10

314 13 0
                                    

Fast eine Woche hab ich Dag jetzt nicht gesehen. Es zereisst mir mein Herz. Ich vermisse ihn so unglaublich. Vielleicht ist aber auch besser so. Wir würden uns nur wieder streiten. Fuck! Die Zeit mit ihm ist so verdammt wertvoll. Zumindest die, in der wir nicht gestritten haben. Vielleicht ist es richtig so. Vielleicht muss es so sein. Sonst wäre ich bestimmt nur wieder irgendwann weggelaufen. Wie immer halt. Sido hat mich schon richtig eingeschätzt. Selbst wenn ich es nicht mit Absicht mache. Ich würde es tun. Aber renn ich nicht gerade weg? Müsste ich nicht eigentlich meinen Stolz runterschlucken und auf Dag zugehen. Mit ihm reden. Richtig ehrlich reden. Nein! Das kann ich nicht. Ich kann ihm nicht sagen was Phase ist. Dann würde ich ihn endgültig verlieren. Er will mich höchstens als Kumpel. Ist ja auch ok. Zumindest muss es das sein.
Ich geh jetzt laufen. Vielleicht hilft mir das ja meine Gedanken zu sortieren. Dann schaff ich es ja vielleicht auch mal über meine Zukunft nachzudenken. Langsam muss ich mir echt bewusst werden was ich vom Leben will. Zu lange hab ich an meinem Kindheitstraum festgehalten. Aber das wird nichts. Ich wollte eigentlich immer ein spießiges Familienleben. So mit glücklichen Kindern, kleinem Garten, mit Mann. Aber so bin ich nicht. Ob ich das überhaupt könnte? Der Zug ist abgefahren. Ich werd kein solches Leben mehr leben.
Schnell packte ich meine Kopfhörer und drehte die Musik auf. Ich rannte als gäbe es keinen Morgen mehr. Ich versuchte alles auszuschalten nur noch meinen Körper zu spüren. Völlig aus der Puste lehnte ich mich an einen Baum. "Hey Tascha!" begrüßte mich Martin, Dags Parcourfreund. "Hey" lächelte ich. "Hab dich ja lange nicht mehr gesehen." stellte er fest. "Ja bin schon lange nicht mehr diese Strecke gelaufen" keuchte ich. "Martin wo bleibst du?" unterbrach uns eine bekannte Stimme. Dag. Sie waren wieder mal trainieren. Hätt ich mir doch denken können. "Hey" sagte ich leise zu Dag. Er sah mich gar nicht richtig an. Es schien als würde er es stark meiden mir in die Augen zu sehen. "Können wir reden?" wendete ich mich an Dag. "Grade schlecht. Wir sind mittem im Training" schmetterte er meine Bitte ab. Es fühlte sich an wie ein Stich ins Herz. War der letzte Streit zu viel? Genervt rauschte ich ab.

