Der Fluch der Topsy-Turvy | W...

By jinnis

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Kalina ap Theron braucht dringend einen Job, um sich und die gemischte Crew ihres Raumfrachters durchzubringe... More

1 - Der kurze Strohhalm
2 - Die Brutkammer
3 - Das Geheimnis von Tanencha sy Tyrin
4 - Der Fluch
5 - Unangenehme Begegnung
6 - Vom Regen...
7 - ... in die Traufe
8 - Kalis Geschichte
9 - Wo ist der Eindringling
10 - Verloren im All
11 - Ruhe vor dem Sturm
12 - Auf Eis gelegt
14 - Lebenszeichen
15 - Im Anflug
16 - Topsys Fluch
17 - Erkundungstour
18 - Explosive Entdeckung
19 - Missgeschick
20 - Schatten der Vergangenheit
21 - Verzweifelte Pläne
22 - Von Schleudern und Vertrauen
23 - Topsilina
24 - Das Herz von Ajs an'Hlj
25 - Höllenritt
26 - Ausstieg aus dem fahrenden Zug
27 - Wie Zuckerwatte
28 - Das Lied von Sqia'lon Sieben
29 - Teamwork
30 - Ein Epilog

13 - Neuland

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By jinnis

Acht Tage nach dem heftigsten Sturm, den ich jemals erlebt hatte, stießen wir auf den Planeten.

Es war natürlich nicht ein einzelner Felsklumpen, der im Raum driftete, aber Ben behauptete später, wir seien darüber gestolpert wie ein blindes, kleines, pelziges Tier mit einem buschigen Schwanz über eine Nuss. Was wieder einmal meine Theorie bestätigte, dass menschliche Analogien nicht nur unheimlich kompliziert und anachronistisch sind, sondern größtenteils auch unverständlich. Aber zum Glück brauche ich nur mit einem einzigen Menschen zurechtzukommen. Das ist gerade noch so zu schaffen.

An dem Tag, als wir den Planeten entdeckten, wurde ich durch eine dringende Nachricht aus dem Schlaf gerissen. Hastig trocknete ich mich ab und folgte Hijacs Ruf auf die Brücke. Eine alte Raumfahrer-Weisheit besagt, dass Notfälle immer in der Schlafperiode des Captains stattfinden. Dieser machte keine Ausnahme.

Ich rubbelte mir die Überbleibsel meines unterbrochenen Schlafs aus den Augen während ich in die Kommandozentrale taumelte. „Weshalb die Dringlichkeit? Habt ihr endlich ein Schild gefunden, das uns den Weg zurück in einen besiedelten Raumsektor weist?"

„Das nicht, aber was wir gefunden haben, könnte genau so gut oder noch besser sein. Sieh mal." Der leicht fermentierte Geruch, der die Brücke erfüllte, drückte die Faszination des Karjkaners aus. Mein Blick folgte seiner ausgestreckten Klaue zum Hauptbildschirm — nur um mich gleich entsetzt aufschreien zu lassen.

Eine dunkle Masse näherte sich der Topsy mit atemberaubender Geschwindigkeit. Überzeugt, dass wir unmittelbar vor einer Kollision standen, duckte ich mich hinter die massive Lehne meines Sessels, also ob mich das vor dem Einschlag eines Asteroiden schützen könnte. Der schrille Ton des Kollisionsalarms dröhnte durch das Schiff und ich presste meine Handflächen auf meine empfindlichen Ohren, verzweifelt bemüht, sie vor dem akustischen Angriff zu schützen.

Aber der erwartete Zusammenstoß kam nicht. Als er nach einem viel zu langen Moment mit angehaltenem Atem immer noch nicht kam, stand ich auf und bedachte meinen Stellvertreter im Pilotensessel mit einem vernichtenden Blick. „Hrrovr, stell den dissonanten Alarm ab, bevor meine Ohrmembranen reißen. Was bei den sieben Wächtern am dreifach verbotenen Tor zur Ewigkeit war das?"

„Vermutlich ein As'ssteroid, Captain." Er beschäftigte sich mit seiner Anzeige, während die Farbe seiner Kopfschuppen von einem betretenen Purpur zu einem faszinierten Türkis wechselte. „Oder ein Planet? Der Ss'scanner zs'seigt eine groß'sse Mass'sse von gefrorenen Mineralien und eine hohe Konzs'sentration von Hydrogen."

