Red Princess - Die Suche nach...

Od RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... Více

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 56

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Od RealNez

Belle

Es spielte sich alles wie in Zeitlupe vor meinen Augen ab. Sicherheitsmänner, unter ihnen Shane, stürmten ins Zimmer, um nach dem Grund für meinen Schrei zu suchen. Daraufhin folgten mehrere Ärzte, die - ehe ich mich versah - versuchten meinen Vater wieder zu beleben. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Während ich stocksteif im Türrahmen stand und mich nicht vom Fleck rühren konnte, starrte ich das ruhende Gesicht meines Vaters an. Dabei rinnen mir stumme Tränen über die Wangen und meine Brust fühlte sich so an als würde man gerade versuchen mir das Herz rauszureißen.

»Ich bringe dich hier raus, komm.« Ich merkte gar nicht, dass Shane mich an der Hand nach draußen führte, weg von meinem Vater, der noch immer seine Augen nicht geöffnet hatte. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte bis ich vor der geschlossenen Tür stand und den Defibrillator von hier hören konnte.

Das war mein Vater, dessen Herz aufgehört hatte zu schlagen. Das war mein Vater, den man versuchte zu retten. Das war mein Vater.

In all den Jahren hatte ich mich so verdammt undankbar und verzogen gegenüber ihm benommen gehabt... obwohl er wirklich nur mein Bestes wollte. Er hatte sich immer um mich gesorgt. Und wie dankte ich ihm das?

Bitte, lieber Gott, lass ihn leben. Gib mir die Chance alles wieder gut zu machen. Lass sein Herz wieder schlagen, ihn atmen, ihn leben. Bitte.

Ich schluchzte laut auf, weswegen Shane mich sofort in seine Arme zog und mir beruhigend über den Rücken strich. Ich verlor meine Beherrschung endgültig und weinte in seine Brust.

