Red Princess - Die Suche nach...

By RealNez

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Ein Land, das ganz anders ist als alle anderen. Die Bürger untergeordnet in Farben, wovon die Farbe Rot regie... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Ende

Kapitel 41

3.1K 201 9
By RealNez

Belle

Im Kopf lief ich das Gespräch mit Shane ab, versuchte herauszufinden ob etwas zwischen uns gesagt wurde, das auf so eine Vermutung hinweisen würde, aber nicht viel war mir im Gedächtnis geblieben. Nur kleine Wortfetzen. Mehr nicht.

Angst und Panik wollten mir die Luft zuschnüren, mich unterkriegen, mich um mein Leben rennen lassen, aber ein winziger Funken Hoffnung hielt mich noch an Ort und Stelle, ließ mich die aufsteigenden Tränen zurückdrängen und meine Angst runterschlucken.

Das Gespräch sagte gar nichts. Nur dass ich eine höhere Stellung als Shane hatte. Eine höhere Stellung als Mia. Mehr nicht.

Selbstsicher, so gut wie möglich, straffte ich die Schultern, schluckte den Kloß im Hals runter und gesellte mich wieder zu den Anderen, die sich auf dem Boden niedergelassen hatten. Jack war gerade dabei Shane fest an ein Baum zu fesseln damit auch er sich für heute Nacht ein wenig Ruhe holen konnte.

Wir gingen ein wenig auf Abstand von Shane, ehe er mir die vielversprechende Handschelle entgegenhielt. Das winzige Vertrauen, das er noch für mich übrig hatte, war nun endgültig verschwunden und ich durfte die Nacht nicht frei verbringen. Schweigend reichte ich ihm meine Hand, widerstrebte nicht als er das kühle Metall um mein empfindliches Handgelenk legte und unterdrückte ein Zischen indem ich meine Lippen fest aufeinander drückte. Ich durfte mich heute Nacht einfach nicht mehr bewegen oder an dem Ding zerren, dann sollte es meine Haut nicht noch weiter reizen.

Jack hielt inne, schien mit sich selbst zu ringen als er meine Hand unter strengem Blick betrachtete. Ich atmete tief durch. Dachte er darüber nach ob er mich nicht lieber auch an ein Baum festbinden sollte damit nicht erneut diese erzwungene Nähe zueinander entstand? Wenn ich ganz ehrlich war, diese Option wäre selbst mir im Moment lieber.

Es war mir egal, ob er nun dachte ich hätte eine höhere Stellung als ein roter Sicherheitsmann oder ob er wusste, dass ich die Tochter seines Feindes war. Er fragte auch nicht danach. Also war es mir egal.

Er ließ von mir ab, die Handschelle fiel in den dichten Gras, auf dem wir saßen. Schließlich fuhr er sich schwer seufzend über das Gesicht. Kurz bestaunte ich wie sich die Dunkelheit wie eine Decke über den Wald ausbreitete. Heute gab es keine Sterne zu bewundern, nur den wolkenreichen Himmel, der uns nicht einmal einen kurzen Blick auf den Mond erhaschen ließ. Es wurde von Sekunde zu Sekunde immer dunkler...

Unwillkürlich schreckte ich in mich zusammen als mich etwas Kühles auf der Haut traf. Jack packte meine Hand fester, die ich in dem Schreck zurückziehen wollte. »Halt einfach still.«, murmelte er schlecht gelaunt und konzentrierte sich wieder darauf mir eine weiße Creme auf das Handgelenk zu schmieren. Ich blinzelte, um zu erkennen was es war. Es war eine Salbe. Und sie brannte wie Feuer auf meiner geröteten Haut.

»Was- Woher hast du die auf einmal her?«

Keine Antwort.

Natürlich nicht. Er sprach ja nicht mit mir. Aber warum dann kümmerte es ihn überhaupt ob das Metall meine Haut weiter reizte?

»Du solltest auch da von« Jetzt reichte er mir eine andere Schachtel, die einem Arzneimittel sehr ähnelte - womöglich sogar eine war. »etwas auf deine Beine auftragen und die Verbände wechseln.« Er reichte mir die besagten Sachen, die er geheimnisvoll aus seinem Rucksack gefischt hatte.

Verblüfft starrte ich das Zeug in meiner Hand an. Woher kam das ganze Zeug auf einmal her?

»Ich war heute Morgen unterwegs, um wichtige Besorgungen für unseren Ausflug zu machen.«, antwortete er auf meine unausgesprochene Frage. Mehr sagte er nicht dazu.

Das musste aber sehr früh gewesen sein, wenn ich zu der Zeit noch schlief und er einkalkuliert hatte, wann Shane aufkreuzen würde. »Danke.«, sagte ich verblüfft. Diese Geste wärmte mir unwillkürlich das Herz auf.

Jack nickte nur knapp.

Als nichts mehr kam und er mir den Rücken zuwandte, ging ich ungestört zwischen Bäume, um meine Beine mit der dafür geeigneten Salbe einzureiben und den Verband zu wechseln. Es dauerte eine Weile und kostete mich all meine Bemühungen bis ich es schaffte, ohne mich hinzusetzen, meine Beine zu versorgen. Erschöpft wickelte ich als Letztes meine Beine in den sauberen Verband und war heilfroh über das angenehme Prickeln auf meiner Haut. Die Leggings schmiegte sich dicht an meine eingewickelten Beine, die meine Mobilität ein wenig einschränkten.

Ich zog mir die Kapuze wieder über den Kopf, weil mir der pfeifende Wind um die Ohren schlug und kehrte wieder zurück zu Jack, um mir die Handschelle anlegen zu lassen. Aber der Farblose hatte es sich, wie üblich an ein Baum lehnend, gemütlich gemacht und döste leise vor sich hin. Erst als er meine näher kommenden Schritte wahrnahm, öffnete er die Augen, rieb sich darüber und blickte mich an, die Stirn gerunzelt.

