Christmas Without You

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I wish we were kissing under mistletoe
The stars on the sky just can't match your glow
Now I can't wait 'til you're by my side
We'll be warm by the fire all night, oh

I wanna hold you while the bells are all ringing
Want you to be here while the angel's singing
Days are perfect when I got you near
My only wish is you here


(Ava Max - Christmas Without You)

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Der Tannenbaum stand wie auf dem Präsentierteller im Wohnzimmer von Mias Eltern. Direkt mittig, schön gleichmäßig gewachsen, bis hin zu der Spitze, die kurz unter Decke halt machte. Eigentlich war es wie jedes Jahr ein wunderschöner Baum, wenn da nicht der fade Beigeschmack war, dass es bei diesem genauso, wie bei allen anderen Dingen rund um Weihnachten, ums Wetteifern der Geschwister ging. Dementsprechend hatte die Blondine auch nicht sonderlich viel Interesse daran bei dem Schmücken zu helfen. Sie saß in ihrer bequemen Jogginghose auf dem Sofa und hielt ihr Smartphone immer griffbereit in ihrer Hand. Julian hatte ihr seine Nummer gegeben, falls es absolut traumatisch werden sollte, dass sie ihn anrufen konnte zu jeder Zeit. Seit seinem letzten Spiel waren nun ein paar Tage vergangen, in dem sie sich nur über FaceTime gesehen hatten. Es gab Tage, da lag sie selbst im Bett und weinte bitterlich, weil sie ihn vermisste. Weil sie sich wieder so allein fühlte in der Weihnachtszeit. Es gab keine Ablenkung, die sie mehr als nötig hatte. Einmal erwischte sie sich sogar dabei, wie sie am Bahnhof am liebsten in den nächsten Zug nach Bremen gestiegen wäre, um einfach rauszukommen. Um zu Julian zu kommen und in seinen Armen zu liegen. Doch anstelle dieser Wunschvorstellung, saß sie jetzt auf dem alten Ledersofa ihrer Eltern und betrachtete diese, wie sie sich gegenseitig an zickten, weil die Lichterkette einen Millimeter zu schief hing. Den einzigen Trost in dieser Zeit spendete ihr noch der Kater Luke, der es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte. Immer wieder überlegte sie, ob sie Julian nicht doch schreiben sollte, wie schrecklich sie sich fühlte, doch anstelle ehrlich zu sein, sagte sie ihm immer wieder, dass alles gut war.

„Mia, kannst du nicht mal ein bisschen helfen." Mias Mutter Hanna sah ihre Tochter an, die aus ihren Gedanken gerissen wurde und zu dem Baum aufsah und mit dem Kopf schüttelte.

„Du könntest uns ein bisschen unterstützen im Weihnachtsstress.", klinkte sich ihr Vater Erik ein, der die nächste Lichterkette entknotete.

„Ich bin hier. Das sollte wohl reichen.", murrte die Blondine, die liebevoll den Kater auf ihren Arm nahm und sich vom Sofa erhob.

„Wo willst du jetzt wieder hin?" Ihre Mutter richtete sich auf und sah ihre Tochter an, die sich auf die Zunge biss, damit ihr nicht der gleiche Fehler wie letztes Jahr passierte und sie sich mit ihrer Mutter verkrachte.

„Auf mein Zimmer. Ich bin noch müde und wollte noch mit Cara telefonieren.", log Mia, als sie sich aus dem Blickfeld ihrer Mutter entzog und nur noch ein paar Wortfetzen wahrnahm, die ihr sagten, dass bald ihre tolle Verwandtschaft kam. Schnell lief sie die alte Holztreppe nach oben, die sie zu ihrem Zimmer brachte. Dort ließ sie den schwarzen Kater mit den weißen Pfoten runter, der es sich auf ihrem Bettzeug bequem machte. Eigentlich war es auch nur halb gelogen, denn Mia telefonierte regelmäßig mit ihrer besten Freundin. Insbesondere nach der Sache mit Roman, rief Cara oft genug an, weil sie sich über den Torhüter bei ihr beschwerte. Mia stufte die Zuneigung die sie zueinander hatten als Hassliebe ein, was sie und Julian immer wieder zum Lachen brachte, wenn er von Romans Sicht berichtete und sie von Caras. Und wieder war der Gedanke an Julian da. Ihre Mundwinkel, die kurz zu einem Lächeln gezuckt hatten, fielen wieder unten, als sie sich ebenfalls auf das Bett fallen ließ und es ein wenig zu doll wippte, sodass sich der Kater mit einem lauten Miauen beschwerte.

