Die Auslese

By remaerD-Dreamer

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Still stehen. Hübsch aussehen. Kein Augenkontakt. Tu das, was dir gesagt wird. Und unter keinen Umständen so... More

Vorwort
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31 - Teil 1
Kapitel 31 - Teil 2
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 37 - Teil 2
Kapitel 38 - Teil 1
Kapitel 38 - Teil 2
Kapitel 38 - Teil 3
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49 - Teil 1
Kapitel 49 - Teil 2
Kapitel 50
Kapitel 51 - Teil 1
Epilog
Ankündigung und Danksagung
Fanart

Kapitel 51 - Teil 2

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By remaerD-Dreamer

„Jayden?", erkenne ich den jungen Mann, der mit einem wunderschönen Blumengesteck in der Hand in den Raum tritt. Erschrocken bleibt er stehen und schaut uns mit großen Augen entgegen. Im Augenwinkel sehe ich, wie Kian die Kette wieder in die Box legt und das Fach verschließt, aber das Notizbuch, welches er aus meiner Hand nimmt, unter seiner Jacke versteckt.

„Emmelin? Was machst du hier? Das ist das Zimmer des Königs? Dafür kannst du große Schwierigkeiten bekommen", sagt er leise, aber mit so viel Sorge, dass auch ich beginne Panik zu verspüren. Bevor ich etwas erwidern kann, blickt er zu Kian. Sein Blick ist Wut erfüllt und es ist klar ersichtlich wie verärgert er ist.

„Was fällt dir ein sie so in Gefahr zu bringen!", beschuldigt er Kian zornigen. „Selbst du kannst keine Erklärung dafür haben hier im Zimmer zu sein." Jayden hat recht. Es ist sehr riskant hier im Zimmer zu sein, aber er kennt die Dringlichkeit nicht.

„Gärtner, du lässt das mal meine Sorge sein. Ich würde Emmelin niemals in Gefahr bringen und zeig mir etwas Respekt. Ich bin immer noch der Prinz", prescht Kian hervor und die Arroganz ist wieder zu hören.

„Würdest du sie wirklich vor Gefahr schützen, wäre es auf dem Ball nie so weit gekommen wie es ist", setzt er zähnefletschend hinzu. Das sitzt. Nicht nur meine Augen, sondern auch die von Kian sind weit aufgerissen. Plötzlich tauchen die Bilder vor mir auf. Ich fühle wieder wie meine Kehle zugedrückt wird. Kians Gesichtszüge werden traurig. Er macht sich immer noch Vorwürfe wegen des Abends und Jayden hat ihn in seiner Vermutung bestärkt, dass die Schuld tatsächlich bei ihm liegt. Sein gequälter Gesichtsausdruck reißt mich aus meiner eigenen Starre und ich schüttele langsam den Kopf.

„Es war nicht deine Schuld", flüstere ich so leise, dass Jayden es nicht hören kann. Aber auch in Jaydens Augen funkeln, die Vorwürfe, die er sich macht. Von denen ich bis jetzt nichts wusste. Ich will gerade etwas erwidern, als ein Alarmton erklingt, welcher uns alle erschrocken zusammenfahren lässt. Der schrille Ton schießt durch die Stille an mein Trommelfell, dass er eine sofortige Panik in mir auslöst.

„Feueralarm?", spreche ich meinen Gedanken laut aus.

„Keine Ahnung, aber das gibt uns, die perfekt Möglichkeit, hier wegzukommen." Kian nimmt meinen Arm und zieht mich zur Türe. Er scheint immer noch verärgert über Jayden, denn er drückt meinen Arm beinah schmerzlich.

„Kian", sage ich und er lässt abrupt ab. Kurz späht er durch die Türe und schon schreiten wir den Gang entlang, dicht gefolgt von Jayden.

Auf einmal vernehmen wir Schreie, sehen Menschen panisch die Gänge entlang rennen und Männer in schwarzer Kleidung mit Masken und Schwertern sie verfolgen. Kein Feueralarm. Werden wir angegriffen? Merah wurde noch nie angegriffen, zumindest nicht so lange ich lebe? Ist das nur ein verdrehtes Spiel des Königs? -Wie mache ich meine Bediensteten gefügig und mich fürchten. Als ich sehe, wie eines der Schwerter auf einen der Abgeordneten hinunterrast und diesen bluten am Boden zurücklässt, wird mir die Ernsthaftigkeit der Lage klar. Kein Spiel, das ist Real!

„Irgendetwas stimmt hier nicht", bemerkt Kian schockiert. Wir beginnen in die andere Richtung zu laufen. Jayden dicht neben mir, was ein Gefühl von Sicherheit in mir auslöst. Wir folgen Kian, der ein paar Schritte vor uns geht. Als auch von den anderen Gängen Schreie ertönen, öffnet er eine Türe und schiebt Jayden und mich in den kleinen Raum.

„Bleibt hier. Ich schaue was los ist", sagt er an mich gerichtet mit einem besorgten Blick. Mein Mund ist so trocken, dass das Schlucken schmerzt und tränen brennen in meinen Augen. Mein Körper bebt und mein Herzschlag, wie so oft an diesem Tag, schießt in die Höhe. Neben den Schreien und dumpfen Geräuschen von auf Boden fallenden Körpern wird auch das Rauschen in meinen Ohren lauter. Kian wendet sich an Jayden und verhärtet den Blick. „Ich sagte doch, ich bring sie nicht in Gefahr." Er schließt die Türe und lässt uns im Dunkel stehen. Die Dunkelheit jagte mehr Angst in mich. Ich verspüre wie meine Sinne langsam betäubt werden und einer Ohnmacht nahe sind. Verzweifelt kämpfe ich gegen sie an. Versuche einen Halt zu finden. Angestrengt blicke ich mich in dem kleinen Raum um.

Er bietet gerade genug Platz für zwei Personen, die dicht gedrängt voreinander stehen müssen. Ich spüre Kerzen und Vasen in den Regalen stehen und auch etwas aus Metall. Vorratsraum. Die Dunkelheit, die Enge und die immer noch andauernden Schreie, dringen wieder in den Vordergrund und eine Angst wie am Abend des Balles überkommt mich. Todesangst. Das Pochen in meinen Ohren wird immer lauter und Tränen rollen mir über die Wangen.

„Jayden", schluchzte ich überfordert von der Situation. „Ich habe Angst", gebe ich widerwillig zu. Ich muss wissen, dass ich nicht alleine bin. Wissen, dass ich nicht wieder machtlos bin. Wissen, dass dieses Mal die Situation mich nicht wieder lähmt. Das Licht vom Flur scheint fade durch den Schlitz der Türe und lässt mich jetzt Jayden Kontur erahnen. Er zieht mich zu einer Umarmung an sich. Dicht an seine Brust gedrückt lausche ich seinem Herzschlag, der mich beruhigt und seiner Stimme die leise flüstert, „Ich pass auf dich auf." Ich bin nicht alleine. Ich bin nicht alleine, sage ich in Gedanken wie ein Mantra, um meine Angst zu beschwichtigen. Wieder werden die Schreie lauter. Ich höre Männer in einer fremden Sprache befehle rufen und panische Schritte an uns vorbei stürmen. Ich klammere mich fester an Jayden, dessen Herz, wie meine, zu rasen begonnen hat.

Als es im Gang wieder leise wird, löse ich mich etwas von Jayden. Inzwischen habe ich mich an das fahle Licht gewöhnt, der Schleier der Tränen ist verschwunden und ich sehe wie er zu mir hinunterblickt. Langsam legt er seine Hand auf mein Gesicht. Mit seinem Daumen streicht er behutsam die letzten Tränen von meinem Gesicht. Die Wärme, die von ihm ausgeht, nimmt mir auch die innere Angst. Stück für Stück.

„Ich pass auf dich auf", flüstert er erneut liebevoll und starrt in meine Augen. Ein leichtes Kribbeln durchzieht meinen Körper bei seinen Worten. Die Angst fällt von mir ab und sich in seinen Augen zu verlieren. Obwohl es zu dunkel ist, leuchten seinen Augen in dem schönsten himmelblau. Alles um mich herum weicht aus meinen Gedanken und nur Jayden bleibt. Die Geborgenheit und Sicherheit die er ausstrahlt. Das Gefühl von Wärme das mich umhüllt. Und das Lächeln, das er auf meine Lippen legt.

„Ich pass auf dich auf", flüstert er erneut näher an meinem Gesicht und sein Atem kitzelt meine Haut. Er passt auf mich auf, hallte es in meinen Gedanken wieder und die Wärme breitet sich in meinen ganzen Körpern aus. Das Prickeln überfällt meinen ganzen Körper. Seine Lippen sind nur noch wenige Millimeter von meinen entfernt. Ich spüre die Wärme bereits auf meinen. Der leichte Duft von Rosen tritt zu mir und ich ziehe die Luft tiefe ein.

„Ich pass auf dich auf", sagt er erneut und die Worte kitzeln meine Lippen. Er überwindet die letzte Distanz und trifft auf meine. Eine Gefühlsexplosion übernimmt mein ganzes Handeln. Wie ferngesteuert legen sich meine Hände um seinen Nacken und ziehen ihn näher zu mir. Und der zuerst schüchterne Kuss wird immer drängender. All die Sorgen, all die Trauer, all die Fragen und Angst, einfach alles verschwindet. Mit jeder weiteren Sekunde mehr. Das Gefühl von Euphorie überkommt mich. Selbst der Schmerz, den ich jahrelang unterdrückt habe, der als ein dumpfer Schmerz in mir lebte, löst sich auf. Mit dem Verlangen mein ganzes sein zu vergessen, presse ich mich enger an ihn, enger an seine Lippen, enger an die Lösung all meiner Probleme.

