15 ◄ Wie ein Song Leben verändert

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Es ist gewiss nicht das erste Mal, Jamie! Immer wieder redete ich mir diese Worte ein. Trotzdem war ich jetzt beim zweiten Mal aufgeregter. Man konnte es einfach nicht mehr leugnen. Warum? Beim ersten Mal hatte ich es nicht gewusst.

Aber dieser Song hatte mein Leben verändert. Damals hatte ich es noch nicht gewusst, aber durch diesen Song wurde Tyler auf mich aufmerksam... hat sich in mich verliebt. Am Ende hatte es trotzdem nicht gereicht. Dieses Mal war es anders. Durch den Song wurde er nicht auf mich aufmerksam werden, denn er kannte mich bereits. Würde er sich dadurch in mich verlieben... für immer?

Wohl kaum. Der Song hatte seine Liebe beim ersten Mal auch nicht ewig gemacht. Tyler hat mich und meinen Gesang immer voll und ganz unterstützt... auch wenn er selber nicht viel davon verstand. Wegen meinen Eltern habe ich irgendwann damit aufgehört. War das der Fehler gewesen?

Meine Hände zitterten. Ich machte mir einfach einen zu großen Kopf. Ich sollte einfach daraus gehen und singen. Nicht für Tyler, sondern für Caroline. Sie wünschte es sich mehr als irgendjemand sonst. Natürlich hatte sie sich heute Morgen über das Buch gefreut, das ich ihr geschenkt habe. Aber hier drauf freute sie sich eindeutig mehr.

»Es geht gleich los, Jamie. Bist du bereit?«, fragte mich der Gitarrist von der Band, die Caroline organisiert hatte. Ich wollte antworten, aber irgendwie brachte ich gerade keinen Ton hervor. Oh je! Wie sollte das nur auf der Bühne werden? Also nickte ich dem Gitarristen einfach zu.

Die Instrumente hatten sie bereits auf die kleine Erhöhung im Garten, wo die Party stattfand, aufgestellt. Ich wartete jetzt in der anliegende Garage auf meinen Einsatz.

Und wenn man gerade daran denkt... da kam sie auch schon: mein Einsatz. Das Kleid, was sie sich extra für den heutigen Tag gekauft hatte, stand ihr ausgesprochen gut. Da es einen verspielten Blümchenprint hatte, blieb sie ihr selbst treu und kam nicht zu edel und aufgedonnert rüber. Trotzdem hatte es was mit der dezenten Kette und den nudefarbigen Highheels.

»Auf geht's, Schwesterherz. Zeit die Bühne zu rocken.«

»Bist du mir sehr böse, wenn der Auftritt voll in die Hose geht?«, fragte ich sie vorsichtig, woraufhin sie einfach zu lachen begann.

»Jamie, du packst das schon! Und selbst wenn irgendwas schief gehen sollte, dann wäre das nur menschlich.«

Ein kleines bisschen beruhigten mich ihre Worte, auch wenn die Nervosität immer noch nicht ganz von mir gewichen war. Mein kleiner Finger tippelte wie verrückt gegen das Mikrophon in meiner Hand. Einatmen. Ausatmen. Und dann öffnete Caroline mir die Tür der Garage, die zur Party draußen führte... und wohl auch zu meiner Bühne.

Als ich auf der Anhöhe stand, waren alle Augen auf mich gerichtet... irgendwo bestimmt auch die von Tyler. Ich betätigte den On-Schalter meines Mikros und legte los: »Hi alle zusammen. Ich bin Jamie Morgan und ich möchte meiner Schwester Caroline noch mal Alles Gute zu ihrem achtzehnten Geburtstag wünschen. Dieser Song ist für dich, Süße! Du bist und bleibst einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.«

Die Instrumente ertönten. Und obwohl ich diesen Song wirklich ausschließlich für Caroline singen wollte, hielten meine Augen ständig nach Tyler Ausschau. Das war dann wohl mein Einsatz. Ich hatte diesen Song vorher noch total intensiv üben müssen, da es für mich schon ganz lange her war, dass er in den Charts war. Obwohl er jetzt gerade wohl ziemlich angesagt sein musste...