„Und warum hat der Scanner diesen eisigen Klumpen nicht früher erfasst? Was nützt uns unsere ganze Technologie, wenn sie nicht einmal die wirklich gefährlichen Verkehrshindernisse im Weltraum erkennen kann? Es ist ja nicht so, dass davon größere Mengen durch die Gegend driften." Einige meiner Freunde, Aalyxh zum Beispiel, behaupten, ich sei grantig wenn ich aus dem Schlaf geholt werde. Beinahe-Kollisionen und Alarmsirenen neigen dazu, meine Stimmung noch zu verschlechtern.

Ein muffiger Geruch der Belustigung begleitete einen facettenreichen Blick von Hijac. „Der Scanner arbeitet einwandfrei, Captain, das Schiff war niemals in Gefahr."

„Klar, mach dich über den gestressten Captain lustig. Willst du damit sagen, dass wir soeben unter einem riesigen Block aus Fels und Eis durchgetaucht sind, mit heulenden Sirenen die eine unmittelbar bevorstehende Kollision ansagten, in voller Absicht und im alleinigen Interesse der hehren Wissenschaft?"

„Genau, Captain. Wir benötigen all die Informationen, die wir über dieses Sternsystem bekommen können, um es auf unseren Karten zu lokalisieren." Die Sprachbox des Karjkaners schepperte, die Synchronisierung offensichtlich durch das elektromagnetische Feld des Asteroiden oder Planeten gestört, und er justierte sie geschickt mit einem Hinterbein. „Das könnte sich sehr gut als unser Ticket für die Heimreise herausstellen."

„Ein Sternsystem?" Mein Ärger verflog, als Hrrovr eine größere Ansicht auf den Hauptschirm rief. Die Aussicht war überwältigend. Ein Stück zu unserer Linken strahlte eine kleine, gelbe Sonne in der Dunkelheit des Raums. Ich konnte einige Planeten ausmachen. Nummer Eins zoomte auf einen Gasgiganten mit einer Sammlung von farbigen Ringen, begleitet von einer Gruppe von Monden unterschiedlicher Größe.

„Wow." Völlig davon eingenommen, den Planeten zu bestaunen, hatte ich nicht bemerkt, dass Aalyxh und Ben inzwischen ebenfalls eingetrudelt waren. Der Mensch kratzte sein stoppeliges Kinn. „Danke für den Weckruf, der war wirklich effektiv, heute. Immerhin entschädigt die Aussicht etwas für den Schreck. Nur so als Anmerkung, ein Aufruf über Komm hätte uns bestimmt genauso schnell hierher gebracht, ohne unsere kostbare Energie an die Alarmsirenen zu verschwenden." Manchmal bewunderte ich Bens stoische Natur. Trotz seiner Bemerkung ließ er sich seinen Unmut über das Manöver nicht anmerken.

Aalyxh stieg in den Pilotensessel, bereits voll auf das anstehende Problem konzentriert, obwohl auch sie aus dem Schlaf gerissen worden war. „Hrrovr, ich übernehme. So ein System muss einfach kartiert worden sein, auch wenn es nur als Destination für Touristen ist. Such in der Datenback nach Parallelen."

„Die Ss'suche läuft bereits, Lyxh'ss." Hrrovr beugte sich über seine eigene Station. „Bis'ssher negativ."

„Weitermachen, Hrrovr." Wie Hijac und Aalyxh war ich enthusiastisch. Dies war seit Langem die beste Option, unsere Position zu bestimmen. Wir mussten im Grunde genommen nur einen einzelnen Stern erkennen, eine Konstellation, irgend einen Hinweis, wohin uns der Ionensturm von Ticotan getragen hatte. „Ben, wie steht es um unseren Energiestatus?"

„Wir erreichen demnächst dreißig Prozent der vollen Kapazität." Der Mensch betrachtete mit gerunzelter Stirn die technischen Anzeigen. „Falls wir uns in die Nähe des Sterns begeben, könnten wir Solarenergie zum Laden benutzen. Das dürfte den Vorgang deutlich beschleunigen. Die lokale Sonne scheint in die K-Klasse zu gehören, das sollte reichen, um uns in rund zwei Standardtagen wieder operationsfähig zu machen."

