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"Hey Sabi!" begrüßte ich sie und lies mich auf einen Barhocker in ihrem Café fallen. "Bin gleich bei dir" lächelte sie. Sie wirkte glücklich. Endlich. Die Jahre zuvor habe ich sie fast nie so gesehen. Ihre Freundin scheint ihr gut zu tun. "So... Was willst du trinken?" fragte Sabi. "Zwei weiße Tequila und ein Wasser" sagte ich ohne zu zögern. Geschockt sah sie mich an. Es war gerade mal 15 Uhr. Normal trinke ich nicht um diese Uhrzeit. "Was ist passiert?" Sofort schenkte sie mir ihre ganze Aufmerksamkeit. Ich erzählte ihr von dem Arztbesuch. Und obwohl wir uns das Letzte mal so gestritten hatten war jetzt wieder alles gut zwischen uns. Wir wussten beide, dass das Alles hier wichtiger ist. Wichtiger als unsere Kabeleien. "Fuck Tascha!" flüsterte sie. Tränen bildeten sich in ihren Augen. "Hey Maus! Nicht heulen! Wir wissen ja noch gar nichts!" sagte ich mit zitternder Stimme. Es fiel mir so schwer meine Tränen zurück zuhalten. Ich schob ihr den Tequila hin. "Du bist verrückt!" sagte sie und wir kippen uns den Schnaps runter. Es brannte und machte es eine Sekunde leichter. "Ich muss noch eine Stunde arbeiten, dann löst mich Vanessa ab. Ich bin in ca 1,5 Stunden bei dir?" "Nimmst du Pizza mit?" fragte ich. Sie nickte und umarmte mich zum Abschied. Mit einem Kopf voller Gedanken schleppte ich mich nach Hause. Alleine sein war unerträglich. Jede Minute sah ich auf mein Handy. Was wenn der Arzt die Ergebnisse schon früher hat?
*Panda wie gehts dir? Soll ich vorbei kommen oder brauchst du Zeit für dich.* Las ich Dags Nachricht. Er war so lieb. Wie schwer es wohl für ihn ist? Er fühlt sich bestimmt verantwortlich. Das soll er nicht! *Hey Dagi, alles gut. Musst nicht kommen. Sabina kommt gleich mit Pizza vorbei. Danke!* antwortete ich schnell. Immer wieder schallte ein Satz durch meinen Kopf: Machen Sie sich nicht verrückt! Lustig! Wie zur Hölle? Ich kann doch nicht einfach so leben als wäre ich gesund. Obwohl ich genau das möchte. Mich mit unwichtigen Alltagsprobleme quälen, Abends gemütlich ein Bier mit den Jungs. Fuck! Alleine sein ist so verdammt schlimm. Ich drehte meine Musikanlage laut. Ich wollte meine Gedanken nicht mehr hören. Doch egal wie laut ich die Musik drehte meine Gedanken schrien lauter. Weinend saß ich auf dem Boden und starrte durch mein großes Fenster. Was wenn ich gehen muss? Was wenn das mein Leben war... Bin ich zufrieden? Habe ich das erreicht was ich wollte? Ich hatte nen tollen Job, gute Freunde, hab viel Zeit mit Timmy verbracht. Doch mein eigentliches Ziel hab ich verfehlt. Familie. Die Türglocke erlöste mich von meinem Gedankengefängnis. Sabi fiel mir weinend um den Hals. Ewig standen wir weinend da. Arm in Arm. "Tascha, ich hab dich lieb... Du bist wie ne Schwester für mich." schluchzte sie. "Maus... Du auch für mich." flüsterte ich. "Lass uns Essen!" sagte sie mit fester Stimme. Wir saßen die halbe Nacht bei mir auf dem Boden, aßen Pizza, weinten, lachten, schwiegen und redeten über das Alles. Bei Sabina konnte ich mich ehrlich zeigen. Muss meine Emotionen nicht zurückhalten.

Am nächsten Tag weckte mich mrin Handy. Dag. Warum ruft er mich so früh an? Um Sabina nicht zu wecken schlich ich ins Wohnzimmer und ging ans Handy. "Mach bitte die Tür auf!" Dag hörte sich nicht gut. Ziemlich traurig. So als hätte er geheult. Bitte nicht! Ich will nicht, dass er sich solche Sorgen macht. Mit zersausten Haaren öffnete ich die Tür. Es war mir schon lange egal wie er mich sieht. Sofort zog er mich in seine starken Arme. "Panda... Ich liebe dich!" flüsterte er und küsste meine Stirn. "Ich dich auch!" sagte ich und zog ihn zu mir in die Wohnung. "Du siehst scheiße aus. Hast du überhaupt geschlafen?" fragte ich Dag. Dunkle Augenringe zeichneten sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf. "Komm leg dich hin" sagte ich und warf ihm eine Decke zu. "Nur mit dir" sagte er und zog mich mit ihm auf die Couch. Wir kuschelten uns zusammen unter die Decke. Ich malte kleine Kreise auf seine Brust. Wir schwiegen einfach. Das tat gut. Einfach nur den anderen spüren. Zu wissen, dass man nicht alleine ist, rettet mir gerade mein Leben. "Guten Morgen. Kaffee?" gähnte Sabina als sie ins Wohnzimmer kam. "Ach unsere Schnacherin ist auch schon wach?" lachte ich um die Stimmung etwas zu heben. Ich muss mich ablenken. Ich kann doch nicht nur traurig hier rum liegen. Davon wird es auch nicht besser. "Blöde Kuh!" sagte Sabi gespielt beleidigt und warf mir ein Kissen ins Gesicht. "Mach dir nichts draus. Ich hab dich trotzdem lieb" zeigte ich ihr die Zunge. "Wo bleibt jetzt mein Kaffee?" mischte sich Dag ein. "Der feine Herr will Kaffee?" Er nickte grinsend und wartete darauf bedient zu werden. "Da vorne ist die Küche" lachte Sabi und klatschte bei mir ein. Wie perfekt wir uns ergänzten. "Ihr im Doppelpack... Unmöglich" schüttelte Dag gespielt genervt den Kopf. Dag quälte sich in die Küche und kam mit drei Tassen Kaffee zurück. "Kippe und Kaffee?" fragte ich Dag. Er nickte nur. Das wohl bekannteste und ungesundeste Frühstück der Welt. "Heute mal hier drinnen!" sagte ich und zündete mir meine Zigarette an. "Ihr Raucher...schlimm!" beschwerte sich Sabina und exte ihren Kaffee. "So ich muss jetzt los!" sagte sie und pacjte ihre sieben Sachen zusammen. "Maus, du weißt wo ich bin, ja? Hab dich lieb!" sagte sie zu mir und gab mir ein Bussi auf die Backe. "Ich dich auch... Und jetzt verpiss dich" grinste ich und gab ihr einen Arschtritt. "Verstehe... Ich störe" schelmisch wackelte sie mit den Augenbrauen. Dag schüttelte nur noch den Kopf. Als wir alleine waren kuschelte ich mich wieder an ihn. "Egal was morgen passiert...Du lebst weiter dein Leben! Versprich es mir!" sagte ich bestimmend. "Aber ich...ich will für dich da sein. Auf Tour geht das nicht" seufzte er traurig. "Du gehst auf Tour. Vielleicht komm ich mit...Vielleicht auch nicht. Aber ich will, dass du nichts für mich opferst. Du brauchst dein eigenes Leben." Ich wurde immer lauter. Genau das habe ich befürchtet. Er fühlt sich so verantwortlich für mich. Er soll nicht wegen mir auf etwas verzichten. "Aber..." wollte er meiner Forderung ausweichen. "Nein! Versprech es!" unterbrach ich ihn. Er gab sich geschlagen. Auch wenn er es jetzt noch nicht versteht... Irgendwann spätestens wenn es vorbei ist mit mir, ist er froh drum. Dann braucht er sein Leben, seine Musik, seine Freunde. Ich muss aufhören so zu denken. Ich weiß doch nicht mal ob ich wirklich ganz ernsthaft krank bin. Auch wenn es wahrscheinlich Krebs ist, laut Arzt besteht eine Chance auf gute Heilung und eine Chance auf eine harmlose Geschichte. Fuck! Ich hab so Angst vor morgen. Ich kuschelte mich ganz eng an Dag. An ihm konnte ich mich festhalten. Den ganzen Tag lagen wir da und waren für einander da. Wir waren einfach nur zusammen. Das machte die Angst ein klein wenig erträglicher.

SDP - Feuerzeugromanze (Teil II) Where stories live. Discover now