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Langsam wurde ich die hellen Sonnenstrahlen geweckt. Vorsichtig sah ich mich nach Dag um. Er schlief ganz ruhig neben mir. Wie gerne würde ich mich jetzt an ihn kuscheln. Seine raue Haut spühren. Fuck! Wieso denke ich immer so? Warum kann ich nicht einfach nur mit ihm befreundet sein? Gestern habe ich mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen. Ich hab mich betrunken aufgeführt als wären wir ein Paar. Es ist mir fast etwas peinlich jetzt so neben ihm zu liegen. Nicht weil er mich so nicht sehen darf oder weil ich mich nicht geborgen fühle... Nein... Meine Vernunft sagt mir, dass das nicht geht. Hilfe! Vorsichtig drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. "Guten Morgen Panda" grummelte Dag und strich sanft über meinen Arm. Sofort verschwanden meine Gedanken. "Guten Morgen" lächelte ich. Einen Moment sahen wir uns einfach nur an. Es war so magisch. Nur wir zwei. Es fühlte sich an als ob die Zeit stehen bleiben würde. Aber das geht doch nicht, oder? "Hast du lust auf Frühstück oder bist du zu verkatert?" räusperte sich Dag und beendete den Moment. Ich war ihm irgendwie dankbar dafür. Ich kann doch nicht... Er ist doch mein bester Freund. "Essen ist irgendwie noch nicht so gut" lachte ich und hielt mir den Bauch. "Glaub ich dir, Schnapsdrossel!" grinste Dag frech. "Hey!" bockte ich. "Awww, ist mein Panda jetzt beleidigt?" raunte er und stupste meinen Arm mit seiner Stirn an. Angestrengt versuchte ich mir das Lachen zu verkneifen. "Idiot!" lachte ich und streckte mich. Das sah Dag als perfekte Gelegenheit um mich zu kitzeln. Prustend fuchtelte ich rum. "Aufhören! Bitte!" japste ich. Ich konnte mich aus seinem Griff winden. Dabei fiel ich auf seinen Bauch. Unsere Gesichter waren sich noch nie so nah. Ich würde zu gerne in seinen Augen versinken. Fuck! Hallo! Erde an Tascha? Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf meine Bettseite. "Ich mach uns mal Kaffee" faselte ich um der Situation zu entkommen. Was ist nur los mit mir? Spührt er das auch? Was wenn ich für ihn einfach nur wie ne klene Schwester bin?
Als ich mit zwei Tassen Kaffe zurück in mein Schlafzimmer stolperte, saß Dag nicht mehr auf dem Bett. Er stand angezogen an meinem Schreibtisch. "Du schmeißt hin?" sagte er ohne mich anzusehen. "Ich... Was..." stotterte ich rum. Wütend drehte er sich zu mir um und hielt mir den Zettel unter die Nase. "Du schmeißt hin? Warum hast du nichts gesagt?" rief er. "Ich habs doch noch nicht entschieden..." "Deshalb steht hier auch groß Kündigung?" unterbrach Dag mich. Ich stellte die Tassen ab und fuhr mir durch die Haare. "Ich hätte es euch gesagt, wenn es fix ist." log ich in der Hoffnung es würde nicht auffallen. "Warum gibst du deinen Job auf? Du liebst ihn doch so!" verwirrt aber nicht mehr wütend sah er mich an. "Naja...Passt nicht mehr in mein Leben. Aber warum regst DU dich so auf?" streute ich die Frage in den Raum. "Weil du kein Wort gesagt hast... Du kündigst doch nicht einfach so! Du bist wie damals... Warum redest du nicht mit mir?" fragte er vorwurfsvoll. "Stopp! Wieso wühlst du in meinen Sachen rum? Spionierst du mich aus? Fuck Dag! Das ist MEIN LEBEN!" rief ich. "Ich hab es zufällig gefunden. Ich wollte nur deine Fotos ansehen. Du hättest es mir doch sonst nie erzählt." schnaubte er. Irgendwie ertappt rannte ich auf den Balkon. Mir wurde es drinnen zu eng. Ich brauchte frische Luft. Noch eine Sekunde länger und ich wäre an meinen Gedanken erstickt. Sollte ich es ihm sagen? Aber warum? Das bedeutet nur unnötige Gespräche. Ich werde die Schule verlassen. Er würde das nie verstehen. Oder? Müsste es nicht gerade er am besten verstehen? Er hat doch auch alles für die Musik geopfert. Aber das alleine ist es ja nicht. "Es tut mir leid" flüsterte Dag und lehnte sich neben mich ans Balkongeländer. Ich nickte nur und senkte meinen Blick. Ich malte mit meinem Fuß imaginäre Kreise auf die alten Steinfliesen. "Ich musste was verändern... Ich hab mich nicht mehr wohlgefühlt..." stammelte ich rum. "Warum hast du dich nicht mehr wohlgefühlt?" hakte Dag ein. "Ich kann nicht mehr... Ich alleine gegen das System. Alle hacken ständig auf mir rum. Ich kann es keinem recht machen. Dann das Chaos mit Tobi... Ach scheiße ich zieh den Schwanz ein" schniefte ich. "Du ziehst nicht den Schwanz ein! Du hast nur nicht unendlich viel Kraft. Du kannst nicht nur kämpfen." sagte Dag einfühlsam und strich über meinen Oberarm. Sofort stellten sich meine Härchen auf. "Früher war das Lächeln der Schüler mein Antrieb. Mehr hab ich nicht gebraucht" sagte ich abfällig gegenüber mir selbst. "Hast du früher auch mal was für dich gemacht?" Ich zuckte nur mit den Schultern. Keine Ahnung. Es ging mir immer um meine Schüler. Mir ging es ja gut. Ich hatte ja alles. Aber seit einiger Zeit geht es mir nicht mehr gut. Ständig diese Schmerzattacken gefolgt vom kompletten Gefühlschaos. Ich hab die Energie nicht mehr. Ich kann mich nicht mehr komplett der Schule opfern. "Ohne dich jetzt unter Druck setzten zu wollen... Hast du schon nen Plan für dein Leben?" Das hat er gerade nicht wirklich gefragt. "Mr Freigeist und arbeitsloser Musiker macht mor Vorwürfe? Ich hab mein halbes Leben schon gearbeitet!" patze ich ihn an. "Hey so war das nicht gemeint!" entschuldigte er sich bei mir. Sanft legte er seine Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte sie ab und verschränkte bockig die Arme. "Fuck Dag! Ich brauch keine Vorwürfe... Keine Ratschläge! Schon gar nicht von DIR!" klatschte ich ihm ins Gesicht. Er zuckte zusammen. Ich war wütend. Mit so wenig Verständnis hätte ich vor allem bei ihm nicht gerechnet. "Keine Sorge, ich werd mir mein Leben schon noch leisten können." flüsterte ich bitter und rauschte ab ins Badezimmer. Ein verheultes Spiegelbild blickte mich an. Soweit hadt du es gebracht, Tascha. Keinen Plan vom Leben, keine Familie, keine Liebe, keinen Job mehr. Ich hab nichts geschafft. Vielleicht war die Kündigung falsch aber ich kann das nicht mehr. Ich musste ausbrechen. Ständig diese Streiterein mit Allen. Das kann ich nicht mehr ab. Schon gar nicht, wenn ich mich nicht mal mehr auf mich selbst verlassen kann. Mein Körper macht nicht mehr mit. Ich rauffte mir die Haare und betrachtete weiter das elendige Wesen im Spiegel.

SDP - Feuerzeugromanze (Teil II) Where stories live. Discover now