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Meine große Reisetasche war fertig gepackt. Anders als sonst waren darin einige Medikamente zur Schmerzlinderung anstatt der tausend verschiedenen Sneaker. Fuck! Ich hab Angst, auf der Tour kann alles passieren. Was wenn ich nicht mehr zurück komme? Ich weiß ja nicht wie lang ich genau habe. Das Sturmläuten meiner Klingel riss mich aus meinen Gedanken. Sofort sprintete ich zur Türe. "Tante Tascha!" jubelte Timmy und fiel mir um den Hals. Ein Lächeln zierte Jules Gesicht. Eher ein trauriges. Keiner von uns wusste wie es weiter ging. Aber ich muss noch was erleben so lange es geht. Ich will jede freie Minute mit den Jungs verbringen. "Timmy ich hab eine Überraschung" sagte ich nervös. Mit großen Augen sah er mich an und streifte sich seine Schuhe von den Füßen. "Du sollst ihm doch nicht immer so viel schenken!" mahnte mich meine Schwester. "Er ist mein Neffe. Ich darf das!" sagte ich und nahm auch sie in den Arm. Timmy sprang ungeduldig umher. "Augen zu" grinste ich. Ganz aufgeregt schloss er die Augen. Er war so unendlich süß. Ich würde für Niemanden so viel tun wie für ihn. Er ist mein ein und alles. Ich legte ihm das erste Geschenk in seine kleinen Hände. "Darf ich?" quengelte er. Ich gab ihm das Go und er fing sofort an das Geschenkpapier runter zu reißen. Ein Tshirt von Etrefort zum Parcour trainieren und die passende Hose dazu. Das hatte er sich so gewünscht. "Jetzt bin ich so cool wie Dag" freute sich der Kleine und fiel mir um den Hals. Alleine der Gedanke, ihn nicht aufwachsen sehen zu können, bricht mir das Herz. "Danke Tascha!" rief Timmy und zog sich die neuen Klamotten an. "Jule, danke, dass ihr heute noch gekommen seid..." sagte ich mit weinerlicher Stimme. "Ist doch klar" murmelte sie und drückte meine Hand. "Mama hat gesagt, du gehst mit Dag und dem anderen da auf Konzerte" sagte der kleine Fratz begeistert. "Ja genau, ich gehe mit Dag und Vincent auf Tour. Da mach ich ganz viele Fotos, wenn sie live spielen. Deshalb muss ich mich heute von euch Beiden verabschieden." Ich freute mich so arg auf die Tour. Das wird ein wunderbares Abenteuer. Gleichzeitig will ich aber nicht gehen. Was wenn ich meine Familie nie wieder sehen kann? Was wenn ich Timmy heute zum letzten Mal sehe. Ich verkniff mir die Tränen und biss auf meiner Unterlippe herum. "Aber du kommst wieder zurück zu mir, oder?" fragte Timmy. Als wüsste er es. Diese Frage schnürrte mir die Kehle zu. Was sollte ich nur antworten? Was? Fuck! "Na klaro! Aber das wird lange dauern. Tante Tascha wird lange unterwegs sein aber wir können telefonieren und uns Bilder schicken" übernahm Jule das Gespräch. Ich war irgendwie dankbar dafür. Aber ich konnte es ihnen nicht versprechen. Was wenn ich während der Tour schlapp mache? Dauert ja immerhin 2,5 Monate bis ich zurück komme. Laut den Ärzten hätte ich dann noch fast 2 Monate bis es... "Ohja das machen wir! Du musst mir versprechen, dass du mir ein Bild vom training schickst. Natürlich mit den neuen Klamotten" sagte ich so gut gelaunt wie ich konnte. Timmy nickte eifrig. "Mein Großer komm mal her" sagte ich und hob ihn auf meinen Schoss. "Ich bin ja jetzt lange weg aber ich bin immer bei dir. Da drinnen, ja?" sagte ich und deutete auf sein Herz. Etwas verwirrt nickte er. "Vergiss nicht, ich pass immer auf dich auf und du kannst immer mit mir reden. Bleib so lieb und mutig. Ich hab dich lieb" Ich wurde immer leiser. Die Worte waren weniger auf die Tour bezogen. Die Angst, ihn nie wieder zu sehen, war einfach so groß. "Ich hab dich auch lieb" grinste Timmy und gab mir ein Bussi auf die Wange. Jule wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Komm zieh dich an! Wir müssen ins Training" sagte sie zu ihrem Sohn. "Tascha du kommst zurück und erst dann reden wir von Abschied, ja?" seufzte sie. Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte sie verstehen aber was wenn nicht? Was wenn das hier unser Abschied ist? "Jule, du warst immer wie eine richtige Schwester für mich. Ich werde dich vermissen aber egal was passiert. Du bist die beste Mutter und große Schwester, die ich kenne. Kümmer dich bitte um Timmy und Mama. Sie brauchen dich. Ich hab dich lieb" schluchzte ich und drückte ihr drei Briefe in die Hand. "Was ist das?" fragte sie. "Lest die Briefe, wenn ich...wenn ich nicht mehr zurück komme. Den für Timmy hebst du bitte auf. Gib ihm den erst zu seinem 16 Geburtstag." erklärte ich ihr ihre Aufgabe. Weinend nickte sie. "So jetzt ab mit euch! Ihr wollt ja nicht zu spät kommen" scheuchte ich die Beiden aus meiner Wohnunt. Puh... Das war schwer. Ich hatte nicht gedacht, dass das so emotional werden wird. Soll ich doch hier bleiben? Aber dann sitz ich hier alleine und warte auf meinen Tod. Ist das die bessere Option? Fuck! Nein. Ich muss jetzt egoistisch denken. Ich will leben! Ich sollte so viele Abenteuer wie möglich mitnehmen. Weinend saß ich vor meiner gepackten Reisetasche. Heißt es wirklich jetzt schon Abschied nehmen? Dazu bin ich nicht bereit. "Hallo Maus, ich hab dir noch was mitgebrach..." Sabi stoppte in mitten ihres Satzes. Besorgt setzte sie sich zu mir und nahm mich in den Arm. "Was wenn ich nicht mehr zurück komme?" schluchzte ich. "Hör auf!" sagte meine beste Freundin energisch. "Du gehst mit den Jungs auf Tour. Erlebst das Abenteuer deines Lebens und wenn du zurück bist hast du noch genügend Zeit dich von dem Allen hier zu verabschieden." redete sie weiter auf mich ein. "Meinst du?" fragte ich und sah sie verzweifelt an. "Ich weiß es! Und jetzt mach dich fertig für deine Reise!" foderte sie mich auf und half mir auf die Beine. Hoffentlich halte ich das Alles durch. Hoffentlich hat Sabina recht. Ich muss ihr glauben. Sie muss recht haben. Schnell zwirbelte ich meine Haare zusammen, legte etwas Eyliner und Mascara auf. Man musste ja nicht schon von Weitem sehen, dass ich krank bin. "Ich werd dann mal mein Abenteuer erleben" sagte ich wieder voller tatendrang, als ich aus dem Badezimmer sprang. "So will ich das sehen!" grinste Sabina und nahm mich in den Arm. "Hier" lachten wir im Chor. Ich gab Sabi einen Briefumschlag und sie mir ein kleines Paket. "Erst auf Tour aufmachen" ergänzte sie. Ich nickte und packte es in meine Tasche. "Erst auf machen, wenn ich nicht mehr komme" Ich erwähnte es so beiläufig es nur ging. "Ich will sowas nicht hören. Nicht jetzt!" schimpfte sie. "Daran musst du dich gewöhnen" entgegnete ich ihr. "Ich werd dich vermissen!" "Ich dich auch. Aber wir telefonieren, ja?" Ich nickte sofort und nahm sie nochmal lange in den Arm. Ich wusste gar nicht mehr wie ich fühlen sollte. Ich bin ultra aufgeregt und voller Vorfreude aber auch mega traurig. Ich hab scheiße nochmal viel Angst. Puh... Hirn abschalten und einfach die Zeit genießen. Mein Arzt meinte ja auch, es sei alles erlaubt was mir gut tut. Wow, das sagt sich so verdammt einfach. Im Moment tut mir fast nichts gut.

SDP - Feuerzeugromanze (Teil II) Where stories live. Discover now