„Sorry Luke.", murmelte sie, als sie mit einer Hand den Kater weiter kraulte, was er mit einem Schnurren genoss. Kurz schloss die Blonde ihre Augen und erinnerte sich an den letzten Abend zurück. Sie sah Julian so klar vor sich, wie sie beide im Bett nebeneinander lagen und die ganze Nacht quatschten, bis er irgendwann schnarchend einschlief. Wenigstens hatten sie das Spiel am darauffolgenden Tag gewonnen, obwohl er nur 4 Stunden geschlafen hatte. Wie sehr wünschte sie sich wieder zurück an den Morgen, wo sie sich so liebevoll voneinander verabschiedet hatten. Er sie in den Arm genommen hatte und auf ihr Haar murmelte, dass alles gut wurde und sie sich bald wiedersahen. Mia schlug die Augen wieder auf und eilte zu ihrer Tasche, was erneut den Kater dazu brachte zu motzen. Doch das interessierte die Blondine nicht. Sie öffnete ihre Reisetasche und direkt blitzte ihr ein weißes Shirt entgegen, was sie rausholte und kurz daran roch. Der Duft war schon eine Weile verschwunden, aber sie wusste genau, wie es noch vor ein paar Tagen duftete und es spendete ihr ein klein wenig Trost, wenn sie sich nicht gut fühlte. Somit nahm sie es mit zum Bett und rollte sich darauf zusammen mit dem Shirt von Julian in den Händen. Ihr Herz schlug augenblicklich ein wenig schneller und ihre Gedanken waren gar nicht mehr so finster, wie vor ein paar Minuten. Ohne weiter drüber nachzudenken, griff sie nach ihrem Handy und öffnete WhatsApp. Sie brauchte jetzt ein Lebenszeichen von ihm und sprang über ihren Schatten, doch sie erkannte bei seinem Namen, dass dort die letzte Nachricht nicht angezeigt wurde, sondern dort in grüner Schrift stand schreibt. Mia schloss die App und wartete darauf, dass sie ihr Nachrichtensignal hörte, was auch nicht lange auf sich warten ließ. Mit nervösen Fingern entsperrte sie ihren Bildschirm und sah, dass Julian anscheinend ein Bild geschickt hatte. Schnell öffnete sie die Nachricht und konnte sehen, wie der Fußballer vor dem Weihnachtsbaum mit deren Hund Nala posierte. Den Hund hatte Mia schon oft genug in ihren Videotelefonien gesehen, als sie von Julian gekrault wurde. Was war die Blondine neidisch auf den Vierbeiner, wenn sie so entspannt neben ihm lag. Mia sah das Bild einige Zeit an, bis sie ein rotes Herz zurückschickte, was er auch sofort las. Die Haken färbten sich blau und der Fußballer tippte erneut. Seine Nachricht trieb Mia beinahe wieder die Tränen in die Augen, er wünschte sich, dass sie mit auf dem Foto wäre. Ein leichtes Lächeln zog sich dennoch auf die Mundwinkel der Blondine, die darauf antwortete, dass sie sich auf ihr Wiedersehen freuen würde. Damit schloss Mia den Chat und öffnete das Bild in ihrer Galerie erneut. Sie schaute es sich nochmal kurz an, als sie beschloss ihren Hintergrund zu wechseln und nahm das soeben neu erhaltene Foto. So konnte sie ihn zumindest gleich sehen, wenn sie nur einen Blick auf ihr Handy warf, was ihr vielleicht über den Abend half. Die Blondine rutschte vom Bett runter, während der Kater keine Anstalten machte sich zu bewegen. Sie nahm das Shirt und packte es wieder in ihre Tasche, tauschte es aber mit ihren Klamotten aus, die sie heute Abend trug. Mia zog ihr rotes Kleid heraus mit einer blickdichten Strumpfhose. Ihre Mutter bestand darauf, dass sie sich jedes Jahr herausputzte und wie sie es betitelte, aus ihrer Komfortzone ausbrach. Da die Blondine dieses Jahr keine Lust auf die Diskussion ihres Outfits hatte, legte sie es über den Stuhl, als sie ins Badezimmer ging und erstmal die Dusche genoss, die ihr mit dem warmen Wasser äußerst gut tat. Nachdem sie aus der Dusche raus war, wischte sie einmal mit der Hand über den beschlagenen Spiegel und betrachtete sich. Eigentlich hatte sie absolut keine Lust sich herzurichten. Sie würde lieber auf ihrem Zimmer bleiben und die nächsten 3 Tage durchschlafen, bis sie wieder in ihre WG konnte und zu Julian. Seufzend griff sie nach ihrer Kosmetiktasche und schminkte sich dezent, bis auf die Lippen, die sie mit einem zarten Rotton hervorhob. Ihre Haare föhnte sie sich und glättete sie im Anschluss, damit sie nicht so kraus wie sonst wirkten. Danach ging sie in ihr Zimmer zurück und zog ihr Outfit für den Abend an. Sie kam sich vor wie eine Marionette, als sie sich vor dem Spiegel drehte und ihre äußere Hülle zwar nach Weihnachten aussah, aber innen absolut keine Stimmung vorhanden war. Mal abgesehen davon hasste sie die Strumpfhose die sie trug jetzt schon und die hohen Schuhe hielt sie für banal, weil sie daheim war. Sie verstand nicht, warum sie nicht lieber ihre Kuschelsocken anziehen konnte, die sie eh den ganzen Tag trug. Dennoch ergab sie sich ihrem Schicksal, als sie noch ihr Handy schnappte und sie das Zimmer verließ. Wahrscheinlich ging jeden Moment die Türklingel. Mia ging langsam die Treppe hinab und hörte bereits das Schellen der Tür.

Dortmunder WinterzauberWhere stories live. Discover now