Der Fluch der Topsy-Turvy | W...

By jinnis

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Kalina ap Theron braucht dringend einen Job, um sich und die gemischte Crew ihres Raumfrachters durchzubringe... More

1 - Der kurze Strohhalm
2 - Die Brutkammer
3 - Das Geheimnis von Tanencha sy Tyrin
4 - Der Fluch
5 - Unangenehme Begegnung
7 - ... in die Traufe
8 - Kalis Geschichte
9 - Wo ist der Eindringling
10 - Verloren im All
11 - Ruhe vor dem Sturm
12 - Auf Eis gelegt
13 - Neuland
14 - Lebenszeichen
15 - Im Anflug
16 - Topsys Fluch
17 - Erkundungstour
18 - Explosive Entdeckung
19 - Missgeschick
20 - Schatten der Vergangenheit
21 - Verzweifelte Pläne
22 - Von Schleudern und Vertrauen
23 - Topsilina
24 - Das Herz von Ajs an'Hlj
25 - Höllenritt
26 - Ausstieg aus dem fahrenden Zug
27 - Wie Zuckerwatte
28 - Das Lied von Sqia'lon Sieben
29 - Teamwork
30 - Ein Epilog

6 - Vom Regen...

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By jinnis

Aalyxhs Finger schwebte über den Kontrollen der Maschine, während zwei ihrer Augen mich konsterniert anblinzelten. Fieberhaft überprüfte ich unsere Optionen, während sich in meinem Magen kalte Klümpchen der Angst bildeten.

„Halte das Schiff auf Kurs, er hat uns nicht direkt verboten, weiterzufliegen." Ich hielt unwillkürlich meinen Atem an, während wir auf unserem vorherigen Kurs weiter zogen, knapp unterhalb der Patrouillenschiffe vorbei. Vor uns lockten die endlosen Weiten des Weltraums und die grenzenlose Freiheit des ewigen Vakuums. Nur noch einige wenige Klicks, und wir konnten in den Hyperraum springen.

Natürlich war uns dieser einfache Ausweg nicht vergönnt. Während wir auf den Punkt zuschlichen, der uns den Sprung ermöglichen würde, begannen Hrrovrs Schuppen in gespannter Erwartung zu rasseln. Ein Hauch von Bitterkeit in Hijacs Geruch sagte mir, dass unter seinem unleserlichen Gesichtsausdruck ein Feuer der Anspannung und Angst schwelte. Sobald die Patrouillenschiffe ihre strenge Formation brachen, ausfächerten und sich in einer beeindruckenden Choreografie rings um positionierten, festigte sich meine böse Ahnung zur Gewissheit: Ein neues Problem hatte uns gefunden.

„Ap'Theron? Bleiben sie, wo sie sind. Dies ist ein Befehl. Wir werden ihr Schiff inspizieren sobald..." Die Stimme des Patrouillenoffiziers ertrank in einem schrillen Alarm, der unsere Brücke flutete.

Aalyxh presste zwei ihrer Hände auf ihre empfindlichen Ohrmembranen im Versuch, sie vor dem kreischenden Geräusch zu schützen. Unterdessen wechselte Hrrovr seine Station mit einem beeindruckenden Sprung seiner langen Echsenbeine. „Captain, uns'ssere Ss'sens'ssoren melden die Ss'ignatur eines'ss Ss'everill-Schiffes'ss."

„Schalte den Alarm aus, Hrrovr. Jac, übernimm den Scanner." Dieser letzte Befehl war unnötig. Unser Karjkaner beugte sich bereits konzentriert über die Station, die Hrrovr zuvor verlassen hatte.

Mein Rss's'ss Nummer Eins war seiner Intuition gefolgt und hatte ohne einen Moment zu zögern die Waffenstation übernommen. Nicht dass unsere veralteten Ionentorpedos einem schweren Kreuzer der Severill-Flotte viel Schaden zufügen konnten. Trotzdem war ich froh, dass unser bester Schütze an der Geschützsteuerung bereit stand.

„Drei Schiffe, Captain." Hijacs künstliche Stimme blieb so ruhig wie eh und je, aber der bittere Geschmack, der wie ein Schwaden in der Brücke hing, verriet seine Gemütslage.

Besorgt sah ich mich nach Aalyxh um. „Bedeck deine Nasen, Mädchen, ich brauche dich voll leistungsfähig." Gehorsam tastete die Yuuol mit einer Hand in einem Fach nach ihren Nasenklemmern, während die Finger der übrigen drei ununterbrochen über die Steuerungsfelder der Navigationskonsole huschten. Soviel ich erkennen konnte, war sie dabei, mögliche Flugbahnen für unsere Flucht zu berechnen.

Eines ihrer Augen blinzelte mir kurz zu. „Aye, Kali. Ben, sind die Triebwerke bereit für den Sprung in den Hyperraum?"