Doch auf einmal übernimmt mein Verstand. Was machst du da? Das alles verschwindet doch nicht einfach so! Das Bild des toten Abgeordneten blitzt vor mir auf, von Beynon, von dem brennenden Haus meiner Eltern. Abrupt lasse ich von ihm ab. Was mach ich hier? Irgendetwas geht da draußen vor und du hast nichts bessere zu tun, als deinen besten Freund zu küssen? Sofort überkommt mich ein schlechtes Gewissen und meine Gedanken gehen zu Kian, der noch immer da draußen ist. All die Gefühle, die mir vor ein paar Sekunden genommen wurden, schlagen mit einer enormen Gewalt wieder in mich ein.

„Tut mir leid", höre Jayden bedauernd sagen. Ich will gerade etwas entgegen, als die Türe aufgerissen wird. Blitzschnell schiebt mich Jayden hinter sich, doch das Licht blendet uns und wir sehen nicht, wer vor uns steht. Wieder dringen die Schreie an mein Ohr und die Angst wallt auf. Jemand zerrt Jayden aus dem Raum und danach mich.

„Lasst sie los", schreit Jayden wütend und versucht sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. Es gelingt ihm und er stürzt sich auf den Mann, der mich am Arm gepackt hat. Diesen trifft sein Schlag so unerwartet, dass er zu Boden geht. Schnell packt mich Jayden am Arm und zerrt mich den Gang entlang. Doch plötzlich tauchen drei weitere Männer in Schwarz gekleidet, vor uns auf. Abrupt drehen wir uns um, doch die zwei Männer, die gerade noch auf dem Boden lagen, stehen hinter uns. Die Männer rufen sich etwas in ihrer Sprache entgegen und ich höre ein dreckiges Lachen.

„Was wollt ihr?", schreit Jayden ihnen zu und schiebt mich hinter sich. Die Männer lachen erneut. Einer tritt aus der Reihe und geht auf Jayden zu. Er überragt ihn mit einem Kopf und ist um einiges muskulöser. Jayden holt zu einem Schlag aus, aber der Mann blockt ihn gekonnt. Der zweite Schlag kommt unerwartet und bringt den Mann ins Straucheln. Die Männer hören auf zu lachen und ein zweiter schreitet auf Jayden.

„Jayden hinter dir", warne ich ihn, doch es ist zu spät. Der Tritt trifft ihn in die Kniekehle und zwingt ihn auf die Knie. Schmerzhaft schreit er auf. Der maskierte Mann vor ihm schlägt ihm ins Gesicht und Jayden fällt zur Seite. Sofort schießt Blut aus seiner Nase und färbt den Boden rot.

„Stopp!", schreie ich verzweifelt und versuchte zu ihm zu eilen, werde jedoch von einem Mann am Arm gehalten. Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Ohne Erfolg. Vier andere Männer prügeln auf Jayden ein. Das dumpfe Geräusch der Fäuste, die auf Jaydens aufschlagen, lassen mich jedes Mal zusammen zucken. „Stopp!", schreie ich immer wieder unter Tränen, doch sie drehen sich nicht einmal zu mir um. Jayden läuft das Blut aus dem Mund und eine große Platzwunde klafft auf seine Stirn. Er ist zusammengekrampft und zuckt bei jedem Tritt und Schlag zusammen. Seine Hände sind schützend um einen Kopf gewickelt.

Ein weiterer Muskel-beladener Mann stellt sich mir in den weg und ich verliere Jayden aus den Augen. Ich versuche stärker gegen den Griff anzukämpfen, Jayden zu Hilfe zu eilen, doch jeder Versuch ist zwecklos. Der Mann, der mich hält einen Befehl und sie lassen von Jayden ab. Mit einem Lachen verlassen sie ihre Formation und der Blick auf Jayden liegt wieder frei.

Jayden liegt blutüberströmt auf dem Boden. Mehrere Platzwunden, Schwellungen und Schürfwunden übersehen sein Gesicht. Sein Arm liegt in einem unnormalen Winkel von ihm ab und seine Finger sind gekrümmt. Konzentriert beobachte ich seinen Brustkorb, in der Hoffnung ihn heben zu sehen oder ein andere Lebenszeichen. Eine Bewegung, Augen die mir entgegenblicken oder auch nur ein Schnauben. Meine verschwommene Sicht erschwert es. Doch ich kann nichts dergleichen sehen. Er liegt regungslos am Boden. Kein Zeichen auf Leben. Ein Schauer überfällt meinen Körper und ein schmerzverzerrter Schrei bricht aus mir herauf. Meine Knie geben nach, doch der feste Griff des Mannes hält mich aufrecht. Im nächsten Moment steht einer der Männer vor mir und versperrt mir erneut die Sicht auf Jayden.

Etwas sticht mir in den Hals und ein Schmerz legt sich über mich. „Keine Angst, Milady", höre ich den Mann in Schwarz sagen und ein grauen durchzieht meinen Körper, als ich die Stimmer erkenne. Nur ein Gedanke rast durch meinen Kopf, ein Wort, bevor ich in die Dunkelheit gezogen werde: Beynon!?


Wer hat erraten, dass der Kuss zwischen Emmelin und Jayden sein wird?

Wie war der Spannungsaufbau? - Habe versucht esmöglichst lebendig zu erzählen was schwieriger war als erwartet.

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