Red Princess - Die Suche nach...

Von RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... Mehr

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 42

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Von RealNez

Belle

Es wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Shane war eingeschlafen, selbst Jack war vor einigen Minuten eingedöst. Nur ich war noch hellwach auf der gegenüberliegenden Seite der beiden und brachte kein Auge zu. Es war nicht die Kälte, die diesmal an mir zerrte, sondern mein schlechtes Gewissen. Wieso hatte Jack so verletzt auf mich gewirkt?

Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht, dass ich nicht inneren Frieden finden konnte? Wie kam es, dass angeblich ich immer diejenige war, die andere verletzte und doch am Ende diejenige war, bei der es in der Brust schmerzte? Das war schon immer so gewesen. Egal mit wem ich mich unterhielt, wem ich zuhause etwas auftrug oder wen ich zurechtwies, am Ende war ich die gewesen, die Schwierigkeiten beim Atmen bekam und nicht sie. Selbst bei Dad. Wieso fühlte ich mich schuldig, wenn ich doch nur über mein eigenes Leben bestimmen wollte? War das falsch? War das egoistisch ihm gegenüber?

Ich warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und ließ den Tränen freien Lauf. Es konnte mich sowieso niemand sehen. Sie schliefen, waren in ihren Traumwelten gefangen während ich mich vor Kummer hin und her gewälzt hatte.

Es war doch nicht meine Schuld, dass Farblose einen solch schlechten Ruf hatten, dass man einfach von schlechten Menschen ausging. Es war auch nicht meine Schuld, dass ich deswegen Angst vor ihnen hatte. Das alles - inklusive meine Haltung ihnen gegenüber - hatten sie sich selbst zuzuschreiben.

Dabei gab es nichts zu diskutieren. Sie waren nur in den Nachrichten, wenn über Überfälle und Angriffe berichtet wurde. Er konnte mich nicht für meine vorsichtige und voreingenommene Haltung verurteilen. In seinen Augen war ich doch auch nur eine etwas verwöhnte, eingebildete und hochnäsige Violette, die zu nichts zu gebrauchen war. Er war genauso wie ich: Voreingenommen.

In den Tiefen der Wälder raschelte es. Der Wind heulte laut und peitschte mir meine Haarsträhnen ins Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten. Ich zog mir den Mantel enger um mich und strich meine Strähnen hinters Ohr. Der Frühlingsduft stieg mir in die Nase und besänftigte meine strapazierten Nerven, beruhigte mich auf eine Art, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Wiese, die vielen Blumen, von denen ich umgeben war, das alles erweckte Freude in mir. Selbst in dieser Verfassung. Selbst wenn mich Albträume und allmählichen Dinge plagten.

Die Natur war so schön. Es war atemberaubend aus vorderster Linie zuzusehen, den Duft in sich einzusaugen und den weichen Gras unter sich zu spüren. Ich öffnete die Augen, sah ins Dunkle, in die Tiefe der Nacht, in den dunklen Himmel hinauf und fragte mich ob ich das jemals auf einer Leinwand festhalten könnte. Ob ein Mensch je in der Lage sein würde, diese Schönheit eins zu eins auf Papier zu bringen.

Das bezweifelte ich. Aber versuchen wollte ich es trotzdem eines Tages.

Gerade sah ich einem Kaninchen beim Hoppeln zu. Es näherte sich uns ganz langsam. Hoppelte zweimal vor, hielt still, beobachtete uns und hüpfte weiter. Es blieb genau vor Shane stehen und beschnüffelte ihn.

Ich trocknete wir die Wangen und beobachtete das Schauspiel genauer. Schmunzelnd sah ich dem Häschen dabei zu wie es den großen Menschen neugierig beschnüffelte, aber sofort davonbrauste sobald es einmal zu laut atmete.

Ich stand auf und klopfte mir Grashalme und Blätter von der Hose. Wenn selbst kleine Waldtiere sich trauten, sich an das Fremde zu wagen und es zu beschnüffeln, wie kam es, dass ich so feige war? Dieser Gedanke gab mir einen kleinen Ruck in Jacks Richtung. Ich sollte ihn aufwecken und ihm gegenüber meine Meinung äußern. Ihm sagen, dass es nicht meine Schuld war, dass ich ihm sonst so etwas nicht zugetraut hätte. Und dass wir vielleicht sogar Freunde geworden wären, hätten wir uns unter anderen Umständen und mit anderen Armbändern getroffen. Es war dieses Land, das aus uns das gemacht hatte, was wir heute waren. Es war weder seine Schuld, noch meine. Das sollte ich ihm unbedingt sagen, das musste er wissen, musste es von mir hören.

