte Micha mit seinem Handy am Ohr, damit es für Außenstehende so aussah, als würde er telefonieren.

"Komm schon ich muss dir jetzt was zeigen und du willst dich doch nicht in aller Augen übergeben!" fragend sah der Braunhaarige den Dunkelblonden an. "Übergeben? So besoffen war ich nun gestern auch nicht!"

"Wirst es verstehen, wenn ich dir es gezeigt habe, aber tu dir keinen Zwang an, von mir aus kannst du auch über den Hof stolzieren und dabei kotzen!" "Is ja gut!" zwar glaubte Micha dem Jungen kein Wort, doch musste er gerade noch der Ansprache Phillips jede einzelne Situation meiden, die auch nur einen winzigen Prozentsatz Wahrscheinlichkeit sich zu blamieren beinhaltete, also folgte er ihm, nach einer kurzen Vergewisserung, dass niemand schaute.

"Und jetzt?" genervt sah Micha Maurice an. "Sei bereit." "Wofür?" "Sei einfach bereit!" plötzlich begann sich alles zu drehen. "Was zum-" weiter kam er nicht, da war schon alles dunkel. Die plötzliche Übelkeit die ihn gerade überfallen hatte, klang langsam ab.

Er hörte weder etwas, noch sah er auch nur Umrisse. "Maurice?" rief er und versuchte, dass seine Stimme dabei nicht zittrig klang. "Du hast mich beim Namen genannt!" sagte Maurice erfreut. Die Dunkelheit lichtete sich allmählig und er sah den Grünäugigen vor sich stehen, doch befanden sie sich nicht mehr länger hinter dem Busch auf der matschigen Wiese.

Der Ort war trocken und Warm. Sie befanden sich in einem Raum. "Weißt du wessen Raum das ist?" fragte Maurice verwundert. "Natürlich." Michas Stimme hatte so gut wie alles von ihrer schärfe verloren. Er ging hinüber zu einem Kleiderbügel, an dem ein ihm sehr bekannter Pulli hing, einer mit schwarzen und blauen Streifen.

"Das ist Manuels Raum." "Ahhh, jetzt kapier ich den Zusammenhang." "Welcher Zusammenhang, du warum sind wir überhaupt hier und wie? Ich will aus diesem widerlichen Zimmer raus, wer weiß was de hier alles schon gemacht hat, am Ende is das noch ansteckend!"

Die Schärfe war wieder zurückgekehrt und der kurze Moment in dem die Kälte aus seinem Gesicht gewichen war, war vergangen. Maurice hatte keine Zeit zum antworten, denn die Tür ging auf und der Junge mit den langen Haaren trat in den Raum.

Die steinerne Mine und den undurchschaubaren Blick aufrechterhaltend wie immer schloss er seine Tür hinter sich ab. Nachdem er drei Mal kontrolliert hatte ob die Tür auch wirklich fest verschlossen war ließ er sich auf den Boden sinken und begann schrecklich zu weinen.

Das war eine Lüge, dachte Micha. Eine Fiktive Situation, denn Manu würde niemals weinen, nie in seinem Leben! Erst jetzt sah er die Verletzung in Manus Gesicht. Seine Wange war stark gerötet und aus seiner Nase begann Blut zu laufen.

Das untröstliche Schluchzen des Jungen wurde durch ein Handyklingeln unterbrochen, welches Micha direkt als Manus identifizieren konnte, da es sich um Manuels Dubstepintro handelte, welches er und Micha einmal aus Spaß gemacht hatten, als er einmal spät nachts noch bei ihm war.

Augenblicklich stoppte Manuel und atmete einmal tief durch, bevor er ranging. "Hey Zimbel!" rief er schon fast. Würde man sich die Augen zuhalten und nur seine Stimme in diesem Moment hören, könnte man ihn wohl für die glücklichste Person auf der Welt halten, doch sein Gesichtsausdruck sprach für das Gegenteil.

"Okay geht klar, in 5 Minuten Videocall? Palle kommt erst später, okay bis gleich!" Micha konnte sich an diesen Tag erinnern, es war am Abend von Manus Geburtstag gewesen. Immer wenn er darauf angesprochen hatte wie denn das Essen mit seiner Familie gewesen war blockte er ab, oder redete drumherum, doch er hatte sich nichts dabei gedacht gehabt.

Stürmisch säuberte Manu seine Nase. Die Rötung an seiner Wange war zwar noch da, aber die roten Ringe um seine Augen, die auf seinen Schwächeanfall hingedeutet hätten waren fast verschwunden. Wie er das gemacht hatte verstand Micha nicht, fast schien es so, als wäre es nicht das erste mal, dass er sich schnell abreagieren musste.

