ℕ𝕠𝕔𝕙 𝟛𝟞𝟜 𝕋𝕒𝕘𝕖

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And no thank you
is how it should've gone
I should stay strong
But I'm weak, and what's wrong with that?
Boy, oh boy I love it when I fall for that

~ AJR, Weak

~ AJR, Weak

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8. Kapitel

Mindestens eine Stunde irre ich durch Feldwege und schmale Straßen, versuche, mich zu erinnern, doch die Fichten und Birken – sie sehen alle identisch aus. Wenn ich nur das heruntergekommene Familienhaus mit den rostigen Wäscheleinen im Vorgarten wiedersehen würde, das würde ich erkennen.

Während ich mich von Ast zu Ast hetze, drängt sich die Frage auf, ob ich überhaupt in etwas talentiert bin, das in der Realität zu gebrauchen ist. Am Ende sind ihre Anschuldigungen gar nicht so abwegig, wie mich die Lehrer immer glauben lassen. Ich bin ein Loser. Gute Noten sind am Ende des Tages nichts Wert.

Ich sacke mit meinem Rücken gegen den Stamm einer Fichte und betrachte die Handflächen. Furchen zeichnen die komplette Innenfläche. Dreck sammelt sich am Eingang der Wunde. Zähne zusammenbeißend lasse ich den Schmerz über mir ergehen. Darf ich es ironisch finden, dass sich die Schnitte entlang meiner Lebenslinie erstrecken?

»Du hast ja schnell aufgegeben«, dringt ihre Stimme an mein Ohr, die ich jetzt bis in alle Ewigkeit mit Gefühlen und Gedanken assoziiere, die mich aufschreien lassen wollen. Stattdessen bleibe ich reglos im Gras sitzen. Die Knie sind Wackelpudding und meinem Gemüt scheint ohnehin alles egal zu sein. Wer bin ich, wenn jemand anderes fortan mein Leben weiterführt?

»Mir wird auch keine Wahl gelassen.«

Situationen einzuschätzen, gehört nicht zu ihren Fähigkeiten. Obwohl ich bereits kapitulierend das Handtuch geworfen habe, eilt sie schnellen Schrittes zu mir, um Hand an mich zu legen.

Ich lasse sie gewähren, denn selten ist die Welt so an mir vorbeigezogen wie in diesem Augenblick. Den Rückhalt meiner Familie habe ich als selbstverständlich angesehen. Wenn alles in sich zusammenfällt, dann reichen sie mir die nötigen Steine, um die Mauer um mich herum zu errichten.

Selbst wenn sie der Teufel höchstpersönlich ist, mit den feuerroten Haaren gar nicht so unwahrscheinlich, im Moment besitze ich nicht einen Stein. Sie zerrt mich hoch, während sie die Hände am Rücken umschlossen hält. Ich lasse die aufkommende Welle mich mit sich reißen.

»Das war ein Fehler«, zischt sie, versucht, dabei herrisch zu klingen. Wäre mein Leben nicht mit der Zeit eingefroren, ich hätte gelacht – sogar über die eigene Dummheit, mich bei kalten Herbsttemperaturen ins Gras gesetzt zu haben. Die morgige Blasenentzündung ist mir jedoch herzlich egal.

»Kein Größerer als in der Zeit zurückzureisen. Bist du dafür verantwortlich?« Meine Stimme klingt weniger eindringlich, als ich es beabsichtigt habe. Sie zittert regelrecht. Der Inhalt hat genug Eindruck bei ihr hinterlassen, um in der Bewegung innezuhalten.

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