Doch als ich vor ihm zum Stehen kam und auf den friedlich schlafenden jungen Mann herabblickte, entschied ich mich dagegen. Stattdessen zog ich leise ein dickes Kleidungsstück aus einem der beiden Rucksäcke und legte es behutsam über ihn. Ich sollte wieder zurück auf meinen Platz und so tun als hätte ich nie vorgehabt, mich ihm zu nähern, aber ich konnte mich nicht bewegen. Sein Anblick zog mich an, hielt mich an Ort und Stelle. Diese verwuschelten kastanienbraunen Haare, die in mir den Wunsch erweckten mit einer Hand durch sie hindurch zu fahren. Die, selbst im Schlaf, gerunzelte Stirn, die ich gerne einmal entspannt sehen wollte. Das würde er im Alter mit Falten im Gesicht noch bereuen.

Meine Augen glitten schließlich von seiner geraden Nase bis zur seinen makellosen Lippen. In meinem Magen flatterte es, weswegen ich es für besser hieß, mich endlich hinzulegen und nochmal versuchen zu schlafen. Mein Körper sehnte sich nach Erholung und die bekam er seit Tagen, nein, seit Monaten nicht mehr.

Ich drehte mich weg von dem Farblosen, aber begegnete den neugierigen Augen meine ehemaligen Sicherheitsmannes. Er war wach geworden. Ertappt schossen meine Augenbrauen in die Höhe. Wie lange sah er mir schon so zu? Wie lange war er schon wach? Um sein Mund war noch das Tuch gelegt, weswegen er keinen Mucks von sich gab. Auch nicht als ich mich ihm näherte und mich vor ihm hinkniete. Ich betrachtete ihn noch einmal eindringlich ehe ich es für sicher erklärte ihm vorsichtig den Mund freizulegen damit ich mit ihm sprechen konnte. Es gab immer noch vieles das zwischen uns gesagt werden musste.

Shane presste die Lippen aufeinander statt die Möglichkeit zu ergreifen und mich mit Fragen zu bombardieren. Er schien wohl das Gesehene zu verarbeiten und stellte sich bestimmt ganz andere Fragen als die, die unsere Misslage betrafen.

»Wir werden am Ende zuhause sein.«, ergriff ich schließlich das Wort. Passte auf, dass ich weder von mir als die Rote Prinzessin sprach, noch von William Night als meinen Vater. Jack schlief, aber man wusste ja nie. »Das was ich getan habe, habe ich für uns getan. Das musst du mir glauben.«

Shanes Augen studierten mein Gesicht. »Ich glaube dir.«

Erleichtert atmete ich aus.

»Aber« Er hielt in seinem Satz inne, dachte nach und starrte mich aus so intensiven Augen an, dass mir mulmig im Bauch wurde. »Was ist das zwischen euch? Läuft da was zwischen dir und dem Farblosen?«

Verblüfft blinzelte ich und zog den Kopf zurück. »Spinnst du? Nein!«

»Woher kommt dann deine plötzliche Sympathie für seinesgleichen?« Das letzte Wort spuckte er regelrecht vor sich hin.

»Ich weiß nicht was du meinst.«, wich ich aus.

Shanes Augen formten sich zu Schlitzen.

Ich seufzte nachgebend. »Ich habe keine Sympathie für sie, aber« Ich grübelte, wie ich es am besten ausdrücken sollte ohne ihm Sorgen zu machen. »aber ich habe gesehen, dass es nur Menschen sind, Shane. Es sind Menschen genau wie wir. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns liegt darin, dass sie aufgrund eines Fehlers, den sie in ihrem Leben begangen haben für immer bestraft wurden. Ohne jegliche Aussicht auf eine zweite Chance.«

Der Blick meines Gegenüber wurde misstrauischer und... und angewidert.

»Wenn man die Standards eines ärmeren Bürgers mit dem eines Farblosen vergleicht, dann kann man ohne Schweife behaupten, dass selbst der ärmste anerkannte Bürger ein reiches, luxuriöses Leben führt. Und das ist einfach nicht fair.« Der Rote wollte etwas einwerfen, aber ich kam ihm zuvor und fuhr fort: »Selbst im Gefängnis führen die Gefangenen ein gemütlicheres Leben!« Ich bemühte mich leise zu bleiben.

