9 ◄ Über Geheimnisse und Erinnerungen

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»Leute, darf ich euch Tyler Collins vorstellen? Tyler, das ist mein Freund Joey und meine Schwester Caroline.« Kurzes Hände schütteln und Verwirrtheit auf Seiten von Joey und Caroline. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass ich diese Fakebeziehung noch weiterführen wollte. Caroline hielt mich jetzt sicherlich für einen Feigling, aber sie kannte immerhin nicht die Wahrheit.

»Das war das Richtige«, kam es jetzt auch noch von Seiten Marlons. Danke, das konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen.

Joey war anscheinend schon wieder ganz in seinem Element, nahm meine Hand und flirtete was das Zeug hält, allein durch seinen Blick.
Tyler räusperte sich. »So, jetzt will ich es aber wissen. Warum hasst Ashley David dich so sehr?«

Ich stöhnte. Etwas anderes interessierte ihn also nicht? Nur deshalb war er überhaupt hier. Nicht wegen mir oder weil er irgendwelches Interesse an mir hatte. Egal. Der alte Tyler wusste es, warum sollte ich es nicht auch dem jungen erzählen? Und mein persönlicher Boss schien auch nichts dagegen zu haben.

»Ashley David war für mich... vor ewiglanger Zeit... mal einfach nur Ashley. Sie war ein nettes Mädchen aus der Nachbarschaft und ich habe gerne mit ihr gespielt.«
Caroline lachte. »Du untertreibst. Ihr habt gerne miteinander gespielt? Ihr ward die besten Freunde.«
Ich verdrehte die Augen. Danke, dass du mich daran erinnerst, liebste Schwester. »Von mir aus...«
»Was ist passiert?« Tyler brannte anscheinend vor Neugierde.

»Sie wurde komisch. Sie änderte sich.«
»Einfach so?«, fragte Tyler verdutzt.
Als ich einfach nur mit den Schultern zuckte, sprang die reizende Caroline für mich ein: »Nein. Nicht einfach so. Du musst wissen, Ashley war früher ziemlich auf Jamie geprägt. Außer Jamie hatte sie kaum jemanden. Dann freundete sich Jamie aber mit Freya an. Jamie dachte sich nicht viel dabei, immerhin konnte man ja zwei beste Freundinnen haben. Aber nicht in Ashleys Augen. Sie fühlte sich vernachlässigt und die Freundschaft brach.«

Den Rest wollte ich erzählen: »Danach hat sie sich vorgenommen Rache an mir zu nehmen. Sie wollte gewinnen und besser sein als ich... beliebter. Tja, scheint als hätte sie gewonnen. Ist mir aber total egal, ganz ehrlich.«

»Ich finde es furchtbar, wenn etwas wegen einer anderen Person zu Bruch geht.«
»Willst du damit etwa sagen, dass es Freyas Schuld ist?« Auch wenn unsere Freundschaft kein so gutes Ende nehmen würde, daran hatte sie sicher keine Schuld. »Es ist Ashleys Schuld.«

»Ich will mich da nicht einmischen und gebe deshalb einfach niemanden die Schuld.« Ja, ja. Typisch Tyler. Wenn es kompliziert wird, am besten einfach raus halten. »Jetzt wo die Sache geklärt ist, hättest du Lust zu tanzen?«

Oh Gott, ja, ja, ja! Aber halt, Jamie! Du musstest in deiner Rolle bleiben. Also drehte ich mich zu Joey um: »Ist das für dich in Ordnung?«
Wie gut er das konnte. Er machte den Ausdruck als wollte er mich am liebsten gar nicht loslassen. »Wenn du in Kürze wieder bei mir bist. Caroline kann mir ja in der Zeit Gesellschaft leisten.«

Puh, zum Glück ließ er mich gehen. So gut wie er seine Rolle spielte war ich mir da erst nicht sicher gewesen.

