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Mit zitternden Knien stane ich vor dem großen Gebäudekomplex. Dag drückte fest meine Hand. Ich atmete tief durch und setzte dann zum gehen an. "Soll ich wirklich nicht mit rein?" fragte Dag zim 100sten mal. Ich schüttelte den Kopf und ging zurück zu ihm. "Bis gleich!" flüsterte ich ubd küsste ihn. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf ins Wartezimmer. Ich starrte die Sonnenblumenbilder an. Ich zählte alle Blütenblätter. Zanghaft konzentrierte ich mich auf etwas anderes. Wenn das noch lange dauert drehe ich durch! "Frau Alvarez, folgen Sie mir bitte" Die Arzthelferin begleitete mich ins Behandlungszimmer. Jetzt hieß es wieder warten. Warten auf das Schicksal meines Lebens. Ich wippte auf dem Stuhl hin und her. Immer wieder quietschte er leise. Das machte mich noch nervöser aber ich konnte auch nicht aufhören. Mir ging es noch nie so schlecht wie in diesem Moment. "Hallo Frau Alvarez, haben Sie keine Begleitung dabei?" fragte mein Arzt verwundert. Ich schüttelte nur den Kopf und sah ihn erwartend an. Sein Blick strotzte nur vor Verzweiflung, die Sorgenfalten auf der Stirn unterstrichen das Ganze. "Ich mach es kurz... Frau Alvarez, Sie haben Krebs mit Metastasen im Wadenbein. Deshalb auch die starken Schmerzen" erklärte er sachlich. Krebs. Scheiße! Aber Krebs heißt ja nicht gleich Tod. "Und wie gehts weiter?" fragte ich ängstlich. "Es gibt... Es ist schwierig. Der Krebs hat bereits massiv gestreut. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Therapie noch einen Lebensrettende Maßnahme wäre." Keine Therapie. Massiv gestreut. Es fühlte sich alles ganz dumpf an. Alles um mich herum verschwamm. Massiv gestreut! Keine Therapie! Diese Worte hallten durch meinen Kopf. Ich starrte nur noch ins Leere. "Frau Alvarez?" Der Arzt legte sanft seine Hand auf meine. Erst dann kam ich wieder im Hier und Jetzt an. "Frau Alvarez, es ist ein Schock. Ich verstehe das aber wir brauchen von Ihnen eine Entscheidung." Fragend sah ich ihn an. "Tschuldigung... Was?" nuschelte ich. "Die Chemotherapie und die Bestrahlung wären maximal lebensverlängernd." erklärte er nocheinmal. Tränen bahnten sich ihren Weg. "Wie lange?" schluchzte ich. Der Arzt zögerte. "Wie lange, verdammt?" rief ich lauter. "Schwer zu sagen, ohne Therapie ungefähr 6 Monate. Mit Therapie wahrscheinlich 8 Monate" geknickt senkte der Arzt den Kopf. Er wollte mir diese Nachricht nicht überbringen aber er hatte keine bessere für mich. "Wann würde die Behandlung beginnen?" Ich konzentrierte mich nur noch auf die Fakten, versuchte alle Gefühle auszublenden. "Sofort" sagte er nur. Damit war es klar. Keine Therapie. Was bringen mir diese zwei Monate mehr? Nichts! Ich will mit den Jungs auf Tour, Timmy sehen, ans Meer. Nicht im Krankenhaus auf meinen Tod warten. "Ich will keine Therapie." sagte ich entschlossen. Der Arzt nickte. Er versuchte nicht mal es mir auszureden. Es schien also wirklich sinnlos noch zu kämpfen. "Wenn die Schmerzen schlimmer werden, zögern Sie nicht und kommen Sie vorbei. Wir versuchen, dass Sie so wenig wie möglich leiden müssen." Ich nickte nur, schulterte meinen Rucksack und stand auf. Ich wollte hier einfach nur noch raus. "Bei Fragen können Sie jederzeit kommen. Wenn sie psychologische Betreuung brauch melden Sie sich. Wir helfen Ihnen." Ich hörte nicht mehr eichtig hin. Ohne ein weiteres Wort