Ben schenkte mir einen dieser großäugigen Blicke, von denen ich nie genau wusste, ob er mich damit um verbale Unterstützung bat, eine Umarmung erwartete oder die Erlaubnis für ein besonders gefährliches Experiment einholen wollte. Ich wusste eigentlich nie, was seine Absicht war, wenn er diese Miene aufsetzte. Dieses Mal wurde sein Blick aber gespiegelt von zwei leuchtend blauen Kugeln auf zwei schlanken Augenstielen. Ajs, unser tyrinianischer Gast, hatte die Gewohnheit entwickelt, dem Ingenieur auf dem Fuß zu folgen wie ein junges Hündchen. Ein sehr intelligentes und anpassungsfähiges Hündchen allerdings, das sehr wohl für sich alleine denken und entscheiden konnte. Die beiden bildeten ein seltsames Paar, besonders da Ben immer noch vor jeder Spur der schleimigen Exkremente seiner jungen Bewunderin zurückwich.

Ich fand es nicht in mir, die bittenden Blicken von gleich zwei Augenpaaren zu ignorieren. „Also gut, fliegen wir hin. Aber lasst uns zunächst die Planeten etwas genauer studieren, ich möchte ausschließen, dass wir eine weitere böse Überraschung erleben. Wenn dieser Stern in die K-Klasse fällt, könnte das System bewohnt sein. Und falls nicht, gibt es immer noch die Option, dass wir auf wertvolle Rohstoffvorkommen stoßen."

„Ausgezeichnet, Kali." Aalyxh war in ihrem Element. Die Vorfreude auf die Erforschung des Sternsystems heiterte ihre Stimmung eindeutig auf. Ich konnte das nachvollziehen, alles war besser als orientierungslos im Raum zu treiben ohne auch nur zu ahnen, in welcher Richtung die nächste bewohnte Region der Galaxie lag.

Sie gab etwas Schub und drehte das Schiff auf einen Kurs zurück zu dem Planeten, den wir eben passiert hatten. „Lasst uns mit diesem hier beginnen und uns dann bis zum Zentralgestirn vorarbeiten."

Mit einigen geschickten Stößen der Hilfsmotoren brachte sie uns in eine Position über der Kugel, die mich vor Kurzem fast in Schockstarre versetzt hatte. Aus dieser Position sah der Planet natürlich harmlos aus, eher auf der kleinen Seite, dominiert von weißen und purpurfarbenen Eisflächen. Diese wurden unterbrochen von schwarzen und braunen Gebirgszügen. Krater unterschiedlichster Größe überzogen wie Narben die Planetenoberfläche.

Ben räusperte sich. „Nicht besonders beeindruckend. Ich bezweifle, dass das Ding überhaupt als Planet qualifiziert."

„Warum? Er ist rund und befindet sich auf einer Umlaufbahn um einen Stern. Das ist alles, was einen Planeten ausmacht." Aalyxh war eine großzügig veranlagte Person, die sich für die Rechte eines jeden einsetzt. Sogar für jene von Planeten.

Ben zuckte die Schultern. „Du solltest das mit der menschlichen Astronomie-Gilde diskutieren. Ich denke, sie würden den hier bestenfalls als Plutoiden klassifizieren."

„Was ist ein Plutoid?" Normalerweise würde ich mich niemals vor dem Frühstück dazu hinreißen lassen, in eine Diskussion zwischen diesen beiden einzugreifen. Besonders dann nicht, wenn es um Semantik ging. Aber ich hatte den Ausdruck noch nie gehört und war neugierig.

„Im Solsystem gibt es acht oder zehn Planeten, je nach Zählweise und der verwendeten Definitionen." Ben ließ sich in seinen Sessel fallen während Ajs auf dessen Nackenlehne klettere und sich darauf positioniere wie ein besonders elegantes Verzierungselement. Ben schien es nicht zu bemerken. „Pluto, der Neunte davon, wurde irgendwann mal von den Astronomen degradiert zu einem Zwergplaneten oder Planetoiden. Daraus entwickelte sich eine endlose Debatte in der wissenschaftlichen Gemeinde. Als Kompromiss wurde schließlich vorgeschlagen, in Zukunft den Begriff Plutoiden für Kleinstplaneten des äußeren Asteroidengürtels zu verwenden."

In meinen Augen klang das wie eine weitere menschliche Verrücktheit. Ben tat mir fast leid. Die Geschichte seiner Spezies war mit so vielen unlogischen Diskursen gespickt wie der Nachthimmel über Oolia mit Sternen. Ein Augenrollen von Aalyxh zeigte mir, dass sie ähnlich dachte und gleich eine pikante Äußerung zum Thema menschlicher Unberechenbarkeit machen würde.

Hrrpvr kam ihr zuvor. „Captain, zs'swei der inneren Planeten fallen in die habitable Zs'sone."

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