»I could try you with a waltz. I could try you rock and roll. I could try you with the blues. If a song would do

I could sing it high or low. When I let you go, you know. I thought it was for the best. Now it is so obvious

So here it is, here it goes. I could try it rock and roll. Change your life forever too. If a song could get me you. I could make it high or low. Sing it on the radio. If that is what I need to do. If a song could get me you

I could run for miles and miles. I'd take off and I'd start flying. I could cross land and sea. If you just believe me

I should not have hurt you so. This old house is not a home. Without you here, there's no use. I've got no time left to lose

So here it is, here it goes. I could try it rock and roll. Change your life forever too. If a song could get me you. I could make it high or low. Sing it on the radio. If that is what I need to do. If a song could get me you

If a song could get me through. I'd sing my way right back to you. Tell me how to make it right. Tell me now, I'll start tonight. I know I could make it last

I swear to you that if I knew. What I was getting myself into. I wouldn't answer to my fears. I'd never leave you standing there

Just look at me.

If you'd only see me. I would prove my love for you. I could swallow half the moon. Just tell me where, tell me when. I will have you back again

Yeah, here it is, here it goes. I could try it rock and roll. Change your life forever too. If a song could get me you. I could make it high or low. Sing it on the radio. If that is what I need to do. If a song could get me you

Yeah, here it is, here it goes. I could try it rock and roll. Change your life forever too. If a song could get me you. I could make it high or low. Sing it on the radio. If that is what I need to do. If a song could get me you.«

Der Applaus, der im Anschluss folgte, war schon immer ein Hauptgrund dafür gewesen, warum ich Sängerin werden wollte. Wenn man den hörte, konnte man einfach all seine Probleme vergessen. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht verbeugte ich mich vor der Menge. Tyler hatte ich währenddessen völlig aus den Augen verloren.

Ich ging von der Bühne und ein Dutzend Leute, von denen ich nicht mal die Hälfte kannte, sprach mich darauf an wie toll ich doch gesungen hatte. Ich bedankte mich höflich, meine Augen wanderten aber ständig durch die Menschenmasse.

»Jamie! Ich wusste ja gar nicht, dass du so gut singen kannst.« Eine vertraute Stimme. Leider nicht die von Tyler. Ich drehte mich um und schaute Marlon in die Augen. Dieses Mal musste ich nicht lange überlegen welchen von beiden, denn Geist-Marlon stand direkt neben seinem anderen Selbst und guckte einfach nur angepisst, wie er eben immer guckte. »Lass dich von der schlechteren Version von mir nicht ablenken. Du hast hier eine Mission.«

Ich ignorierte den Miesepeter einfach. Ich mochte den realen Marlon. Er war bislang immer nett zu mir gewesen. Außerdem hatte er mir gerade ein Kompliment gemacht. »Danke, Marlon.«

»Ne, mal im Ernst. Warum wusste ich davon nichts? Ich habe dich jetzt für eine total untalentierte Person gehalten, wenn man mal von deinen schulischen Leistungen ausgeht.« Harte Worte, die auch gut von Geist-Marlon stammen könnten, allerdings konnte ich ihm diese nicht übel nehmen. Dafür strahlte er mich einfach zu sehr an.

»Hast du zufälliger Weise Tyler gesehen?«, fragte ich ihn.

»Tyler? Äh, er ist mir erst über den Weg gelaufen. Aber das ist schon eine Weile her.«

»Okay. Dann werde ich einfach mal weitersuchen.« Kam das jetzt komisch rüber? Hm... eigentlich ja nicht. Vielleicht wollte ich ja irgendwas Wichtiges von ihm. Dass ich in Wahrheit ein Liebesgeständnis wollte, musste ja niemand wissen. Immerhin bin ich doch eine treue Freundin für Joey.

Während ich so durch die Menge ging, ohne irgendwelche Zeichen des Erfolgs, zog ich es langsam in Erwägung einfach aufzugeben. Aber dann... blieb ich wie angewurzelt stehen. Nein, nicht wegen Tyler. Ach, du heilige Scheiße!

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