„Negativ, Lyxh. Das Kommandantenschiff der Raumpatrouille ist uns immer noch zu nahe. Die Sicherheitsprotokolle werden unser Maschinen nicht zünden lassen."
Wir mussten einen Weg finden, aus diesem Würgegriff der Raumpatrouille zu entkommen — entgegen ihrem direkten Befehl. „Hrrovr, leite alle Energie, die wir entbehren können, in die Deflektoren. Aalyxh, wir müssen uns aus der Nähe unserer Wachhunde wegschleichen, so unauffällig wie möglich."

Unter anderen Umständen hätte ich die ruhige Effizienz meiner Crew bewundert. Aber heute knotete der Stress meine Eingeweide zusammen. Zu meiner Erleichterung hatte Hijac damit aufgehört, die Atmosphäre mit seinen Geruchsausbrüchen zu belasten. Während die meisten von uns sich längst an die aufdringlichen Duftwolken gewöhnt hatten, beeinträchtigten sie die halbtelepathischen Fähigkeiten von Aalyxh. Das konnte soweit gehen, dass sie im entscheidenden Moment vollständig versagten. Eine Yuuol-Pilotin ohne ihre besonderen Begabungen war definitiv eine Komponente der Gefahr, die wir jetzt gerade nicht brauchen konnten.

Mit Unterstützung der Hilfsschubdüsen manövrierte Aalyxh uns langsam und beinahe unmerklich seitwärts, weg aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Patrouille. Die Topsy bewegte sich mit der Geschwindigkeit einer schlafenden Asteroidenschnecke, aber waren wir auch langsam genug, um unsere Wächter zum Narren zu halten?

Hijac rapportierte laufend unsere zunehmende Distanz. Abgesehen davon blieb die Brücke ungewöhnlich ruhig und geruchsneutral, bis wir die notwendige Bewegungsfreiheit erreichten. Sobald die Distanz groß genug war, verzog Aalyxh den Mund zu einem Grinsen und zündete die Hyperraumtriebwerke.

Wir schossen davon wie ein Klumpen Kot aus dem Hintern eines Raumkraken. Ich wartete, bis das Schwindelgefühl und die Übelkeit der Beschleunigung nachließen, bevor ich ebenfalls ein Grinsen aufsetzte. „Gute Arbeit, Team. Lasst uns hoffen, dass die Severills die Raumpatrouille zu beschäftigen wissen."

„Tut mir leid, deine Illus'ssion zers'sstören zu müss'ssen, Kali. Wir haben Ges'ssellschaft."

Mit einem unterdrückten Fluch sprang ich auf und hinüber zu Hrrovr, um über seine schuppige blaue Schulter die Anzeigen zu studieren. „Verflucht."

Orange Punkte markierten die Stellen, wo die drei Schiffe der Severills unserer Ionenspur folgten. Hässliche, grüne Signaturen bildeten sich überall dort, wo die Kreuzer der Raumpatrouille zu der improvisierten Hyperraum-Party stießen. Zuerst drei, dann fünf, sechs und sieben.

Obschon unsere Chancen, gegen diese zehn potentiellen Gegner etwas auszurichten, inzwischen wesentlich besser standen als noch vor einem Klick im Normalraum, mussten wir dringend etwas unternehmen. Die Gesetze des Reisens im Hyperraum besagen, dass dieselbe Höchstgeschwindigkeit für alle Schiffe gilt, die in der selben Blase gefangen sind. Das bedeutete, dass wir unseren Gegnern nicht entfliehen konnten, solange sie unserer Ionenspur folgten. Und während die Raumpatrouille vermutlich bestenfalls einen Verdacht gegen uns hegte, war ich überzeugt, dass es die Severills nach Blut dürstete. Nach meinem Blut, um genau zu sein.

„Im Moment ss'sind wir ss'sicher. Ss'sie können nicht angreifen, ss'solange wir mit Hypergeschwindigkeit unterwegs'ss ss'sind." Hrrovr hatte natürlich recht, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie über uns herfallen würden wie tohaholianische Geisterhaie, sobald wir den Hyperraum verließen. Etwas, das wir notgedrungen früher oder später tun mussten. Unsere Energie reichte nicht, um uns hier länger als notwendig aufzuhalten.

„Lyxh, bereite den Dropout vor. Wir lassen uns für einen Klick zurück in den Normalraum fallen und springen gleich wieder zurück in den Hyper, aber auf einem anderen Vektor." Trotz meinem Versuch, meine Stimme zuversichtlich klingen zu lassen, war ich mir bewusst, dass mein Plan löchriger als ein Sieb war. Hrrovrs klappernde Kopfschuppen bezeugten, dass ich einen Veteranen wie ihn nicht täuschen konnte. Aber er verzichtete auf einen Kommentar. Stattdessen setzte er sich und zog die Sicherheitsgurte über seine Schultern.

Ich nahm mir daran ein Vorbild und gurtete mich ebenfalls an, während ich einen Kommkanal öffnete. „Ben, es wird gleich etwas ruppig. Halt dich irgendwo fest." Aalyxh war bereits ordentlich angeschnallt, und um Hijac musste ich mir keine Sorgen machen. Karjkaner mit ihrem beinahe unzerstörbaren Exoskelett aus Chitin ließen sich von einem einfachen Dropout aus dem Hyperraum nicht beeindrucken.