Auf dem Weg zu seinem PC blieb Manu am Schreibtisch stehen und sah auf ein Blatt Papier, welches auf diesem lag. Langsam schritt Micha an ihn heran um zu sehen, was er da so nachdenklich begutachtete.

Es handelte sich um das bescheuerte Umfrageblatt, welches sie vor einem Jahr in Ethik ausfüllen mussten. Eine einzelne Frage war noch unbeantwortet: Was wünschst du dir von deinem Umfeld und der allgemeinen Gesellschaft?

Nach ein paar weiteren stillen Sekunden nahm er schließlich einen Stift zur Hand und schrieb seine Antwort auf die Zeile, danach drehte er sich ruckartig um und lief direkt durch Micha hindurch. Kurz sah er ihm erschrocken hinterher, dann drehte er sich wieder zu dem Blatt Papier um.

In Manus schnörkeliger Schrift war darauf zu lesen:

~Toleranz~

Plötzlich begann sich wieder alles zu drehen. Das flaue Gefühl in der Magengegend startete ein Comeback und als er wieder auf dem Matschboden angekommen war hätte tatsächlich nicht viel gefehlt und er hätte sich in die Büsche übergeben.

"Was zur Hölle war das!?" rief er Maurice zu, der ebenfalls wieder neben ihm stand. "Ein Ausschnitt aus Manuels Leben. Wusstest du davon? Von seiner Maske?" "Nein! Ist mir auch egal, ich hab mit dem nichts mehr zu tun, wie hast du das gemacht?" rief Micha weiterhin aufgebracht

"Ist doch egal, es ist nun mal passiert und das wird in den nächsten Tagen noch öfter passieren, gewöhn dich dran. Ich kann echt keine Zeit mehr verlieren, tut mir Leid wenn das heute ein wenig viel für dich war!"

"Wie lange? Wie lange wird das noch so gehen?" "24 Tage, nicht mehr und nicht weniger." "Was für eine Scheiße!" Augenverdrehend verließ er das Schulgelände. Die Stunde hatte nun eh schon begonnen und er hatte wenig Lust mit seinem Mathelehrer zu diskutieren.

"Willst du denn gar nicht wissen welches Wort es heute war?" schnell rannte der blonde Junge ihm hinterher. "Wort?" "Na überleg mal mit welchem Wort würdest du beschreiben was du heute gelernt hast."

"Ich hab gar nichts gelernt! Ich gehe gerade weg von der Schule." "Du bist echt ne harte Nuss. Was glaubst du wollte ich dir nahelegen?" lustlos zuckte er mit den Schultern und lief einfach weiter. Er hörte noch ein Seufzen, dann wurde es erneut schwarz.

"Verdammt lass das Maurice!" fluchte er, doch Maurice war nicht mehr da. Wieder ergab sich langsam ein Bild. Wieder stand er in einem Raum und schaute direkt auf eine dunkle Holztür mit verspielten Schnitzereien. In goldener Schrift stand eine große 1 darauf.

"Hi!" hastig drehte er sich um und erblickte Manu in dem kleinen gemütlichen Raum, welcher nur durch ein Feuer im Kamin erleuchtet wurde. "Das ist Türchen eins, willst du nicht hindurchgehen?" Von der Neugier gepackt drehte er sich wie von selbst wieder zur Tür und legte langsam eine Hand auf den Goldknauf.

Er betrat einen langen Flur. Rechts und linkst von ihm waren Türen in den verschiedensten Größen, Formen und Farben. Die einzige Gemeinsamkeit war, dass jede von ihnen eine Zahl auf der Tür stehen hatten, alle bis auf die Tür aus der er gekommen war.

In eben so goldenen und schnörkeligen Lettern stand auf dieser ein Wort. Ein Wort welches er vor kurzem schon einmal gelesen hatte, sogar in der selben Schnörkelschrift.

-Toleranz-

_______________________________________
Es ist soweit! Ich hoffe ihr habt ein wenig verstanden worum es gehen wird in dem Kalender. Anfänge zu schreiben ist immer das schwierigste an einer Geschichte, man muss unterbewusst so viel erklären! Deshalb war Türchen 1 jetzt besonders lang, aber ich hoffe einfach mal, dass ich die Länge für die zukünftigen Türchen besser in den Griff bekomme.

Ich gebe mein Bestes, mit dem Schreiben immer Tagaktuell zu sein, denn wer den Kalender vom letzten Jahr gelesen hat dürfte ja wissen, dass ich damit so meine Problemchen hatte xD.

Gut! Ich wünsche euch noch einen wunderschönen ersten Dezember. Bis morgen! :D

Elli

3283 Wörter

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