Mach dir keine Sorgen um mich., hatte er doch gesagt...

~~~

Es wurde immer voller im Wartebereich, aber Sierra und Emily waren immer noch nicht da. Wo blieben sie? Man hatte ihnen doch längst Bescheid gegeben, oder nicht?

»Keine Sorge, sie sind sicherlich auf dem Weg.«, versuchte Shane mich zu beruhigen, der mir keine Sekunde von der Seite gewichen war. »Und deinem Vater wird es auch gutgehen.«

Ich nickte geistesabwesend.

Und endlich betrat der zuständige Arzt den Raum und kam geradewegs auf Shane zu. »Sie sind der persönliche Sicherheitsmann?«

Ein Nicken.

Und wieder verfluchte ich, dass nicht alle wussten, dass es mein Vater war, der gerade im Untersuchungsraum lag. In ihren Augen war ich nur die violette Bedienstete, die den Farblosen entkommen war. Nicht mehr, nicht weniger.

»Mister Night wies einen auffällig hohen Anteil an Acrylamid im Blut auf. Das ist die Ursache für die häufigen Hustenanfälle, die Schwindelgefühle und seinen drastischen Gewichtsverlust.«

Mir blieb die Luft weg.

»Diese Chemikalie wirkt in hohem Maß giftig und ist krebserregend. Es löst sich leicht in Flüssigkeiten auf und dient daher sehr gut als Gift. Zudem«

Ich hörte nicht mehr hin, stattdessen versuchte ich die Informationen zu verarbeiten, dass jemand meinen Vater vergiftet hatte. Jemand wollte seinen Tod, aber war daran gescheitert, denn er lebte noch. Wer könnte jemandem so etwas antun wollen? Welcher seiner Feinde hatte da seine Finger im Spiel?

»Darf ich ihn sehen?«, unterbrach ich das Gespräch zwischen dem Arzt und Shane.

Den Blick, den der Arzt mir zuwarf, hätte ich eigentlich vorhersehen müssen. Wer bist du?, schien er mich im Geiste zu fragen.

»Nur Verwandte des Patienten dürfen rein. Er braucht jetzt viel Ruhe und Erholung. Auf Mister Night wartet nun eine lange Therapie.«

Ich presste die Lippen fest aufeinander. »Ich bin-«

»Vielen Dank für alles. Wenn seine Ehefrau eintrifft, werde ich sie an Sie verweisen.«, funkte Shane schnell dazwischen als er bemerkte, was ich vorhatte.

Genervt wandte ich mich von ihm ab. Es konnte doch egal sein ob der Rest der Welt erfuhr, dass ich Belle Night, die nachfolgende Anführerin der Roten war! In Sicherheit war ich schon lange nicht mehr.

»Belle, versuch dich bitte etwas zurück zu halten. Ich werde dafür sorgen, dass du deinen Vater siehst. Warte kurz hier und rede mit niemanden.«

Wütend fuhr ich mir durch die Haare. »Beeil dich.«

Sobald er verschwunden war, nahm ich wieder Platz und starrte das Gemälde im Wartebereich an. Es waren Farben, die wild auf die Leinwand geklatscht wurden. Ob es eine Bedeutung hatte, wusste ich nicht und konnte mir nur sehr schwer vorstellen, was es bedeuten könnte. Es war mir egal. Nur wegen meinem dummen Wunsch Künstlerin zu werden, hatte ich mich mit meinem Vater gestritten. Das war es nicht Wert gewesen. Doch das erkannte ich leider zu spät.

Wütend auf mich selbst, ballte ich die Fäuste. Am liebsten würde ich jetzt dieses dumme Bild von der Wand reißen und in Stücke zerreißen.

Ich würde bald neunzehn werden und scheuchte einem naiven Wunsch von Normalität hinterher. Wie bescheuert das wohl für Außenstehende wie Shane wirken musste? Die rote Prinzessin, die dafür geboren wurde eines Tages ein ganzes Land zu führen, aber statt sich darauf vorzubereiten, träumte sie vor sich hin und beschmutzte sich mit Malfarben. Dabei war es längst an der Zeit, erwachsen zu werden, Verantwortung zu übernehmen, seinem Schicksal nicht mehr davonzulaufen.

Mein Leben brauchte einen Wendepunkt und der kam als ich Jack gegenüberstand. Jetzt konnte ich nicht mehr so tun als wäre es nicht mein Volk, das unter der bisherigen Führung litt. Jetzt konnte ich die Schmerzen in ihren Augen nicht ignorieren. Jetzt war ich an der Reihe, mein Bestes zu geben, um ihr Leid zu erleichtern.

»Morgen kannst du ihn sehen. Heute wird er nicht in der Lage sein, jemanden zu empfangen.«, erschien Shane plötzlich wieder neben mir und riss mich aus meiner leeren Starre. Als er merkte, dass ich keine Reaktion von mir gab, hakte er nach: »Belle?«

Ich atmete tief aus und lockerte meine Fäuste wieder als ich mich aufstellte. »Verstanden, ich werde in der Zeit einfach in meinem Patientenzimmer warten.«

Bis morgen musste ich mir dann wohl den Kopf über den Zustand meines Vaters zerbrechen. Aber ihm ging es gut. Sein Herz schlug wieder. Und das war das Wichtigste fürs Erste. Morgen würde ich ihn wiedersehen. Heute war nicht das letzte Mal gewesen, dass ich ihn gesehen und mit ihm gesprochen hatte. Unsere Feinde hatten es nicht geschafft, ihn von mir zu nehmen. Diesmal nicht. Heute nicht.

Shane hatte mich noch bis zu meinem Zimmer begleitet, wo ich dann auch den restlichen Tag verbracht hatte. In der Zeit hatte ich paar mal versucht, Sierra zu erreichen, aber ihr Telefon war ausgeschaltet. Dennoch war ich mir sicher, dass unsere Mitarbeiter sie längst über die jetzige Lage aufgeklärt hatten. Aber warum kam sie nicht? Machte sie sich keine Sorgen um ihren Mann? Oder war sie gerade nicht im roten Viertel und brauchte daher länger hier her?

Im Dunklen zu stehen war immer unangenehm. Doch mein Leben lang verschwieg man mir alles. Warum sollte es jetzt anders verlaufen? In den Augen meiner Familie war ich nur ein verzogenes Kind, das nach dem Tod ihrer Mutter alles bekam was sie sich wünschte. Früher hätte ich einen Streit angezettelt, wenn mir jemand so etwas vorwerfen würde, aber heute würde ich dem zustimmen. Denn genau das war ich nun mal. Im Vergleich zu den Menschen im schwarzen Viertel, war ich sogar schlimmer als eine verzogene Rote. Wieso genau dachte ich damals, dass ich besser sei als alle anderen? Worin unterschied ich mich von ihnen? War es, weil ich mehr Geld hatte als die Anderen? War das wirklich, wie ich einst dachte?

Beschämend.

Ich legte mich auf den Rücken und schloss die Augen, aber öffnete sie nach nicht mal zwei Sekunden wieder. Ich konnte nicht schlafen. Meine Vergangenheit, mein früheres Ich, wollte mir diese Nacht keinen Frieden schenken.

Als ich das erste Mal Jack in dieser Höhle begegnete, dachte ich wirklich, dass alles vorbei war und ich an dem Tag sterben müsste. Doch was geschah danach, dass es ausgerechnet Jack war, bei dem ich Zuflucht suchte als ich den Blauen, meinen eigentlichen Gleichgesinnten, gegenüberstand und sie mir an den Kragen wollten? Wie hatte ich plötzlich meine Angst vor Jack überwunden und ihm quasi mein Leben anvertraut?

Das verstand ich nicht. So viel Kontakt zu ihm im schwarzen Viertel hatte ich dann nun auch nicht.

Irgendwann holte die Erschöpfung meinen Körper doch noch ein und riss mich in einen unruhigen Schlaf.

~~~

Wir betraten schließlich das Zimmer, in dem sich mein Vater aufhielt. Als ich eintrat, öffnete dieser seine Augen und schenkte mir ein schwaches Lächeln, das mir unwillkürlich neue Tränen in die Augen trieb. »Wie geht es dir?«

Mein Vater lachte rau. »Fühle mich topfit.«, beendete er hustend.

Augenverdrehend setzte ich mich an den Bettrand und nahm seine Hand. »Ich hatte Angst um dich.«

Wieder ein kleines Schmunzeln. »Das brauchst du nicht. Wie du siehst, kann man mich nicht so schnell loswerden.«

Wenn er das Thema schon mal ansprach... »Wer war das? Wer hat dir das angetan?« Der Gedanke, dass jemand meinen Vater umbringen wollte, brachte das Blut in meinen Venen zum brodeln.

Plötzlich wurde er ganz ernst, warf einen bedeutungsvollen Blick in Shanes Richtung, welcher daraufhin das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zumachte.

»Ist Sierra gekommen?«

»Nein.« Ich seufzte. »Änder nicht das Thema. Wer hat-«

»Ich glaube, dass sie es war.«

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