Mit einer Tasse Tee saß ich auf meinem Sofa und durchforstete meine Bilder. Ich hatte noch viel unbearbeites Material. Das half zumindest etwas die Gedanken zuverdrängen. Obwohl ich mich vielleicht endlich mal meiner Zukunft widmen sollte. "Mach auf!" schrie ein betrunkener Mann und hämmerte gegen meine Haustür. Erschrocken bewaffnete ich mich mit meiner Vase. Warum hämmert jemand mitten in der Nacht. Mit zitternden Knien schlich ich zur Tür. Mein Herz bebte. Fuck! Ich hau dem die Vase übern Kopf. Aber vielleicht sollte ich erstmal sehen was der Mann will. Ich öffnete die Türe einen kleinen Spalt. Der Mann drückte sie weiter auf. Ich war bereit ihm die Vase aufzusetzen als ich erkannte wer da stand. Langsam senkte sich mein Atem und ich stellte die Vase ab. "Was willst du hier?" sagte ich zickig und stemmte die Arme in die Hüften. "Reden! Bitte lass mich rein" lallte Dag. "Ich glaube das ist keine gute Idee" Ich wollte ihn nicht sehen. Schon gar nicht in diesem Zustand. Erträgt er mich nüchtern nicht? Wenn er besoffen ist bin ich gut genug? Aber wenn er mich noch lange so ansieht bin ich machtlos. Seine Augen fesselten mich. Er könnte mit mir alles machen. Warum bin ich nur so schwach? Warum zur Hölle? Fuck! "Bitte! Lass mich rein. Es ist kalt" quengelte er. Ich öffnete die Tür ein Stück weiter. Er fiel fast herein. Im letzten Moment konnte er sich noch fangen und schwankte auf mein Sofa zu. "Tascha ich... Es tut mir so leid! Es tut mir so leid" schniefte er. Tränen sammelten sich in seinen Augen. So hat es doch keinen Sinn. So gerne würde ich ihm glauben aber in diesem Zustand? "Lass uns morgen reden. Ich bring dir schnell Bettzeug" schmetterte ich alles von ihm ab. Ließ ihn nicht an mich ran. Fuck! War das schwer. Er packte meine Hand und zog mich zurück auf das Sofa. Direkt neben ihn. Wieder sah er mich aus seinen schönen Augen an. "Tascha ich mag dich! Sehr sogar" Er sagte es mit so einer Ehrlichkeit in der Stimme. Ich musste automatisch lächeln. Gleichzeitig bahnten sich die Tränen ihren Weg. Ich biss mir auf die Lippen und starrte auf meine Füße. Dag strich sanft über mein Gesicht. Sofort hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. "Dag ich mag dich auch...sehr!" erwiederte ich seine Aussage. Ich wusste nicht auf welcher Ebene. Aber fuck ich brauche ihn. Ich mag ihn zu gerne. Ob es Liebe ist? Liebt er mich? Meinte er das eben auch nur freundschaftlich? Und warum zur Hölle lass ich schon wieder alles mit mir machen? "Sind wir wieder gut?" fragte er. Ich konnte ihm noch nie wirklich lange böse sein. Ich nickte nur. "Kann ich bei dir schlafen?" flüsterte er. Seine Stimme war so klar. Nicht mehr so verwaschen wie vorhin. So als wäre der ganze Alkohol binnen Sekunden veraucht. "Ich bring dir das Bettzeug" Ich wollte es falsch verstehen. Ich weiß nicht ob ich ihn in meinem Bett möchte. Blödsinn. Ich hätte ihn gerne neben mir aber ist es schlau? Immerhin ist er besoffen und morgen sieht er alles bestimmt ganz anders. "Du weißt was ich meine" raunte er. Er hat mich gecheckt. Er durchblickt mich öfter als mir Lieb ist. Ich kann ihn doch nicht wegstoßen. Was soll schon passieren? Er liegt ja nur neben mir. Wir schlafen ja nicht miteinander. Das haben wir ja schon öfters gemacht. Wir teilen uns ja nur eine Matratze. Was ist schon so schlimm dabei? Ich nickte in die Richtung meines Schlafzimmers. Vor einer Woche hat der Morgen 'danach' einen rießen Streit verursacht. Wird es wieder so? "Ich bin noch schnell im Badezimmer" sagte ich und schloss hinter mir die Tür. Was zur Hölle mache ich hier? Mein Kopf schreit so laut. Mein Verstand wehrt sich gegen diese Situation aber mein Herz... Meine Gefühle sind stärker. Ich hasse dieses Gefühl. Dieses Gefühl von Kontrollverlust. Schnell schlüpfte ich in ein rießiges Tshirt und eine kurze Hose, putzte mir die Zähne und schlich ins Schlafzimmer. Dag lag seelenruhig auf 'seiner Bettseite' und schlief. Nur in Boxershortbekleidet lag er dort. Das Bild zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Sein Körper. Er ist einfach so verdammt schön. Vorsichtig legte ich mich neben ihn. Während meine Gedanken Karusell fuhren beobachtete ich ihn. Am liebsten würde ich jetzt durch seine Haare wuscheln. Beherrsch dich Tascha! Lass ihn schlafen.

SDP - Feuerzeugromanze (Teil II) Where stories live. Discover now