Tyler konnte jetzt auch schon so gut tanzen wie er es später können würde. Wir waren ein geübtes Paar ohne, dass er es überhaupt wusste. »Ich habe meine Worte vorhin ernst gemeint. Dass ich es furchtbar finde, wenn etwas wegen einer anderen Person zu Bruch geht.«

Oh, oh. Überträgt er das jetzt auf die nicht-vorhandene-Beziehung von Joey und mir? »Ich meine es aber auch ernst, wenn ich sage, dass ich dich gerne besser kennenlernen möchte... wenn du verstehst was ich meine. Ich sitze sozusagen in einer Zwickmühle.«

Verdammt. Was sollte ich dazu nur sagen? Gebe nicht auf! Ich liebe nämlich dich und nicht Joey. Wäre wohl nicht so angebracht. Letztendlich entschied ich mich dafür: »Meiner Erfahrung nach hält nichts für immer. Wer weiß wie lange das mit Joey und mir geht? Schließlich bin ich jung und noch auf der Suche nach der Liebe, die ewig dauert.«

Skeptisch hob er die Augenbrauen. »Hört sich ja nicht so an als wärst du glücklich mit ihm.«
Schnell entgegnete ich, da mich Marlon schon wieder wütend aus seiner Ecke beäugte. »Doch das bin ich... sehr. Aber kann man wirklich glauben, dass man mit seiner Highschoolliebe ewig zusammen bleibt?«

Ich kannte Tyler zu diesem Zeitpunkt. Jetzt glaubte er ganz sicher noch nicht daran. Später, ja... mit mir würde er seine Meinung ändern. Obwohl selbst das am Ende nichts genützt hatte. »Wenn man den Richtigen findet, dann schon, denke ich.« Oh, wow. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Früher hätte er sicher nicht so geantwortet, jetzt schon? Vielleicht war das ein gutes Zeichen, dass er jetzt an ewige Liebe glaubte. Und das erste Mal hatte ich Hoffnung, dass Marlons Plan wirklich funktionieren könnte.

Damit Tyler ja nicht skeptisch bezüglich Joeys und meiner Liebe wurde, war es auch Joey, der mich nach der Party nach Hause brachte. So wie es sich für einen anständigen Freund gehörte. Caroline war noch ein bisschen geblieben. Wahrscheinlich um ihr Glück noch mal bei Riley Rivers zu versuchen.

Somit gingen wir nun zu zweit die dunkle Straße entlang. Passte eigentlich ziemlich gut, da ich Joey sowieso unbedingt noch was fragen musste. Allein, wenn's ging.

»Joey? Danke nochmal, dass du das heute mitgemacht hast.«
»Kein Problem. Für dich doch gerne, Jamie.«
»Ja, ähm. Du hast dich ziemlich ins Zeug gelegt. Ich meine, nicht mal ich habe mich so angestrengt, obwohl ich diejenige bin, die Tyler eifersüchtig machen wollte.«

Eine Weile sagte er nichts. Wahrscheinlich legte er sich die passenden Worte zurecht. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagte er: »Naja. Ich muss gestehen, dass ich die Sache auch ein wenig aus Eigennutz gemacht habe.«

Ich musste mich wohl verhört haben. Eigennutz? Was bedeutete das? Vor meinen Augen tauchten erneut die Bilder auf, wie er mit seinen Augen geklimpert hatte, wie er mich geküsst hatte...

Oh, nein. Bitte nicht! »Joey, was für ein Eigennutz?«
»Das kann ich dir nicht verraten. Das ist mein Geheimnis.«
»Sag nicht, du bist in mich verliebt.«

Er starrte mich mit geweiteten Augen an und begann dann lauthals zu lachen. »Was? Nein. Natürlich nicht, Jamie!«
Ich atmete erleichtert aus. »Aber was ist es dann? Du musst es mir sagen, Joey. Sonst wird ein Teil von mir nie hundertprozentig sicher sein, ob du nicht doch in mich verliebt bist.«

»Das muss aber unser Geheimnis bleiben. Ich vertraue dir, aber du darfst es sonst niemanden verraten. Nicht mal deiner besten Freundin.«
»Was ist mit Caroline? Sicherlich weiß sie es bereits. Ihr zwei seid doch die besten Freunde.«
»Erst Recht nicht Caroline. Weil... naja. Ich wollte sie mit unserer Fakebeziehung Heute eigentlich eifersüchtig machen.«

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