»Danke.«, sagte ich nochmal. Ich wollte, dass er wusste, dass ich für seine Fürsorge ehrlich dankbar war. Eigentlich wollte ich ihm auch sagen, dass er nicht wie der Farblose war, den ich mir in ihm immer vorgestellt hatte. Wollte ihm sagen, dass er kein schlechter Mensch war, dass er trotz seiner Umstände zu einem anständigen Mann herangewachsen war und ich ihn verstand. Irgendwie.

Doch nichts davon kam mir über die Lippen. So wie ich ihn vor mir ansah, konnte ich ihm nicht verraten, dass ich nach alldem was passiert war keine Angst vor ihm hatte. Obwohl ich es haben sollte. Definitiv. Er hatte mehrere Menschenleben auf dem Gewissen. Nicht nur die blauen Ärzte.

Und obwohl mir gerade das durch den Kopf ging, wagte ich es, mich neben ihm zu setzen. Er schnaubte und rückte weg. Zwei Zentimeter. Ich unterdrückte ein Schmunzeln und lehnte mich stattdessen auch an den Baumstamm, schwieg.

»Es gibt hier ausreichend Plätze zur Auswahl.«, murrte Jack nach einer gefühlten Minute neben mir, wagte es aber nicht mich anzusehen und starrte stur die eingravierten Zeichen, die er mit einem Stock in die Erde bohrte, an.

»Ich weiß.«, zuckte ich die Schultern.

Jack presste die Lippen aufeinander, verzog sonst keine Miene.

»Sind die Blauen immer noch im Keller eingesperrt?«, fragte ich nach einer Weile.

»Nein.«

»Aber wie-«

Jack warf den Stock weg, richtete seine Augen auf mich und warf mich somit komplett aus meiner Bahn. Überrumpelt erwiderte ich seinen Blick, war längst verstummt. »Ich habe gesagt, dass ich mich darum gekümmert habe. Also lass gut sein.«

Ich musste mehrfach schlucken, um meine Stimme wiederzufinden. »Aber was soll das bedeuten?«

»Es bedeutet, dass es dich nichts angeht.« Und Basta.

Diesmal verzog ich den Mund zu einem schmalen Strich und war drauf und dran ihn anzubrüllen. Konnte er nicht einfach darauf antworten? Wieso musste er mir ausweichen? Es konnte doch nicht so schlimm sein, mir zu sagen was- Die Erkenntnis traf mich wie ein rasender Pfeil, der sein Ziel durchbohrte. »Hast du sie...?« Ich brachte es nicht über die Lippen, hatte mich unwillkürlich aufgerichtet und die Augen in voller Ehrfurcht aufgerissen. »Sag mir bitte nicht, dass...« Wieder schnappte ich nach Luft während sich meine Augen tränten. Nein. Bitte, lieber Gott, bitte nicht...

Jack biss sich wütend auf die Unterlippe, entfernte sich mit einem Ruck von mir und saß mir nun entgegen. Von Gesicht zu Gesicht, die Nasenflügel aufgebläht, sagte er. »Was denkst du denn?« Die ganze Wut- aber viel mehr die ... Enttäuschung - die sich in seinen Augen spiegelte, waren nicht aus seiner tiefen Stimme herauszuhören als er mich ganz offen nach meinen Gedanken fragte.

Mein Herz raste. »Hast du-«, brach ich ab. »Du weißt was ich meine!«

Er lachte trostlos. »Sag es doch. Sag doch, was du wirklich über mich denkst.« Seine Augen funkelten. »Frag doch, ob ich sie kaltblütig ermordet habe!«

Ich hielt an mich, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Wieso redete er ständig um den heißen Brei rum? Ich hielt es für schlauer, nichts darauf zu erwidern und schwieg.

Ein Schnauben, dann wandte er sich endgültig von mir ab. »Das ist das Einzige, was du in mir siehst, oder? Ich verstehe ja, dass ich der Bösewicht in deiner Welt bin, aber...« Er schluckte. »Aber ich hätte gedacht, dass du mich wenigstens ein bisschen in diesen Tagen kennengelernt hättest.« Tief einatmend fuhr er fort: »Ich muss dir nicht deine Freiheit geben, ich muss mich nicht um deine Verletzungen oder sonst um dich kümmern, ich könnte dich alles machen lassen ohne dir etwas im Gegenzug anzubieten, aber ich tue es trotzdem... Weil ich sehe, dass du leidest und ich mir geschworen habe, nie jemandem unnötig Leid zuzufügen, wenn ich das verhindern kann.«

Er schüttelte den Kopf als müsste er sich selbst daran erinnern, nicht noch mehr von seinen Gedanken und Gefühlen preiszugeben. »Vergiss es.«, sagte er schließlich und etwas in mir zog sich schmerzhaft zusammen. »Ich habe ihnen kein Leid zugefügt. Sie sollten seit ungefähr einer Stunde frei sein und sich in ihrem blitzblank sauberen Haus frei bewegen können.«

Ich blinzelte die Tränen weg, meine Atemwege waren plötzlich viel zu eng. »Es tut mir leid.«, krächzte ich heiser. »Das- ich wollte nicht-«

»Spar's dir.« Er stand auf und setzte sich diesmal ganz weit weg von mir. Ihm war es anscheinend sogar egal, dass ich frei und somit in der Lage war abzuhauen.

Er war der Bösewicht in meiner Welt, doch wieso fühlte ich mich im Moment so als wäre ich die Verbrecherin in seiner?

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