Borderline

By schlummern

294K 23.9K 7K

„Wenn deine arme Seele diese Zeilen gerade liest und es vor Neugier auch nicht sofort wieder sein lassen kann... More

WICHTIG
Verkaufe Borderline für 0.03€
Prolog
1. Vegane Äpfel
Eins
2. Rassistische Studentenfreude
Zwei
3. Niedliche Bastarde
Drei
4. Inzest-Befürworterinnen
Vier
5. Betrunkene Götter
Fünf
6. Übergroße Sweater
Sechs
7. Überflüssige Scheinfreundin
Sieben
8. Dramatische Umarmungen
Acht
9. Lustige Outfits
Neun
10. Reiherndes Muttersöhnchen
Zehn
11. Problematische Gesichter
Elf
12. Pubertierender Bengel
Zwölf
13. Heterosexuelles Kuscheln
Dreizehn
14. Perverses Flair
Vierzehn
15. Der Test
Fünfzehn
16. Einsame Schwestern
Sechszehn
17. Einfallslose Katzen
Siebzehn
18. Listige Müdigkeit
Achtzehn
19. Wütende Russen
Neunzehn
20. Staubiges Leder
Zwanzig
21. Eiserne Blicke
Einundzwanzig
22. Orangene Gurken
Zweiundzwanzig
23. Begeisterte Tratschtanten
Dreiundzwanzig
24. Ganztägiges Essen
Vierundzwanzig
25. Unvergessliche Gefühle
Fünfundzwanzig
26. Ungewöhnliche Vorlieben
Sechsundzwanzig
27. Gebügelte Socken
Siebenundzwanzig
28. Spontane Ideen
Achtundzwanzig
29. Unordentliche Verhütung
Neunundzwanzig
30. Besoffene Prinzessinnen
Dreißig
31. Missbrauchte Feen
Einunddreißig
32. Minderjährige Veganerinnen
Zweiunddreißig
33. Höschenfreie Pos
Dreiunddreißig
34. Gewichtige Gürtel
Vierunddreißig
35. Sahnige Gespräche
Fünfunddreißig
36. Nötiges Alkverbot
Sechsunddreißig
37. Blöde Unterhosen
Siebenunddreißig
38. Glühende Wangen
Achtunddreißig
39. Intensiver Körperkontakt
Neununddreißig
40. Krankenhausreife Befriedigung
Vierzig
41. Erwachsene Julie
Einundvierzig
42. Romantische Hassgefühle
Zweiundvierzig
43. Perfekte Momente
Dreiundvierzig
44. Verschossene Ellie
Vierundvierzig
45. Hässliche Weihnachtsgeschenke
Fünfundvierzig
46. Überdramatisches Äffchen
Sechsundvierzig
47. Weinender Amor
48. Unangenehme Anspannung
49. Instant Karma
50. Knallige Eismaschine
51. Oxford Street
52. Durchgedrückte Wirbelsäule
53. Knallende Türen
54. Leergefegte Köpfe
55. Widerhallende Worte
57. Kleines Geheimnis
Danke

56. Perfekte Parallelwelt

406 45 5
By schlummern

Junge, talentierte Frau... viel zu früh von uns gegangen... Drogenquelle unbekannt... Tesco... in Ohnmacht gefallen... älterer Mann in Begleitung... geflüchtet bevor der Notdienst ankam...

Mein Blick haftete starr auf dem Haufen Zeitungen, die sich im Müll am Ausgang der Mensa sammelten. Je mehr Schüler gingen, desto höher wurde der Stapel. Ich sah die verstörten Gesichter, die sie gelesen und dann entsorgt hatten. Einerseits wünschte ich ebenfalls den Artikel nie gelesen zu haben und andererseits musste ich dem Drang widerstehen, ihn zum hundertsten Mal zu lesen.

Es stand nicht wirklich viel zu ihrem Tod drin. Aber umso mehr über sie. Ich wusste nie, dass sie eine der besten Schauspielerinnen im Dramakurs war und die Hauptrolle in einem Theaterstück für unsere Abschlussfeier hatte. Andere Rollen, die ihr zugeteilt wurden, waren: Geliebte Tochter, fleißige Schülerin, kreative Seele. Anscheinend verlor sie plötzlich ihr Bewusstsein mitten im Tesco. Sie hatte wohl Kekse und Cola in der Hand, als sie zu Boden stürzte. Zeugen eilten zur Hilfe und bemerkten den älteren, vollbärtigen Mann mit Mütze und Sonnenbrille im britischen Winter — und wie er die Flucht ergriff, als er realisierte, was passierte. Lindas Herz stoppte, bevor der Notdienst sie erreichte. 

Warum genau, darauf gehen sie nicht ein. Wer das war, ob er gesucht wird, alles kein Thema. Nur eine Andeutung, dass sie etwas genommen hatte, was sie nicht vertrug. Eventuell unsaubere Ware. Vielleicht war es auch eine Überdosis.

Nach und nach verließen mehr Schüler die beendete Trauerzeremonie, die die Kingsbury High heute für Linda gehalten hatte. Es war Mittwoch. Gestern war die Beerdigung. Und auch die war kaum zu ertragen gewesen.

Ich hatte mich möglichst weit hinten in der Kirche versteckt, zwischen Leuten die ich nicht kannte, da ich überhaupt nicht verstand, warum ich eingeladen war. Es waren tatsächlich mehr Gäste anwesend als ich erwartet hatte. Die Erdbestattung habe ich auch nur aus der Ferne beobachtet.

Vermutlich hätte ich mich nicht so distanziert, wenn Julie mich gebraucht hätte. Aber sie stand da dicht bei Daniel und hat tapfer die Tränen unterdrückt, da er es nicht konnte. Verständlicherweise.

Elaine erging es genauso. Wir haben seitdem kurzen Moment im Auto kaum miteinander geredet. Das war jetzt vier Tage her. Auch damals haben wir nicht wirklich gesprochen. Hin und wieder trafen sich unsere Blicke... während der Beerdigung und jetzt auch wieder. Sie und Julie klebten aber an Daniel und das wollte ich respektieren.

„Hey, Kitty...", Luciens Stimme holte mich aus meinen verlorenen Gedanken. „Langsam macht es mich unwohl, was die hier alle quatschen. Ich höre üble Gerüchte."

Mit gerunzelter Stirn sah ich mich um. „Was für Gerüchte?"

„Über ihren Tod", flüsterte er und setzte sich zu mir auf die Bank mit seinem Kaffee, für den er sich gute zehn Minuten angestellt hatte. „Alle spekulieren, wer dieser Typ war... irgendein alter Sack, den sie für Drogen genagelt hat ist Vermutung Nummer 1."

Seufzend senkte er den Kopf. „Ich kannte sie nicht, aber sogar mich trifft diese Vorstellung."

Ich nickte leicht. „Ich finde es zwar gut, dass ihr Tagebuch geheimgehalten wird, aber ich denke auch, dass es einiges erklären könnte... Sie klang in den Einträgen teilweise echt nicht so als wäre sie ganz bei sich."

Lucien hatte ich davon am Tag vor der Beerdigung erzählt. Seitdem konnte ich etwas freier über Manon sprechen, ohne von ihm angeekelte Seitenblicke zu ernten. Jetzt wo er wusste, dass sie auch bi war, schien er sie allgemein besser leiden zu können. Aber der Gedanke, die Person zu verlieren, die man liebt oder zumindest geliebt hat genügte bei weitem, um für sie mitzufühlen.

Gestern habe ich sie nur kurz in der Kirche gesehen und danach nicht mehr. Amor war genauso verschwunden, also gehe ich davon aus, dass sie zusammen waren.

„Wen suchst du?", fragte Lucien als er bemerkte, dass ich meinen Blick fokussiert durch die Masse schweifen ließ. Ich räusperte mich kurz und versuchte neutral zu klingen: „Manon."

Er stockte mitten im schlürfenden Schluck und nickte dann langsam. „Ich habe sie zuletzt bei den Toiletten gesehen. Sie ging grad rein als ich gegenüber rauskam. Bestimmt ist sie noch dort."

„Hm", machte ich und stand auf. Über mein zerknittertes Hemd streichend sah ich mich ein letztes Mal um. „Ich lasse mal meine Sachen hier, ja?"

Er nickte. „Ich warte."

Schwerschluckend wandte ich mich ab und machte mich auf den Weg zu den Toiletten. Ich hatte sie schon im Blick, da verließ Manon sie bereits und lief los in die entgegengesetzte Richtung. Ich beeilte mich und holte sie ein.