„Kali, wenn wir jetzt ausscheren, können wir den Ticotan-Sektor ansteuern." Natürlich war es Aalyxh, die mit diesem brillanten Vorschlag kam. Die Asteroidenfelder, die Gravitationsanomalien, gekoppelt mit den häufigen Ionemstürmen in der Umgebung des unberechenbaren schwarzen Lochs von Ticotan würden uns unbezahlbare Optionen in diesem Verfolgungsspiel bieten.

Ich nickte. „Dropout wann immer du willst, Lyxh. Und programmier auch gleich den neuen Kursvektor."

„Aye, Kali. Dropout ... jetzt."

Ich kämpfte immer noch mit der Übelkeit des plötzlichen Bremsmanövers, auf das unmittelbar ein neuer Sprung in den Hyperraum folgte, als Hijac unsere ungewollten Begleiter wieder ankündigte. „Kein Glück, Captain. Die Severills haben nicht von der Jagd abgelassen."

„Und die Patrouille hat den Sprung ebenfalls'ss mitgemacht. Wir ss'sind gelinkt."

Nein, das waren wir nicht. Zumindest war ich nicht bereit, so einfach aufzugeben. Auf
keinen Fall. Nicht solange die Topsy noch Energie hatte. „Lyxh, wiederhol das Manöver, sobald du bereit bist."

„Aye."

Diesmal materialisierten die anderen Schiffe rings um uns her im Normalraum. Ich schluckte leer. Selbst mit meinem angeborenen Optimismus musste ich zugeben, dass das nicht gut aussah. Zudem kündigte Hrrovrs Zischen neuen Ärger an. „Torpedoss'signatur auf z'sswei-ss'sieben-fünfundzwanzig, näherkommend. Ich initiiere einen Gegenschlag."

Aalyxh löste den nächsten Sprung nur den Bruchteil eines Augenblicks nach Hrrovrs erstem Schuss aus. Der gegnerische Torpedo explodierte am äußeren Rand unserer Hyperwelle und sandte einen Schock durch die Topsy, während wir unversehrt wieder in den Hyperraum eintauchten. Ich kämpfte um Atem. „Das war knapp. Haben wir sie abgehängt?"

Hijac ließ sich mit der Antwort Zeit. Ich konnte seine Enttäuschung riechen, bevor er die Sprachbox einschaltete. „Leider nein, Captain. Ich empfange zwei Severill-Kennungen in Nadir."

„Vielleicht hast du einen erwischt, Hrrovr." Meine spontane Schadenfreude mischte sich mit der Befürchtung, dass das Syndikat nun seine Anstrengungen verdoppeln würde, mich zur Strecke zu bringen. „Können wir das gleich Spiel noch einmal durchziehen? Wie ist unser Energiestatus, Ben?"

„Zwei zusätzliche Sprünge liegen noch drin, Cap. Drei im Maximum." Die Antwort des Ingenieurs kam ohne Verzögerung. Vermutlich hing sein Blick ununterbrochen an den Kontrollen. Gut so.

„Lyxh, bring uns näher an dieses schwarze Loch heran." Die Pilotin drückte ihr Einverständnis mit einem Augenrollen aus. Aalyxh und ich waren ein eingespieltes Team. Ich konnte mich darauf verlassen, dass sie wusste was ich vorhatte.

„Die Ionenaktivität ist laut meinen Messungen wesentlich höher, in dieser Zone." Hijacs Ton war neutral, informativ. Dabei verströmte er einen verwirrenden Schwall von Gerüchen, die ich nicht interpretieren konnte.

Ich benetzte mit der Zunge meine viel zu trockenen Lippen. „Es gibt Schlimmeres als Ionenstürme." Zum Beispiel von einem Torpedo zerfetzt zu werden. Oder in die Gefangenschaft der Severills zu geraten. Beides wollte ich verhindern, wenn es mir möglich war.

Zwei Sprünge und drei Beinahe-Treffer später war mir klar, dass wir demnächst zu Weltraum-Pickel verarbeitet würden. Sogar Ben hatte seine gewohnte Fröhlichkeit eingebüßt. „Cap? Wir müssen hier raus, und zwar sofort. Wir können diese Akrobatik nicht weiter durchziehen." Sein Stressniveau stieg mit der Beanspruchung seiner Triebwerke. Offensichtlich hatte wir da jetzt ein oberes Limit erreicht.

„Gut." Weder Ben noch Aalyxh würden meine Entscheidung mögen. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Hrrovr. Seine Schädelschuppen glätteten sich mit einem Rascheln. Ich nahm das als Zeichen seiner Unterstützung, war mir aber bewusst, dass es genauso gut bedeuten konnte, dass er mich eben auf die Liste seiner noch zu erledigenden Blutfehden gesetzt hatte. Falls mein Plan nicht aufging, konnte es durchaus sein, dass ich dort landete. „Bereit für den Sprung, Ben. Lyxh, Kurs drei-fünf-sechs-null-zwanzig. Auf mein Kommando."

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