»Du weißt ganz genau, dass es ihre Wahl ist. Dein Va- William Night hat vor Jahren ein Gesetz erlassen, dass die offizielle Jagd auf Farblose freigibt. Und das nur weil sie sich nicht freiwillig ergeben und ins Gefängnis wandern wollten.« Shanes Augen funkelten voller Respekt - für meinen Vater. »Er hat damals die Farblosigkeit einführen lassen, um Gefängnisse zu entlasten, aber er hat dieses Gesetz widerrufen, weil er sah, was für Unheil Menschen mit ihrer geschenkten Freiheit anstellten!«

»Was willst du damit sagen?«

»Dass es ihre eigene Schuld ist. Sie werden gejagt, weil sie wegrennen. Dabei könnte alles viel einfacher geregelt werden. Sie müssten nicht in Armut leben, sie könnten eins dieser gemütlichen Leben führen, die du vorhin beschrieben hast. Sie müssten sich nur ergeben. Mehr nicht.«

»Du kannst-«

»Das ganze Blut vergießen könnte ein Ende finden« Diesmal blickte er mich auffordernd an, was mich verwirrte. »wenn du uns hilfst sie zu erwischen, dann würdest du ihnen helfen.«

Ich riss die Augen auf. Was verlangte er da von mir?!

»Hör mir erst zu.« Seine Augen huschten kurz zum schlafenden Farblosen. »Du hast recht, es sind Menschen. Menschen die leiden, weil deren Anführer ihnen einblüht, wir würden sie foltern und töten. Aber wir würden ihnen das Leben einfacher machen. In den Gefängnissen gibt es jeden Tag warme Mahlzeiten, ein warmes Bett und angemessene Lebensumstände.«

»Sie wären eingesperrt.«, widersprach ich ihm ungläubig. Dachte er ernsthaft es wäre besser seine Freiheit für immer aufzugeben.

»Wenn du schon nicht an diese Menschen denkst, denk an ihre Kinder, die nichts für ihre Umstände können. Sie würden Schulen besuchen können und ein ordentliches Leben haben.«

»Das reicht, Shane.«, funkte ich grob dazwischen. »Es reicht.«

Er setzte an, etwas zu sagen aber ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.

»Wenn du denkst, ich würde einen dieser Menschen verraten nur damit du oder eine andere Person« Dabei spielte ich auf meinen Vater an. »es leichter in der Regierung dieses Landes habt, dann habt ihr euch geschnitten. Ich werde nicht zulassen, dass Blaue sie wie Laborratten behandeln! Ich halte mich aus dieser ganzen Sache raus. Ich werde kein Leben auf dem Gewissen haben. Ich will nur nachhause, in mein altes Leben zurückkehren und mir über sowas keinen Kopf mehr machen. Das ist es was ich will und sonst nichts.«

»Du kannst nicht ewig von deinen Verpflichtungen diesem Land gegenüber abhauen.«, giftete Shane.

Aber ich hatte endgültig genug von ihm, nahm das Tuch in die Hand und stopfte es ihm in den Mund, wickelte noch ein extra Band um sein Kopf damit es nicht rausfiel. So wie es davor schon gewesen ist.

Warum hatte ich ohnehin ein Gespräch mit ihm angefangen? Was hatte ich mir dabei erhofft? Was wollte ich am Anfang überhaupt bezwecken? Ihn davon überzeugen, dass ich keine Verräterin war? Denn das ging ganz schÖn nach hinten los. Er hielt mich für eine von ihnen. Er dachte sicherlich, dass ich meinem Vater in den Rücken gefallen war. Nur weil ich sie verteidigte. Und wieso ich das tat verstand ich bis zu dieser Sekunde immer noch nicht.

Ich ging zurück auf meinen Platz, wohlwissend dass Shane all meine Bewegungen aus Adleraugen verfolgte, und ließ mich erschöpft am Baum nieder. Auf mir drückte plötzlich eine so große Last, dass es mir schwer fiel nicht sofort schlapp zur Seite zu kippen und die Augen nie mehr wieder zu öffnen. Aber selbst diese unheimliche Erschöpfung, die sich in meinem Körper breit machte, hielt mich nicht davon ab in zwei dunkle Augen, die sich genau in dem Moment auf mich richteten, zu starren.

Mir war nur allzu bewusst, dass mich zur gleichen Zeit auch zwei blaue Augen ansahen. Trotzdem galt meine Aufmerksamkeit dem farblosen Anführer und nicht dem roten Sicherheitsmann, der einst der Grund für meinen schnellen Herzschlag gewesen war.



Die Lesewoche ist leider heute vorbei :(
Aber in dieser Woche werde ich noch ein Zusatzkapitel hochladen (vllt noch vor Freitag, vllt erst danach), weil ich anscheinend vergessen habe am Mittwoch eins hochzuladen und das tut mir leid 🙏🏽

Aber so insgesamt hoffe ich, dass euch diese Woche gefallen hat und würde mich sehr über ein Feedback freuen :)

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