„Hey...", behutsam fasste ich ihr an den Oberarm. Sie hielt überrascht inne und starrte mich kurz an als würde sie mich nicht wiedererkennen.

„Bitte keine Ansprache darüber, wie du sie auch vermisst und wie Gott seinen Engel wieder bei sich braucht...", nuschelte sie schwach und drückte mir plötzlich das emotionslose Gesicht in das Hemd. Ich verstand sie kaum, aber legte ihr eine Hand auf den Schopf und strich ihr behutsam übers Haar. Sie schmiegte sich enger an mich.

Wir verharrten so eine Minute mitten im Gang, bevor ich sie langsam zu einer ruhigeren Ecke führte. Manon strich sich übers Gesicht und ich muss sagen, sie sah echt fertig aus. Ihre Augen waren geschwollen, nein das ganze Gesicht, und ihre Haare achtlos weggesteckt. Ich traute mich kaum, zu sprechen, doch das übernahm sie schon für mich.

„Ich wollte mit dir reden, aber ich weiß nicht wann ich mich endlich bereit fühlen werde, deswegen bring ich es am besten jetzt hinter mich."

„Warte", ich ergriff ihre Hände. „Ich hole dir einen Stuhl."

Bevor sie etwas erwidern konnte, eilte ich in die Haupthalle und griff nach dem ersten Stuhl, den ich sah. Nichtmal eine Minute später stand ich wieder bei ihr.

Peinlich berührt bedankte sie sich. „Du hast ja keinen..."

„Egal."

„Nein, ich fühle mich komisch so. Ich hole dir einen."

Das brachte mich irgendwie zum lächeln und es steckte sie an. Es war ein trauriges Lächeln, aber es waren Emotionen.

„Warte kurz", sagte ich erneut und stand kurz danach wieder bei ihr, dieses Mal mit einem Stuhl für mich.

Zufriedengestellt setzte sie sich schräg von mir hin. Nah genug für eine Umarmung und weit genug, um sich in die Augen schauen zu können. „Danke, Carter." Sie legte kurz eine Hand auf mein Knie und schien zu zögern.

„Ich wollte mit dir reden", wiederholte sie. „Über Linda und ihr Tagebuch."

Reflexartig sah ich mich um, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nicht über den Inhalt. Nur darüber, dass ich sie darauf angesprochen habe... Ich weiß bis jetzt nicht, ob es das Richtige war." Ihre Augen wurden glasig. Als sie weitersprach zitterte ihre Unterlippe. Besorgt nahm ich ihre Hand und beugte mich vor, damit sie sich nicht zu sehr anstrengen müsste, laut zu sprechen.

„Ich habe ihr gesagt, dass sie recht hatte. Ich habe sie geliebt. Ihre selbstbewusste Art, die Leichtigkeit mit der sie alle Hürden im Leben zu überwältigen schien, ihre Einfühlsamkeit, alles... Ich wollte, dass sie sich gut fühlt, bevor ich ihr versicherte, dass diese Gefühle nicht mehr aktuell waren. Zumindest nicht in einem romantischen Kontext."

Manon schniefte leise. „Ob das wahr ist... keine Ahnung. Wirklich. Aber ich hatte gehofft, wieder eine Freundschaft mit ihr aufbauen zu können...", erzählte sie weiter, während ich ein Taschentuch aus meiner Hosentasche angelte und es ihr reichte. Sie nahm es stumm entgegen und drückte es sich ins Gesicht. Ich hörte ein unterdrücktes Schluchzen und rückte näher, um einen Arm um ihren Rücken zu legen.

„Wenn es eines gab, was ich aus ihren Einträgen entnehmen konnte, dann war es, dass sie dringend jemanden gebraucht hat. Einen Freund, der ihr zuhört... seitdem Elaine, Julie, Sam, ich und sie getrennte Wege gegangen sind hat sie kaum neue Freunde gemacht. Und so gemein das auch klingt, es stimmt, dass sie mit so ziemlich 80% der Typen in unserem Jahrgang geschlafen hat. Sie wollte eine Lücke füllen, von der ich vorher nicht gesehen hatte, dass diese existierte..."

Ich konnte aus ihrer Stimme und aus ihren Worten heraushören, dass sie sich selbst die Schuld gab. „Du hast aber fast als Einzige schlussendlich doch noch den Versuch gestartet, dich mit ihr zu versöhnen. Und Julie war auch gerade dabei..." Keine Ahnung, was diese Worte bringen sollten. Ich merkte erst im Nachhinein, dass es vermutlich nur noch deprimierender war, dies zu realisieren. 

„Ja", stimmte Manon mir überraschender Weise zu. „Sie hat euch beide in dem Gespräch erwähnt. Wie sie nicht glauben konnte, dass Julie sich ihr wieder näherte, trotz Allem... und dass du in den vergangenen Wochen derjenige warst, der ihr geholfen hat, sich zusammenzureißen... Ich wusste damals nicht ganz, was sie damit meinte, aber vermute jetzt, dass sie sich zusammenreißen wollte, clean zu bleiben."

„Ich habe ihr geholfen?", fragte ich verwundert.

Manon lächelte doch tatsächlich leicht. „Ja, als du ihr in der Stadt ein offenes Ohr geboten hast. Das wird sie dir niemals vergessen."

Ich erinnerte mich und erschauderte leicht. Niemals hätte ich gedacht, dass ihr das so viel bedeuten könnte.

„Na, siehst du", brachte ich hervor. „Sie hatte Menschen in ihrem Leben, die sich um sie scherten und sie wusste es."

Diese Aussage bewirkte nicht ansatzweise das, was ich geplant hatte. Manon begann plötzlich zu schluchzen und hielt sich an mir fest. „Ja", hickste sie. „Aber viel zu spät. Entweder hat es nicht gereicht, um sie zu überzeugen, etwas achtsamer mit ihrem Leben umzugehen oder sie hatte schon mit einer Sucht zu kämpfen, die sich nicht mehr alleine überwältigen ließ. Was auch immer es ist, ich habe sie viel zu lange im Stich gelassen, sodass mein letzter armseliger Versuch nicht mehr genug war, ihr zu helfen..."

Ich hatte Manon noch nie vorher weinen gesehen und doch fühlte sich dieser Moment so vertraut an. Sie festzuhalten und weinen zu lassen, war genau das, was sie brauchte. Ich weiß nicht woher ich das wusste, aber ich hatte recht.

Wir ernteten zwar ein paar komische und bemitleidenden Blicke, aber keiner sagte etwas. Und Manon ließ alles raus, wobei ich glaube, dass ohnehin nicht mehr viel übrig geblieben war. Drei Taschentücher später und mit trockenem aber rot angelaufenem Gesicht sah sie mich an. Glücklicherweise war mein Hemd schwarz. Das alles störte mich aber gar nicht. Nichts an ihr störte mich in diesem Moment.

Ich war froh, sie halten zu dürfen. Manon streckte sich etwas und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Danke", murmelte sie gegen meine Haut.

Sich von mir lösend seufzte sie und strich sich durchs Haar. „In einer Parallelwelt sind wir perfekt für einander. Als eine Art Seelenverwandte. Du bist der Erste, der mich einfach weinen lässt, ohne mir meine Gefühle anders- oder ausreden zu wollen. Alles ist jetzt scheiße und so wird es nunmal für eine Weile bleiben. Aber du hast recht: Wir haben ihr Leben kurzweilig besser gemacht. Und das ist wichtiger als was nach ihrem Leben folgt."

Manon stand plötzlich auf und ich tat es ihr nach. Sie lächelte schwach und umarmte mich innig. Als sie sich von mir löste beugte ich mich runter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Erneut mit Tränen in den Augen, aber auch dem schönen Lächeln auf den Lippen, bedankte sie sich.

„Ich weiß, du bist nicht so der Typ... oder zumindest wirkst du nicht so. Aber bitte melde dich bei mir, wenn du dir mal die Seele leichter reden willst."

Nickend versicherte ich ihr, dies zu tun. Keine Ahnung, ob es stimmte. Aber als sie sich schließlich umdrehte und langsam von mir entfernte hatte ich ein ganz komisches Gefühl in der Brust.

Ich war erleichtert. Und dankbar. Und direkt danach traf mich die Scham. Manon war mehr als ich bisher gesehen hatte und es war scheiße, was passieren musste, damit wir so weit kamen. Aber das schnelle Klopfen in meiner Brust verriet mir eins: So einfach würde ich mich nicht mehr von ihr abwenden.

* * *

„Ich finde es gut, dass die Schule euch heute auch noch freigegeben hat", sagte Mum und räumte die Teller vom Tisch.

„Ja", seufzte Julie leise und starrte aus dem Fenster.

Mum sah mich besorgt an. „Carter, fährst du sie dann später zu Daniel?"

Ich nickte.

„Gut, danke."

Für unsere Eltern ging das Leben etwas eher weiter. Sie mussten diesen Freitag arbeiten, während wir noch bis Montag Zeit hatten, die Geschehnisse zu verdauen.  Danach gehts wieder weiter als wäre nichts gewesen.

Wobei, vielleicht stimmt das nicht so ganz. Es kursieren Gerüchte herum, dass demnächst Veranstaltungen stattfinden sollen. Zum Thema Depressionen sowie Drogenkonsum und Sucht. Eventuell kleine Selbsthilfegruppen mit einer verstärkten Anzahl an Schulpsychologen für Betroffene. Ich frage mich, wie lange die Show halten würde, bevor das Ganze totgeschwiegen wird.

„Bitte passt auf euch auf", sagte Mum und drückte uns beiden einen Kuss auf die Schläfe, bevor sie sich auf dem Weg zur Arbeit machte.

Julie starrte nun ihre halbgegessene Scheibe Toast an. Gestern Nacht hatte sie bei mir geschlafen. Davor die Nacht auf meiner Couch. Ich hatte den Eindruck, es wurde immer schlimmer, doch ich traute mich nicht sie abzuwimmeln. Manchmal kam Jake vorbei und nahm sie mir ab.

Es war schwer mitanzusehen, wie sie alle paar Stunden zwischen emotionslos und absoluter Katastrophe wechselte. Was half, waren ihre abendlichen Daniel-Besuche. Eigentlich waren Mum und Dad dagegen, dass sie jeden Abend mit ihm verbrachte, da die anderen Familienmitglieder im Haus schließlich auch trauerten, doch dann kam langsam immer mehr über die dysfunktionale Familieneinheit ans Licht. Hauptsächlich weil Julie ihre Besuche rechtfertigen wollte. Es klang zugegeben nicht so als hätte irgendein Kind in dem Haus die Unterstützung seiner Eltern, die es eigentlich verdiente.

Schweigend stand Jules auf und warf ihr Essen in den Müll. Den Teller ließ sie laut ins Spülbecken fallen, doch so wie sie zusammenzuckte war es vermutlich nicht absichtlich.

„Ich frage mich, ob seine Eltern geheimhalten werden, was genau passiert ist, wenn sie es endlich erfahren", dachte sie dann laut und sah mich nichtmal dabei an.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit. Das sprach ich aber nicht aus. Stattdessen sagte ich: „Wenn es zu einer Verhaftung kommen sollte, wird es bestimmt kein Geheimnis bleiben."

Keine Ahnung, ob die Aussage festen Boden hatte. Julie nickte jedoch, dieses Mal mich dabei ansehend.

„Ich gehe in mein Zimmer", seufzte sie dann. „Elaine wird mir schreiben, wenn sie abgelöst werden möchte. Ich glaube, sie kann das so langsam nicht mehr. Vielleicht kannst du sie ja nach Hause bringen."

Dazu sagte ich nichts, doch ich spürte mein Herz flattern, denn der Gedanke sie dort abzuladen und Elaine zu treffen erdrückte mich.

Seit ungefähr einer Woche hatten wir kein richtiges Wort miteinander ausgetauscht. Und jeden Tag machte mich der Moment, an dem wir wieder alleine sein würden, immer nervöser.

Continue Reading

You'll Also Like

31.7K 427 15
"I know that you've got daddy Issues. " - - - Eine Geschichte basierend auf einer Idee zu dem Lied: »daddy issues« von the neighborhood. - - - Die R...
537K 12.7K 75
Sie ist ein bad girl mit dunkler Vergangenheit . Er der Bad Boy und Herzensbrecher . Beide wollen nur ihr Leben genießen. Sie schließen eine Wette...
12.9K 391 47
ich schreibe aus spaß und weiß nicht worauf das hinauslaufen wird aber nix mit diese trauma mauma geschichten #ozfauf1🏴‍☠️
577 51 36
Sie verliebt sich in den 16 -jährigen gut aussehenden ,charmanten und liebevollen Tom .Die beiden Lernen sich Ende April 2021 durch 2 gemeinsame Fre...