ℕ𝕠𝕔𝕙 𝟛𝟞𝟜 𝕋𝕒𝕘𝕖

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A change in the weather
I was praying that you and me might end up together
It's like wishing for rain as I stand in the desert

~ Ron Pope, A Drop In The Ocean

~ Ron Pope, A Drop In The Ocean

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4. Kapitel

Finstere Dunkelheit umhüllt mich. Ich schmecke eine bitter, salzige Note – fast wie Eisen. Mein Kopf hängt schlaff nach unten gerichtet. Eine Flüssigkeit tropft von meiner Nase auf die Unterlippe. Blut.

Wie lange habe ich geschlafen? So ausgelaugt hat sich mein Körper noch nie angefühlt. War ich vielleicht sogar den gesamten Tag weggetreten? Die Augenlider lassen sich nur schwer öffnen. Als ich realisiere, dass der Raum ohnehin abgedunkelt ist, schließe ich sie sofort wieder.

Ich lecke mir über die Lippen. Neben den blutigen Geschmack bemerke ich, wie ausgetrocknet mein Mund ist. Was, je nachdem wie lange ich hier ohne Flüssigkeitszufuhr gesessen habe, kein Wunder ist.

Gähnend versuche ich mich zu strecken, komme jedoch nicht weit. Raue Bänder schneiden sich in meine Gelenke und halten mich an Ort und Stelle fest. Ich zerre und reiße, doch es nützt nichts.

Adrenalin pumpt durch meinen Körper und bringt mich dazu, die Augen aufzureißen. Eine Weile sehe ich nur Schwarz, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt habe.

Eine Heizung gibt es hier nicht, was die Gänsehaut auf meinen Armen eindeutig beweist. Alles an mir, besonders die Finger, zittert eisig. Stutzig macht mich die Wolldecke über den Oberschenkeln. Ich lehne meine am Rücken zusammengebundenen Hände etwas weiter seitlich, um den warmen Stoff der Decke spüren zu können.

Ich erkenne einen alten, heruntergekommenen Tisch, an dem ein Stuhl steht. Darauf hat jemand ein Radio gestellt, ziemlich groß und unhandlich. Dem Stil nach zu urteilen, stammt es nicht aus diesem Jahrhundert. Aus der Ecke höre ich das Brummen einer Waschmaschine, die jemand auf Hochtouren laufen lässt. Das hier ist ein Keller, eindeutig.

Mit einer Drehung versuche ich auch den restlichen Winkel auszumachen. Leider kann sich meine Wirbelsäule nicht weit genug drehen. Das, was ich in Wahrheit gesucht habe – einen lebenden Menschen – macht sich von selbst bemerkbar. Hinter mir höre ich, wie ein quietschender Stuhl zurückgeschoben wird.

Unwohlsein beschreibt nicht mal annähernd meine aktuelle Gemütslage. Ich will mich zusammenkrümmen, kleinmachen wie eine Maus, aber ein Teil von mir hat schon realisiert, wie ausweglos die Flucht ist. Deshalb zittere ich nicht nur vor Kälte. Ich zucke regelrecht zusammen, als der Unbekannte immer näher schreitet.

Obwohl mir die Situation so vertraut ist, wehrlos in der Falle zu sitzen, habe ich mich nie so hilflos gefühlt. Der Kloß in meiner Kehle wird immer enger und enger. Innerlich male ich mir den Untergang bereits aus – nie mehr die Sonne zu sehen, um langsam, bitterlich in diesem Keller abzunippeln.

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