stürmte ich nach draußen. Tränen verschleierten meine Sicht. Ich atnete tief die frische Luft ein. "Tascha!" rief Dag und kam sofort zu mir. Er hat die ganze Zeit hier auf mich gewartet. Obwohl ich das nicht wollte. Aber jetzt bin ich verdammt froh, dass er da ist. Ich klammerte mich heulend an ihn. Ich konnte mich kaum selber auf den Beinen halten. Ich spührte Dags Tränen auf meinem Kopf. Er weinte ohne die Diagnose zu kennen. Nach ein paar Minuten sah ich ihn an. "Danke" flüsterte ich. Ich musste ihm gerade nichts erklären, ich konnte einfach nur weinen. Er hielt mich fest. "Dag, kannst du mich nach Hause bringen?" fragte ich. "Natürlich Panda" flüsterte er und küsste eine Träne auf meiner Wange weg. Fest legte er den Arm um mich. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begleitete er mich nach Hause. "Dag... Ich muss brauch Zeit für mich. Bitte" flehte ich ihn an. Ich kann nicht reden. Ich muss sekbst erstmal alles verstehen. "Aber..." "Heute um 20 Uhr im Studio, sag Vincent Bescheid." sagte ich. Ohne eine Antwort abzuwarten schob ich ihn aus der Türe. Als er weg war brach ich erneut in Tränen aus. Weinend brach ich zusammen. Ständig vibrierte mein Handy. Fuck! Nervt das! Tausend Nachrichten von Sabi, Jule, Mama aber auch von den Jungs. Verdammt! Ich will noch nicht gehen. Ich will doch nur leben! Wütend warf ich mein Handy durchs Zimmer und brüllte den Schmerz aus mir raus. Reglos lag ich am Boden. Es fühlte sich alles so surreal an. Nicht so als wäre es mein Leben. Es war wie ein schlechter Film, in dem man gefangen war.

Es ist schon 19 Uhr. Ich sollte mich mal am Riemen reißen. Mir war egal wie ich aussah. Alle auf der Straße starrten mich förmlich an. Ich sah auch richtig assozial aus. Verquwollene Augen, zersauste Haare, ausgebeulte Jogginghose und ein viel zu großen Pulli. Tja sowas nennt man gescheiterte Existenz. Existenz... Wie lange werde ich überhaupt noch existieren? Fuck! Ich schlukte den Gedanken runter und fokusierte mich auf das anstehende Gespräch. Sie werden mich sicher zur Behandlung überreden wollen. Aber es ist sinnlos. Ich will meine letzten Monaten nicht im Krankenhaus verbringen. Ich will leben.
Die Tür war wie immer offen. Man hörte keine einzige Stimme, kein geklapper, auch keine Musik. Es fühlte sich komisch an. Hier haben wir schon so viele Sachen besprochen. So viele gute znd jetzt komm ich... Ich kann es leider nicht ändern. "Tascha du bist schon hier!" sagte Vincent überrascht und umarmte mich. Er wirkte besorgt, nervös, fast schon ängstlich. "hey, wo ist Dag?" fragte ich. "Setz dich ich hole ihn" murmelte Vincent und verschwand. Fuck! Was zur Hölle soll ich ihnen sagen. Hey in nem halben Jahr seid ihr mich los... Ich kann das nicht. Ich will das nicht! Ich hab so Angst! Sie setzten sich mir gegenüber und sahen mich mit großen Augen an. "Ich hab Krebs. Unheilbar" fiel ich mit der Tür ins Haus. Es war das erste Mal, dass ich es aussprach. Das machte es noch realer. Jetzt konnte ich es nicht mehr leugnen. Jetzt ist es wahr. Es fühlte sich beklemmend an. Ich kämpfte mit den Tränen. Ich wollte nicht weinen. Ich will doch nur die Fakten mit ihnen klären. "Wie lange?" flüsterte Dag kaum hörbar. "wahrscheinlich 6 Monate" antwortete ich genauso leise. Es fühlte sich weniger bedrohlich an es nur zu flüstern.

SDP - Feuerzeugromanze (Teil II) Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon